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„Das ist so ein bisschen wie Blair Witch Project live“ – mit diesen Worten habe ich des Öfteren von meinen unglaublich intensiven Grusel-Erlebnis berichtet, die ich letztes Jahr im Sauerländer Wald hatte. Tatsächlich ist der deutschlandweit einmalige Horrortrip mitten durchs Gehölz – in diesem Jahr unter dem ebenso passenden wie klangvollen Namen „Treibjagt“ – eine großartige Alternative zu den klassischen Mazes in engen vernebelten Gängen. Und war für uns ganz klar der Grund, 2014 einmal mehr die Reise ins Sauerland anzutreten. Hier warteten neben „Treibjagt“ noch vier weitere Schocker-Attraktionen – und zudem natürlich ein Freizeitpark im Dunkeln. Zumindest der Teil, der um 17 Uhr nicht geschlossen wird.
Hätte nicht gedacht, dass ich mich jemals über einen pickepackevollen Parkplatz so freuen würde. Denn erstens konnten wir mit unseren genialen Zeit-Tickets aus dem Online-Shop die langen Warteschlangen ohnehin umgehen, solange wir zu vorgegebenen Zeiten an den Attraktionen sein würden. Zweitens gehört das Fort Fun zu den Parks, denen man einen Erfolg so sehr gönnt wie dem kleinen dicken Jungen im Sportunterricht. Klar, der Park hat ein überschaubares Angebot und einen 32-jährigen holländischen Ohrenprügler als Hauptattraktion (Speed Snake). Dann ist da noch die schöne, aber schwierige Lage: Von Süden kommend stand für uns nach der letzten Autobahn-Ausfahrt zunächst ein anderthalb-stündiger Ritt durch die Pampa auf dem Programm. Zudem gibt es für das Abenteuerland trotz dieser Abgelegenheit ordentlich Konkurrenz im Einzugsgebiet. Und zu allem Überfluss ist es hier in den Bergen doch gerne mal ein paar Grad kälter und ein paar Tropfen nasser als in vielen anderen Gegenden Deutschlands. Dennoch: Das Fort Fun ist einfach ein schönes und positives Fleckchen Erde – und das kleine Örtchen Bestwig einmal im Jahr Deutschlands Haupstadt des gepflegten Schauers!
Wir waren vergleichsweise spät am Eingang, da wir den Park erstens schon recht gut kannten und zweitens für einen langen Abend frisch sein wollten. Denn im weitläufigen und hügeligen Terrain hat man sich seine Treter doch schneller plattgelaufen als man denkt. Mein Review fokussiert sich also ganz auf das Erlebnis „Fort Fun im Dunkeln“ inklusive der speziellen Halloween-Attraktionen.
Trapper Slider (Bobbahn, Wiegand, 2005)
Als Hesse komme ich zwar aus einem absoluten Coaster-Niemandsland. Aber mit Rodelbahnen kenne ich mich aus. Da haben wir ein paar schöne Exemplare auf der Wasserkuppe – mit dem Rhönbob sogar einen der modernsten Vertreter Deutschlands. Im Hessisch-Sauerländischen Duell geht der Trapper Slider allerdings klar als Sieger hervor. Haufenweise Helices, Jumps, sogar kleine Airtime-Momente, eine Strecke in Megacoaster-Länge – und im Dunkeln ist das Ganze einfach der komplette Wahnsinn! Ein Jammer, dass der Spaß am Bobfahren so stark vom Fahrverhalten des Vordermanns abhängt. Hat man einen notorischen Bremser vor sich, waren 40 Minuten Anstehen auch schon mal für die Füß’, wie der Hesse sagt. Trotzdem: Der Trapper Slider ist eine echte Top-Attraktion und kracht ordentlich durchs Unterholz!
