Nova
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Hallo liebe Coasterfriends! Es ist nun ziemlich genau 2 Jahre her, dass ich in den Genuss kam, nach Japan zu reisen und 5 Freizeitparks zu besuchen. Aus dem Vorhaben zu jedem dieser Parks Erfahrungsberichte zu schreiben ist leider nichts geworden – lediglich die Universal Studios Osaka habe ich geschafft. Ein Versäumnis hat mich allerdings die ganze Zeit geärgert, ein Park hat auf jeden Fall noch einen Bericht verdient: das Fuji-Q-Highland!
Es mag einigen unglaublich erscheinen, aber ich habe tatsächlich überlegt, ob ich den Park wirklich besuchen soll. Meine Zeit in Tokio war knapp, die Anreise zum Park nicht gerade einfach. Dazu die Horrorgeschichten von beim kleinsten Windhauch geschlossenen Achterbahnen. Am Ende war es aber einfach zu reizvoll, ich musste es versuchen! Also habe ich den Tag mit dem besten Wetter rausgesucht (leicht bewölkt, mittelstarker Wind) und meinen Ausflug grob geplant. Das Park-Ticket wollte ich vor Ort kaufen, den Highway-Bus live am Morgen.
Um 5:10 hat der Wecker geklingelt und ich kam recht schnell aus dem Hostel, war allerdings noch ordentlich müde. Zunächst musste ich mit der U-Bahn durch die halbe Stadt nach Shinjuku fahren, wo der Bus starten sollte. Also ab nach unten, ICOCA-Card aufgelegt und durchs U-Bahn-Gate. Natürlich habe ich gleich am Anfang das falsche Gate erwischt und war nun hinter den automatischen Toren eingesperrt. Leider ist es nicht möglich, einfach zurückzugehen und ein anderes Gate zu nutzen, zuerst muss man seine Card von einem Mitarbeiter zurücksetzen lassen. Ich wusste das, weil ich den gleichen Fehler am Tag zuvor schon gemacht hatte. Oh Mann, habe ich mich aufgeregt, denn es war so zeitig natürlich noch niemand am Schalter. Meinen ganzer schöner Plan schien fehlzuschlagen. Zum Glück kam dann doch ein Mitarbeiter irgendwoher. Leider hatte er noch miesere Laune als ich. Das ist in Japan sehr selten, normalerweise ist guter Service alles und viele sind überschwänglich nett. Zu allem Überfluss war es auch noch der Mitarbeiter, der mir am Tag zuvor schon die Karte entsperrt hatte. Es war mir so unendlich peinlich, eigentlich habe ich mich sehr bemüht im Land einen guten Eindruck zu hinterlassen. Nunja, es half ja nichts. Schnell weiter zum richtigen Gate und zum Busbahnhof. Wer schonmal in Tokio unterwegs war, weiß, dass es keine gute Idee ist, unter Zeitdruck ein neues Ziel per Öffis erreichen zu wollen. Die Labyrinth-artigen Gänge, die Vielzahl an Linien und Verkehrsmitteln, Menschenmassen, usw. - kurz: Es war ein höllischer Ritt, ich habe den Busbahnhof super knapp erreicht, das Ticket gekauft und der Bus ist keine 5 min später losgefahren. Puh, Glück gehabt. Der nächste Bus wäre erst eine Stunde später gefahren. Erstmal zurücklehnen und anderthalb Stunden Schlaf nachholen.
Dann war es endlich so weit und ich konnte die ersten Achterbahnen durch das Busfenster erkennen. Hurra! Und auch das Wetter schien ganz passabel. Jetzt nur noch ein Ticket bekommen und vor allem die Fastpässe reservieren, bevor sie ausverkauft sind. Bis zur Parköffnung war es noch ca. eine halbe Stunde, die Schlange vor dem Ticketschalter leider sehr lang. Und es ging quasi nicht voran. Hm, doch einige Leute schienen schon Tickets auf dem Handy zu haben und gingen direkt zum Eingang, wo diese gescannt wurden. Da ich online bereits eine Möglichkeit entdeckt hatte, Tickets zu kaufen, entschied ich mich genau das zu tun, um die Schlange zu umgehen. Es klappte und so ging ich erwartungsvoll zum Scanner. Tja, leider musste ich hier erfahren, dass nur die Hotelgäste gescannt wurden und ich meine Online-Tickets am normalen Ticketschalter umtauschen könnte. Ohje, die Schlange war nun ungefähr doppelt so lang und ich durfte mich wieder ganz hinten anstellen - bitter. Die Parköffnung habe ich so natürlich verpasst. Immerhin ging es nun etwas schneller voran und nach einer gefühlten Ewigkeit durfte ich endlich rein. Direkt hin zu den Fastpässen. Puh, noch genügend vorhanden. Na, bei den Preisen vielleicht auch kein Wunder. Ich musste 2000 yen für eine Fahrt bezahlen (ca. 16€). Was solls, einmal wollte ich schon jede Bahn fahren und die Wartezeiten waren jetzt kurz nach Parköffnung schon auf teils mehrere Stunden angestiegen. Fujiyama, der Togo-Coaster, war leider wegen Wind geschlossen. Ich kaufte trotzdem den Fastpass, etwas Hoffnung hatte ich noch.
