Aber Efteling möchte immer weiter wachsen. Und da muss man auch ein breiteres Publikum ansprechen. dass man das auch will, hat man vor einiger Zeit bereits in einem Interview gesagt.
Ich vergleiche das mal mit dem Europa Park. Der ist auch ein Familienpark und dennoch gibt es thrilligere Attraktionen wie Blue Fire oder Silver Star. Und auch das Phantasialand wirbt damit ein Familienpark zu sein. Hier stehen Black Mamba und Taron.
Eine weitere Thrill-Attraktion würde dem Park gut tun.
Das sehe ich genauso. Im PHL kommt sogar nun F.L.Y hinzu, was vermutlich auch keine Kaffeefahrt wird. Das Familienargument ist in vielerlei Hinsicht auch falsch argumentiert. Was ist denn eine Familienzielgruppe? Eine Familie ist nicht Mutter, Vater und eine Anzahl X von Kindern unter 10. Der Familienbegriff ist ja dynamisch. Bestes Beispiel ist meine Famile.
Wir sind früher mit unseren Eltern und meinen vier Geschwistern regelmäßig wo gewesen. Traumlandpark, Phantasialand, Fort Fun, Safari Park und so weiter. Als ich im Grundschulalter war, war ich bereits begeisterer Fahrer von Marienkäferbahn, WiWa und Schiffschaukel, und die wilderen Attraktionen mochte ich mehr als die Themenfahrten. Das wusste ich als Kind nicht zu schätzen, da kam es auf das Bauchgefühl an. Zumal eine Themenfahrt nie das vermitteln konnte, was eine Geschichte in einem Buch vermittelt. Mir war das damals noch langweiliger als heute, denn heute kann ich mich bei Droomvlucht an dem tollen Setting erfreuen, damals wäre es mir langweilig vorgekommen.
Meine Mutter ist immer die Achterbahnen und fast alle Rundfahrgeschäfte mitgefahren. Mein Vater stand eher daneben. (Heute ist das bei meiner Schwester mit ihren Kindern ähnlich: Die drei stehen für Taron in der Schlange, mein Schwager holt sich in der Zeit was zu Essen und fährt eine Runde Geister Rikscha). Natürlich musste es für uns auch was geben, wir waren ja zu klein für die Loopingachterbahnen. Irgendwann war das aber anders, alle waren groß genug um alles zu fahren. Da wurde dann in Grüppchen aufgeteilt, wenn jemand was nicht machen wollte.
Und heute ist es eben so: Meine Mutter macht nicht mehr die wildesten Fahrten, meine Neffen und Nichten sind alle alt genug, alles fahren zu dürfen, und meine Schwester und ich fahren alles. Aus der Familie mit kleinen Kindern wurde die Familie mit großen Kindern, und daraus erwuchs die nächste Generation.
Ich komme zum Punkt: Die reizvollsten Parks als Familie waren die, die man erneut besuchen wollte. Die, wo die Attraktionen standen, die man noch nicht gefahren war, die man aber erleben wollte, wenn man alt genug ist (Zitat meines Neffen übrigens: "Ich war auf Colorado - und nächstes Jahr bin ich groß genug für Black Mamba! Wann eröffnet Taron?" - das war vor ein paar Jahren). Die Parks, die sowas nicht bieten konnten und die Parks, die sich nicht entwickelten, wurden uninteressant.
Was also ist "familientauglich", welche Zielgruppe ist "Familie"? Das sind die, die sich durch ein BREITES Portfolio angesprochen fühlen. Wo für jeden Geschmack was dabei ist, wo man sich gut aufteilen kann, wenn man verschiedene Geschmäcker hat - und wo die Kinder nicht sagen: "Oh nee, Mama, nicht schon wieder in den Park, da gibt es doch gar nichts spannendes, nichts neues. Lass uns lieber da und da hinfahren!"
Ein Familienpark bietet mehr als nur Achterbahnen vom Kaliber "Höher, schneller, weiter". Ein Park, der vergisst, dass "höher, schneller weiter" ein wichtiges Element für den Erhalt von Familienbesuchen ist, hat was aber nicht verstanden. Stammbesucher, die immer wieder kommen, sind die wichtigste Zielgruppe. Wer sagt, dass er schon zehn Mal in einen Park gefahren ist, macht eine bessere Werbung als jemand, der sagt "Da war ich zweimal, hat sich aber in 20 Jahren kaum verändert. Nett. Vor allem für Familien mit kleinen Kindern..."