Herr der Schienen, wir bitten dich:
Möge die Bahn danach besser fahren und kein Kopfweh bescheren
Möge die Bahn in Geilheit dahinsausen und uns mitnehmen auf eine entspannte Fahrt
Mögen wir aussteigen und uns direkt wieder anstellen wollen
Amen
Nummer 1: hatte Kopfweh
Nummer 2: a) ja b) nein
Nummer 3: no way
Das sind natürlich nur meine persönlichen Meinungen aus einem Besuch diese Woche in einem tatsächlich mäßig gefüllten Park Asterix bei bestem Wetter, Anstehzeiten überall im Schnitt 15 Minuten, aber Tonnere 2 Zeus über eine Stunde bei 2-Zug Betrieb. Die Werbung als Neuheit 2022 ist stark präsent und dementsprechend gefragt.
Ich führe natürlich etwas aus:
Vorerfahrungen habe ich in Sachen CCI lediglich die Anlagen aus Port Aventura, wobei mir Stampida auch nicht zusagt im Vergleich zu den über ein halbes Dutzend gefahrenen GCI-Coastern. Ähnlich bei der Gravity-Group, da kenne ich nur die Bahn in Grönalund und Wood Express in Saint Paul. Beide Anlagen sind natürlich in ihren Dimensionen anders konzipiert, schnittig, wendig, kleine Flitzer und für mich ok, mit guter Airtime aber ich sags mal so, auch hier Abzug in der B Note beim Fahrkomfort. Wenn ich mir erlauben darf, dem Wood Express Heidi the Ride gegenüberzustellen... kein Vergleich, Heidi fuhr bei mir dieses Jahr einfach richtig gut.
Zurück zu Tonnere: die alte Version kannte ich also auch nicht, dementsprechend hoch waren meine Erwartungen, wobei gewisse Abschnitte der Bahn quasi Neubauten sind. Folglich rechne ich 3 Wochen nach einer Eröffnung mit einem wenigstens streckenweise optimalen Fahrverhalten. Positiv: der ganze Bereich um/in Tonnere wirkt stimmig (die Bepflanzung darf noch etwas gedeihen), rein ästhetisch macht die Anlage ordentlich was her, sieht mächtig aus und hat wirklich meine Lust geweckt. Akkustisch ebenso, das gewaltige Donnergrollen ist super getimed und lässt alles erbeben (wieviel Subwoofer sind da eigentlich verbaut??). Dem voraus geht auch der Höreindruck des Zuges, wo aus einem fernen Grummeln wieder der übel laute Woody-Sound wird, wenn er über und um die Q-Line in den finalen Elemente herumrast. In der Station selbst wird man leider zugeteilt, Rucksäcke gehen mit in die Timberliner-Wägen, deren Bauchbügel und ich endlich Freunde sind seitdem ich ettliche Kilos abgenommen habe. Auf dem Lift ist es dann wirklich krass Laut, die Rückrollsperren machen Lärm. Oben die bekannte kleine Viertelkurve und ja, ich liebe einfach solche Vorbeschleunigungen, sind sie noch so kurz. Dann die erste Abfahrt, kaum ist man drittels runter beginnt der Zug zu drücken, schieben, zerren, bremsen, haken... es hat sich für mich so angefühlt, als ob alle Wagen unterschiedliche Geschwindigkeiten hätten und sich die ganze Abfahrt lang physisch einigen wollten auf ein gemeinsames Tempo. Dadurch entstehen echt unangenehme Schläge, die sofort im Tal bei mir auf Kopf und Gehirn gegangen sind. Das zog sich über die erste Wende fort und dann kommt der neue Bereich der 90-Grad Neigung. Hier ist es tatsächlich so, als würde der Schalter von rough auf smooth umgelegt werden. Super Airtime, Ruckeln komplett weg, geniales Element, es kommt Freude auf. Hält nicht lang... die Realität holte mich bald wieder ein, die Bahn fällt in unkomfortable Fahrmuster zurück. Auch bei den folgenden Neu-Abschnitten bleibt dieses unrunde Fahrverhalten allgegenwärtig und für mich war es schlimm. Hab echt jedesmal gehofft, wenn frische Holzpassagen kamen, dass es wieder smooth wird. Nix wars. Ich versuch es nochmal zu beschrieben, es war selbst auf dem letzten neuen Airtime-Hügel so, dass ich das Gefühl hatte, es wird von vorne am Wagen gezogen und von hinten aber gebremst, es entsteht Ruckeln und so wird Fluss verhindert. Über die ganze Zeit hält der Zug übrigens richtig gut die hohe Geschwindigkeit, was positiv zu bewerten ist. Ich kam in der Station an und hatte Kopweh. Es war die erste Fahrt um 12 Uhr morgens Reihe 8 mit Hände hoch. Ich gab dem Woody gegen 16 Uhr richtig warmgefahren nochmal eine Chance in Reihe 10 und versuchte mich dabei an den entsprechenden Passagen etwas zu stützen. War genau gleich, wieder Kopfweh. (es lag nicht an der Tagesform, nach einer Stunde Regeneration bin ich die 2 Stunden bis Parkschluss noch Single-Ride Oziris im Loop gefahren ohne Kopfweh). Auf die Rückwärtsfahrt bei Tonnere habe ich verzichtet, bei ungefähr jeder zweiten Fahrt blieben die Sitze übrigens leer, gut angenommen wurde das kostenpflichtige Angebot nicht.
Auffällig: beim zweiten Mal anstehen habe ich die erste Abfahrt beobachtet und ja, man sieht es deutlich, wie beim Herunterfahren der Zug nicht in einem Fluss ist sondern stottert. Achtet mal drauf wenn jemand da ist.
Mein persönliches Fazit (ohne technischer Ingenieur zu sein)
Ich sags mal hart: weiß nicht was da schiefgelaufen ist. Sind etwa die Züge generell zu lang? War die Anlage vorher vielleicht doch schon ein hoffnungsloser Fall? Oder für die Gravity Group ne Nummer zu große Anlage? Für 7Mio € hab ich mehr erwartet, wo merkt man die beim Fahren? Klar, Colossos waren nochmal ettliche Mio on top, aber das Ding fährt super, wohingegen Tonnere für mich 3 Wochen nach der Wiedereröffnung eine vom Fahrverhalten furchtbar schlechte ruckelige Kopfwehbahn ist, die ich nicht brauche. Die Dynamik, Tempo und auch das Layout stimmen hingegen. Ich seh da leider die Chance vertan.
Bin aber gespannt auf andere Erfahrungen, oder generell, wie sich die größeren neuen Anlagen der Gravity Group fahren (die es ja gibt).