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Wie bitte?
Noch’n Bericht aus Tripsdrill?
Brauchts des?
Muaß des sei‘?
Da gibts doch dieses Jahr schon elfundneunzig andere!
…
Ja, ich weiß. Und trotzdem kommt hier der zwölfundneunzigste und ich würde mich freuen, wenn ihr ihm ein paar Minuten opfern könntet. Dies wird nämlich kein Bericht in der „Karacho-Mania-Reihe“ werden sondern ich habe bei meinem Erstbesuch in Tripsdrill versucht, das Gesamtkonzept des Parks auf mich wirken zu lassen. Dabei sind bei herrlichstem Herbstwetter einige sehr nette und vor allem farbenprächtige Impressionen entstanden, an denen ich euch gerne teilhaben lassen möchte. Ein paar Beispiele davon gibt’s schon mal vorneweg:
So, jetzt aber mal von Anfang an!
Da der eigentlich für Montag geplante Besuch einer Freundin in Heidelberg nicht zustande gekommen ist, bin ich nun doch erst am Dienstag, den 08. Oktober zusammen mit meiner Freundin morgens um 6:00 Uhr nach Cleebronn aufgebrochen und trotz eines etwas ungesund klingenden Autos ohne Zwischenfälle fünf Minuten vor Parköffnung auf dem Parkplatz von Tripsdrill angekommen. Wie ihr sehen könnt, herrschte dort noch gähnende Leere, nur ein wenig leichter Nebel hatte sich breitgemacht, sodass sich Burg Rauhe Klinge und Karacho in etwas Dunst eingehüllt präsentierten. Ist ja schließlich Herbst und ich fand das sogar ziemlich hübsch:
Was das Wetter und die Besucherzahlen im Park anging, muss ich sagen, dass wir fast schon unverschämt viel Glück hatten: Nachdem sich der Nebel verzogen hatte, strahlte die Sonne den ganzen Tag von einem blauen Oktoberhimmel herab, der dem sprichwörtlichen „Goldenen Oktober“ alle Ehre machte (oder sollte man in Tripsdrill eher von einem „saumäßig herrlichen Altweibersommer“ reden?) und bei praktisch allen Bahnen pendelten die Wartezeiten zwischen direktem Walk-On und zwei Wagen warten – bei Mammut und Karacho mussten wir sogar ab und zu ein paar Minuten warten, bis genügend Mitfahrer zusammen gekommen sind – all das war aber absolut nicht der Rede wert, deshalb soll dies auch der einzige Kommentar zu Wartezeiten in meinem Bericht bleiben.
Jedenfalls war mir sehr schnell klar, dass wir an diesem Tag absolut keine Eile haben mussten, sodass wir uns erst einmal ganz gemütlich den vorderen Teil des Parks vornahmen. Da es uns für den Maibaum noch etwas zu frisch war, sollte der Tag für uns mit einem Erkunden der Altmännermühle und der Altweibermühle beginnen. Schon bei diesen beiden Attraktionen hat mich die Detailverliebtheit des Parks beeindruckt, die mit wirklich schön gestalteten Gebäuden überzeugt. Besonders die historische Besonderheit der Altweibermühle ist hier natürlich optisch ein Knüller, wobei ich auch sagen muss, dass mich rein von den „Fahrgeschäften“ selbst, keine der beiden Mühlen überzeugt hat: Bei der Altmännermühle hätte ich mir noch ein paar mehr Stationen im Gebäude selbst gewünscht (z.B. eine Treppe in die obere Etage oder Ähnliches), obwohl der Außenteil dann ganz nett war (die Plattformen bieten ja sogar fast ein wenig Airtime ^^) und in der Altmännermühle sind meine Freundin und ich beide nicht wirklich gut gerutscht – trotz der Matten wurden wir immer wieder gebremst und sind nie auf die Geschwindigkeit gekommen, die ich bei der Anlage erwartet hatte. Spaß gemacht hat es uns aber dank der tollen Gestaltung trotzdem.
