G
Gelöschtes Mitglied 21718
Guest
Moin,
vor einigen Wochen ging es für mich in den Süden. Auf dem Weg in den Urlaub (Schweizer Alpen) wurde bei Freunden in Freiburg gastiert. Praktischerweise befindet sich der Europapark bekanntermaßen nicht weit entfernt so dass ein zweitätiger Besuch eingeplant wurde. An einem sonnigen Montag, außerhalb der Ferienzeiten, ging es also zum Erstbesuch in den Europapark.
In diesem Bericht möchte ich meine Eindrücke schildern. Dabei gehe ich nach und nach auf die Attraktionen, Themenbereiche und auf allgemeine Dinge ein, welche mir aufgefallen sind. Zum Abschluss ziehe ich ein Fazit wie mir der Park insgesamt gefallen hat - Spoiler: Warum wird der Park so gehyped?
Zuerst möchte ich mich den Attraktionen widmen.
Voletarium:
Nachdem wir den Park betreten haben, wurde ich von meinen Begleitern direkt zum Voletarium bugsiert, um Zeittickets zu lösen. Das ganze hat sehr gut geklappt so dass wir Mittags pünktlich und ihne längeres Warten das Voletarium besuchen konnten. Die Warteschlange bzw. die Mini-Preshow in der die Attraktion erklärt wird, empfand ich als nicht besonders erwähnenswert. Es stehen ein paar Dekoartikel herum, es hängt hier und da mal was von der Decke. Am auffälligsten ist hier der Eurowings-Flieger sowie die Stewardess, welche einem das weitere vorgehen erklärt.
Die Attraktion selbst ist dann doch sehr gelungen. Ich saß oben rechts, was der Attraktion aber nicht geschadet hat. Sehr immersiv obwohl nicht gerade intensiv, wird eine schöne Landschaft überflogen. Für einen Simulator wirklich eine Top Attraktion. Auch wenn der Airbus nicht unbedingt nötig war...
Blue Fire:
Blue Fire stand auf der Liste der Bahnen welche ich an diesem Tag fahren wollte ganz oben (nunja, vielleicht auch hinter Silver-Star). Also ging es nach dem reservieren der Tickets direkt zur anderen Seite des Parks. Ein Blick auf die Virtual-Line sowie die Wartezeit verriet uns, dass wir hier nicht lang warten müssen. So war es dann auch, wir konnten durch den Nord-Stream 2 / Gazprom Dom direkt in den Bahnhof durchgehen und mussten hier nur einen Zug warten. Irgendwo in der Mitte sitzend ging es dann los.
Der Launch war deutlich schwächer als ich erwartet habe (auch wenn ich weiß das Mack da nicht gerade viel Leistung an den Tag legt). Ebenso fuhr sich die Bahn wirklich schlecht. In jeder Kurve gab es teilweise sehr unsanfte Schläge und die Zwischenbremse war sehr hart.
Hier habe ich mir insgesamt deutlich mehr erhofft. Häufig liest man das Blue Fire das Paradebeispiel eines Looping-Coasters sei. Dies kann ich absolut nicht nachvollziehen. Das Layout wäre noch einigermaßen okay gewesen aber als wirklich gut habe ich die Bahn nicht empfunden. Für mich ein schlichter 0815 Looping-Coaster welcher am meisten durch seine miesen Fahreigenschaften auffällt. Schade.
Silver Star:
Für mich die eigentliche (erwartete) Hauptattraktion des Parks. Der B&M Hypercoaster, welcher sich einem bereits auf dem Parkplatz entgegen streckt. Knapp 70m Höhe sehen einfach immer beeindruckend aus. Leider kann man dies von der Bahn nicht sagen. 127 km/h sind schnell und wer sich das Out and Back Layout der Bahn anschaut mit den vielen Camel Backs erwartet halt etwas, dass Colossos in Grund und Boden fahren müsste. Tut sie aber nicht. Die abhebenden Kräfte sind höchstens am Ende des Zugs spürbar (bin erste Reihe, 6te Reihe und letzte Reihe gefahren), der First-Drop nicht annähernd so steil wie er sein könnte und die Kurven teilen teilweise kräftig aus. Die zügigen Drops nach der Blockbremse sind da schon das intensivste Element.
Ich verstehe es leider nicht wie eine Bahn welche auf dem Papier so gut zu sein scheint so langweilig sein kann. Aber irgendwie wirkt diese Bahn wie eine entschärfte Version von dem, was sie eigentlich sein will. Zumindest bei den Besuchern scheint dieses Gefühl auch anzukommen. Länger als 5 min warten musste ich bei keiner meiner drei Fahrten. Warum es dann doch drei Fahrten geworden sind? Keine Warteschlange und die Hoffnung dass es in irgendeiner Reihe dann doch besser wird. Aber mehr als eine geniale Aussicht war kaum drin.