Meine erste Achterbahn sollte Takabisha sein – damals noch die steilste der Welt! Vorbei an der riesigen Schlange, Fastpass eingelöst, und los ging die Fahrt. Endlich! Und es war gut, wobei ich sagen muss, dass ich den steilen Drop nicht sonderlich intensiv fand. Schade, dass man so langsam an die Kante anrollt, da wäre einiges mehr drin. Insgesamt schon eine coole Bahn, aber hat mich nicht komplett vom Hocker gehauen. Das lag aber vielleicht auch an dem vorherigen Stress und den leichten Kopfschmerzen. Wachgerüttelt wurde ich allemal. Und den Rest des Tages war ich dann fit für die weiteren Erlebnisse.
Da ich noch etwas Zeit hatte bis zum nächsten Fastpass, erkundete ich nun den Rest des Parks. Nach einer kompletten Runde, stellte ich mich am roten Freefall-Tower an, der eine recht erträgliche Warteschlange hatte. Toller Ausblick und ein schönes Kribbeln.
Als nächstes stand Eejanaika auf dem Plan, mein erster 4th-Dimension-Coaster. Hier wusste ich nicht so genau, was ich erwarten sollte. Das Fahrgefühl von S&S-Freespinnern mochte ich nicht besonders und von übertriebenen Rotationen, wie man sie von einigen Flatrides kennt, wird mir eher übel. Ich hatte also gehörigen Respekt und die schiere Größe von der Bahn hat es nicht besser gemacht. Doch irgendwie ist das ja auch aufregend, wenn es noch Coaster gibt, vor denen man ehrfürchtig bis ängstlich steht und sich dann doch reintraut. Auf dem abgetrennten Fastpass-Weg neben den ganzen wartenden Leuten vorbeizugehen, fühlte sich etwas seltsam an, aber mir fiel noch etwas Anderes auf: Es gab eine Single-Rider-Line! Davon hatte ich in Berichten vorher noch gar nichts gelesen. Und als ich in den Abfertigungsraum reinkam, sah ich: Es standen nur eine handvoll Leute im Single Rider. Wie cool! Ich durfte als Fastpassler selbstverständlich noch eher rein. Und eh ich mich versah, war ich an der Reihe, legte mein Zeug ab und stieg ein. Vorher mussten alle noch die Schuhe ausziehen. Und was sind das denn für krasse Sitze und Bügel? Dieses größenverstellbare System finde ich fantastisch. Dazu noch eine enorme Bein-Baumel-Freiheit. Im Gegensatz zu den Wingcoastern von B&M drückt hier nichts auf die Oberschenkel, man kann die Beine quasi anziehen. Die Stabilität kommt durch den hart fixierten Oberkörper, was mich aber nicht gestört hat. Zusammen mit den fehlenden Schuhen ergab das für mich ein sehr luftiges Fahrgefühl, bei dem man sich trotzdem sicher eingespannt fühlt.
Ein Warnsignal ertönte, der Boden senkte sich ab, alle Mitfahrenden klatschten… und dann fuhr der Zug los – rückwärts. Wie absurd ist eigentlich die Idee, dass dieser Coaster auch noch rückwärts fährt? Zusätzlich wurden die Sitze gekippt, sodass man eher auf dem Rücken liegt, als gerade sitzt. Alter Schwede, da fuhr ich nun langsam 76 Meter nach oben, staunte über den Ausblick und war endlich mal wieder total aufgeregt. So aufgeregt wie früher bei den ersten richtig großen Coastern. Der Pre-Drop kam näher und dann ging es los: Eine kurze Welle bevor man endgültig in die Tiefe gerissen wird. Doch keine Zeit zum Schreien: Im vertikalen Fall dreht einen dieses Monster auf den Kopf! Wow, was für ein Gefühl! Was für Kräfte! Was soll ich sagen, die Fahrt hat mich absolut geflasht. Die Drehungen wirken irgendwie natürlich und nicht so brutal wie bei den S&S-Freespinnern. Ich empfand überhaupt keine unangenehmen G-Kräfte, wie teilweise bei Flatrides. Außerdem behält man erstaunlicherweise die Orientierung. Vom Fahrgefühl bin ich bisher mit Abstand nichts annährend Ähnliches gefahren. Und Eejanaika hält die Spannung vom Anfang bis Ende. In den langsameren Zero-G-Rolls wird man auf eine eigenartige, faszinierende Weise gegenrotiert. Die Einfahrt in die Station ist sehr schnell und durch die Rotation keineswegs langweilig. Hier wurde wirklich alles reingepackt. Das ist einer der extrem seltenen Achterbahnen, wo mir das fehlende Theming egal ist. Es ist einfach nicht nötig, die riesigen Stahlstützen und die Wahnsinnsfahrt reichen für ein außergewöhnliches Erlebnis.
Nachdem ich mich kurz gesammelt hatte war klar: Ich will nochmal! Ich erinnerte mich an die kurze Singlepass-Lane. Das musste ich doch nutzen! Und tatsächlich: Eine Viertelstunde später durfte ich meine zweite Fahrt genießen. Welch ein Glück! Damit hatte ich im Fuji-Q wirklich nicht gerechnet. Die zweite Fahrt begeisterte mich immernoch sehr. Später am Tag folgte eine weitere Runde, die nur geringfügig weniger gut war. Vielleicht lag es an der Reihe? Ich kann mich leider nicht mehr genau an die Positionen erinnern. Es dürfte jedoch immer auf der in Fahrtrichtung gesehen linken Seite gewesen sein, da man durch die Fastpass-Lane dahingeleitet wird.