Weiter ging es mit dem Donnerbalken. Der ist herrlich an dem kleinen See gelegen und passt toll in das Gesamtbild dieser Ecke im Park. Nachdem meiner Freundin aufgrund ihrer Höhenangst der Hexenturm im Taunus Wunderland nicht so gut bekommen ist, hat sie hier erst einmal auf eine Fahrt verzichtet und lieber nur zugesehen. Ich dagegen konnte natürlich nicht widerstehen und bin zusammen mit den anderen anwesenden Fahrgästen gleich zwei Runden damit gefahren. Klar: Das ist jetzt nicht mit einem großen Freefalltower zu vergleichen, aber dank des doch recht ruckartigen Kippens vor dem letzten Sturz macht der Donnerbalken doch gehörig Laune. Zusammen mit der gebotenen Aussicht über den See und zur Mühle geht hier mein Daumen ganz klar nach oben!
Danach sollte meine Freundin ein wenig auf ihre Kosten kommen: Sie liebt Tiere, also haben wir ein paar Minuten damit verbracht, beim Streichelzoo die afrikanischen Zwergziegen und die Hühner zu beobachten (die fast genauso groß waren wie die Ziegen!) und haben dann bei der Schaubrüterei und den Papageien vorbei geschaut. Auch das Seifenkisten-Rennen an Flamingos vorbei mussten wir testen, bei dem ich das Rennen auf der Innenbahn deutlich verloren habe. Die Mühlbachfahrt war dagegen leider noch geschlossen, sodass wir uns erst einmal von diesem Teil des Parks verabschiedeten.
Das Eingangstor zum mittleren Teil des Parks war wunderbar herbstlich mit Kürbissen und anderen Feldfrüchten geschmückt und das rote Wasser, das dort über die Blechwannenströmt, soll wohl keine dezente Halloween-Kulisse darstellen sondern ganz einfach Wein sein. Ich finde, dass dies mal eine sehr angenehme Alternative zu dem in meinen Augen ziemlich übertriebenen Halloween-Veranstaltungen in anderen Parks darstellt. Dies hier wirkt absolut harmonisch und stimmig im Parkkonzept, vor allem, da ja direkt hinter dem Tor die Weinkübelfahrt und die mit bewegten Figuren animierten Szenen der Weinherstellung mit musealen Gerätschaften auf die Besucher wartet.
Die Weinkübelfahrt selbst ist im Herbst natürlich besonders schön, da ja gerade Weinlese ist und daher auch Trauben am Wein in der Station zu sehen sind. Die Fahrt selbst ist ein Beispiel dafür, wie viel Strecke man auf relativ kleinem Raum unterbringen kann, wenn man nicht auf aufwändige Thematisierung setzt sondern nur ein paar kleine Akzente setzt. Für mich hätte es diesbezüglich durchaus ein paar Schleifen kürzer sein dürfen, wenn dann zwischen den Schienen etwas mehr Gestaltungselemente zu sehen wären, aber das ist sicher Geschmackssache. Die Fahrt lebt ohnehin mehr von den Drehungen der Weinkübel und der Einbettung in das museale Drumherum.
Als nächstes haben wir uns den „Hochzeitsbereich“ des Parks angesehen und ich muss sagen, dass ich diesen Teil des Parks für einen Freizeitpark wirklich außergewöhnlich finde! Wenn man mal betrachtet, was für Fahrgeschäfte in diesem doch recht großen Themenbereich untergebracht sind, würde man vielleicht anderswo nur müde lächeln: Eine Oldtimer / Kutschenfahrt, zwei Einschienen-Hochbahnen (davon eine angetriebene und eine zum selbst Treten), dazu noch ein paar Wackelräder, zwei Kiddie-Rides und ein paar interaktive Theming-Elemente. Langweilig? Weit gefehlt! Hier ist alles so liebevoll um das Thema Partnersuche / Hochzeit / Ehe gebastelt worden, dass man einfach nicht umhin kann, sich auf den schwäbischen (?) Humor, der dahinter steckt, einzulassen und die Geschichtchen und Kommentare, die von den Figuren (meist auf schwäbisch) zum Besten gegeben werden, zu feiern. Dabei ist es völlig egal, ob das nun die teilweise derben Sprüche von den Figuren beim Fensterln, die Geschichten in der „Eheanbahnung“, die Anmerkungen der Babys beim Kindlesbrunnen oder die feuchte Überraschung bei Adam und Eva ist. Auch die Idee, die Wackelräder als Test der Heiratsfähigkeit zu deklarieren, ist einfach groß.
