noojas
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Mir ist in den letzten Tagen der Travelcircus Freizeitparkcheck 2025 begegnet und ich war so fasziniert/erschüttert von der Methodik des Rankings, dass ich was dazu schreiben wollte.
Die Seite selbst beschreibt das Ranking wie folgt:
Welcher Freizeitpark ist dieses Jahr der beste in Deutschland, wo ist der Spaßfaktor für die ganze Familie am größten und welcher Park bietet das beste Preis-Leistungs-Verhältnis? Die Reiseexperten von Travelcircus haben bereits zum achten Mal die 48 beliebtesten Freizeitparks in Deutschland genauer unter die Lupe genommen, Preise und 1.129 Attraktionen miteinander verglichen und daraus den ultimativen Freizeitpark Check 2025 erstellt.
Durchaus ambitioniert und tatsächlich scheint das jährliche Ranking auch ein gewisses Medienecho zu finden, zahlreiche Lokalzeitungen geben die Ergebnisse wieder und auch der ein oder andere Freizeitpark teilt stolz seine Platzierung auf Social Media. Mir ist das Ranking zum ersten Mal letztes Jahr aufgefallen, als das Phantasialand sich auf dem achten Platz wiederfand und sich damit Branchengrößen wie dem Schwabenpark auf Platz vier geschlagen geben musste. Und dieses Jahr?
Die langweilige Nachricht vorweg: Europa Park und Phantasialand belegen die Plätze 1 und 2. Erfrischend bleibt das Ranking trotzdem, immerhin hat nicht nur das Phantasialand seine Platzierung gewechselt, bis auf Platz 1 wurde die gesamte Top 10 neu durchgewürfelt. Neu dazugekommen ist z.B. das Rastiland, vermutlich durch die Topneuheit Verücktwärts. Da lohnt sich auf jeden Fall ein Blick auf die Methodik die so originelle Resultate hervorbringt. (Soviel vorweg: Selbst Freizeitparks zu besuchen ist kein Teil davon)
Bewertet werden die Parks mittels 5 Faktoren, dem Preis-Leistungsfaktor, dem Bewertungsfaktor, dem Bekanntheitsfaktor, dem Spaßfaktor für jedes Alter und dem Instagram-Faktor. Gewichtet werden diese Faktoren alle gleich (!), jeder gibt maximal 5 Punkte für insgesamt maximal 25 Punkte.
Preis-Leistungsfaktor
Grundsätzlich finde ich es valide diesem Punkt Gewicht zu geben, man kann sich aber drüber streiten ob man eine Preis-Leistungsabwägung zum Teil einer qualitativen Bewertung machen oder diesen Aspekt separat betrachten sollte. Entscheidet man sich nämlich, wie hier geschehen, für die erste Variante steht man vor dem Problem eine Aussage über das Verhältnis von Preis und Leistung treffen zu müssen bevor man die Leistung bestimmt hat. Zum Glück ist dieses Problem einfach lösbar, man nimmt einfach die Anzahl der Fahrgeschäfte und Achterbahnen und setzt diese ins Verhältnis zum Eintrittspreis. Qualität der Fahrgeschäfte und Achterbahnen? Alle weiteren Attraktionen? Harmonische Zusammenstellung des Attraktionsangebots? Parkgestaltung? Shows? Egal
Bewertungsfaktor
Hier werden Besucherbewertungen bei Google und Tripadvisor betrachtet. Nachvollziehbar, lässt sich für sich stehend aber schlecht als eigenes Ranking verkaufen und bringt auch den Nachteil mit sich, dass Weltklasse Themenparks und der Erlebnisbauernhof zwei Orte weiter gefährlich nah beieinander liegen, schließlich sind hier Eintrittspreise und Erwartungshaltung grundsätzlich verschieden. Das ist nun aber auch nicht ganz im Sinne des Rankings, es soll ja darum gehen die besten zu küren, nicht nur die preiswertesten. Da der Preis-Leistungsfaktor das Problem erstmal nur verstärkt brauchen wir mehr Faktoren.
Bekanntheitsfaktor
Hier wird das Google Suchvolumen über das letzte Jahr analysiert. Erstmal könnte man denken, dass es für die Bewertung eines Parks nicht wichtig sein sollte wie bekannt dieser ist. Will man nicht gerade übersehenen und unterschätzten Kandidaten, die aber ein tolles Produkt geschaffen haben eine Bühne bieten und das Augenmerk auf Qualität legen? Nein, das wäre aufwändig. Viel einfacher ist es hier eine kausale Inversion zu fahren. Ist der Park bekannt weil er gut ist? Nein er ist gut weil er bekannt ist! Und schon tauchen (fast) alle Parks von denen klar ist, dass sie zu den besten in Deutschland gehören auch auf den Topplätzen auf. Ohne diese Kategorie hätte es das Phantasialand geradeso in die Top15 geschafft (Auf Klasse statt Masse gesetzt, großer Fehler, siehe Preis-Leistungsfaktor). Gleichzeitig erscheinen einige der präsentierten Werte hier äußerst merkwürdig. Tripsdrill ist bekannter als der Europa Park? Are you sure about that? Ausgeblendet werden hier natürlich auch alle möglichen Gründe, die es geben könnte einen Park zu googlen ohne ihn als Reiseziel interessant zu finden. Gab es im betrachteten Zeitraum einen Unfall in dem Park? War er sonst aus irgendwelchen Gründen in den Nachrichten?