Gegen 13 Uhr stand der nächste Punkt auf dem Tagesplan. Einer meiner absoluten Bucketlist-Coaster: DoDodonpa! Launch-Coaster mag ich besonders und dieser besitzt mit großem Abstand den stärksten Abschuss der Welt. In 1,56s von 0 auf 180km/h, es ist unglaublich. So viele Videos hatte ich über die Bahn schon gesehen, früher schien sie mir unerreichbar und jetzt war ich hier. Wie würde sich das anfühlen? Mein bisher stärkster und bester Launch war Stealth im Thorpe Park (unterbewertete Bahn!). Doch zurück zu DoDodonpa: Selbst mit Fastpass dauerte das Boarding hier eine ganze Weile, bestimmt 20 Minuten. Dann saß ich drin, leider nicht in der ersten Reihe. Egal, es geht ja ums Gefühl. Eine kleine Kurve und dann der berühmte Tunnel mit Musik. Ich mag es sehr, dass an dieser Stelle so eine Spannung aufgebaut wird. Da steht der Zug und man wartet. Mein Puls war inzwischen in froher Erwartung nach oben geschnellt. Wieder dieses mittlerweile selten gewordene Gefühl, etwas Besonderes zu erleben, eine nie da gewesene Intensität… *Lautsprecher* LAUNCH TIME! 3… 2… 1… BOOOM! Der Zug explodiert förmlich aus dem Tunnel heraus, es ist unfassbar laut und der Fahrtwind bläst einem brutal ins Gesicht. Man muss Grinsen, fährt die lange Kurve, der Looping kommt, wieder Grinsen und zack, das wars.
Es ist etwas, was man mal erlebt haben muss. Auf jeden Fall. Aber die Wahrheit ist: Es ist für mich nicht der geilste Launch der Welt. Die Intensität ist da, keine Frage. Man wird so krass beschleunigt. Aber es fühlt sich an wie ein harter Schubs, es fehlt ein bisschen die Steigerung. Es ist, als ob man keine Zeit hat, das Ganze wirklich wahrzunehmen. Der Rest der Strecke ist vernachlässigbar, bis auf den Looping, der noch echt cool ist. Tja, vielleicht eine unpopuläre Meinung und ich hätte es wirklich nicht erwartet, aber komplett konnte mich DoDodonpa nicht überzeugen. Lässt man die Einzigartigkeit mal beiseite, wird der Coaster dem Hype nicht so ganz gerecht. Und trotzdem bin ich sehr froh, dass es so was überhaupt gibt! Ich wäre gern nochmal gefahren, leider gab es hier keinen Single Rider.
Fehlt also noch eine der Big 4: Fujiyama, ehemals höchste Achterbahn der Welt. Zu meiner großen Freude hatte die Bahn nun tatsächlich geöffnet! Ich stellte mich also an der Fastpassline an, die leider gleichzeitig die Single Rider Line war. Ein ziemliches Durcheinander und so habe ich bestimmt eine halbe Stunde gewartet, bis ich in Nähe des Eingangs zur Station war. Die Warteschlange ging sehr langsam voran, da (angeblich aufgrund des Windes) nur ein Zug fahren durfte. Ich überlegte noch, ob ich nicht als Single Rider fahren und meinen Fastpass sparen sollte. Da jetzt allerdings irgendwie gar nichts mehr voranging und ich befürchtete, dass der Coaster vielleicht doch noch geschlossen werden könnte, zog ich den Pass wieder in Betracht. Außerdem kamen hinter mir auch Leute mit Pass, also schnell ebenso damit rumgewedelt. Man muss ja auch Bedenken, dass der Pass nur in einem einstündigen Zeitfenster gilt. So saß ich endlich im Zug. Hier gab es dann die Überraschung des Tages: Ausgerechnet der alte Togo-Coaster schaffte es auf Platz 2 der Top-Bahnen im Fuji-Q-Highland! (Platz 1 geht natürlich an Eejanaika.) Wer hätte das gedacht? Ich auf jeden Fall nicht. Und ich kann auch gar nicht so genau sagen, wieso. Der überragende Ausblick, die lange Fahrt, das ungewöhnliche Layout, das überraschend schnelle Ende? Fujiyama hat einen ganz eigenen, rustikalen Charme. Tolle Bahn!
Den Single Rider von Fujiyama wollte ich natürlich nicht ungenutzt lassen und stellte mich später am Tag nochmal an. Leider wurden die Fastpass-Regeln dieses Mal konsequent umgesetzt und es durften alle mit Pass direkt vorgehen. Dadurch war die Wartezeit sehr zäh und jeder Meter hart erkämpft. Nach über 1,5h (längste Wartezeit des Tages!) war ich dann endlich drin. Auch die zweite Fahrt hat sich gelohnt.