Wir hatten jedenfalls riesig viel Spaß beim Ausprobieren aller möglichen Attraktionen und (auch wenn Thrill-Fans sowas vermutlich nicht gerne lesen) ich würde mir wünschen, dass mehr Parks den Mut hätten, einen derart lustigen Bereich aufzubauen, der einfach von den Ideen und der Detailverliebtheit lebt und einfach keinen Nervenkitzel braucht um anzukommen. Das ist familienfreundlich, das ist kreativ, das ist schräg und einfach richtig gut. Beide Daumen hoch und Punkt.
Ok, damit ich die Achterbahnfans nicht ganz verliere, sind bei den folgenden Bildern dieses Bereichs auch ein paar Schnappschüsse auf Karacho dabei, die ich vom Schmetterlingsflug aus geschossen habe – sozusagen als kleines Preview für das, was später noch kommt. Bis ich zu Karacho komme, müsst ihr euch allerdings noch ein wenig gedulden.
Was folgt auf den Hochzeitsbereich des Parks? Genau: Wir nähern uns tatsächlich der ersten Achterbahn des Parks! Vorbei an spuckenden Fröschen, wirbelnden Pilzen, kreiselnden Guglhüpfen (ist das der Plural von Guglhupf?) und rotierenden Schlappen stiefelten wir bergab. Selbst bei diesen eigentlich recht gewöhnlichen Flatrides sieht man jedoch die Konsequenz des Parks, auch so etwas mit einer kleinen Geschichte zu versehen und mit reichlich Lokalkolorit und Humor in den Park zu integrieren. Diese drei Flatrides blieben übrigens die einzigen, die wir an diesem Tag nicht gefahren sind und zwar nicht, weil sie uns nicht gefallen haben sondern einfach, weil es viel zu viel anderes gab, das uns noch mehr gereizt hat.
Stehen geblieben sind wir stattdessen beim Figurentheater der Bauernhochzeit, das wieder so eine Tripsdrill-typische Geschichte erzählt. Allerdings war es inzwischen schon etwa halb elf, was bedeutete, dass die meisten der ohnehin wenigen Besucher sich in den hinteren Parkteil aufgemacht hatten. Ich hatte deshalb schon Sorgen, ob wir hier die benötigten 10 Leute für eine Fahrt auf dem Tausendfüßler zusammen bekommen würden, denn ich habe auch so gut wie nie Fahrgeräusche der Bahn gehört. Deshalb habe ich dann auch meine Freundin mehr oder weniger vom Bauerntheater weggezerrt, als ich gesehen hatte, dass sich eine kleine Gruppe Jugendlicher in Richtung Tausendfüßler bewegte. Dank ihnen konnte dann auch unsere Fahrt starten.
Zur Fahrt an sich: Natürlich könnte man sagen, dass das „nur“ ein Kiddie-Coaster ist, der ein ganz nettes aber keinesfalls überragendes Layout aufweist oder mit besonders spannende Fahrfiguren punktet. Doch auch hier gilt: Die Bahn ist einfach schön angelegt! Der Lifthill mit den Reibrädern führt direkt auf einem kleinen künstlichen Hügel entlang, der Terrain-Coaster-Feeling vermittelt, die erste Abfahrt ist relativ steil und wird, wenn man hinten sitzt, mit ordentlichem Tempo genommen und bei der weiteren Fahrt über die Wiese und den Teich kommt man dem Boden so nah, dass man in den Kurven mit den Händen durchs Gras streifen könnte. Für mich ist das eine absolut gelungene Version eines Kiddie-Coasters, den ich auch gerne mehrmals gefahren bin.
Nach der Fahrt mit dem Tausendfüßler sind wir noch kurz in einen Pott Spinatsuppe gestiegen, die auf ihrer Reise durch den Blumengarten gut umgerührt wurde. Vom Layout gilt für mich hier Ähnliches wie bei den Weinkübeln: Ganz nett aber ein wenig zu kompakt mit mehr Schienen als Thematisierung, da gibt es im Park schönere Anlagen.
Schließlich ging es aber auch für uns über die Hängebrücke hinüber in den hinteren Teil des Parks, der in meinen Augen noch einmal ein vollständig anderes Bild bietet: Nach all den eher engen und verschlungenen Wegführungen in den vorderen Teilen, die mir eine verspielte, heimelige Atmosphäre vermittelten, kommt man nun in einen Bereich, der durch großzügige Weite mit dem See und den großen freien Wiesen überzeugt. Optisches Highlight des Areals ist und bleibt dabei die imposante und wirklich exzellent gestaltete Burg Rauhe Klinge – daran können für meine Begriffe bisher weder Mammut noch Karacho etwas ändern. So wurden auch wir fast magisch von der Burg angezogen und machten uns auf, die G’Sengte Sau zu reiten.