9 von 10 Punkten
Devil’s Mine (Junior Coaster, Vekoma, 1996)
Beim Thema Achterbahnen haben wir uns mit Schmackes in die Achillesverse des Fun gebohrt. Neben besagter Vekoma Corkscrew und einer Marienkäferbahn ist Devil’s Mine die Dritte im Bunde. Schön gestaltet ist sie ja – die Felsoptik und der Wartebereich mit Funhouse-Anleihen machen schon was her. Leider besteht eine Achterbahnfahrt aber neben einer Warteschlange auch noch aus einer Achterbahnfahrt. Und hier kann Devil’s Mine auch im Vergleich zu manch anderem Vekoma Junior Coaster nur bedingt überzeugen. Der First Drop, der eigentlich eher ein Dip als ein Drop ist, macht hinten noch richtig Spaß und bringt sogar eine ganze Portion Airtime. Dann verliert der Zug aber abrupt an Fahrt und nimmt sie auch nach dem zweiten „Lifthill“ (der eigentlich nur aus ein paar Reibrädern besteht) auch nicht mehr wirklich auf. Zudem ist hier eher Festhalten als „Hands in the Air“ angesagt, denn es kann doch ein bisschen schütteln. Alles in allem hat der Teufel hier eher seinen Adjutanten vorgeschickt, der auch im Dunkeln nicht so wirklich die Nerven zu kitzeln vermag.
4 von 10 Punkten
Rio Grande (Rafting, Bear Rides, 1995)
Raftings sind für mich immer ein bisschen wie Sonntagsbraten mit Klößen. Nie wirklich spektakulär, dafür weiß man immer ungefähr, was man hat. Rio Grande ist – vor allem aufgrund der netten Gestaltung und des rasanten ersten Teils – einer der besten Rapid Rivers in Deutschland. Dass es hier meist bei ein paar Tropfen bleibt, stört mich herzlich wenig. Im Dunkeln noch einmal etwas atmosphärischer. Die großen Jubel-Arien spare ich mir aber für später.
6 von 10 Punkten
Seelen...Los
Das erste Maze des Abends für uns. Und, hell bite my ass, was für ein großartiger Einstieg! Atmosphärisch ist das Maze, im Gegensatz zu viele Halloween-Attraktionen in anderen Parks, nicht im Splatter-Bereich angesiedelt, sondern nimmt vielmehr Anleihen an Supernatural-Horrorfilmen wie Insidiuous, Conjuring oder Sinister. Ordentliche Schockmomente wechseln sich hier also mit psychedelischem Schauer ab. Dazu bietet das Maze eine wirklich ordentliche Länge, hat Top-Schauspieler sowie zahlreiche Überraschungen parat. Seelen...Los: Makellos!!
10 von 10 Punkten
Treibjagt
Im letzten Jahr haben wir für die große Wald-Attraktion rund zwei Stunden angestanden – diesmal ging’s dank Online-Ticket direkt rein. Ein beinahe spätrömisch-dekadenter Luxus, wie Guido Westerwelle sagen würde. Was gibt’s zu sagen: Wieder klasse, wieder einzigartig. Trotz des überwältigen Erfolges des letzten Jahres wurde der Wald für dieses Jahr komplett umgekrempelt. So hatten auch wir als Wiederholungstäter also auch regelmäßig ordentlich die Buchse voll. Im Vergleich zum letzten Jahr leider dennoch ein kleiner Rückschritt, wenn auch auf allerhöchstem Niveau. Denn das Märchenthema von 2013 ist einfach kaum zu toppen. Auch, weil hier waschechte Urängste bedient wurden. Zudem fehlte mir in diesem Jahr ein wenig die akustische Untermalung – der dezente Soundtrack hat im letzten Jahr die Atmosphäre nochmal kräftig befeuert. Kleiner Wermutstropfen auch: Beim letzten Mal durften wir als Zweiergruppe durch den langen, verhexten Waldweg stapfen. Diesmal wurde uns eine Gruppe kreischender Teeny-Mädels zugewiesen. Ist aber bei einem so besucherstarken Tag auch verständlich.
9 von 10 Punten
Jackie’s Irrgarten
Ein letztes Mal ging’s für uns gegen halb 10 ins Grusel-Getümmel. Alle Achtung, dass es auch die dritte Attraktion geschafft hat, uns trotz fortschreitender Abhärtung einen Angstschrei nach dem anderen zu entlocken. Das Setting ist großartig und bietet natürlich Verstecke en Masse für die freiberuflichen Furchteinflößer. Im Vergleich zu den anderen Mazes setzt der Irrgarten ein wenig mehr auf „Cheap Thrills“ und weniger auf subtile Schauermomente. Aber das tut er verdammt effektiv!
8 von 10 Punkten
Und sonst noch?