Die restliche Zeit des Tages habe ich mit einigen anderen Attraktionen, Essen und Fotografieren verbracht. An den meisten Flatrides und Wasserattraktionen war leider zu viel los, ich hatte keine Lust, stundenlang dafür zu warten. Doch am Riesenrad hatte ich kaum Wartezeit. Hier gab es einen schönen Blick zum Mt. Fuji! Mit letzterem beschäftigt sich auch das Flying Theatre, was ich durchaus empfehlen kann. Ein paar entspannte Fahrten nach der ganzen Aufregung taten gut. Zum Essen gab es sehr leckere Okonomiyaki von einem mobilen Stand, das ging auch recht fix. Später dann noch „Korean Corn Dog“, ein Würstchen oder Käsestück ummantelt mit Teig, Panade und Pommesstückchen, das Ganze wird frittiert. Dafür musste ich leider recht lange anstehen, schien gerade angesagt zu sein. Eine andere kulinarische Kuriosität entdeckte ich im hinteren Parkteil: Ein durchsichtiger Glibberball:
Gegen Abend bin ich dann noch zum Super Scary Labyrinth of Fear gegangen, was meine Erwartungen leider nicht erfüllt hat. Wer sich dafür interessiert: Hier der Bericht: https://coasterfriends.de/freizeitpa...uji-q-highland
Nach dem Horror-Erlebnis war ich zwar geschafft, aber irgendwie auch froh, dass alles noch so toll geklappt hat. Der Park ist wirklich etwas Besonderes. Mittlerweile war es schon dunkel und ich stellte mich auf gut Glück bei einer Indoor-Attraktion an, die von außen interessant aussah, tagsüber aber zu voll war: Desperation Fortress 3. Ich hatte keine Ahnung was mich da erwartet. Wie sich herausstellte, war es ein absolutes Highlight, was ich ebenfalls so noch nicht erlebt hatte. Es ist eine Art Escape Room im SciFi-Setting für viele Leute gleichzeitig. Am Anfang bekommt man ein Smartphone, auf dem eine passende App läuft. Nach der Preshow, in der man erfährt, dass man gegen eine KI kämpft, dürfen alle in die Räume. Auf dem Handy-Screen war nun ein Countdown. Es war gar nicht so leicht für mich, zu checken, was ich überhaupt machen sollte. Nach Beobachtung der anderen Mitspielenden, wurde es klarer: Man muss Tags scannen, die in den Gängen und Räumen versteckt sind. Alle wuseln herum und suchen unterschiedliche Tags, jeder hat andere Ziele. Und es sind viel Räume, sogar mehrere Hallen. Man kommt auch nicht immer in alle Räume rein. Manche sind verschlossen und können nur mit virtuellen Schlüsseln geöffnet werden. Thematisiert ist das alles ebenfalls und die Story geht weiter, wenn man alle Tags gescannt hat. Ich dachte an der Stelle schon, es wäre vorbei. Doch halt, es ging erst so richtig los. Denn nun kamen die Challenges. Das passiert scheinbar nach dem Zufallsprinzip. Ich musste in einen Raum, wo ich Lichtkegeln ausweichen sollte, um auf die andere Seite zu kommen. Und das war keine einfache Aufgabe. Ich habe tatsächlich sofort versagt und damit hieß es: Game Over! Da waren sie knallhart. Keine zweite Chance. Auf dem Weg nach draußen konnte ich noch ein paar Blicke in die anderen Räume erhaschen. Da gab es noch eine Menge spannender Aufgaben, die ich gerne alle ausprobiert hätte: Balancieren, Laserstrahlen ausweichen, Ziele abschießen. So eine coole Idee! Wieso gibt es so was in Europa nicht? Oder kennt da jemand was? Klar, es gibt auch hier nette Espace Rooms. Aber so ein großes Gebäude, wo alle gleichzeitig agieren, kenne ich nicht.
Danach war ich sehr glücklich, fuhr spontan noch eine Runde mit der Panic Clock und stellte dann erfreut fest, dass Takabisha nur noch 30 min Wartezeit hatte! Wie toll, eine Nachtfahrt zum Abschluss. Es war mittlerweile schon nach 20 Uhr. Als ich in der Warteschlange stand, fiel es mir plötzlich auf: Moment, ich hatte mich ja noch gar nicht um die Rückfahrt gekümmert! Ohje. Handy raus. Schnell stand fest: Es fährt kein Bus mehr. Mist. Mal nach Zug schauen: Der nächste und letzte des Tages mit dem ich Tokio noch erreichen konnte fuhr in 25 min und brauchte 3,5h bis zum Ziel. Leichte Panik stieg in mir auf. Da hatte ich mich so mitreißen lassen und gar nicht mehr an die Rückfahrt gedacht. Es half nichts: Schnell aus der Warteschlange raus, den Park verlassen, rennen. Und ich stand da, wo ich am Morgen angekommen war, auf dem Parkplatz im Westen des Parks. Wo ist denn jetzt dieser Bahnhof? Ein Blick ins Handy verriet: Im Osten auf der komplett anderen Seite des Parks. Es gab also zwei Eingänge. Oh nein, da ich aus dem Parkinneren schon raus war, konnte ich nicht mehr auf die andere Seite kommen. Es gab für mich keinen sichtbaren Fußweg außenrum. Am Rand des Parkplatzes war nur eine Schnellstraße. (Im Nachhinein ist festzustellen: Es gibt doch einen Weg, auf der anderen Seite des Parkplatzes. Allerdings ist auch fraglich, ob ich es zu Fuß überhaupt noch geschafft hätte). Die einzige Möglichkeit schien es mir, jemanden von den mit dem Auto angereisten Gästen zu fragen. Leider war es schon recht leer. Und mit der Sprachbarriere, na mal sehen. Nach kurzem Umsehen erkannte ich eine Gruppe junger Japaner und fragte sie, ob sie mich zum Bahnhof mitnehmen könnten. Die Kommunikation war nicht ganz leicht, aber es klappte! Was für ein Glück, sie hatten auch noch genau einen Platz frei. Wir unterhielten uns sehr freundlich, sie waren sehr interessiert, vor allem als klar wurde, dass ich aus Deutschland komme. Einer von ihnen hatte sogar eine Mütze vom FC Bayern München auf! Witziger Zufall. Ich bedankte mich überschwänglich, als sie mich am Bahnhof rausließen, sprintete zum Bahnsteig, scannte meine ICOCA-Card, die auch hier funktionierte und nichtmal eine Minute später kam der Zug. Puh, Punktlandung. Die Fahrt nach Hause war dann durchaus lang, aber ich hatte ja genug schöne Erfahrungen zum Nachdenken. Kurz vor 1 Uhr, kam ich beim Hostel an, holte mir vom 24h-SevenEleven-Markt ein Mikrowellengericht und fiel nach dem Essen erschöpft ins Bett. Was für ein Tag!
