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Frühjahrsputz

Spiegelschatten

Fastpass Besitzer
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Ich bin eine Ballerina.
Elegant, grazil und voller Schönheit.
Mit Leidenschaft.
Mit Tatendrang.
Leichtfüßig.
Unbeschwert.
Voller Stolz.
Und …

„Autsch, verdammte Sch§$%&/()!! Tut das weh!! F())%&!! “

„Mauh?“

„Was fragst Du noch so blöd, Gary? Du siehst doch, dass ich mir den großen Zeh gestoßen habe.“

Laut fluchend schleppe mich mit letzten Kräften ins Bad. Ich setze mich auf den Rand der Badewanne, ziehe die Socke aus und untersuche den Zeh. „Halb so wild.“, denke ich mir. Und ein weiter öder, langweiliger Tag beginnt. Auf Zehenspitzen bahne mir einen Weg zurück zum Sofa. Durch ein Labyrinth aus leeren Flaschen, Chipstüten und Pizzaschachteln. Seit wann sieht meine Wohnung eigentlich so furchtbar aus? Ich schalte den Fernseher an und gucke die Nachrichten.

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„Schau mal Gary, Tiger & Turtle wird auf LSM umgebaut. Toll. Super innovativ. Hat ja kein anderer Park. Könnt man trotzdem mal hinfahren. Aber Duisburg ist so weit weg.“ - „Maaaaaaaaauh!“ – „Was meinst Du damit, Gary? Ich soll mal wieder raus gehen?“ – „Maaaa mah mama Mau.“ – „Du Verstehst das nicht Gary, es wird nicht mehr so sein wie früher!“. – „Mauh!“ – „Lass mich in Ruhe, Gary!“.

Früher. Eigentlich ist der Besuch im Phantasialand nur zwei Monate her. Dafür war der Besuch sehr emotional. Es war ein Familienausflug, der nicht hätte Enden dürfen. Warum? Das könnt Ihr hier nachlesen: Heldin des Alltags.

„Ssssst, Sssst. Sie haben eine neue Nachricht.“ Hmm, das Mobiltelefon. Eine SMS. Komisch. „Hi Daniel, der Zug hat 10 Minuten Verspätung. Wir sitzen im letzten Wagen im Oberdeck. Bis gleich, Ryosaeba.“ Verwundert halte ich inne. Die Sekunden verstreichen. „Gaaaaaaaaaary! Ich muss los. Jetzt. Sofort. Ich hab Dich lieb, bis heute Abend. Es wird spät.“

Ausziehen, Duschen, Zähne putzen, Pullern, Anziehen, Tickets ausdrucken, zum Bus hechten, zum Bahnhof sprinten, den Bahnsteig hinab rennen, an der letzten Tür gemütlich einsteigen. Puls runterbringen. Just in Time. „Moin Jungs, schön Euch zu sehen. Geht’s Euch gut? Was machen die Kinder? Ich habe euch etwas Süßes mitgebracht.“

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Bottrop, 24. März 2018: mein erstes Mal im Moviepark.

Ryosaeba war 2017 schon im Park und bietet sich daher als Tourguide an. Er kennt die Wege und wird den ganzen Tag berichten, dass die Bahnen heute besser laufen werden als im letzten Jahr. Dritter im Bunde ist HanPie79. Ich weiß gar nicht, ob er in der Vergangenheit schon einmal hier war. Er kommt dann immer unverhofft mit so Dingen um die Ecke. Jetzt aber los!
Ehe wir zu höherem berufen werden, retten wir mit Van Helsing mal eben im vorbei gehen die Welt. Tolle Thematisierung und mein erstes Aha-Erlebnis im Moviepark. Das hat mir wirklich ausgesprochen gut gefallen und macht Lust auf mehr.

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Helden der Kindheit … und ich vermisse direkt Worf, Tasha Yar, Riker, Troi, Dr. Pulaski, Chief O’Brien und natürlich Guinan.

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Unendliche Weiten. Dies sind die neuen Abenteuer des Raumschiffs Enterprise …

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Wir sind ausrangierte Computerhardware. Widerstand ist zwecklos … Wirklich clever gemacht. Respekt.

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Nach Operation Enterprise geht es weiter zu Bandit. Ich habe viel gelesen. Ich habe viel gehört. Hmm, das Personal wünscht vor jeder Abfahrt viel Spaß. Mal sehen. Wir müssen noch drei Züge abwarten. Zeit, sich etwas in der Station umzuschauen.

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Die Fahnen hätte man ja mal austauschen oder waschen können … Und überhaupt: ist das dreckig hier … Überall eine dicke Staubschicht. Geht da keiner im Winter drüber? „Wie bei mir zu Hause“ denke ich mir. Ich muss etwas unternehmen.