Das Fort Fear-Angebot ist so umfangreich und ambitioniert: Da ist es beinahe schon ein Jammer, dass es kaum jemand geschafft haben dürfte, hier an einem Abend alles abzuhaken. Trotz Zeitticket hat’s bei uns für das kostenlose Maze Traumatisiert (im vergangenen Jahr bereits kennengelernt und für ausgezeichnet befunden), das 3D-Experiment „Slender – The Arrival“ und für die im Vorfeld hochgelobte Show nicht mehr gereicht. Auf das no-hold-barred-Maze „Traumatisiert Extrem“ haben wir dann aus freien Stücken verzichtet. Ebenso haben wir uns den Sky Glider „Wild Eagle“ in diesem Jahr gespart, der uns aber 2013 schon viel Spaß gemacht hat. Das Inhouse-Round-Up „Dark Raver“ war lange offen und war erneut echt launig. Obwohl man hier in Sachen Licht- und Lasertechnik noch deutlich eins drauflegen könnte und auch sollte. Die Geisterbahn Secret Stage of Horror ist leider kaum der Rede Wert. Unbegreiflich, dass ein Park, der in der Lage ist, so viel Perfektionismus wie beim Fort-Fear-Event an den Tag zu legen, sein unterjähriges Grusel-Aushängeschild so altbacken und gleichgültig daherkommen lässt. Und das trotz Restaurierung vor ein paar jahren. Schade!
Lob und Tadel
Für das Fort Fun war das Halloween-Event sicherlich eine noch größere Mammut-Aufgabe als bisher. An vielen Tagen der Nebensaison verirren sich bekanntlich nur wenige hundert Gäste in den Park – am wärmsten Allerheiligen seit vor dem Urknall dürfte es locker das Fünfzigfache an Besuchern gewesen sein. Insgesamt habe ich das Gefühl, dass man diesem ungewohnten Andrang doch recht gut Herr geworden ist. Der Event-Bereich war ausgezeichnet bespielt, zum Teil hielten Animatoren am Eingang die Heerscharen von Wartenden bei Laune und fanden dabei den richtigen Ton zwischen Stimmungskanone und Halloweenmonster. Nur zwischen 17 und 19 Uhr drohte der Park zwischenzeitlich zu zerbersten. Hier waren die jugendlichen Schlachtenbummler schon da, die Familien mit kleinen Kindern aber noch nicht weg. Während dieser Zeit wären zusätzliche Kapazitäten nicht verkehrt gewesen – habe nicht ganz verstanden, warum man an solch einem Ausnahmetag die Attraktionen im hinteren Bereich nicht noch ein wenig länger auflässt. Ein paar Scheinwerfer mehr, ein paar Operator, dann hätte es doch sicher funktionieren können. Erst recht bei ehemaligen Kirmes-Attraktionen wie dem Topspin Yukan Raft, die ihre Beleuchtung ohnehin standartmäßig mit an Bord haben.
Das Konzept mit den Zeitkarten im Online-Shop ist klasse. Wobei sich zu der Euphorie beim Überspringen der gewaltigen Warteschlangen bei mir auch ein Fünkchen schlechtes Gewissen gemischt hat. Uns war vor dem Kauf eine Wartezeit von maximal 15 Minuten versprochen worden. Tatsächlich angestanden haben wir keine einzige. Zwischen Warteschlangen von mehr als einer Stunden für Kassengäste und gar nicht warten für Online-Käufer sehe ich noch ein Missverhältnis. Hier kann man sicherlich Kontingente aufstocken. Denn einige lange Gesichter gab es doch zu beobachten ob der nicht enden wollenden Queue-Zeiten. An einem Brückentag im Europapark kann das aber ebenso passieren.
Fazit:
Das war weit mehr als „Blair Witch Project“ live, was wir heute erleben durften. Das Fort Fun spielt an Halloween immer mehr seinen eigenen Film – und dieser ist Scream-Award-verdächtig. Ich hoffe, dass dieses mehr als geglückte Event immer mehr zum Motor für den Park wird. Zum einen finanziell. Denn es ist nicht wegzudiskutieren, dass das Fort Fun neue Attraktionen braucht. Zweitens bezüglich der öffentlichen Wahrnehmung. Denn für ein Paar Wochenenden darf der Park im Konzert der ganz, ganz großen mitspielen. Und drittens für die Selbstmotivation. Denn wer in der Lage ist, so eine großartige Veranstaltung aus dem Boden zu stampfen – der kriegt es vielleicht auch hin, noch ein bisschen mehr dieser Euphorie, Professionalität und Perfektionsversessenheit beim Betrieb des restlichen Parks spürbar zu machen. Danke Fort Fun für einen großartigen und unvergesslichen Abend!