Es mag einigen unglaublich erscheinen, aber ich habe tatsächlich überlegt, ob ich den Park wirklich besuchen soll. Meine Zeit in Tokio war knapp, die Anreise zum Park nicht gerade einfach. Dazu die Horrorgeschichten von beim kleinsten Windhauch geschlossenen Achterbahnen. Am Ende war es aber einfach zu reizvoll, ich musste es versuchen! Also habe ich den Tag mit dem besten Wetter rausgesucht (leicht bewölkt, mittelstarker Wind) und meinen Ausflug grob geplant. Das Park-Ticket wollte ich vor Ort kaufen, den Highway-Bus live am Morgen.
Um 5:10 hat der Wecker geklingelt und ich kam recht schnell aus dem Hostel, war allerdings noch ordentlich müde. Zunächst musste ich mit der U-Bahn durch die halbe Stadt nach Shinjuku fahren, wo der Bus starten sollte. Also ab nach unten, ICOCA-Card aufgelegt und durchs U-Bahn-Gate. Natürlich habe ich gleich am Anfang das falsche Gate erwischt und war nun hinter den automatischen Toren eingesperrt. Leider ist es nicht möglich, einfach zurückzugehen und ein anderes Gate zu nutzen, zuerst muss man seine Card von einem Mitarbeiter zurücksetzen lassen. Ich wusste das, weil ich den gleichen Fehler am Tag zuvor schon gemacht hatte. Oh Mann, habe ich mich aufgeregt, denn es war so zeitig natürlich noch niemand am Schalter. Meinen ganzer schöner Plan schien fehlzuschlagen. Zum Glück kam dann doch ein Mitarbeiter irgendwoher. Leider hatte er noch miesere Laune als ich. Das ist in Japan sehr selten, normalerweise ist guter Service alles und viele sind überschwänglich nett. Zu allem Überfluss war es auch noch der Mitarbeiter, der mir am Tag zuvor schon die Karte entsperrt hatte. Es war mir so unendlich peinlich, eigentlich habe ich mich sehr bemüht im Land einen guten Eindruck zu hinterlassen. Nunja, es half ja nichts. Schnell weiter zum richtigen Gate und zum Busbahnhof. Wer schonmal in Tokio unterwegs war, weiß, dass es keine gute Idee ist, unter Zeitdruck ein neues Ziel per Öffis erreichen zu wollen. Die Labyrinth-artigen Gänge, die Vielzahl an Linien und Verkehrsmitteln, Menschenmassen, usw. - kurz: Es war ein höllischer Ritt, ich habe den Busbahnhof super knapp erreicht, das Ticket gekauft und der Bus ist keine 5 min später losgefahren. Puh, Glück gehabt. Der nächste Bus wäre erst eine Stunde später gefahren. Erstmal zurücklehnen und anderthalb Stunden Schlaf nachholen.
Dann war es endlich so weit und ich konnte die ersten Achterbahnen durch das Busfenster erkennen. Hurra! Und auch das Wetter schien ganz passabel. Jetzt nur noch ein Ticket bekommen und vor allem die Fastpässe reservieren, bevor sie ausverkauft sind. Bis zur Parköffnung war es noch ca. eine halbe Stunde, die Schlange vor dem Ticketschalter leider sehr lang. Und es ging quasi nicht voran. Hm, doch einige Leute schienen schon Tickets auf dem Handy zu haben und gingen direkt zum Eingang, wo diese gescannt wurden. Da ich online bereits eine Möglichkeit entdeckt hatte, Tickets zu kaufen, entschied ich mich genau das zu tun, um die Schlange zu umgehen. Es klappte und so ging ich erwartungsvoll zum Scanner. Tja, leider musste ich hier erfahren, dass nur die Hotelgäste gescannt wurden und ich meine Online-Tickets am normalen Ticketschalter umtauschen könnte. Ohje, die Schlange war nun ungefähr doppelt so lang und ich durfte mich wieder ganz hinten anstellen - bitter. Die Parköffnung habe ich so natürlich verpasst. Immerhin ging es nun etwas schneller voran und nach einer gefühlten Ewigkeit durfte ich endlich rein. Direkt hin zu den Fastpässen. Puh, noch genügend vorhanden. Na, bei den Preisen vielleicht auch kein Wunder. Ich musste 2000 yen für eine Fahrt bezahlen (ca. 16€). Was solls, einmal wollte ich schon jede Bahn fahren und die Wartezeiten waren jetzt kurz nach Parköffnung schon auf teils mehrere Stunden angestiegen. Fujiyama, der Togo-Coaster, war leider wegen Wind geschlossen. Ich kaufte trotzdem den Fastpass, etwas Hoffnung hatte ich noch.
Meine erste Achterbahn sollte Takabisha sein – damals noch die steilste der Welt! Vorbei an der riesigen Schlange, Fastpass eingelöst, und los ging die Fahrt. Endlich! Und es war gut, wobei ich sagen muss, dass ich den steilen Drop nicht sonderlich intensiv fand. Schade, dass man so langsam an die Kante anrollt, da wäre einiges mehr drin. Insgesamt schon eine coole Bahn, aber hat mich nicht komplett vom Hocker gehauen. Das lag aber vielleicht auch an dem vorherigen Stress und den leichten Kopfschmerzen. Wachgerüttelt wurde ich allemal. Und den Rest des Tages war ich dann fit für die weiteren Erlebnisse.
