Denn Geld haben die ohne Ende.
Stimmt nicht ganz. Disney hat vielleicht die höchsten Besucherzahlen und die höchsten Eintrittspreise - auf den ersten Blick kann man da tatsächlich "Geld ohne Ende" vermuten. Aber der Schein trügt:
Disneyland Paris wurde vor 20 Jahren mit enormen Aufwand aus dem Boden gestampft. Die Kosten hierfür schwanken je nach Quelle zwischen 3,5 und 4,5 Mrd €. Die Darlehen für dieses gigantische Projekt nebst Zinsen sollten aus den laufenden Einnahmen beglichen werden.
Während gewachsene Parks wie der Europapark oder das Phantasialand aus den laufenden Einnahmen also Attraktionen kaufen können, müssen bei Disney erst mal Kredite + Zinsen zurückgezahlt werden. Und die sind enorm. Mir wurde von einer Zinsbelastung in Höhe von 3 Mio berichtet, die der Park jeden Monat leisten muss. 3 Mio, das sind 36 Mio im Jahr die dem Park fehlen. Oder mit anderen Worten: ein Themenbereich in der Größenordnung von "Deep in Afrika" könnte jedes Jahr hinzu kommen, wenn die Zinslast nicht wäre.
Damit aber nicht genug. Neben Zinsen muss der Park auch für die Tilgung aufkommen. Es dürfte der weitaus größere Rechnungsposten sein. Im Vergleich dazu erscheinen Kosten wie die jährlichen Lizensgebühren an die Mutter als Peanuts. Beachtlich sind auch die Personalkosten: rund 12.000 Mitarbeiter beschäftigt der Park durchschnittlich, im Sommer sogar noch mehr!
Die Lösung: Erträge erhöhen!
Leider funktioniert das nicht wie gewünscht. Die Pariser Kundschaft kommt häufig und gern in den Park, zahlt jedoch Dank Jahreskarte kaum Eintritt. Und im Gegensatz zum Standard Amerikaner, der bei Disney, Isst, übernachtet und sich anschließend mit Souvenirs eindeckt, gibt sich der Franzose bedeckt und isst lieber daheim. Der Umsatz pro Kunde ist im Disneyland Paris deshalb deutlich niedriger als beim großen Vorbild in der USA.
Kalkuliert hatte man auch mit zahlreichen Besuchern aus Deutschland doch hier ist der Europapark bekannter und beliebter. Ähnlich verhält es sich mit Spanien.
Warum schließt der Park dann nicht?
Ein Park, der 20 Jahre lang nur Verluste einfährt müsste rein aus logischen Gründen schon längst geschlossen sein. In Paris ist das jedoch nicht so einfach. Disney hat vor 20 Jahren mit Frankreich einen Immobilien Deal ausgehandelt: die gigantische Fläche von 1.943 Hektar wurden an Disney zum Schnäppchenpreis verkauft, allerdings mit genauen Auflagen, wie viele Arbeitsplätze, wie viele Hotels, wann und wo entstehen müssen,... . Auch die Disney Studios, die 2002 eröffnet wurden, sind Teil dieses Deals gewesen.
Extrem hohe laufende Kosten, bei verhaltenen Einnahmen, gepaart mit den Verpflichtungen aus dem Immobiliendeal sorgen in Paris für eine angespannte Situation. Trotzdem oder gerade deswegen:
Herzlichen Glückwunsch zum 20. Geburtstag!