Harry Potter World als Vorbild
Während der Heide-Park Soltau 2001 an die britische Tussauds Group (heute Merlin Entertainments) verkauft wurde, sind viele Familienbetriebe aber nicht dazu bereit, Investoren zu beteiligen. Besitzer Hans-Peter Tiemann hatte sich für diese Lösung entschieden, um den Heide-Park attraktiver zu machen. Müller-Oltay kennt das Dilemma vieler Parkbetreiber. "Es ist notwendig, ausreichend Platz zu haben, um sich auszudehnen." Nicht nur attraktive, sondern auch mehr Attraktionen und Hotels müssen her - für Mehrtagesgäste.
Genau an diesem Punkt steckt das Phantasialand bei Köln. Eingekesselt zwischen Wohn- und Naturschutzgebiet will der Park seit zehn Jahren erweitern. Auf 56 Hektar sollte die Fläche verdoppelt werden, Naturschützer liefen Sturm. Nun akzeptiert Parkdirektor Ralf-Richard Kenter einen Kompromiss der Bezirksregierung und verzichtet auf Flächen im Landschaftsschutzgebiet. Er darf auf 46 Hektar erweitern. "Wir haben ein begrenztes Einzugsgebiet. Das ist jetzt ausgeschöpft", sagt er.
Bisher wollte er 130 Millionen Euro in Fahrgeschäfte und Hotels investieren. Nun werde es weniger, aber nicht die Hälfte. Die Betreiberfamilie suche auch keinen Investor. "Der Inhaber, Herr Löffelhardt, will das nicht aus der Hand geben, wir haben auch bisher über Banken finanziert."
Europa-Park-Chef Roland Mack hat keine Platzprobleme und gerade für 40 Millionen Euro das Themenhotel Bell Rock mit Leuchtturm und Neuengland-Flair gebaut. In zwei Jahren will er zudem ein "völlig neues Themenkonzept" realisieren und engagierte den französischen Regisseur Luc Besson, bekannt durch Filme wie "Léon, der Profi" und "Arthur und die Minimoys". Die Besucher sollen sich in der Minimoys-Welt wiederfinden - durch Kombination von Film, Fahrgeschäft und Architektur.
Vorbild für Mack ist die Harry Potter World in Florida, wo der Besucher per Achterbahn durch die Welt des Zauberers schwebt. Es ist ein Erfolgsgeheimnis von Mack, jedes Jahr eine neue Attraktion hinzustellen. So hat er in rund 35 Jahren knapp 700 Millionen Euro investiert - ohne Subventionen, wie er betont. Der Umsatz beträgt Insidern zufolge knapp 300 Millionen Euro. Den will er mittelfristig mit einem Wasserpark weiter steigern.
Verbandschef Müller-Oltay sieht auch gute Chancen für kleinere Parks, die nur ihr gesichertes Auskommen haben möchten. Das Geschäft baue auf "Illusionierung und Emotionalisierung" auf, da hätten sich viele Parks einen "Wettbewerbsvorteil im individuellen Bereich" geschaffen. Auch Kollege Chip Cleary weiß, dass es nicht Disney, Mack & Co. alleine sind, die die Branche prägen: "Neben großen Parks gibt es eine Fülle wunderbarer Familienparks. Da sich auch diese Parks weiterentwickeln und nachhaltiger werden, wird die Branche eine glänzende Zukunft haben."