300-Millionen-Euro-Projekt Bürgerbegehren gegen "Bavaria-Park"
Der Widerstand gegen den geplanten Freizeitpark in der Nähe von Neufahrn bei Freising wird immer größer: Gegner des Vorhabens wollen ab morgen Unterschriften für ein Bürgerbegehren sammeln. Der Bürgermeister sieht dem Protest "relativ entspannt" entgegen und setzt auf eine Bürgerbefragung.
Stand: 18.07.2011
Schon Ende vergangener Woche hatte sich die Pfarrei von Neufahrn "mit Entschiedenheit" gegen das Großprojekt gestellt. Die Initiatoren des Bürgerbegehrens argumentieren nun, mit dem Kultur- und Freizeitpark kämen auf die Bevölkerung zusätzliche Belastungen durch Lärm, Schadstoffemissionen und Verkehr zu, "und das an allen 365 Tagen im Jahr". Ein echter Nutzen sei dagegen nicht erkennbar, so die Gegner: "Die Gewerbesteuereinnahmen sind nicht gesichert, die Effekte für den Arbeitsmarkt unerheblich und das wirtschaftliche Konzept der Initiatoren darüber hinaus fragwürdig".
Bürgerbefragung kontra Bürgerbegehren
Die Sorge vor einer "Bauruine auf den Feldern" oder vor einer schrittweisen Ausweitung des Projekts sei in der Bevölkerung groß. Die Initiatoren des Bürgerbegehrens wollen bereits die Einleitung des Raumordnungsverfahrens durch die Gemeinde per Bürgerentscheid verhindern. "Ein derartiger Ausverkauf unserer Heimat und Kultur ist nicht hinzunehmen", so die Initiatoren.
Neufahrns Bürgermeister Rainer Schneider sieht das anders - und setzt auf eine "großangelegte Bürgerbefragung": Nicht nur ein "kleiner Teil der Leute", sondern möglichst viele Neufahrner ab 16 Jahren sollten so zu dem Thema Stellung beziehen. Über eine entsprechende Kampagne werde bereits nachgedacht.
"Bavaria-Park" erzürnt Neufahrner Katholiken
Vor wenigen Tagen hatte sich schon die Pfarrei Neufahrn entschieden gegen das Millionen-Projekt gestellt. Sie sieht in dem 365-Tage-Vergnügen eine Gefahr für christliche Werte. In einem fast einstimmig verabschiedeten Brandbrief wandten sich der Pfarrgemeinderat und die Kirchenverwaltung von Neufahrn im oberbayerischen Landkreis Freising an das örtliche Rathaus und die Kirchenoberen in München. Die Neufahrner Katholiken stören sich daran, dass der im Ortsteil Mintraching geplante "Bavaria-Park" auch an Sonn- und Feiertagen geöffnet haben soll. Damit würden Kultur und Werteempfinden der Christen dem Kommerz geopfert, monieren die Absender der kritischen Stellungnahme.
Prekär: Die Kirche selbst gehört zu den Eigentümern des Geländes und somit wird das Projekt zum Zankapfel zwischen der Kirche vor Ort und dem Erzbischöflichen Ordinariat in München. Die Kirchenbehörde nämlich ist zuständig für ein Pfarrpfründe-Grundstück auf dem Areal, auf dem der 18 Hektar große Freizeitpark entstehen soll. Ein Vorvertrag ist bereits unterschrieben. Die Kirchenoberen in München sollten deshalb auch an die Glaubwürdigkeit der eigenen christlichen Botschaft denken, fordern die Neufahrner Katholiken.
Bürger äußern ihren Unmut
Das Großprojekt an der A 92 hatte zuvor bereits zahlreiche Bürger auf die Palme gebracht. Ende Juni drängten rund 350 Menschen zu einer Informationsveranstaltung, nachdem sie sich bis dato von der Gemeinde schlecht über die Pläne informiert fühlten. Etliche Einwochner von Mintraching, einem kleinen Dorf östlich von Neufahrn, befürchen Verkehrs- und Lärmbelastungen – Bedenken, die die Projektentwicklergruppe um den Münchner Baureferenten Horst Haffner sowie den früheren Präsidenten des Bayerischen Brauerbundes, Gerhard Ohneis, bei der Informationsveranstaltung nicht zerstreuen konnte.
Fahrgeschäfte, Hotels und Kultur
Zwei Millionen Besucher wollen die "Bavaria Park"- Initiatoren pro Jahr in das 2.000-Seelen-Dorf Mintraching locken. Gelingen soll das nicht nur mit Fahrgeschäften. Es soll auch Musik- und Theaterbühnen, bayerische Gaststätten und zwei Hotels geben, dazu Themenhäuser und Blumengärten, Einzelhandel für bayerische Produkte, ein Schlittenberg, ein Wellness-Bereich, eine Bavaria-Lernwelt, Kultur- und Nostalgieviertel und vieles mehr. Kostenpunkt: 300 Millionen Euro. Nach derzeitigem Planungsstand soll der "Bavaria-Park" nicht wie anderswo Eintritt kosten. Dafür müssten die Besucher für die Attraktionen einzeln bezahlen.
Hoffen auf Geld und Jobs
Realisiert werden soll das Großprojekt über ein Investoren- und Betreibermodell. Die Gemeinde Neufahrn wäre daran nicht beteiligt. Sie erhofft sich aber Gewerbesteuereinnahmen und bis zu 1.000 Arbeitsplätze. Das Gelände wurde nach Informationen der Süddeutschen Zeitung bereits vor ein paar Jahren vom Landschaftsschutzgebiet zu einem Logistik-Park umgewidmet.