Bei dieser Bahn möchte ich gar nicht lange drum herum reden: Das ist von der Thematisierung her so ziemlich das Beste, was ich jemals bei einer Achterbahn erleben durfte! Die Art und Weise wie die Schlitten da durch die Burg fahren ist einfach nur Klasse, die Bunnyhops durch den toll bewachsenen Burggarten machen extrem viel Laune und die Thematisierung der Wartebereichs ist ein absoluter Traum: Da haben wir nachmittags sogar freiwillig gewartet um uns den sehr süßen Film über das „Geheimnis von Tripsdrill“ anzusehen. Hier wird einem ganz bestimmt nicht langweilig, wenn es denn mal voll ist und ist eine tiefe Verneigung vor den Gestaltern dieser Burg wert. Einziger kleiner Kritikpunkt: Das Wetten-Dass-Banner in der Burg könnte abgehängt werden – eine derartige Werbung hat die Bahn nicht nötig.
Dabei sind die Schlitten noch sehr bequem (vorne noch mehr als hinten), liefern eine Fahrt ohne irgendwelche Schläge und lassen während der Mauskurven im ersten Teil der Fahrt auch noch Zeit, die tolle Landschaft der Umgebung zu genießen. Wer es noch deutlicher braucht: Ich habe mich in diese Bahn verliebt, hier gehen nicht nur beide Daumen sondern in guter Coasterfriends-Manier beide Arme hoch – und das bei jeder Fahrt auf diesem Traum von einer Achterbahn.
Drei Fahrten hintereinander mit Benutzung des kurzen Weges, der den ganzen Tag über geöffnet war, genügten uns für den Anfang, denn schließlich warteten noch mehr Bahnen auf uns. Die nächste davon war die Holzachterbahn Mammut. Die Bahn ist wirklich fotogen, wie ich finde, sodass wir schon vor unserer ersten Fahrt stehen blieben um ein paar Bilder zu schießen. Dann betraten wir aber doch den wieder einmal toll gestalteten Wartebereich – ja, auch meine Freundin traute sich trotz einiger Bedenken bezüglich der Höhe der Bahn.
Ich fand die Bahn vor allem erst einmal sehr bequem, wobei ich es schade fand, dass die Kameras für die onride-Videos defekt waren. Bei der sonst verbreiteten Liebe zum Detail , die Tripsdrill an den Tag legt, fand ich das schon irgendwie verwunderlich, dass man bei derartigen Details dann doch offenbar etwas nachlässig ist, denn für mich wirkte das nicht so als seien die Kameras erst seit ein paar Tagen außer Betrieb. Die Fahrt selbst begann dafür wieder sehr stimmungsvoll mit Musik und dem kleinen Darkrideteil – rein von der Thematisierung her habe ich bei einer Holzachterbahn noch nichts gesehen, das da ran kommt. Auch das Layout der Bahn ist gut und angenehm zu fahren und bietet mit dem kleinen Tunnel gegen Ende nochmal ein zusätzliches Highlight.
Dass ich hier nicht ganz so euphorisch bin wie bei der G’senkten Sau liegt einzig und allein daran, dass ich im Sommer im Toverland war und dort Troy kennengelernt habe und an diesen hölzernen Giganten kommt das Mammut für mich trotz der besseren Thematisierung nicht ran. Dazu fehlt der Bahn dann doch ein wenig von der unbändigen Kraft, die Troy von Anfang bis zum Ende der Fahrt ausstrahlt und auf die Fahrgäste wirken lässt. Trotzdem klettert die Bahn in meinem persönlichen Holzachterbahnranking dank der tollen Thematisierung noch vor Tonnere de Zeus auf Platz zwei. Nach Tripsdrill passt sie sowieso richtig gut, obwohl ich aus der Wahl des Namens nicht ganz schlau wurde: Die Thematisierung ist ein Sägewerk – mit Mammuts hat das doch irgendwie gar nichts zu tun oder hab ich da was übersehen? Naja, egal. Hier kommen ein paar Bilder dazu:
Fortsetzung folgt ...