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Und die Bahn? Abreißen. Bitte. Schnell. Auch wenn ich höre, dass es besser geworden sei, macht es Bandit zu keiner besseren Bahn. Der Zug fährt in Schlangenbewegungen durch gerade Abschnitte und hört sich dabei wie die Berliner U-Bahn in einer Kurve an. Ist das bei einer Holzachterbahn normal? Ich kenne nur Wodan und Robin Hood. Oder bin ich einfach zu alt dafür? Immerhin hat sie tolle Airtime-Momente. Schön raus aus mit Popo. Und dann ... Bums. Immerhin wurden hier die Erwartungen voll erfüllt. Und ja, ich saß über einer Achse. Mit Absicht ;-)

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Direkt weiter zur MP Express. Trostloser kann ein Achterbahnwartebereich nicht aussehen. Echt schade. Wir stellen uns bei der ersten Reihe an. So wenig, wie hier los ist. Sind das nur zwei Züge, die wir fahren lassen müssen. Da die beiden Jungs nebeneinander sitzen möchten, geselle ich mich zu einem mutigen Single-Rider aus Oberhausen. „Hi, ist das Ok, wenn wir zusammen fahren?“ – „Sie können ruhig Platz nehmen.“ – „Sag Du zu mir. Ich bin Daniel“ – „Hi. Nett Dich kennen zu lernen. Ich habe vorhin schon was von Euch zum Europapark gehört.“ Wir nutzen die Fahrt für einen kleinen Plausch und tauschen uns aus. „Ah, oh Autsch uh Hmm 1 Woche im Europapark. Cool Nein Oh Uh Ah Hrrrgrr Autsch“. Das erinnert mich an heute Morgen. Vielleicht sollte ich wirklich mal die Wohnung aufräumen. „Uff Boiing , wir hatten bisher immer Glück damit Autsch Oh Uh Uff Geschafft.“ Der Zug rollt in die Station. Erwartungsvoll schauen mich meine Freunde an. „Und?“ – „Abreißen. Bitte. Schnell.“

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Während die Jungs die Fahrt der Schmerzen meistern, schaue ich mich noch etwas um. In der Q-Line entdecke ich einen Comic-Strip. Der erzählt vermutlich die Geschichte zur Bahn. Schade, dass das so vor sich hingammelt. Ah, die sind zurück. Zufrieden sieht anders aus :-D

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Und weiter geht’s. Wir nehmen Side-Kick mit, schauen dem Drop-Tower beim Reinfall zu und passieren den stimmig designten Top-Spin. Und wer lockt uns dahinter in die Falle? Ein junger Mann. Er stellt sich als Christopher vor und hat ein Technikproblem. Der Beamer meldet die ganze Zeit TEMP ERROR. Ob wir mal gucken können.

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Kein Wunder, dass es nicht rund läuft. Mit einer ET 4000 MX „2theMax“ Grafikkarte von Tseng Labs aus dem Jahr 1990 kommt man heute nicht mehr weit. 1 Megabyte RAM, VGA Anschluss und ISA-Bussystem? Kein Wunder, das die Zeitreise schiefgeht. Immerhin kann uns der verrückte Professor noch retten. Am Ende empfehlen wir statt einem Upgrade-KIT lieber den Kauf von zeitgemäßer Hardware und einem Linux-Betriebssystems. Und immer schön die Sicherheitspatches einspielen! TimeRiders ist auf jeden Fall eine Fahrt wert. Hier stecken viel Charme und Liebe drin. Gibt es einen Fan-Club?

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Die Videoüberwachung von TimeRides, gesehen am Ausgang

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Fast so einfach wie eine Steuererklärung: der Bauplan zum Zeitreisen.

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Das war ein Reinfall. Gemütlich geht es für die Insassen wieder herunter.

Mit einem Besuch im 4D Kino schließen wir die erste Tageshälfte ab. Wir möchten im Visitor-Center die Jahreskarte abholen. Aber es steht eine sehr lange Warteschlange vor der Tür. Und sie steht bis weit draußen. Wir machen dann lieber etwas anderes und kommen später wieder. Während HanPie79 und ich ein schockierendes Erlebnis in "Lost Temple" haben, bleibt Ryosaeba an der Oberfläche. Er möchte kurz telefonieren und Dies und Das erledigen. Diese Expedition scheint ihn nicht ein zweites Mal zu reizen. Wir werden das ebenfalls kein zweites Mal machen. Langsam lerne ich das Bobbejanland zu schätzen wissen.

An der Oberfläche zurück begrüßt uns Ryosaeba dann freudig mit seiner Jahreskarte in der Hand. Und die Warteschlange ist nicht weniger geworden. Wie hat er das gemacht? Der Trick: Alle komplett fertigen Karten können ohne Wartezeit am Gästeservice nebenan abgeholt werden. Schilder? Parkmitarbeiter, die in der Schlange die Leute darauf hinweisen? Fehlanzeige. Die Stimmung ist entsprechend schlecht.