Wodan:
Vorweg, Wodan war das genaue Gegenteil von Blue Fire und Silverstar. Bei den letztgenannten Bahnen hatte ich recht hohe Erwartungen, schlichtweg aufgrund dessen was ich im Vorfeld gelesen und gehört habe. Bei Wodan hatte ich keine Erwartungen. Diese Bahn war schlichtweg nicht auf meinem Radar. Also standen wir am Ende des Tages vor Wodan und ich dachte mir "Woody". Okay. Wird ein bisschen rappeln aber wenn man schonmal hier ist... Man hab ich mich geirrt.
Die Bahn schießt einen unglaublich durch die Ecken. Dabei behält sie durchgehend einen Speed, den ich von anderen Bahnen so nicht gewohnt bin. Ich dachte eher an eine entspannte Berg- und Talfahrt oder vielleicht sowas wie Bandit im Moviepark, Wodan ist aber ein anderes Kaliber. Für mich definitiv die beste Bahn im Europapark!
Dabei fährt sich die Bahn wahrscheinlich noch schlechter als Bandit im Moviepark. Zumindest lassen einen die Füße erahnen, was bei anderen Sitzen dem Rücken blühen würde. Aber durch die sehr bequemen Sitze welche eher an eine großzügig gepolsterte Couch erinnern als an einen Achterbahnsitz, merkt man davon nichts. Die Bahn ist unglaublich intensiv, unglaublich schnell und hat ein geniales Layout. Durch die Sitze ist sie auch einfach sehr gut fahrbar. Definitiv mein Highlight!
Euro-Mir:
Schicker Nachbau der Mir in der Warteschlange, ein schicker 90er Rave-Mix auf die Ohren und dazu ein ganz witziger Spinningcoaster. Spaßmaschine ohne großen "Nochmalfahren"-Wert. Vor allem nicht bei Wartezeiten jenseits von 20 min. Spaß hats aber trotzdem gemacht.
Can-Can-Coaster:
Die nächste Überraschung des Tages. Nachdem hier im Forum der Neubau bzw. die Neugestaltung ja einiges an Kritik einstecken musste, muss ich sagen dass mir das Gesamtpaket doch sehr gut gefallen hat. Der Coaster ist natürlich auch nichts besonderes macht aber durchaus Spaß. Die Thematisierung fand ich passend, den Soundtrack entsprechend, so dass insgesamt ein rundes Paket geschnürt wurde. Warum der Coaster so viel negative Kritik abbekommen hat, kann ich nicht nachvollziehen. Da steht im Park deutlich schlechteres.
Atlantis:
Eine Frage, warum? Warum baut man eine so kurze Bahn? Quasi ein Logflume mit nur einer Abfahrt. Nur dass man nichtmal nass wird. Das Konzept hinter dieser Bahn ist mir schleierhaft.
Poseidon:
Wiederum gut gelungen. Interessantes Layout, interessante Verknüpfung von Achterbahn und Wasserbahn und auch einigermaßen nass. Nur der Achterbahnteil fährt sich wie eine Treppe.
Piraten in Batavia:
Wow. Diese Bahn hat gezeigt was der Park gestaltungstechnisch drauf hat. Die Fahrt selbst ist natürlich stinklangweilig, aber darum geht es bei so einer Themenfahrt ja auch nicht. Die Gesaltugn der einzelnen Szenen ist wirklich der Wahnsinn. Ich glaube es ist ohne Probleme möglich hier den ganzen Tag zu verbringen und man hat trotzdem nicht jedes Detail entdeckt. War ich bei vielen Attraktionen enttäuscht, so hat mit diese gezeigt was der Europapark drauf hat. Wirklich in jedem Maße beeindruckend.
Arthur:
Ebenfalls sehr beeindruckend. Der Powered-Coaster hat zwischendurch immer mal wieder Dampf um Spaß zu machen, zeigt aber auch schöne Szenerien welche sehr detailliert gestaltet sind. Ein guter Mix und für Kinder welche mit der Figur etwas anfangen können sicherlich sehr interessant.
Sonstiges:
Rafting, Log Flumes, wilde Maus, Bobbahn und kiddy-coaster behandel ich nicht extra, da es hier quasi wie in jedem Park aussieht. Falls man sie hat fahren sie sie sich alle gleich und sind meist auch entsprechend gestaltet. Die Bobbahn sticht als eher seltene Attraktion vielleicht noch heraus, aber ist man hier eine gefahren kennt man sie alle.
Themenbereiche:
Die Themenbereiche sind durchgehend schick gestaltet, teilweise aber wirklich sehr klein. Auch gibt es hin und wieder unschöne Brüche wie z.B. in Russland. Zum einen macht man hier eine alte russische Schlittenfahrt, direkt daneben steht dann aber eine Raumstation.