Noch’n Bericht aus Tripsdrill?
Brauchts des?
Muaß des sei‘?
Da gibts doch dieses Jahr schon elfundneunzig andere!
…
Ja, ich weiß. Und trotzdem kommt hier der zwölfundneunzigste und ich würde mich freuen, wenn ihr ihm ein paar Minuten opfern könntet. Dies wird nämlich kein Bericht in der „Karacho-Mania-Reihe“ werden sondern ich habe bei meinem Erstbesuch in Tripsdrill versucht, das Gesamtkonzept des Parks auf mich wirken zu lassen. Dabei sind bei herrlichstem Herbstwetter einige sehr nette und vor allem farbenprächtige Impressionen entstanden, an denen ich euch gerne teilhaben lassen möchte. Ein paar Beispiele davon gibt’s schon mal vorneweg:
So, jetzt aber mal von Anfang an!
Da der eigentlich für Montag geplante Besuch einer Freundin in Heidelberg nicht zustande gekommen ist, bin ich nun doch erst am Dienstag, den 08. Oktober zusammen mit meiner Freundin morgens um 6:00 Uhr nach Cleebronn aufgebrochen und trotz eines etwas ungesund klingenden Autos ohne Zwischenfälle fünf Minuten vor Parköffnung auf dem Parkplatz von Tripsdrill angekommen. Wie ihr sehen könnt, herrschte dort noch gähnende Leere, nur ein wenig leichter Nebel hatte sich breitgemacht, sodass sich Burg Rauhe Klinge und Karacho in etwas Dunst eingehüllt präsentierten. Ist ja schließlich Herbst und ich fand das sogar ziemlich hübsch:
Was das Wetter und die Besucherzahlen im Park anging, muss ich sagen, dass wir fast schon unverschämt viel Glück hatten: Nachdem sich der Nebel verzogen hatte, strahlte die Sonne den ganzen Tag von einem blauen Oktoberhimmel herab, der dem sprichwörtlichen „Goldenen Oktober“ alle Ehre machte (oder sollte man in Tripsdrill eher von einem „saumäßig herrlichen Altweibersommer“ reden?) und bei praktisch allen Bahnen pendelten die Wartezeiten zwischen direktem Walk-On und zwei Wagen warten – bei Mammut und Karacho mussten wir sogar ab und zu ein paar Minuten warten, bis genügend Mitfahrer zusammen gekommen sind – all das war aber absolut nicht der Rede wert, deshalb soll dies auch der einzige Kommentar zu Wartezeiten in meinem Bericht bleiben.
Jedenfalls war mir sehr schnell klar, dass wir an diesem Tag absolut keine Eile haben mussten, sodass wir uns erst einmal ganz gemütlich den vorderen Teil des Parks vornahmen. Da es uns für den Maibaum noch etwas zu frisch war, sollte der Tag für uns mit einem Erkunden der Altmännermühle und der Altweibermühle beginnen. Schon bei diesen beiden Attraktionen hat mich die Detailverliebtheit des Parks beeindruckt, die mit wirklich schön gestalteten Gebäuden überzeugt. Besonders die historische Besonderheit der Altweibermühle ist hier natürlich optisch ein Knüller, wobei ich auch sagen muss, dass mich rein von den „Fahrgeschäften“ selbst, keine der beiden Mühlen überzeugt hat: Bei der Altmännermühle hätte ich mir noch ein paar mehr Stationen im Gebäude selbst gewünscht (z.B. eine Treppe in die obere Etage oder Ähnliches), obwohl der Außenteil dann ganz nett war (die Plattformen bieten ja sogar fast ein wenig Airtime ^^) und in der Altmännermühle sind meine Freundin und ich beide nicht wirklich gut gerutscht – trotz der Matten wurden wir immer wieder gebremst und sind nie auf die Geschwindigkeit gekommen, die ich bei der Anlage erwartet hatte. Spaß gemacht hat es uns aber dank der tollen Gestaltung trotzdem.