Hätte nicht gedacht, dass ich mich jemals über einen pickepackevollen Parkplatz so freuen würde. Denn erstens konnten wir mit unseren genialen Zeit-Tickets aus dem Online-Shop die langen Warteschlangen ohnehin umgehen, solange wir zu vorgegebenen Zeiten an den Attraktionen sein würden. Zweitens gehört das Fort Fun zu den Parks, denen man einen Erfolg so sehr gönnt wie dem kleinen dicken Jungen im Sportunterricht. Klar, der Park hat ein überschaubares Angebot und einen 32-jährigen holländischen Ohrenprügler als Hauptattraktion (Speed Snake). Dann ist da noch die schöne, aber schwierige Lage: Von Süden kommend stand für uns nach der letzten Autobahn-Ausfahrt zunächst ein anderthalb-stündiger Ritt durch die Pampa auf dem Programm. Zudem gibt es für das Abenteuerland trotz dieser Abgelegenheit ordentlich Konkurrenz im Einzugsgebiet. Und zu allem Überfluss ist es hier in den Bergen doch gerne mal ein paar Grad kälter und ein paar Tropfen nasser als in vielen anderen Gegenden Deutschlands. Dennoch: Das Fort Fun ist einfach ein schönes und positives Fleckchen Erde – und das kleine Örtchen Bestwig einmal im Jahr Deutschlands Haupstadt des gepflegten Schauers!
Wir waren vergleichsweise spät am Eingang, da wir den Park erstens schon recht gut kannten und zweitens für einen langen Abend frisch sein wollten. Denn im weitläufigen und hügeligen Terrain hat man sich seine Treter doch schneller plattgelaufen als man denkt. Mein Review fokussiert sich also ganz auf das Erlebnis „Fort Fun im Dunkeln“ inklusive der speziellen Halloween-Attraktionen.
Trapper Slider (Bobbahn, Wiegand, 2005)
Als Hesse komme ich zwar aus einem absoluten Coaster-Niemandsland. Aber mit Rodelbahnen kenne ich mich aus. Da haben wir ein paar schöne Exemplare auf der Wasserkuppe – mit dem Rhönbob sogar einen der modernsten Vertreter Deutschlands. Im Hessisch-Sauerländischen Duell geht der Trapper Slider allerdings klar als Sieger hervor. Haufenweise Helices, Jumps, sogar kleine Airtime-Momente, eine Strecke in Megacoaster-Länge – und im Dunkeln ist das Ganze einfach der komplette Wahnsinn! Ein Jammer, dass der Spaß am Bobfahren so stark vom Fahrverhalten des Vordermanns abhängt. Hat man einen notorischen Bremser vor sich, waren 40 Minuten Anstehen auch schon mal für die Füß’, wie der Hesse sagt. Trotzdem: Der Trapper Slider ist eine echte Top-Attraktion und kracht ordentlich durchs Unterholz!
9 von 10 Punkten
Devil’s Mine (Junior Coaster, Vekoma, 1996)
Beim Thema Achterbahnen haben wir uns mit Schmackes in die Achillesverse des Fun gebohrt. Neben besagter Vekoma Corkscrew und einer Marienkäferbahn ist Devil’s Mine die Dritte im Bunde. Schön gestaltet ist sie ja – die Felsoptik und der Wartebereich mit Funhouse-Anleihen machen schon was her. Leider besteht eine Achterbahnfahrt aber neben einer Warteschlange auch noch aus einer Achterbahnfahrt. Und hier kann Devil’s Mine auch im Vergleich zu manch anderem Vekoma Junior Coaster nur bedingt überzeugen. Der First Drop, der eigentlich eher ein Dip als ein Drop ist, macht hinten noch richtig Spaß und bringt sogar eine ganze Portion Airtime. Dann verliert der Zug aber abrupt an Fahrt und nimmt sie auch nach dem zweiten „Lifthill“ (der eigentlich nur aus ein paar Reibrädern besteht) auch nicht mehr wirklich auf. Zudem ist hier eher Festhalten als „Hands in the Air“ angesagt, denn es kann doch ein bisschen schütteln. Alles in allem hat der Teufel hier eher seinen Adjutanten vorgeschickt, der auch im Dunkeln nicht so wirklich die Nerven zu kitzeln vermag.