Insgesamt wirken die Themenbereiche auf mich sehr unspektakulär. Der skandinavische Bereich sieht halt aus wie in Skandinavien, der holländische Bereich wie in Holland. Griechenland ist sicherlich auch sehr gut getroffen aber insgesamt empfinde ich dies als nichts besonderes. Diese Bereiche haben für mich einfach nicht das Potential mit einem Klugheim, einem Rookburgh, einem Avatar-bereich oder dem Star Wars bereich mitzuhalten. Dies ist nichtmal der Gestaltung geschuldet, welche durchweg sehr detailliert ist, sondern schlichtweg dem Thema.
Dadurch dass eben Länder dargestellt sind, sind dies Bereiche die man einfach kennt. Es ist nichts besonderes daran durch ein griechisches Dorf zu gehen (mal abgesehen davon dass es sich in Rust befindet). Währenddessen Fantasie-Welten deutlich spektakulärer wirken können.
Ja, die Themenbereiche sind sehr schön gestaltet und teilweise auch sehr interaktiv (z.B. das Märchendorf). Durch das Setting selbst habe ich aber nicht das Gefühl mitgerissen zu werden, wie dies vielleicht in anderen Parks möglich ist.
Thematisierung der Attraktionen:
Hier ist so ziemlich jede Kategorie vertreten. Von Attraktionen wie z.B. Piraten in Batavia welche auf einem nahezu perfekten Niveau sind, bis hin zu Euro-Mir oder Silver Star, bei denen man das Niveau nichtmal anfangen muss zu suchen ist alles dabei.
Insgesamt merkt man an vielen Stellen was der Park kann. Vor allem Piraten und Arthur würde ich hier nennen. An anderen Stellen ist dann aber gähnende Leere. Blue Fire, Silver Star, Wodan oder Euro-Mir haben quasi keine Thematisierung.
Ein wirklich störender Punkt für mich ist die Werbung. Wenn ich in einem alten Fluggerät über wunderschöne Landschaften schwebe empfinde ich es als schlecht/peinlich/niveaulos von Eurowings überholt zu werden. Genauso empfinde ich im aktuellen Diskurs um Nawalny eine so offene und prominente Bewerbung von russischen Staatskonzernen wie bei Blue Fire als fast schon skandalös.
Das eine Holzachterbahn von einem Jeanshersteller gesponsored wird oder ohne Bezug zum Rest einfach mal ein Mercedes-Shop im Park steht, ist dann ja schon fast nebensächlich.
Das kenne ich aus anderen Parks so nicht und es hat mir definitiv auch nicht gefehlt.
Organisation:
Ein Punkt in dem der Park wieder punkten kann. Die App ist gut gestaltet, die Wartezeiten sind gut ersichtlich und meistens auch einigermaßen stimmig. Das Prinzip der virtual Line finde ich sehr gut, auch wenn diese sehr oft überfüllt ist. Schade ist ebenfalls dass man nebenbei nicht nach anderen Wartezeiten schauen kann.
Insgesamt hat man mit diesem Angebot aber anderen Parks etwas voraus. Ich fände es gut solche Systeme auch bei anderen Parks zu sehen.
Fazit:
Ich bin zugegebenermaßen mit hohen Erwartungen nach Rust gefahren. Man hört und liest so viel gutes von diesem Park dass ich mich auf die Gelegenheit gefreut habe, ihn endlich besuchen zu können. Nach den ersten Attraktionen hat sich aber schnell Ernüchterung breit gemacht. Man scheint en Zusatz "Familienpark" sehr ernst zu nehmen, so dass auf Thrill sehr gern verzichtet wird. Besonders Schade fand ich dies bei Silver Star. Wenn man eine so mächtige Achterbahn so entschärft, kann man es auch gleich sein lassen und die Bahn 20m niedriger bauen.
Thematisierung ist sicherlich in vielen Punkten ein positiver Aspekt, aber auch bei weitem nicht überall. Von dem so oft genannten Perfektonismus habe ich bei Piraten in Batavia etwas gespürt, ansonsten war da aber nicht viel.
Insgesamt muss ich zugeben, dass ich von dem Park enttäuscht bin. Dies mag auch meinen Erwartungen geschuldet sein, aber von einem so großen Park hätte ich doch ein vielfältigeres Angebot erwartet. Für den Thrill-Seeker ist vielleicht abgesehen von Wodan, nichts dabei.
Der Tag hat auf jedenfall dafür gesorgt, dass wir den zweiten Tag im Europapark nicht wahrgenommen haben. Der "Nochmalbesuchen"-Wert war nach dem ersten Tag schlichtweg nicht groß genug. Alle großen Attraktionen wurden besucht, begeistert haben davon 2-3, der Rest war nichts. Dafür gebe ich nicht noch einmal so viel Geld aus.
