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Der Freischütz ist keine Oper...
Gut 200 Jahre sind vergangen seid Carl Maria von Weber 1821 die romantische Oper vom Freischütz im Berliner Schauspielhaus aufgeführt hat.
Nicht ganz so lange mussten die Achterbahnfans auf eine herausfordernde Bahn in Bayern warten, die nun im idyllischen Bayernpark realsiert wurde.
2009 beganen im Bayernpark die Planungen für das Jubiläumsprojekt 2011, welches zum 20. Geburtstag herausragend sein sollte. Das interessant gelegene Gelände war schnell gefunden und die Beauftragung der Münchner Firma Maurer & Söhne ein erster Schritt.
Die vorläufigen Pläne die der Geschäftsführerin Frau Holzner vorgelegt wurden, konnten dann aber nicht überzeugen. Denn es war der dringende Wunsch da, eine neuartige Bahn für die Zielgruppe der Adrenalinsüchtigeren zu bauen. Dies war im ersten Entwurf nicht der Fall, der eher in Richtung Familienbahn abzielte.
So machte man sich in der Münchner Achterbahnschmiede ans Werk und kreierte auf einem kompakten Layout (Streckenlänge nur 483m!) eine Bahn, die nur so von Inversionen und Fahrelementen strotzt. Dazu spendierte man dem Coaster einen LSM Antrieb, der einen schnell ins Geschehen befördert. Dabei gibt es gleich zwei Spezialitäten: Zum ersten besteht die Möglichkeit die Bahn fliegend aus dem Bahnhof zu starten und somit eine zweite Runde nach einer Stationsdurchfahrt zu ermöglichen (Weltneuheit) und zum zweiten wird ein Teil der Bremsenergie (80%) in sogenannten Supercaps gespeichert um dann für den nächsten Start verwendet zu werden. Somit ergibt sich ein Energierückgewinnungssystem was a) den Bayernpark einen finanziellen Vorteil bringt und b) damit auch ein Gewinn für unsere Umwelt ist.
Sahnehäubchen sind dann noch die genialen X-Car Wägen, die vollständig auf unangenehme Schulterbügel verzichten können.
Am 09.09.2010 war es dann soweit und der erste Spatenstich konnte erfolgen. Zu diesem Zeitpunkt präsentierte man auch die Thematisierung, denn man wollte nicht eine lieblos in den Park gestellte Bahn haben. Vielmehr erzählt man nun die Geschichte der Freischütz Oper nach, in deren Mittelpunkt ein Jäger und seine magische Kugel steht, die immer Ihr Ziel findet. So wird der noch nicht fertigestellte Bahnhof zukünftig auch einem Kanonenlauf nachempfunden werden, deren Geschoss der Coasterwagen darstellt. Das Gelände wird dann passend gestaltet mit Teufelschlucht, Brücke, Fels- und Waldlandschaft.
Der Bau schleppte sich etwas über den harten Winter und durch manche Unvorhersehbarkeit, was im betreffenden Coasterfriends Thread zu vielen Spekulationen und mehr als 110.000 Hits führte.
Knapp ein Jahr später war es dann aber soweit, und der TÜV konnte am 18.08. und 19.08. die Bahn endlich abnehmen. Bis in die Nacht zitterten alle Beteiligten, denn schon für den 20.08. waren Filmaufnahmen geplant, die in das spätere Marketing einfließen werden.
Netterweise griff man bei den Akteuren auf uns Coasterfriends zurück und so konnten wir einen Tag vor der Presseeröffnung die Bahn auf Herz und Nieren überprüfen. Das ganze unter Regieanweisung vom Fernsehschaffenden Kai Böcking, der für die Produktion verantwortlich zeichnete.
Rund 30 Fahrten und 2.5 Stunden später können wir uns nun ein gutes Bild machen und kennen die vielen Elemente fast schon auswändig.
Die Bahn wird sanft aber bestimmt nach einem kleinen Vorrollen mit 80 Km/h aus dem Bahnhof katapultiert und nimmt direkt Weg auf das erste Element, ein wirklich gelungener Top Hat, denn die Bahn mit augenscheinlichen Vergnügen nimmt. Danach geht es auf ein kurvenreiches Layout, und man wird bis zum Bahnhof keine gerade Schiene mehr erleben. 4 Inversionen, drei Überkopfelemente, viel Tempo und Richtungswechsel sind an der Reihe. Nirgendswo bekommt man soviel Abwechslung auf kurzer Strecke!
Nach gut 40 Sekunden erreicht man dann mit noch immer 60 Km/h den Bahnhof, der nun durchfahren werden kann und direkt wieder in den LSM Antrieb endet. Als fliegender Start geht es weiter, wobei der Wagen dann nicht 60 Km/h + 80 Km/h auf die Strecke bringt, sondern so dosiert wird, dass man wieder mit 80 Sachen im Top Hat landet.