Weiter ging es mit dem Donnerbalken. Der ist herrlich an dem kleinen See gelegen und passt toll in das Gesamtbild dieser Ecke im Park. Nachdem meiner Freundin aufgrund ihrer Höhenangst der Hexenturm im Taunus Wunderland nicht so gut bekommen ist, hat sie hier erst einmal auf eine Fahrt verzichtet und lieber nur zugesehen. Ich dagegen konnte natürlich nicht widerstehen und bin zusammen mit den anderen anwesenden Fahrgästen gleich zwei Runden damit gefahren. Klar: Das ist jetzt nicht mit einem großen Freefalltower zu vergleichen, aber dank des doch recht ruckartigen Kippens vor dem letzten Sturz macht der Donnerbalken doch gehörig Laune. Zusammen mit der gebotenen Aussicht über den See und zur Mühle geht hier mein Daumen ganz klar nach oben!
Danach sollte meine Freundin ein wenig auf ihre Kosten kommen: Sie liebt Tiere, also haben wir ein paar Minuten damit verbracht, beim Streichelzoo die afrikanischen Zwergziegen und die Hühner zu beobachten (die fast genauso groß waren wie die Ziegen!) und haben dann bei der Schaubrüterei und den Papageien vorbei geschaut. Auch das Seifenkisten-Rennen an Flamingos vorbei mussten wir testen, bei dem ich das Rennen auf der Innenbahn deutlich verloren habe. Die Mühlbachfahrt war dagegen leider noch geschlossen, sodass wir uns erst einmal von diesem Teil des Parks verabschiedeten.
Das Eingangstor zum mittleren Teil des Parks war wunderbar herbstlich mit Kürbissen und anderen Feldfrüchten geschmückt und das rote Wasser, das dort über die Blechwannenströmt, soll wohl keine dezente Halloween-Kulisse darstellen sondern ganz einfach Wein sein. Ich finde, dass dies mal eine sehr angenehme Alternative zu dem in meinen Augen ziemlich übertriebenen Halloween-Veranstaltungen in anderen Parks darstellt. Dies hier wirkt absolut harmonisch und stimmig im Parkkonzept, vor allem, da ja direkt hinter dem Tor die Weinkübelfahrt und die mit bewegten Figuren animierten Szenen der Weinherstellung mit musealen Gerätschaften auf die Besucher wartet.
Die Weinkübelfahrt selbst ist im Herbst natürlich besonders schön, da ja gerade Weinlese ist und daher auch Trauben am Wein in der Station zu sehen sind. Die Fahrt selbst ist ein Beispiel dafür, wie viel Strecke man auf relativ kleinem Raum unterbringen kann, wenn man nicht auf aufwändige Thematisierung setzt sondern nur ein paar kleine Akzente setzt. Für mich hätte es diesbezüglich durchaus ein paar Schleifen kürzer sein dürfen, wenn dann zwischen den Schienen etwas mehr Gestaltungselemente zu sehen wären, aber das ist sicher Geschmackssache. Die Fahrt lebt ohnehin mehr von den Drehungen der Weinkübel und der Einbettung in das museale Drumherum.
Als nächstes haben wir uns den „Hochzeitsbereich“ des Parks angesehen und ich muss sagen, dass ich diesen Teil des Parks für einen Freizeitpark wirklich außergewöhnlich finde! Wenn man mal betrachtet, was für Fahrgeschäfte in diesem doch recht großen Themenbereich untergebracht sind, würde man vielleicht anderswo nur müde lächeln: Eine Oldtimer / Kutschenfahrt, zwei Einschienen-Hochbahnen (davon eine angetriebene und eine zum selbst Treten), dazu noch ein paar Wackelräder, zwei Kiddie-Rides und ein paar interaktive Theming-Elemente. Langweilig? Weit gefehlt! Hier ist alles so liebevoll um das Thema Partnersuche / Hochzeit / Ehe gebastelt worden, dass man einfach nicht umhin kann, sich auf den schwäbischen (?) Humor, der dahinter steckt, einzulassen und die Geschichtchen und Kommentare, die von den Figuren (meist auf schwäbisch) zum Besten gegeben werden, zu feiern. Dabei ist es völlig egal, ob das nun die teilweise derben Sprüche von den Figuren beim Fensterln, die Geschichten in der „Eheanbahnung“, die Anmerkungen der Babys beim Kindlesbrunnen oder die feuchte Überraschung bei Adam und Eva ist. Auch die Idee, die Wackelräder als Test der Heiratsfähigkeit zu deklarieren, ist einfach groß.