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Wir gehen nun ins NickLand. Das ist der Bereich, von dem ich am wenigsten erwarte habe. Aber es entpuppt sich als der Bereich, der mir am besten gefällt. Hier ist zwar alles knallbunt, aber es wirkt stimmig. Hier ist der F.U.N.

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Kurz vor uns außer Betrieb gegangen: Die Ghost Chasers

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Auf zum Mars!

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Atomic.

Die Zeit vergeht nun wie im Flug. Uns bleibt nur noch Zeit für eine Runde mit Star Trek. Aber was ist hier los? Am Eingang kommen uns Leute entgegen und drinnen geht es für Ewigkeiten nicht weiter. So macht das Warten keinen Spaß. Man kann in der Queue einfach nicht abschätzen, wie lang es noch dauern wird. Statt den angezeigten fünf Minuten haben wir nun 30 Minuten gewartet. Das ist ziemlich unberechenbar und frustierend.

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Gut gefallen hat mir allerdings die Pre-Show in der Wiederholung. Der junge Mann hat das sehr ungezwungen und locker vorgetragen. Aber dabei uns immer wieder bewusst gemacht, wie ernst die Lage ist. Das hat wirklich Spaß gemacht und es fühlt sich bei häufigeren Fahren nicht so schnell abgenutzt an.

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Die Fahrt selbst ist cool. Ich liebe das Transfergleis. Ich liebe die Hangtime. Ich liebe den Tempowechsel. Der rote Alarm könnte etwas nerviger sein, aber hey. Well done! Ein Superkomplettpaket. Das i-Tüpferl wäre nach der Fahrt eine Hologram-Nachricht, bei der sich Captain Picard an uns wendet. Und das er uns für den großen Orbitalorden für außergewöhnliche Tapferkeit vorschlägt. Am Ende ist aber nur die trostlose Plaza, auf die man entlassen wird. Waren unseren Taten am Ende für die Sternenflotte nutzlos? Fühlt es sich so für ersetzbare Crewmitglieder an, wenn sie sinnlos den Serientod gestorben sind?

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Das wars also. Mein erstes Mal im Moviepark. Während vor dem Visitor-Center schon die ersten Wartenden ihre Zelte aufbauen, um noch den Saisonpass zu bekommen, machen wir uns auf den Weg nach Dortmund. Auf der Kirmes in Fredenbaum wollen wir den Tag ausklingen lassen und zwei Counts mitnehmen.

Aber was bist Du jetzt, Moviepark? Ein Themenpark, ein Hollywood Studio, ein Freizeitpark mit Filmlizenzen? Ein alter Lunapark? Ein Antiquitätenmarkt? Was auch immer. I'll be back!

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„Und das war mein Tag, Gary. Und dann habe ich in der Nacht noch die Wohnung aufgeräumt, die Fenster geputzt, den Abwasch erledigt, war mit Staubsaugen beschäftigt, habe die Wäsche gewaschen, die Betten frisch bezogen und gleich mache ich …“ – „Maaauuh.“ – „Du hast ja recht, Gary. Du hast ja recht.“
 

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Danke für deinen tollen und etwas anderen Bericht. Wie kommt man nur immer auf solche Ideen für die Berichte. app:-)
 

Mario M.

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Sehr unterhaltsam geschrieben app:-)

Als ich das erste Bild gesehen habe und den Text noch nicht gelesen hatte, dachte ich kurz du wärst ein Messi :D Bis ich auf dem Bild den Tiger und Turtle LSM Artikel im Startseitenslider entdeckt habe lach:-) Da wurde mit bewusst, dass es da wohl einen höheren Sinn für geben muss xD

Hast du für das Bild extra das Leergut im Wohnzimmer verteilt?
 

doCoaster

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Da hast du wieder einen super Bericht gezaubert. Deine Erzählungen sind einfach super geschrieben!
 

Spiegelschatten

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Ich freue mich, dass es Euch wieder gefallen hat. Es war nicht einfach, den Schwung und die Euphorie aus dem Phantasialand in den Movie Park hinüber zu nehmen.

Ob mir die Ideen ausgehen? Mitnichten. Ich dehne ja nur mehr oder weniger das Erlebte und packe es in einen Rahmen, der möglichst an die vorherigen Geschichten anknüpft. Die Idee, in der Off-Season zu verwahrlosen, hatte ich beim schreiben über den letzten Ausflug. Da blieb am Ende nur ein tiefes, dunkles Loch, in das es hineinzustürzen galt. Und der Movie Park war mit Sicherheit nicht das Trampolin, um daraus heraus zu kommen. Mal sehen, wo das hinführt ...

Und ja, ich habe sämtliches Altglas im Wohnzimmer verteilt. True Story :-D

Lieben Gruß, haltet die Arme oben,
schöne Ostern und bis zum nächsten Ausflug,
Daniel / Spiegelschatten
 
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