Da ich noch etwas Zeit hatte bis zum nächsten Fastpass, erkundete ich nun den Rest des Parks. Nach einer kompletten Runde, stellte ich mich am roten Freefall-Tower an, der eine recht erträgliche Warteschlange hatte. Toller Ausblick und ein schönes Kribbeln.
Als nächstes stand Eejanaika auf dem Plan, mein erster 4th-Dimension-Coaster. Hier wusste ich nicht so genau, was ich erwarten sollte. Das Fahrgefühl von S&S-Freespinnern mochte ich nicht besonders und von übertriebenen Rotationen, wie man sie von einigen Flatrides kennt, wird mir eher übel. Ich hatte also gehörigen Respekt und die schiere Größe von der Bahn hat es nicht besser gemacht. Doch irgendwie ist das ja auch aufregend, wenn es noch Coaster gibt, vor denen man ehrfürchtig bis ängstlich steht und sich dann doch reintraut. Auf dem abgetrennten Fastpass-Weg neben den ganzen wartenden Leuten vorbeizugehen, fühlte sich etwas seltsam an, aber mir fiel noch etwas Anderes auf: Es gab eine Single-Rider-Line! Davon hatte ich in Berichten vorher noch gar nichts gelesen. Und als ich in den Abfertigungsraum reinkam, sah ich: Es standen nur eine handvoll Leute im Single Rider. Wie cool! Ich durfte als Fastpassler selbstverständlich noch eher rein. Und eh ich mich versah, war ich an der Reihe, legte mein Zeug ab und stieg ein. Vorher mussten alle noch die Schuhe ausziehen. Und was sind das denn für krasse Sitze und Bügel? Dieses größenverstellbare System finde ich fantastisch. Dazu noch eine enorme Bein-Baumel-Freiheit. Im Gegensatz zu den Wingcoastern von B&M drückt hier nichts auf die Oberschenkel, man kann die Beine quasi anziehen. Die Stabilität kommt durch den hart fixierten Oberkörper, was mich aber nicht gestört hat. Zusammen mit den fehlenden Schuhen ergab das für mich ein sehr luftiges Fahrgefühl, bei dem man sich trotzdem sicher eingespannt fühlt.
Ein Warnsignal ertönte, der Boden senkte sich ab, alle Mitfahrenden klatschten… und dann fuhr der Zug los – rückwärts. Wie absurd ist eigentlich die Idee, dass dieser Coaster auch noch rückwärts fährt? Zusätzlich wurden die Sitze gekippt, sodass man eher auf dem Rücken liegt, als gerade sitzt. Alter Schwede, da fuhr ich nun langsam 76 Meter nach oben, staunte über den Ausblick und war endlich mal wieder total aufgeregt. So aufgeregt wie früher bei den ersten richtig großen Coastern. Der Pre-Drop kam näher und dann ging es los: Eine kurze Welle bevor man endgültig in die Tiefe gerissen wird. Doch keine Zeit zum Schreien: Im vertikalen Fall dreht einen dieses Monster auf den Kopf! Wow, was für ein Gefühl! Was für Kräfte! Was soll ich sagen, die Fahrt hat mich absolut geflasht. Die Drehungen wirken irgendwie natürlich und nicht so brutal wie bei den S&S-Freespinnern. Ich empfand überhaupt keine unangenehmen G-Kräfte, wie teilweise bei Flatrides. Außerdem behält man erstaunlicherweise die Orientierung. Vom Fahrgefühl bin ich bisher mit Abstand nichts annährend Ähnliches gefahren. Und Eejanaika hält die Spannung vom Anfang bis Ende. In den langsameren Zero-G-Rolls wird man auf eine eigenartige, faszinierende Weise gegenrotiert. Die Einfahrt in die Station ist sehr schnell und durch die Rotation keineswegs langweilig. Hier wurde wirklich alles reingepackt. Das ist einer der extrem seltenen Achterbahnen, wo mir das fehlende Theming egal ist. Es ist einfach nicht nötig, die riesigen Stahlstützen und die Wahnsinnsfahrt reichen für ein außergewöhnliches Erlebnis.
Nachdem ich mich kurz gesammelt hatte war klar: Ich will nochmal! Ich erinnerte mich an die kurze Singlepass-Lane. Das musste ich doch nutzen! Und tatsächlich: Eine Viertelstunde später durfte ich meine zweite Fahrt genießen. Welch ein Glück! Damit hatte ich im Fuji-Q wirklich nicht gerechnet. Die zweite Fahrt begeisterte mich immernoch sehr. Später am Tag folgte eine weitere Runde, die nur geringfügig weniger gut war. Vielleicht lag es an der Reihe? Ich kann mich leider nicht mehr genau an die Positionen erinnern. Es dürfte jedoch immer auf der in Fahrtrichtung gesehen linken Seite gewesen sein, da man durch die Fastpass-Lane dahingeleitet wird.