4 von 10 Punkten
Rio Grande (Rafting, Bear Rides, 1995)
Raftings sind für mich immer ein bisschen wie Sonntagsbraten mit Klößen. Nie wirklich spektakulär, dafür weiß man immer ungefähr, was man hat. Rio Grande ist – vor allem aufgrund der netten Gestaltung und des rasanten ersten Teils – einer der besten Rapid Rivers in Deutschland. Dass es hier meist bei ein paar Tropfen bleibt, stört mich herzlich wenig. Im Dunkeln noch einmal etwas atmosphärischer. Die großen Jubel-Arien spare ich mir aber für später.
6 von 10 Punkten
Seelen...Los
Das erste Maze des Abends für uns. Und, hell bite my ass, was für ein großartiger Einstieg! Atmosphärisch ist das Maze, im Gegensatz zu viele Halloween-Attraktionen in anderen Parks, nicht im Splatter-Bereich angesiedelt, sondern nimmt vielmehr Anleihen an Supernatural-Horrorfilmen wie Insidiuous, Conjuring oder Sinister. Ordentliche Schockmomente wechseln sich hier also mit psychedelischem Schauer ab. Dazu bietet das Maze eine wirklich ordentliche Länge, hat Top-Schauspieler sowie zahlreiche Überraschungen parat. Seelen...Los: Makellos!!
10 von 10 Punkten
Treibjagt
Im letzten Jahr haben wir für die große Wald-Attraktion rund zwei Stunden angestanden – diesmal ging’s dank Online-Ticket direkt rein. Ein beinahe spätrömisch-dekadenter Luxus, wie Guido Westerwelle sagen würde. Was gibt’s zu sagen: Wieder klasse, wieder einzigartig. Trotz des überwältigen Erfolges des letzten Jahres wurde der Wald für dieses Jahr komplett umgekrempelt. So hatten auch wir als Wiederholungstäter also auch regelmäßig ordentlich die Buchse voll. Im Vergleich zum letzten Jahr leider dennoch ein kleiner Rückschritt, wenn auch auf allerhöchstem Niveau. Denn das Märchenthema von 2013 ist einfach kaum zu toppen. Auch, weil hier waschechte Urängste bedient wurden. Zudem fehlte mir in diesem Jahr ein wenig die akustische Untermalung – der dezente Soundtrack hat im letzten Jahr die Atmosphäre nochmal kräftig befeuert. Kleiner Wermutstropfen auch: Beim letzten Mal durften wir als Zweiergruppe durch den langen, verhexten Waldweg stapfen. Diesmal wurde uns eine Gruppe kreischender Teeny-Mädels zugewiesen. Ist aber bei einem so besucherstarken Tag auch verständlich.
9 von 10 Punten
Jackie’s Irrgarten
Ein letztes Mal ging’s für uns gegen halb 10 ins Grusel-Getümmel. Alle Achtung, dass es auch die dritte Attraktion geschafft hat, uns trotz fortschreitender Abhärtung einen Angstschrei nach dem anderen zu entlocken. Das Setting ist großartig und bietet natürlich Verstecke en Masse für die freiberuflichen Furchteinflößer. Im Vergleich zu den anderen Mazes setzt der Irrgarten ein wenig mehr auf „Cheap Thrills“ und weniger auf subtile Schauermomente. Aber das tut er verdammt effektiv!
8 von 10 Punkten
Und sonst noch?