Die zwei Runden könnten jedoch für so manchen Parkbesucher an den Rande des Machbaren gehen, sodass ich persönlich nicht weiß ob sich das im Parkbetrieb so durchsetzen wird (für uns ein Fans aber natürlich ein Muss!).
Wie fährt sich der Freischütz aber nun - und wie steht er im Vergleich da?
Um es gleich vorweg zu nehmen - die Bahn ist ein Hit. Die technischen Werte reißen keinen vom Hocker, jedoch braucht es nicht immer extreme Werte für ein extremes Vergnügen. Die Bahn hat vom Anfang bis zum Ende eine ausreichende Geschwindigkeit. Die Elemente sind interessant, abwechslungsreich und auch fordernd. Es folgt ein Höhepunkt nach dem anderen und eine Zwei-Rundenfahrt ist dann der Gipfel der Krönung.
Die Bahn fährt sich dabei aber nicht sonderlich weich, je nach Sitzposition. So ist Sie vorne sehr ruhig und hinten hoppelt sich doch etwas zu arg über die neuen Gleise. Dieser Umstand ist bekannt und könnte im Herbst noch ein wenig feinjustiert werden.
Wenn 2012 dann noch die gestalterische Thematisierung mit Schlucht, Brücken und Bepflanzung dazukommt, ist der Coaster auch von aussen eine Augenweide.
Dem Bayernpark und Maurer & Söhne ist aber sicherlich schon jetzt ein kleines Achterbahn Meisterwerk gelungen, dass keine großen Vergleiche scheuen muss. So reiht Sie sich nadlos in die Top Ten der deutschen Bahn ein und kann sicherlich auch internationaler Konkurrenz etwas Paroli bieten.
Der angestrebte Zuschauerzuspruch 2012 sollte garantiert sein. Jedoch ist es fraglich ob auch auf lange Sicht das Adrenalinpublikum seinen Weg in den beschaulichen Bayernpark finden wird. Zu wünschen wäre es dem sympatischen Team jedenfalls, damit wir Achterbahnfans vielleicht auch die nächsten Jahre weiter verwöhnt werden.
Und wie ich es schon oben schrieb - der Freischütz ist keine Oper, der Freischütz ist Rock`n Roll!
Ein paar Fakten:
Streckenlänge: 483m
Geschwindigkeit: 80 Km/h in 2.5 Sekunden
Antrieb: LSM Launch
8 Elemente davon 4xInversionen,3x Überkopf und 1x Overbanked
G-Kräfte quer: 0,9g
Positiv G: 4,4g
Negativ G: -0,6g
Inversitionsvolumen: 5 Millionen Euro
Gut 200 Jahre sind vergangen seid Carl Maria von Weber 1821 die romantische Oper vom Freischütz im Berliner Schauspielhaus aufgeführt hat.
Nicht ganz so lange mussten die Achterbahnfans auf eine herausfordernde Bahn in Bayern warten, die nun im idyllischen Bayernpark realsiert wurde.
2009 beganen im Bayernpark die Planungen für das Jubiläumsprojekt 2011, welches zum 20. Geburtstag herausragend sein sollte. Das interessant gelegene Gelände war schnell gefunden und die Beauftragung der Münchner Firma Maurer & Söhne ein erster Schritt.
Die vorläufigen Pläne die der Geschäftsführerin Frau Holzner vorgelegt wurden, konnten dann aber nicht überzeugen. Denn es war der dringende Wunsch da, eine neuartige Bahn für die Zielgruppe der Adrenalinsüchtigeren zu bauen. Dies war im ersten Entwurf nicht der Fall, der eher in Richtung Familienbahn abzielte.
So machte man sich in der Münchner Achterbahnschmiede ans Werk und kreierte auf einem kompakten Layout (Streckenlänge nur 483m!) eine Bahn, die nur so von Inversionen und Fahrelementen strotzt. Dazu spendierte man dem Coaster einen LSM Antrieb, der einen schnell ins Geschehen befördert. Dabei gibt es gleich zwei Spezialitäten: Zum ersten besteht die Möglichkeit die Bahn fliegend aus dem Bahnhof zu starten und somit eine zweite Runde nach einer Stationsdurchfahrt zu ermöglichen (Weltneuheit) und zum zweiten wird ein Teil der Bremsenergie (80%) in sogenannten Supercaps gespeichert um dann für den nächsten Start verwendet zu werden. Somit ergibt sich ein Energierückgewinnungssystem was a) den Bayernpark einen finanziellen Vorteil bringt und b) damit auch ein Gewinn für unsere Umwelt ist.
Sahnehäubchen sind dann noch die genialen X-Car Wägen, die vollständig auf unangenehme Schulterbügel verzichten können.
Am 09.09.2010 war es dann soweit und der erste Spatenstich konnte erfolgen. Zu diesem Zeitpunkt präsentierte man auch die Thematisierung, denn man wollte nicht eine lieblos in den Park gestellte Bahn haben. Vielmehr erzählt man nun die Geschichte der Freischütz Oper nach, in deren Mittelpunkt ein Jäger und seine magische Kugel steht, die immer Ihr Ziel findet. So wird der noch nicht fertigestellte Bahnhof zukünftig auch einem Kanonenlauf nachempfunden werden, deren Geschoss der Coasterwagen darstellt. Das Gelände wird dann passend gestaltet mit Teufelschlucht, Brücke, Fels- und Waldlandschaft.