Wir hatten jedenfalls riesig viel Spaß beim Ausprobieren aller möglichen Attraktionen und (auch wenn Thrill-Fans sowas vermutlich nicht gerne lesen) ich würde mir wünschen, dass mehr Parks den Mut hätten, einen derart lustigen Bereich aufzubauen, der einfach von den Ideen und der Detailverliebtheit lebt und einfach keinen Nervenkitzel braucht um anzukommen. Das ist familienfreundlich, das ist kreativ, das ist schräg und einfach richtig gut. Beide Daumen hoch und Punkt.
Ok, damit ich die Achterbahnfans nicht ganz verliere, sind bei den folgenden Bildern dieses Bereichs auch ein paar Schnappschüsse auf Karacho dabei, die ich vom Schmetterlingsflug aus geschossen habe – sozusagen als kleines Preview für das, was später noch kommt. Bis ich zu Karacho komme, müsst ihr euch allerdings noch ein wenig gedulden.
Was folgt auf den Hochzeitsbereich des Parks? Genau: Wir nähern uns tatsächlich der ersten Achterbahn des Parks! Vorbei an spuckenden Fröschen, wirbelnden Pilzen, kreiselnden Guglhüpfen (ist das der Plural von Guglhupf?) und rotierenden Schlappen stiefelten wir bergab. Selbst bei diesen eigentlich recht gewöhnlichen Flatrides sieht man jedoch die Konsequenz des Parks, auch so etwas mit einer kleinen Geschichte zu versehen und mit reichlich Lokalkolorit und Humor in den Park zu integrieren. Diese drei Flatrides blieben übrigens die einzigen, die wir an diesem Tag nicht gefahren sind und zwar nicht, weil sie uns nicht gefallen haben sondern einfach, weil es viel zu viel anderes gab, das uns noch mehr gereizt hat.
Stehen geblieben sind wir stattdessen beim Figurentheater der Bauernhochzeit, das wieder so eine Tripsdrill-typische Geschichte erzählt. Allerdings war es inzwischen schon etwa halb elf, was bedeutete, dass die meisten der ohnehin wenigen Besucher sich in den hinteren Parkteil aufgemacht hatten. Ich hatte deshalb schon Sorgen, ob wir hier die benötigten 10 Leute für eine Fahrt auf dem Tausendfüßler zusammen bekommen würden, denn ich habe auch so gut wie nie Fahrgeräusche der Bahn gehört. Deshalb habe ich dann auch meine Freundin mehr oder weniger vom Bauerntheater weggezerrt, als ich gesehen hatte, dass sich eine kleine Gruppe Jugendlicher in Richtung Tausendfüßler bewegte. Dank ihnen konnte dann auch unsere Fahrt starten.
Zur Fahrt an sich: Natürlich könnte man sagen, dass das „nur“ ein Kiddie-Coaster ist, der ein ganz nettes aber keinesfalls überragendes Layout aufweist oder mit besonders spannende Fahrfiguren punktet. Doch auch hier gilt: Die Bahn ist einfach schön angelegt! Der Lifthill mit den Reibrädern führt direkt auf einem kleinen künstlichen Hügel entlang, der Terrain-Coaster-Feeling vermittelt, die erste Abfahrt ist relativ steil und wird, wenn man hinten sitzt, mit ordentlichem Tempo genommen und bei der weiteren Fahrt über die Wiese und den Teich kommt man dem Boden so nah, dass man in den Kurven mit den Händen durchs Gras streifen könnte. Für mich ist das eine absolut gelungene Version eines Kiddie-Coasters, den ich auch gerne mehrmals gefahren bin.
Nach der Fahrt mit dem Tausendfüßler sind wir noch kurz in einen Pott Spinatsuppe gestiegen, die auf ihrer Reise durch den Blumengarten gut umgerührt wurde. Vom Layout gilt für mich hier Ähnliches wie bei den Weinkübeln: Ganz nett aber ein wenig zu kompakt mit mehr Schienen als Thematisierung, da gibt es im Park schönere Anlagen.
Schließlich ging es aber auch für uns über die Hängebrücke hinüber in den hinteren Teil des Parks, der in meinen Augen noch einmal ein vollständig anderes Bild bietet: Nach all den eher engen und verschlungenen Wegführungen in den vorderen Teilen, die mir eine verspielte, heimelige Atmosphäre vermittelten, kommt man nun in einen Bereich, der durch großzügige Weite mit dem See und den großen freien Wiesen überzeugt. Optisches Highlight des Areals ist und bleibt dabei die imposante und wirklich exzellent gestaltete Burg Rauhe Klinge – daran können für meine Begriffe bisher weder Mammut noch Karacho etwas ändern. So wurden auch wir fast magisch von der Burg angezogen und machten uns auf, die G’Sengte Sau zu reiten.