Aber das ganze hatte auch etwas gutes. Denn am eigentlich zweiten Tag Europapark, besuchten ich mit meiner Begleitung Rulantica.
Rulantica
Aus naheliegenden Gründen habe ich hier auf das fotografieren verzichtet
Der Eingangsbereich ist schön gestaltet, wir sind mit unseren Online-Tickets und zu zweit (warum auch immer) vorgezogen worden und konnten an der Recht langen Schlange vorbei gehen. Die Umkleidekabinen sind sehr klein, für mich reicht es aber. Ich kann mir allerdings vorstellen dass größere (oder schwerere) Personen eine Familienumkleide nutzen müssen.
Hinter den Umkleiden liegen die Spinde welche mit einem Armband geöffnet werden. So ein System gibt es ja mittlerweile in sehr vielen Bädern. Hinter den Spinden liegen die Duschen, danach geht es in die Wasserwelt.
Die Wasserwelt ist sehr gut gestaltet! Es gibt auf der einen Seite ein schöne Eiswelt, auf der anderen ein Wikingerdorf. Der Außenbereich ist bisher leider sehr klein (nur ein kleines Becken), allerdings soll dieser im nächsten Jahr erweitert werden.
Das auch auf den Flyern häufig angepriesene Highlight ist der Rutschenpark mit 17 Rutschen. Zuerst habe ich mich mit meiner Begleitung um die großen Röhrenrutschen in der Eiswelt gekümmert. Hier sind einige interessante Elemente wie ein Trichter oder eine Half-Pipe vorhanden. Allerdings auch 2 sehr normale Röhrenrutschen. Ebenso stehen hier 2 kurze, offene Rutschen welche einen ca 1,5m ins Wasser fallen lassen.
In der Mitte der Halle steht dann ein Schiff aus dem widerum drei Rutschen heraus brechen. Diese sind wohl eher für Kinder gedacht. Allerdings verdammt unsauber verarbeitet! Die einzelnen Fugen sind sehr schlecht verklebt so dass man bei allen drei Rutschen die Übergänge der einzelnen Elemente sehr deutlich merkt. Auf dem Rücken hinterlässt dies unschöne Macken, da man sich hier aufscheuert!
Finde ich Ungeeignet und sollte eigentlich nicht vorkommen!
Im Wikingerdorf sind dann noch einmal 2 Doppelrutschen und eine WIldwasserrutsche. Eine ist wieder eine simple Röhrenrutsche, eine eine Freifall-Röhrenrutsche. Diese hatte es unsbesonders angetan, so dass wir hier 12x das Vergnügen hatten.
Die einzige Außenrutsche des Parks ist eine Wildwasserrutsche. Zumindest nennt der Park diese so. Warum genau, ist mir allerdings schleierhaft. Es geht dort sehr entspannt zu.
In der Halle selbst ist dann noch ein kleines Becken mit einer Bar, ein Lazy-River der einigermaßen schön gestaltet ist (wenn man von den ganzen Aufputzdosen mal absieht) sowie ein Wellenbecken.
Was mich persönlich sehr gestört hat war die Verletzungsgefahr an den drei genannten Rutschen. Ebenso ist der gewählte Boden in den Becken sehr sehr rau. Meine Begleitung hat sich ihren Bikini aufgescheurt, ich habe an den Füßen blutige Stellen gehabt. Es ist ja schön auch bei Wellengang sicher stehen zu können, auf Fließen kann ich dies in anderen Bädern aber auch.
Insgesamt kann man festhalten dass das Bad sehr schön gestaltet ist. Dies sucht sicherlich seines gleichen. Die gewählten Attraktionen sind sich dann aber meistens sehr ähnlich, mit Ausnahme der Trichter-, Half-Pipe- und Freifallrutsche. von 17 Rutschen auf dem Papier bleiben dann effektiv 3-4 gute Rutschen über welche nach einem mal nicht langweilig sind. Hier bieten andere Wasserparks deutlich mehr, wenn auch nicht so schön verpackt.
Fazit Gesamt:
Es war ein schöner zweitätiger Besuch in Rust. Wir hatten viel Spaß und beide Parks haben uns gefallen. Trotzdem konnte der Europapark meine Erwartungen nicht erfüllen. Zu wenig Action, zu langweilige Gestaltung und zu viel "normal". Wirklich besonders fand ich hier lediglich Piraten in Batavia. Alles andere bekommt man auch woanders.
Rulantica war dort schon deutlich besser. Hier hatte ich das Gefühl zumindest durch die Thematisierung etwas besonderes zu erleben, auch wenn die Rutschen dann doch wieder sehr normal sind und bist auf einige wenige auch recht schnell langweilig werden.