Der Bau schleppte sich etwas über den harten Winter und durch manche Unvorhersehbarkeit, was im betreffenden Coasterfriends Thread zu vielen Spekulationen und mehr als 110.000 Hits führte.
Knapp ein Jahr später war es dann aber soweit, und der TÜV konnte am 18.08. und 19.08. die Bahn endlich abnehmen. Bis in die Nacht zitterten alle Beteiligten, denn schon für den 20.08. waren Filmaufnahmen geplant, die in das spätere Marketing einfließen werden.
Netterweise griff man bei den Akteuren auf uns Coasterfriends zurück und so konnten wir einen Tag vor der Presseeröffnung die Bahn auf Herz und Nieren überprüfen. Das ganze unter Regieanweisung vom Fernsehschaffenden Kai Böcking, der für die Produktion verantwortlich zeichnete.
Rund 30 Fahrten und 2.5 Stunden später können wir uns nun ein gutes Bild machen und kennen die vielen Elemente fast schon auswändig.
Die Bahn wird sanft aber bestimmt nach einem kleinen Vorrollen mit 80 Km/h aus dem Bahnhof katapultiert und nimmt direkt Weg auf das erste Element, ein wirklich gelungener Top Hat, denn die Bahn mit augenscheinlichen Vergnügen nimmt. Danach geht es auf ein kurvenreiches Layout, und man wird bis zum Bahnhof keine gerade Schiene mehr erleben. 4 Inversionen, drei Überkopfelemente, viel Tempo und Richtungswechsel sind an der Reihe. Nirgendswo bekommt man soviel Abwechslung auf kurzer Strecke!
Nach gut 40 Sekunden erreicht man dann mit noch immer 60 Km/h den Bahnhof, der nun durchfahren werden kann und direkt wieder in den LSM Antrieb endet. Als fliegender Start geht es weiter, wobei der Wagen dann nicht 60 Km/h + 80 Km/h auf die Strecke bringt, sondern so dosiert wird, dass man wieder mit 80 Sachen im Top Hat landet.
Die zwei Runden könnten jedoch für so manchen Parkbesucher an den Rande des Machbaren gehen, sodass ich persönlich nicht weiß ob sich das im Parkbetrieb so durchsetzen wird (für uns ein Fans aber natürlich ein Muss!).
Wie fährt sich der Freischütz aber nun - und wie steht er im Vergleich da?
Um es gleich vorweg zu nehmen - die Bahn ist ein Hit. Die technischen Werte reißen keinen vom Hocker, jedoch braucht es nicht immer extreme Werte für ein extremes Vergnügen. Die Bahn hat vom Anfang bis zum Ende eine ausreichende Geschwindigkeit. Die Elemente sind interessant, abwechslungsreich und auch fordernd. Es folgt ein Höhepunkt nach dem anderen und eine Zwei-Rundenfahrt ist dann der Gipfel der Krönung.
Die Bahn fährt sich dabei aber nicht sonderlich weich, je nach Sitzposition. So ist Sie vorne sehr ruhig und hinten hoppelt sich doch etwas zu arg über die neuen Gleise. Dieser Umstand ist bekannt und könnte im Herbst noch ein wenig feinjustiert werden.
Wenn 2012 dann noch die gestalterische Thematisierung mit Schlucht, Brücken und Bepflanzung dazukommt, ist der Coaster auch von aussen eine Augenweide.
Dem Bayernpark und Maurer & Söhne ist aber sicherlich schon jetzt ein kleines Achterbahn Meisterwerk gelungen, dass keine großen Vergleiche scheuen muss. So reiht Sie sich nadlos in die Top Ten der deutschen Bahn ein und kann sicherlich auch internationaler Konkurrenz etwas Paroli bieten.
Der angestrebte Zuschauerzuspruch 2012 sollte garantiert sein. Jedoch ist es fraglich ob auch auf lange Sicht das Adrenalinpublikum seinen Weg in den beschaulichen Bayernpark finden wird. Zu wünschen wäre es dem sympatischen Team jedenfalls, damit wir Achterbahnfans vielleicht auch die nächsten Jahre weiter verwöhnt werden.
Und wie ich es schon oben schrieb - der Freischütz ist keine Oper, der Freischütz ist Rock`n Roll!
Ein paar Fakten:
Streckenlänge: 483m
Geschwindigkeit: 80 Km/h in 2.5 Sekunden
Antrieb: LSM Launch
8 Elemente davon 4xInversionen,3x Überkopf und 1x Overbanked
G-Kräfte quer: 0,9g
Positiv G: 4,4g
Negativ G: -0,6g
Inversitionsvolumen: 5 Millionen Euro
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