Das Fort Fear-Angebot ist so umfangreich und ambitioniert: Da ist es beinahe schon ein Jammer, dass es kaum jemand geschafft haben dürfte, hier an einem Abend alles abzuhaken. Trotz Zeitticket hat’s bei uns für das kostenlose Maze Traumatisiert (im vergangenen Jahr bereits kennengelernt und für ausgezeichnet befunden), das 3D-Experiment „Slender – The Arrival“ und für die im Vorfeld hochgelobte Show nicht mehr gereicht. Auf das no-hold-barred-Maze „Traumatisiert Extrem“ haben wir dann aus freien Stücken verzichtet. Ebenso haben wir uns den Sky Glider „Wild Eagle“ in diesem Jahr gespart, der uns aber 2013 schon viel Spaß gemacht hat. Das Inhouse-Round-Up „Dark Raver“ war lange offen und war erneut echt launig. Obwohl man hier in Sachen Licht- und Lasertechnik noch deutlich eins drauflegen könnte und auch sollte. Die Geisterbahn Secret Stage of Horror ist leider kaum der Rede Wert. Unbegreiflich, dass ein Park, der in der Lage ist, so viel Perfektionismus wie beim Fort-Fear-Event an den Tag zu legen, sein unterjähriges Grusel-Aushängeschild so altbacken und gleichgültig daherkommen lässt. Und das trotz Restaurierung vor ein paar jahren. Schade!
Lob und Tadel
Für das Fort Fun war das Halloween-Event sicherlich eine noch größere Mammut-Aufgabe als bisher. An vielen Tagen der Nebensaison verirren sich bekanntlich nur wenige hundert Gäste in den Park – am wärmsten Allerheiligen seit vor dem Urknall dürfte es locker das Fünfzigfache an Besuchern gewesen sein. Insgesamt habe ich das Gefühl, dass man diesem ungewohnten Andrang doch recht gut Herr geworden ist. Der Event-Bereich war ausgezeichnet bespielt, zum Teil hielten Animatoren am Eingang die Heerscharen von Wartenden bei Laune und fanden dabei den richtigen Ton zwischen Stimmungskanone und Halloweenmonster. Nur zwischen 17 und 19 Uhr drohte der Park zwischenzeitlich zu zerbersten. Hier waren die jugendlichen Schlachtenbummler schon da, die Familien mit kleinen Kindern aber noch nicht weg. Während dieser Zeit wären zusätzliche Kapazitäten nicht verkehrt gewesen – habe nicht ganz verstanden, warum man an solch einem Ausnahmetag die Attraktionen im hinteren Bereich nicht noch ein wenig länger auflässt. Ein paar Scheinwerfer mehr, ein paar Operator, dann hätte es doch sicher funktionieren können. Erst recht bei ehemaligen Kirmes-Attraktionen wie dem Topspin Yukan Raft, die ihre Beleuchtung ohnehin standartmäßig mit an Bord haben.
Das Konzept mit den Zeitkarten im Online-Shop ist klasse. Wobei sich zu der Euphorie beim Überspringen der gewaltigen Warteschlangen bei mir auch ein Fünkchen schlechtes Gewissen gemischt hat. Uns war vor dem Kauf eine Wartezeit von maximal 15 Minuten versprochen worden. Tatsächlich angestanden haben wir keine einzige. Zwischen Warteschlangen von mehr als einer Stunden für Kassengäste und gar nicht warten für Online-Käufer sehe ich noch ein Missverhältnis. Hier kann man sicherlich Kontingente aufstocken. Denn einige lange Gesichter gab es doch zu beobachten ob der nicht enden wollenden Queue-Zeiten. An einem Brückentag im Europapark kann das aber ebenso passieren.
Fazit:
Das war weit mehr als „Blair Witch Project“ live, was wir heute erleben durften. Das Fort Fun spielt an Halloween immer mehr seinen eigenen Film – und dieser ist Scream-Award-verdächtig. Ich hoffe, dass dieses mehr als geglückte Event immer mehr zum Motor für den Park wird. Zum einen finanziell. Denn es ist nicht wegzudiskutieren, dass das Fort Fun neue Attraktionen braucht. Zweitens bezüglich der öffentlichen Wahrnehmung. Denn für ein Paar Wochenenden darf der Park im Konzert der ganz, ganz großen mitspielen. Und drittens für die Selbstmotivation. Denn wer in der Lage ist, so eine großartige Veranstaltung aus dem Boden zu stampfen – der kriegt es vielleicht auch hin, noch ein bisschen mehr dieser Euphorie, Professionalität und Perfektionsversessenheit beim Betrieb des restlichen Parks spürbar zu machen. Danke Fort Fun für einen großartigen und unvergesslichen Abend!
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