Wenn ich noch einmal in die Nähe von Rust kommen sollte würde auf meiner Liste Rulantica aber definitiv vor dem Europapark stehen. Extra für die beiden Parks anreisen würde ich aber nicht.
vor einigen Wochen ging es für mich in den Süden. Auf dem Weg in den Urlaub (Schweizer Alpen) wurde bei Freunden in Freiburg gastiert. Praktischerweise befindet sich der Europapark bekanntermaßen nicht weit entfernt so dass ein zweitätiger Besuch eingeplant wurde. An einem sonnigen Montag, außerhalb der Ferienzeiten, ging es also zum Erstbesuch in den Europapark.
In diesem Bericht möchte ich meine Eindrücke schildern. Dabei gehe ich nach und nach auf die Attraktionen, Themenbereiche und auf allgemeine Dinge ein, welche mir aufgefallen sind. Zum Abschluss ziehe ich ein Fazit wie mir der Park insgesamt gefallen hat - Spoiler: Warum wird der Park so gehyped?
Zuerst möchte ich mich den Attraktionen widmen.
Voletarium:
Nachdem wir den Park betreten haben, wurde ich von meinen Begleitern direkt zum Voletarium bugsiert, um Zeittickets zu lösen. Das ganze hat sehr gut geklappt so dass wir Mittags pünktlich und ihne längeres Warten das Voletarium besuchen konnten. Die Warteschlange bzw. die Mini-Preshow in der die Attraktion erklärt wird, empfand ich als nicht besonders erwähnenswert. Es stehen ein paar Dekoartikel herum, es hängt hier und da mal was von der Decke. Am auffälligsten ist hier der Eurowings-Flieger sowie die Stewardess, welche einem das weitere vorgehen erklärt.
Die Attraktion selbst ist dann doch sehr gelungen. Ich saß oben rechts, was der Attraktion aber nicht geschadet hat. Sehr immersiv obwohl nicht gerade intensiv, wird eine schöne Landschaft überflogen. Für einen Simulator wirklich eine Top Attraktion. Auch wenn der Airbus nicht unbedingt nötig war...
Blue Fire:
Blue Fire stand auf der Liste der Bahnen welche ich an diesem Tag fahren wollte ganz oben (nunja, vielleicht auch hinter Silver-Star). Also ging es nach dem reservieren der Tickets direkt zur anderen Seite des Parks. Ein Blick auf die Virtual-Line sowie die Wartezeit verriet uns, dass wir hier nicht lang warten müssen. So war es dann auch, wir konnten durch den Nord-Stream 2 / Gazprom Dom direkt in den Bahnhof durchgehen und mussten hier nur einen Zug warten. Irgendwo in der Mitte sitzend ging es dann los.
Der Launch war deutlich schwächer als ich erwartet habe (auch wenn ich weiß das Mack da nicht gerade viel Leistung an den Tag legt). Ebenso fuhr sich die Bahn wirklich schlecht. In jeder Kurve gab es teilweise sehr unsanfte Schläge und die Zwischenbremse war sehr hart.
Hier habe ich mir insgesamt deutlich mehr erhofft. Häufig liest man das Blue Fire das Paradebeispiel eines Looping-Coasters sei. Dies kann ich absolut nicht nachvollziehen. Das Layout wäre noch einigermaßen okay gewesen aber als wirklich gut habe ich die Bahn nicht empfunden. Für mich ein schlichter 0815 Looping-Coaster welcher am meisten durch seine miesen Fahreigenschaften auffällt. Schade.
Silver Star:
Für mich die eigentliche (erwartete) Hauptattraktion des Parks. Der B&M Hypercoaster, welcher sich einem bereits auf dem Parkplatz entgegen streckt. Knapp 70m Höhe sehen einfach immer beeindruckend aus. Leider kann man dies von der Bahn nicht sagen. 127 km/h sind schnell und wer sich das Out and Back Layout der Bahn anschaut mit den vielen Camel Backs erwartet halt etwas, dass Colossos in Grund und Boden fahren müsste. Tut sie aber nicht. Die abhebenden Kräfte sind höchstens am Ende des Zugs spürbar (bin erste Reihe, 6te Reihe und letzte Reihe gefahren), der First-Drop nicht annähernd so steil wie er sein könnte und die Kurven teilen teilweise kräftig aus. Die zügigen Drops nach der Blockbremse sind da schon das intensivste Element.
Ich verstehe es leider nicht wie eine Bahn welche auf dem Papier so gut zu sein scheint so langweilig sein kann. Aber irgendwie wirkt diese Bahn wie eine entschärfte Version von dem, was sie eigentlich sein will. Zumindest bei den Besuchern scheint dieses Gefühl auch anzukommen. Länger als 5 min warten musste ich bei keiner meiner drei Fahrten. Warum es dann doch drei Fahrten geworden sind? Keine Warteschlange und die Hoffnung dass es in irgendeiner Reihe dann doch besser wird. Aber mehr als eine geniale Aussicht war kaum drin.