Bei dieser Bahn möchte ich gar nicht lange drum herum reden: Das ist von der Thematisierung her so ziemlich das Beste, was ich jemals bei einer Achterbahn erleben durfte! Die Art und Weise wie die Schlitten da durch die Burg fahren ist einfach nur Klasse, die Bunnyhops durch den toll bewachsenen Burggarten machen extrem viel Laune und die Thematisierung der Wartebereichs ist ein absoluter Traum: Da haben wir nachmittags sogar freiwillig gewartet um uns den sehr süßen Film über das „Geheimnis von Tripsdrill“ anzusehen. Hier wird einem ganz bestimmt nicht langweilig, wenn es denn mal voll ist und ist eine tiefe Verneigung vor den Gestaltern dieser Burg wert. Einziger kleiner Kritikpunkt: Das Wetten-Dass-Banner in der Burg könnte abgehängt werden – eine derartige Werbung hat die Bahn nicht nötig.
Dabei sind die Schlitten noch sehr bequem (vorne noch mehr als hinten), liefern eine Fahrt ohne irgendwelche Schläge und lassen während der Mauskurven im ersten Teil der Fahrt auch noch Zeit, die tolle Landschaft der Umgebung zu genießen. Wer es noch deutlicher braucht: Ich habe mich in diese Bahn verliebt, hier gehen nicht nur beide Daumen sondern in guter Coasterfriends-Manier beide Arme hoch – und das bei jeder Fahrt auf diesem Traum von einer Achterbahn.
Drei Fahrten hintereinander mit Benutzung des kurzen Weges, der den ganzen Tag über geöffnet war, genügten uns für den Anfang, denn schließlich warteten noch mehr Bahnen auf uns. Die nächste davon war die Holzachterbahn Mammut. Die Bahn ist wirklich fotogen, wie ich finde, sodass wir schon vor unserer ersten Fahrt stehen blieben um ein paar Bilder zu schießen. Dann betraten wir aber doch den wieder einmal toll gestalteten Wartebereich – ja, auch meine Freundin traute sich trotz einiger Bedenken bezüglich der Höhe der Bahn.
Ich fand die Bahn vor allem erst einmal sehr bequem, wobei ich es schade fand, dass die Kameras für die onride-Videos defekt waren. Bei der sonst verbreiteten Liebe zum Detail , die Tripsdrill an den Tag legt, fand ich das schon irgendwie verwunderlich, dass man bei derartigen Details dann doch offenbar etwas nachlässig ist, denn für mich wirkte das nicht so als seien die Kameras erst seit ein paar Tagen außer Betrieb. Die Fahrt selbst begann dafür wieder sehr stimmungsvoll mit Musik und dem kleinen Darkrideteil – rein von der Thematisierung her habe ich bei einer Holzachterbahn noch nichts gesehen, das da ran kommt. Auch das Layout der Bahn ist gut und angenehm zu fahren und bietet mit dem kleinen Tunnel gegen Ende nochmal ein zusätzliches Highlight.
Dass ich hier nicht ganz so euphorisch bin wie bei der G’senkten Sau liegt einzig und allein daran, dass ich im Sommer im Toverland war und dort Troy kennengelernt habe und an diesen hölzernen Giganten kommt das Mammut für mich trotz der besseren Thematisierung nicht ran. Dazu fehlt der Bahn dann doch ein wenig von der unbändigen Kraft, die Troy von Anfang bis zum Ende der Fahrt ausstrahlt und auf die Fahrgäste wirken lässt. Trotzdem klettert die Bahn in meinem persönlichen Holzachterbahnranking dank der tollen Thematisierung noch vor Tonnere de Zeus auf Platz zwei. Nach Tripsdrill passt sie sowieso richtig gut, obwohl ich aus der Wahl des Namens nicht ganz schlau wurde: Die Thematisierung ist ein Sägewerk – mit Mammuts hat das doch irgendwie gar nichts zu tun oder hab ich da was übersehen? Naja, egal. Hier kommen ein paar Bilder dazu:
Fortsetzung folgt ...