Gegen 13 Uhr stand der nächste Punkt auf dem Tagesplan. Einer meiner absoluten Bucketlist-Coaster: DoDodonpa! Launch-Coaster mag ich besonders und dieser besitzt mit großem Abstand den stärksten Abschuss der Welt. In 1,56s von 0 auf 180km/h, es ist unglaublich. So viele Videos hatte ich über die Bahn schon gesehen, früher schien sie mir unerreichbar und jetzt war ich hier. Wie würde sich das anfühlen? Mein bisher stärkster und bester Launch war Stealth im Thorpe Park (unterbewertete Bahn!). Doch zurück zu DoDodonpa: Selbst mit Fastpass dauerte das Boarding hier eine ganze Weile, bestimmt 20 Minuten. Dann saß ich drin, leider nicht in der ersten Reihe. Egal, es geht ja ums Gefühl. Eine kleine Kurve und dann der berühmte Tunnel mit Musik. Ich mag es sehr, dass an dieser Stelle so eine Spannung aufgebaut wird. Da steht der Zug und man wartet. Mein Puls war inzwischen in froher Erwartung nach oben geschnellt. Wieder dieses mittlerweile selten gewordene Gefühl, etwas Besonderes zu erleben, eine nie da gewesene Intensität… *Lautsprecher* LAUNCH TIME! 3… 2… 1… BOOOM! Der Zug explodiert förmlich aus dem Tunnel heraus, es ist unfassbar laut und der Fahrtwind bläst einem brutal ins Gesicht. Man muss Grinsen, fährt die lange Kurve, der Looping kommt, wieder Grinsen und zack, das wars.
Es ist etwas, was man mal erlebt haben muss. Auf jeden Fall. Aber die Wahrheit ist: Es ist für mich nicht der geilste Launch der Welt. Die Intensität ist da, keine Frage. Man wird so krass beschleunigt. Aber es fühlt sich an wie ein harter Schubs, es fehlt ein bisschen die Steigerung. Es ist, als ob man keine Zeit hat, das Ganze wirklich wahrzunehmen. Der Rest der Strecke ist vernachlässigbar, bis auf den Looping, der noch echt cool ist. Tja, vielleicht eine unpopuläre Meinung und ich hätte es wirklich nicht erwartet, aber komplett konnte mich DoDodonpa nicht überzeugen. Lässt man die Einzigartigkeit mal beiseite, wird der Coaster dem Hype nicht so ganz gerecht. Und trotzdem bin ich sehr froh, dass es so was überhaupt gibt! Ich wäre gern nochmal gefahren, leider gab es hier keinen Single Rider.
Fehlt also noch eine der Big 4: Fujiyama, ehemals höchste Achterbahn der Welt. Zu meiner großen Freude hatte die Bahn nun tatsächlich geöffnet! Ich stellte mich also an der Fastpassline an, die leider gleichzeitig die Single Rider Line war. Ein ziemliches Durcheinander und so habe ich bestimmt eine halbe Stunde gewartet, bis ich in Nähe des Eingangs zur Station war. Die Warteschlange ging sehr langsam voran, da (angeblich aufgrund des Windes) nur ein Zug fahren durfte. Ich überlegte noch, ob ich nicht als Single Rider fahren und meinen Fastpass sparen sollte. Da jetzt allerdings irgendwie gar nichts mehr voranging und ich befürchtete, dass der Coaster vielleicht doch noch geschlossen werden könnte, zog ich den Pass wieder in Betracht. Außerdem kamen hinter mir auch Leute mit Pass, also schnell ebenso damit rumgewedelt. Man muss ja auch Bedenken, dass der Pass nur in einem einstündigen Zeitfenster gilt. So saß ich endlich im Zug. Hier gab es dann die Überraschung des Tages: Ausgerechnet der alte Togo-Coaster schaffte es auf Platz 2 der Top-Bahnen im Fuji-Q-Highland! (Platz 1 geht natürlich an Eejanaika.) Wer hätte das gedacht? Ich auf jeden Fall nicht. Und ich kann auch gar nicht so genau sagen, wieso. Der überragende Ausblick, die lange Fahrt, das ungewöhnliche Layout, das überraschend schnelle Ende? Fujiyama hat einen ganz eigenen, rustikalen Charme. Tolle Bahn!
Den Single Rider von Fujiyama wollte ich natürlich nicht ungenutzt lassen und stellte mich später am Tag nochmal an. Leider wurden die Fastpass-Regeln dieses Mal konsequent umgesetzt und es durften alle mit Pass direkt vorgehen. Dadurch war die Wartezeit sehr zäh und jeder Meter hart erkämpft. Nach über 1,5h (längste Wartezeit des Tages!) war ich dann endlich drin. Auch die zweite Fahrt hat sich gelohnt.