Wodan:
Vorweg, Wodan war das genaue Gegenteil von Blue Fire und Silverstar. Bei den letztgenannten Bahnen hatte ich recht hohe Erwartungen, schlichtweg aufgrund dessen was ich im Vorfeld gelesen und gehört habe. Bei Wodan hatte ich keine Erwartungen. Diese Bahn war schlichtweg nicht auf meinem Radar. Also standen wir am Ende des Tages vor Wodan und ich dachte mir "Woody". Okay. Wird ein bisschen rappeln aber wenn man schonmal hier ist... Man hab ich mich geirrt.
Die Bahn schießt einen unglaublich durch die Ecken. Dabei behält sie durchgehend einen Speed, den ich von anderen Bahnen so nicht gewohnt bin. Ich dachte eher an eine entspannte Berg- und Talfahrt oder vielleicht sowas wie Bandit im Moviepark, Wodan ist aber ein anderes Kaliber. Für mich definitiv die beste Bahn im Europapark!
Dabei fährt sich die Bahn wahrscheinlich noch schlechter als Bandit im Moviepark. Zumindest lassen einen die Füße erahnen, was bei anderen Sitzen dem Rücken blühen würde. Aber durch die sehr bequemen Sitze welche eher an eine großzügig gepolsterte Couch erinnern als an einen Achterbahnsitz, merkt man davon nichts. Die Bahn ist unglaublich intensiv, unglaublich schnell und hat ein geniales Layout. Durch die Sitze ist sie auch einfach sehr gut fahrbar. Definitiv mein Highlight!
Euro-Mir:
Schicker Nachbau der Mir in der Warteschlange, ein schicker 90er Rave-Mix auf die Ohren und dazu ein ganz witziger Spinningcoaster. Spaßmaschine ohne großen "Nochmalfahren"-Wert. Vor allem nicht bei Wartezeiten jenseits von 20 min. Spaß hats aber trotzdem gemacht.
Can-Can-Coaster:
Die nächste Überraschung des Tages. Nachdem hier im Forum der Neubau bzw. die Neugestaltung ja einiges an Kritik einstecken musste, muss ich sagen dass mir das Gesamtpaket doch sehr gut gefallen hat. Der Coaster ist natürlich auch nichts besonderes macht aber durchaus Spaß. Die Thematisierung fand ich passend, den Soundtrack entsprechend, so dass insgesamt ein rundes Paket geschnürt wurde. Warum der Coaster so viel negative Kritik abbekommen hat, kann ich nicht nachvollziehen. Da steht im Park deutlich schlechteres.
Atlantis:
Eine Frage, warum? Warum baut man eine so kurze Bahn? Quasi ein Logflume mit nur einer Abfahrt. Nur dass man nichtmal nass wird. Das Konzept hinter dieser Bahn ist mir schleierhaft.
Poseidon:
Wiederum gut gelungen. Interessantes Layout, interessante Verknüpfung von Achterbahn und Wasserbahn und auch einigermaßen nass. Nur der Achterbahnteil fährt sich wie eine Treppe.
Piraten in Batavia:
Wow. Diese Bahn hat gezeigt was der Park gestaltungstechnisch drauf hat. Die Fahrt selbst ist natürlich stinklangweilig, aber darum geht es bei so einer Themenfahrt ja auch nicht. Die Gesaltugn der einzelnen Szenen ist wirklich der Wahnsinn. Ich glaube es ist ohne Probleme möglich hier den ganzen Tag zu verbringen und man hat trotzdem nicht jedes Detail entdeckt. War ich bei vielen Attraktionen enttäuscht, so hat mit diese gezeigt was der Europapark drauf hat. Wirklich in jedem Maße beeindruckend.
Arthur:
Ebenfalls sehr beeindruckend. Der Powered-Coaster hat zwischendurch immer mal wieder Dampf um Spaß zu machen, zeigt aber auch schöne Szenerien welche sehr detailliert gestaltet sind. Ein guter Mix und für Kinder welche mit der Figur etwas anfangen können sicherlich sehr interessant.
Sonstiges:
Rafting, Log Flumes, wilde Maus, Bobbahn und kiddy-coaster behandel ich nicht extra, da es hier quasi wie in jedem Park aussieht. Falls man sie hat fahren sie sie sich alle gleich und sind meist auch entsprechend gestaltet. Die Bobbahn sticht als eher seltene Attraktion vielleicht noch heraus, aber ist man hier eine gefahren kennt man sie alle.
Themenbereiche:
Die Themenbereiche sind durchgehend schick gestaltet, teilweise aber wirklich sehr klein. Auch gibt es hin und wieder unschöne Brüche wie z.B. in Russland. Zum einen macht man hier eine alte russische Schlittenfahrt, direkt daneben steht dann aber eine Raumstation.
