Saisonstart in Walibi Belgien
Ursprünglich wollte ich - wie vermutlich viele andere auch - den Besuch Walibi Belgiens dieses Jahr mit einem Besuch im Plopsaland kombinieren, um beide belgischen Achterbahn-Neuheiten im Zuge einer kleinen Tour zu fahren. Nachdem dann aber Walibi Belgien ankündigte, den Park und Kondaa bereits am 08.05. zu öffnen, warf ich meine ursprünglichen Pläne schneller über Bord, als Schmuggler ihre Ladung bei nahender Wasserpolizei. Zu lange dauerte die Zwangs-Abstinenz nun schon und zu gross war die Sehnsucht, endlich mal wieder einen Freizeitpark zu besuchen und Achterbahn zu fahren.
Da wir recht früh am Park waren, beschlossen wir diesen Vorteil zu nutzen, um sofort Kondaa zu fahren und ggf. erst später einen Speedy Pass zu kaufen, falls die Wartezeiten hoch werden sollten, was sie auch wurden. Somit sind wir zusammen mit fast allen anderen Besuchern ein Mal durch den gesamten Park zum neuen Themenbereich gegangen, der sich am hintersten Ende des Parks befindet.
Der schön gestaltete Bereich ist verhältnismässig klein und bietet neben Kondaa noch ein Kinderfahrgeschäft, welches zuvor als „Squad's Stunt Flight“ im Bereich „Fun World“ stand und hier umthematisiert bzw. -lackiert seine neue Heimat gefunden hat. Ausserdem gibt es eine Imbissbude, einen Merchandisingshop und WCs. In der Mitte des Bereichs befindet sich in einem kleinen Tümpel das toll gestaltete Skelett einer der namensgebenden Monsterschlangen, welches über die Überreste eines Baumes gewickelt ist. Über eine kleine Hängebrücke kann man den Teich überqueren.
Kondaa (3 Fahrten)
Nachdem man den Wartebereich durch das Stationsgebäude unterhalb des Monster-Schlangenkopfes betreten hat, geht es nach wenigen Metern auch schon wieder aus dem Gebäude heraus. Die Queueline für Speedypass-Besitzer und Singlerider führt zwei Mal links innerhalb des Gebäudes entlang, für die anderen Besucher geht es in den äusseren Wartebereich.
95 % der Queueline verlaufen aussen und unterhalb des Lifthills und First Drops von Kondaa. Der Bereich wurde bepflanzt, wirkt aber noch etwas kahl, da primär kleinere Setzlinge gepflanzt wurden. Hier braucht es wohl ein paar Saisons, bis das zugewachsen ist. Vom gesamten Wartebereich kann man viele Blicke auf Kondaa werfen, was aber auch daran liegt, dass der grösste Teil der Bahn auf einer noch unbepflanzten Wiese steht und das wirkt schon auch noch etwas trostlos. Hoffentlich wird der Park hier noch etwas machen. Am Ende führt die Queueline zurück zur Rückseite des Stationgebäudes. Hier gibt es eine Tag-Wall, auf der auch dazu aufgerufen wird sich zu verewigen und die vermutlich verhindern soll, dass die Kritzel-geilen Besucher stattdessen das schöne Wandgemälde auf der Rückseite der Station beschmieren. Ich hoffe die Rechnung geht auf.
Betritt man die Station erneut, geht es eine Treppe hinauf und man befindet sich direkt vor den Gates. Ein Mitarbeiter weist die Besucher den Reihen zu, allerdings konnte ich bei Fahrt 2 und 3 auf Nachfrage einen freien Platz aussuchen. Wir machten insgesamt drei Fahrten. Die erste in Reihe 3 nach ca. 20 Minuten Wartezeit und dann noch zwei Fahrten in den Reihen 8 und 11 nach jeweils ca. 70-80 Minuten Wartezeit, die sich durch einige Breakdowns der Bahn auch noch etwas in die Länge zog.
Leider schafften wir es durch die erwartbar hohe Wartezeit nicht, mehr Fahrten zu machen. Vor allem hätte ich auch gerne die Front Row getestet. Der Speedy Pass für 45 € beinhaltete leider nur eine Fahrt auf Kondaa, was gemessen an dem Andrang zwar fair ist, weshalb sich die Investition in diesen für uns aber nicht gelohnt hat. Aber ich werde dieses Jahr bestimmt noch einmal in die Wallonie reisen. Ride of Happiness muss ja auch noch gefahren werden und da kann man auf dem Weg auch noch mal einen Stop in Walibi einplanen.
Auf den Zügen Kondaas wurden die selben Sitz und Bügel verbaut, wie sie erstmals bei Taron eingesetzt wurden. Im Gegensatz zu Taron sitzt man hier allerdings deutlich flacher, weshalb die Beine auch nicht frei hängen. Ich kann nicht genau einschätzen, wie sich die Bahn auf der höheren Sitzposition fahren würde und inwiefern man das Layout darauf anpassen müsste, könnte mir aber durchaus vorstellen, dass das noch mal positiv auf das Fahrerlebnis einzahlen würde. Vielleicht entwickelt Intamin die Sitze ja noch weiter, so dass man die Höhe dieser wie bei einem Bürostuhl selbst justieren kann =).