Die restliche Zeit des Tages habe ich mit einigen anderen Attraktionen, Essen und Fotografieren verbracht. An den meisten Flatrides und Wasserattraktionen war leider zu viel los, ich hatte keine Lust, stundenlang dafür zu warten. Doch am Riesenrad hatte ich kaum Wartezeit. Hier gab es einen schönen Blick zum Mt. Fuji! Mit letzterem beschäftigt sich auch das Flying Theatre, was ich durchaus empfehlen kann. Ein paar entspannte Fahrten nach der ganzen Aufregung taten gut. Zum Essen gab es sehr leckere Okonomiyaki von einem mobilen Stand, das ging auch recht fix. Später dann noch „Korean Corn Dog“, ein Würstchen oder Käsestück ummantelt mit Teig, Panade und Pommesstückchen, das Ganze wird frittiert. Dafür musste ich leider recht lange anstehen, schien gerade angesagt zu sein. Eine andere kulinarische Kuriosität entdeckte ich im hinteren Parkteil: Ein durchsichtiger Glibberball:
Gegen Abend bin ich dann noch zum Super Scary Labyrinth of Fear gegangen, was meine Erwartungen leider nicht erfüllt hat. Wer sich dafür interessiert: Hier der Bericht: https://coasterfriends.de/freizeitpa...uji-q-highland
Nach dem Horror-Erlebnis war ich zwar geschafft, aber irgendwie auch froh, dass alles noch so toll geklappt hat. Der Park ist wirklich etwas Besonderes. Mittlerweile war es schon dunkel und ich stellte mich auf gut Glück bei einer Indoor-Attraktion an, die von außen interessant aussah, tagsüber aber zu voll war: Desperation Fortress 3. Ich hatte keine Ahnung was mich da erwartet. Wie sich herausstellte, war es ein absolutes Highlight, was ich ebenfalls so noch nicht erlebt hatte. Es ist eine Art Escape Room im SciFi-Setting für viele Leute gleichzeitig. Am Anfang bekommt man ein Smartphone, auf dem eine passende App läuft. Nach der Preshow, in der man erfährt, dass man gegen eine KI kämpft, dürfen alle in die Räume. Auf dem Handy-Screen war nun ein Countdown. Es war gar nicht so leicht für mich, zu checken, was ich überhaupt machen sollte. Nach Beobachtung der anderen Mitspielenden, wurde es klarer: Man muss Tags scannen, die in den Gängen und Räumen versteckt sind. Alle wuseln herum und suchen unterschiedliche Tags, jeder hat andere Ziele. Und es sind viel Räume, sogar mehrere Hallen. Man kommt auch nicht immer in alle Räume rein. Manche sind verschlossen und können nur mit virtuellen Schlüsseln geöffnet werden. Thematisiert ist das alles ebenfalls und die Story geht weiter, wenn man alle Tags gescannt hat. Ich dachte an der Stelle schon, es wäre vorbei. Doch halt, es ging erst so richtig los. Denn nun kamen die Challenges. Das passiert scheinbar nach dem Zufallsprinzip. Ich musste in einen Raum, wo ich Lichtkegeln ausweichen sollte, um auf die andere Seite zu kommen. Und das war keine einfache Aufgabe. Ich habe tatsächlich sofort versagt und damit hieß es: Game Over! Da waren sie knallhart. Keine zweite Chance. Auf dem Weg nach draußen konnte ich noch ein paar Blicke in die anderen Räume erhaschen. Da gab es noch eine Menge spannender Aufgaben, die ich gerne alle ausprobiert hätte: Balancieren, Laserstrahlen ausweichen, Ziele abschießen. So eine coole Idee! Wieso gibt es so was in Europa nicht? Oder kennt da jemand was? Klar, es gibt auch hier nette Espace Rooms. Aber so ein großes Gebäude, wo alle gleichzeitig agieren, kenne ich nicht.
Danach war ich sehr glücklich, fuhr spontan noch eine Runde mit der Panic Clock und stellte dann erfreut fest, dass Takabisha nur noch 30 min Wartezeit hatte! Wie toll, eine Nachtfahrt zum Abschluss. Es war mittlerweile schon nach 20 Uhr. Als ich in der Warteschlange stand, fiel es mir plötzlich auf: Moment, ich hatte mich ja noch gar nicht um die Rückfahrt gekümmert! Ohje. Handy raus. Schnell stand fest: Es fährt kein Bus mehr. Mist. Mal nach Zug schauen: Der nächste und letzte des Tages mit dem ich Tokio noch erreichen konnte fuhr in 25 min und brauchte 3,5h bis zum Ziel. Leichte Panik stieg in mir auf. Da hatte ich mich so mitreißen lassen und gar nicht mehr an die Rückfahrt gedacht. Es half nichts: Schnell aus der Warteschlange raus, den Park verlassen, rennen. Und ich stand da, wo ich am Morgen angekommen war, auf dem Parkplatz im Westen des Parks. Wo ist denn jetzt dieser Bahnhof? Ein Blick ins Handy verriet: Im Osten auf der komplett anderen Seite des Parks. Es gab also zwei Eingänge. Oh nein, da ich aus dem Parkinneren schon raus war, konnte ich nicht mehr auf die andere Seite kommen. Es gab für mich keinen sichtbaren Fußweg außenrum. Am Rand des Parkplatzes war nur eine Schnellstraße. (Im Nachhinein ist festzustellen: Es gibt doch einen Weg, auf der anderen Seite des Parkplatzes. Allerdings ist auch fraglich, ob ich es zu Fuß überhaupt noch geschafft hätte). Die einzige Möglichkeit schien es mir, jemanden von den mit dem Auto angereisten Gästen zu fragen. Leider war es schon recht leer. Und mit der Sprachbarriere, na mal sehen. Nach kurzem Umsehen erkannte ich eine Gruppe junger Japaner und fragte sie, ob sie mich zum Bahnhof mitnehmen könnten. Die Kommunikation war nicht ganz leicht, aber es klappte! Was für ein Glück, sie hatten auch noch genau einen Platz frei. Wir unterhielten uns sehr freundlich, sie waren sehr interessiert, vor allem als klar wurde, dass ich aus Deutschland komme. Einer von ihnen hatte sogar eine Mütze vom FC Bayern München auf! Witziger Zufall. Ich bedankte mich überschwänglich, als sie mich am Bahnhof rausließen, sprintete zum Bahnsteig, scannte meine ICOCA-Card, die auch hier funktionierte und nichtmal eine Minute später kam der Zug. Puh, Punktlandung. Die Fahrt nach Hause war dann durchaus lang, aber ich hatte ja genug schöne Erfahrungen zum Nachdenken. Kurz vor 1 Uhr, kam ich beim Hostel an, holte mir vom 24h-SevenEleven-Markt ein Mikrowellengericht und fiel nach dem Essen erschöpft ins Bett. Was für ein Tag!