Insgesamt wirken die Themenbereiche auf mich sehr unspektakulär. Der skandinavische Bereich sieht halt aus wie in Skandinavien, der holländische Bereich wie in Holland. Griechenland ist sicherlich auch sehr gut getroffen aber insgesamt empfinde ich dies als nichts besonderes. Diese Bereiche haben für mich einfach nicht das Potential mit einem Klugheim, einem Rookburgh, einem Avatar-bereich oder dem Star Wars bereich mitzuhalten. Dies ist nichtmal der Gestaltung geschuldet, welche durchweg sehr detailliert ist, sondern schlichtweg dem Thema.
Dadurch dass eben Länder dargestellt sind, sind dies Bereiche die man einfach kennt. Es ist nichts besonderes daran durch ein griechisches Dorf zu gehen (mal abgesehen davon dass es sich in Rust befindet). Währenddessen Fantasie-Welten deutlich spektakulärer wirken können.
Ja, die Themenbereiche sind sehr schön gestaltet und teilweise auch sehr interaktiv (z.B. das Märchendorf). Durch das Setting selbst habe ich aber nicht das Gefühl mitgerissen zu werden, wie dies vielleicht in anderen Parks möglich ist.
Thematisierung der Attraktionen:
Hier ist so ziemlich jede Kategorie vertreten. Von Attraktionen wie z.B. Piraten in Batavia welche auf einem nahezu perfekten Niveau sind, bis hin zu Euro-Mir oder Silver Star, bei denen man das Niveau nichtmal anfangen muss zu suchen ist alles dabei.
Insgesamt merkt man an vielen Stellen was der Park kann. Vor allem Piraten und Arthur würde ich hier nennen. An anderen Stellen ist dann aber gähnende Leere. Blue Fire, Silver Star, Wodan oder Euro-Mir haben quasi keine Thematisierung.
Ein wirklich störender Punkt für mich ist die Werbung. Wenn ich in einem alten Fluggerät über wunderschöne Landschaften schwebe empfinde ich es als schlecht/peinlich/niveaulos von Eurowings überholt zu werden. Genauso empfinde ich im aktuellen Diskurs um Nawalny eine so offene und prominente Bewerbung von russischen Staatskonzernen wie bei Blue Fire als fast schon skandalös.
Das eine Holzachterbahn von einem Jeanshersteller gesponsored wird oder ohne Bezug zum Rest einfach mal ein Mercedes-Shop im Park steht, ist dann ja schon fast nebensächlich.
Das kenne ich aus anderen Parks so nicht und es hat mir definitiv auch nicht gefehlt.
Organisation:
Ein Punkt in dem der Park wieder punkten kann. Die App ist gut gestaltet, die Wartezeiten sind gut ersichtlich und meistens auch einigermaßen stimmig. Das Prinzip der virtual Line finde ich sehr gut, auch wenn diese sehr oft überfüllt ist. Schade ist ebenfalls dass man nebenbei nicht nach anderen Wartezeiten schauen kann.
Insgesamt hat man mit diesem Angebot aber anderen Parks etwas voraus. Ich fände es gut solche Systeme auch bei anderen Parks zu sehen.
Fazit:
Ich bin zugegebenermaßen mit hohen Erwartungen nach Rust gefahren. Man hört und liest so viel gutes von diesem Park dass ich mich auf die Gelegenheit gefreut habe, ihn endlich besuchen zu können. Nach den ersten Attraktionen hat sich aber schnell Ernüchterung breit gemacht. Man scheint en Zusatz "Familienpark" sehr ernst zu nehmen, so dass auf Thrill sehr gern verzichtet wird. Besonders Schade fand ich dies bei Silver Star. Wenn man eine so mächtige Achterbahn so entschärft, kann man es auch gleich sein lassen und die Bahn 20m niedriger bauen.
Thematisierung ist sicherlich in vielen Punkten ein positiver Aspekt, aber auch bei weitem nicht überall. Von dem so oft genannten Perfektonismus habe ich bei Piraten in Batavia etwas gespürt, ansonsten war da aber nicht viel.
Insgesamt muss ich zugeben, dass ich von dem Park enttäuscht bin. Dies mag auch meinen Erwartungen geschuldet sein, aber von einem so großen Park hätte ich doch ein vielfältigeres Angebot erwartet. Für den Thrill-Seeker ist vielleicht abgesehen von Wodan, nichts dabei.
Der Tag hat auf jedenfall dafür gesorgt, dass wir den zweiten Tag im Europapark nicht wahrgenommen haben. Der "Nochmalbesuchen"-Wert war nach dem ersten Tag schlichtweg nicht groß genug. Alle großen Attraktionen wurden besucht, begeistert haben davon 2-3, der Rest war nichts. Dafür gebe ich nicht noch einmal so viel Geld aus.