Die Geschwindigkeit des Lifthills ist zu Beginn noch etwas verhalten aber dann legt die Kette den Turbo ein und ehe man es sich versieht, stürzt man den 50 m hohen, fast vertikalen Drop herunter. Dieser bot sogar in der dritten Reihe respektable Airtime. In den hinteren Reihen spürt man hier aber regelrecht intensive, kurzfristige Ejector Airtime. Bemerkenswert ist, dass der Effekt des Hineinsaugens auf der Kuppe nicht so ausgeprägt ist, dieser kurze Moment der Ejector Airtime nach passieren der Kuppe aber umso mehr. Das ist nicht ganz so intensiv wie der zweite Kick des Hyperion-Drops, man merkt aber deutlich, dass das dieselbe Handschrift trägt.
Das Tal geizt nicht mit positiven G-Kräften und auf dem folgenden Camelback erlebt man die gesamte Airtime-Palette die sich im Fahrverlauf von Floating bis Ejector steigert und besonders ausgeprägt nach Passieren der Kuppe zur Geltung kommt. Auch das nun folgende Tal bietet reichlich positive G-Kräfte, ehe man auf dem ”Maximum Outward Banked Airtime Hill“ seitliche Airtime erlebt. Das Element fährt sich wirklich klasse und sehr angenehm und ist dabei sanfter, als man es vielleicht erwarten würde.
Auch im Tal vor der Auffahrt in die „Non Inverted Cobra Roll“ wird man in der Spitze mit 4G in den Sitz gepresst. Hier kann man schon mal ein paar Sterne sehen. Das erstmals verbaute und neuartige Element selbst wird dann eine Spur zu langsam durchfahren, so dass es nicht zu der von mir erhofften ausgeprägten Whippieness bei der Durchfahrt kommt. Die Ausfahrt gefiel mir dann aber sehr gut und auch hier wirken im Tal wieder hohe positive G-Kräfte auf den Fahrtgast, welche dann von der Ejector Airtime auf dem folgenden, flachen Hügel konsequent gekontert werden. Der meinem Empfinden nach stärkste Artime-Moment der Bahn.
Die bodennahe Rechtskurve, die einen noch ordentlich in den Sitz presst, verwandelt sich dann fliessend in den nach aussen gebankten sanft ansteigenden „Wall Stall“, welcher für mich irgendwie das überraschendste Element der ganzen Bahn darstellt, da ich diesem im Vorfeld nicht die grösste Aufmerksamkeit gewidmet habe. Hier schwebt man schwerelos bei 0 G und um 90 Grad nach aussen gedreht im Sitz. Ein ganz grosser, leichter Spass.
Es folgt eine weitere overbanked Steilkuve, ein Airtimehügel und der „Side Banked Double Down“, der sich spassig aber auch nicht so outstanding fährt, wie er klingt und aussieht und wie ich es mir erhofft hatte. Nach einem weiteren, letzten Airtimehügel kommt das leider verschenkte Finale mit den Bunny Hops. Diese wirkten ja schon in der Präsentation ein wenig wie von Steel Vengeance abgekupfert, aber leider können sie hier nicht voll überzeugen, wobei die jetzt auch auf SteVe nicht zu den Highlights der Fahrt zählen. Das ist zwar spassig zu fahren aber hier hätte ich mir ehrlich gesagt ein anderes Element wie z.B. eine langsam durchfahrene Barrel Roll gewünscht. Ja ja, da gab es auch schon mal was von RMC aber das hätte einfach besser gepasst.
Fazit zu Kondaa
Meine Review basiert vor allem auf der letzten und meinem Empfinden nach besten Fahrt am Abend in der vorletzten Reihe. Erwartungsgemäß legt die Bahn im Laufe des Tages noch ein paar Pacing-Schippen zu. Während morgens einige Elemente noch etwas träge durchfahren wurden, steigert sich das Erlebnis warm gefahren spürbar. Das kommt vor allem in der Non Inverted Cobra Roll und im eher flacheren, letzten Teil deutlich zur Geltung. Besonders gelungen finde ich die Ausgewogenheit und den Wechsel der negativen und positiven G-Kräfte. Abwechslungsreicher kann das Layout eines Megacoasters ohne Inversionen (von spinning Chaisen mit Trick-Track-Drop-Track und Darkridepart mit Gerüchen und Nebeleffekten mal abgesehen) nicht sein. Die Bahn hat warm gefahren ein tolles Pacing, welches lediglich beim Finale mit den Bunny Hops etwas schwächelt, trotzdem fehlt dem Gesamterlebnis m. E. insgesamt ein wenig die Aggressivität, mit der ich gerechnet hatte.
Die Bahn wurde mehrfach - auch von mir - als EGF 2.0 bezeichnet. Tatsächlich muss ich aber sagen, dass die Fahrt viel weniger an EGF erinnert, als man aufgrund der Werte und der äusseren Erscheinung vermuten würde. Selbst der Drop fährt sich auf Kondaa anders. Während EGF wirklich ein Artimemonster ist, auf dem sich Mehrfachfahrten - auch durch die anders geformten Lapbars - deutlich in den Oberschenkeln bemerkbar machen, überrascht Kondaa eher durch seine Abwechslung und die vielen Momente mit hohen, positiven G-Kräften. Selbstverständlich kommt Airtime auf Kondaa auch nicht zu kurz aber ich würde die Bahn nicht darauf reduzieren.
Bei einer Fahrt auf EGF freue ich mich vor allem auf die krasse Airtime. Bei Kondaa freue ich mich auf das Gesamterlebnis und das Zusammenspiel der Kräfte. Kondaa ist angenehmer zu fahren als EGF und eignet sich auch hervorragend für Mehrfachfahrten. Eine sehr gute Achterbahn, die für mich in Europa zur Top 10 zählt. Dennoch gefällt mir der Bruder aus der Pfalz ein paar Nuancen besser. In meinem Gesamtranking landet Kondaa auf einem respektablen 16. Platz.