Aber das ganze hatte auch etwas gutes. Denn am eigentlich zweiten Tag Europapark, besuchten ich mit meiner Begleitung Rulantica.
Rulantica
Aus naheliegenden Gründen habe ich hier auf das fotografieren verzichtet
Der Eingangsbereich ist schön gestaltet, wir sind mit unseren Online-Tickets und zu zweit (warum auch immer) vorgezogen worden und konnten an der Recht langen Schlange vorbei gehen. Die Umkleidekabinen sind sehr klein, für mich reicht es aber. Ich kann mir allerdings vorstellen dass größere (oder schwerere) Personen eine Familienumkleide nutzen müssen.
Hinter den Umkleiden liegen die Spinde welche mit einem Armband geöffnet werden. So ein System gibt es ja mittlerweile in sehr vielen Bädern. Hinter den Spinden liegen die Duschen, danach geht es in die Wasserwelt.
Die Wasserwelt ist sehr gut gestaltet! Es gibt auf der einen Seite ein schöne Eiswelt, auf der anderen ein Wikingerdorf. Der Außenbereich ist bisher leider sehr klein (nur ein kleines Becken), allerdings soll dieser im nächsten Jahr erweitert werden.
Das auch auf den Flyern häufig angepriesene Highlight ist der Rutschenpark mit 17 Rutschen. Zuerst habe ich mich mit meiner Begleitung um die großen Röhrenrutschen in der Eiswelt gekümmert. Hier sind einige interessante Elemente wie ein Trichter oder eine Half-Pipe vorhanden. Allerdings auch 2 sehr normale Röhrenrutschen. Ebenso stehen hier 2 kurze, offene Rutschen welche einen ca 1,5m ins Wasser fallen lassen.
In der Mitte der Halle steht dann ein Schiff aus dem widerum drei Rutschen heraus brechen. Diese sind wohl eher für Kinder gedacht. Allerdings verdammt unsauber verarbeitet! Die einzelnen Fugen sind sehr schlecht verklebt so dass man bei allen drei Rutschen die Übergänge der einzelnen Elemente sehr deutlich merkt. Auf dem Rücken hinterlässt dies unschöne Macken, da man sich hier aufscheuert!
Finde ich Ungeeignet und sollte eigentlich nicht vorkommen!
Im Wikingerdorf sind dann noch einmal 2 Doppelrutschen und eine WIldwasserrutsche. Eine ist wieder eine simple Röhrenrutsche, eine eine Freifall-Röhrenrutsche. Diese hatte es unsbesonders angetan, so dass wir hier 12x das Vergnügen hatten.
Die einzige Außenrutsche des Parks ist eine Wildwasserrutsche. Zumindest nennt der Park diese so. Warum genau, ist mir allerdings schleierhaft. Es geht dort sehr entspannt zu.
In der Halle selbst ist dann noch ein kleines Becken mit einer Bar, ein Lazy-River der einigermaßen schön gestaltet ist (wenn man von den ganzen Aufputzdosen mal absieht) sowie ein Wellenbecken.
Was mich persönlich sehr gestört hat war die Verletzungsgefahr an den drei genannten Rutschen. Ebenso ist der gewählte Boden in den Becken sehr sehr rau. Meine Begleitung hat sich ihren Bikini aufgescheurt, ich habe an den Füßen blutige Stellen gehabt. Es ist ja schön auch bei Wellengang sicher stehen zu können, auf Fließen kann ich dies in anderen Bädern aber auch.
Insgesamt kann man festhalten dass das Bad sehr schön gestaltet ist. Dies sucht sicherlich seines gleichen. Die gewählten Attraktionen sind sich dann aber meistens sehr ähnlich, mit Ausnahme der Trichter-, Half-Pipe- und Freifallrutsche. von 17 Rutschen auf dem Papier bleiben dann effektiv 3-4 gute Rutschen über welche nach einem mal nicht langweilig sind. Hier bieten andere Wasserparks deutlich mehr, wenn auch nicht so schön verpackt.
Fazit Gesamt:
Es war ein schöner zweitätiger Besuch in Rust. Wir hatten viel Spaß und beide Parks haben uns gefallen. Trotzdem konnte der Europapark meine Erwartungen nicht erfüllen. Zu wenig Action, zu langweilige Gestaltung und zu viel "normal". Wirklich besonders fand ich hier lediglich Piraten in Batavia. Alles andere bekommt man auch woanders.
Rulantica war dort schon deutlich besser. Hier hatte ich das Gefühl zumindest durch die Thematisierung etwas besonderes zu erleben, auch wenn die Rutschen dann doch wieder sehr normal sind und bist auf einige wenige auch recht schnell langweilig werden.
Wenn ich noch einmal in die Nähe von Rust kommen sollte würde auf meiner Liste Rulantica aber definitiv vor dem Europapark stehen. Extra für die beiden Parks anreisen würde ich aber nicht.