Spaßfaktor für jedes Alter
Grundsätzlich eine gute Idee, da hier herausgearbeitet werden soll, ob Parks ein breites Attraktionsangebot machen, das möglichst alle (Kinder) Altersgruppen anspricht. Die genaue Methodik erscheint wieder fragwürdig, da abermals nur die Anzahl der Attraktionen betrachtet wird. Auch darüber hinaus bleibt die Rechnung auf eine von zwei Möglichkeiten fehlerhaft: Entweder man geht für z.B. die Gruppe der 12-jährigen dafür aus dass sie alle Attraktionen, für die sie nicht explizit zu alt oder zu groß sind fahren wollen. Dann blendet man aus dass ein erheblicher Teil davon vermutlich eher wenig reizvoll für sie ist. Oder aber man trifft andersherum die Annahme, dass alle Attraktionen, die schon für kleinere Kinder geeignet sind nicht mehr interessant sind, was wohl genauso wenig zutrifft. Letztlich ist dieser Faktor für das Ranking recht unbedeutend, da selbst der schlechteste Park in den Top25 einen Wert von 4,08 erreicht. Bravo!
Instagram-Faktor
Letztlich noch der wichtigste, der Instagram Faktor. Wie oft wird der Hashtag des Parks auf Instagram oder Facebook im Verhältnis zur jeweiligen Followerzahl benutzt. Das ist keine Wohlfühlkategorie wie die vorherige! Hier werden Parks reihenweise mit Werten zwischen 1 und 2 abgestraft und büßen wichtige Punkte ein. Bitte liebe Parks motiviert doch eure Besucher mehr zu posten und vor allem den richtigen Hashtag zu benutzen. Plopsaland Deutschland machts vor und deklassiert die Konkurrenz, bei einem durchschnittlichen Wert hätte es im Gesamtranking statt für Platz 7 nur für Platz 18 gereicht. Hätte der Schwabenpark hier auf dem gleichen Level performt hätte er das Traumergebnis aus dem letzten Jahr noch übertreffen können und wäre nur 0.03 Punkte hinter dem EP auf Platz 2 gelandet
. Das mag absurd klingen, aber vielleicht fehlt für Einsicht die Expertise der Reiseexperten von Travelcircus.
---
Selbst mit mit viel Aufwand und Anspruch an die eigene Methode stelle ich es mir schwierig, wenn nicht unmöglich vor Freizeitparks anhand einfach öffentlich zugänglicher Daten zu bewerten. Was dabei rauskommt wenn Aufwand und Anspruch dann noch fehlen präsentiert Travelcircus seit acht Jahren einmal pro Jahr. Vielleicht funktioniert es doch besser Freizeitparks zu besuchen und zu schauen ob man eine gute Zeit hat, zumindest wenn man Menschen informieren möchte. Wenn man mit möglichst wenig Arbeit Aufmerksamkeit und damit Umsatz generieren möchte empfiehlt sich vermutlich eher die pseudoanalytische Herangehensweise, die Excel Tabelle vom letzten Jahr ist ja noch da
. Dass die Aussagekraft des Rankings der investierten Mühe entspricht stört dabei wenig.
Die Seite selbst beschreibt das Ranking wie folgt:
Welcher Freizeitpark ist dieses Jahr der beste in Deutschland, wo ist der Spaßfaktor für die ganze Familie am größten und welcher Park bietet das beste Preis-Leistungs-Verhältnis? Die Reiseexperten von Travelcircus haben bereits zum achten Mal die 48 beliebtesten Freizeitparks in Deutschland genauer unter die Lupe genommen, Preise und 1.129 Attraktionen miteinander verglichen und daraus den ultimativen Freizeitpark Check 2025 erstellt.
Durchaus ambitioniert und tatsächlich scheint das jährliche Ranking auch ein gewisses Medienecho zu finden, zahlreiche Lokalzeitungen geben die Ergebnisse wieder und auch der ein oder andere Freizeitpark teilt stolz seine Platzierung auf Social Media. Mir ist das Ranking zum ersten Mal letztes Jahr aufgefallen, als das Phantasialand sich auf dem achten Platz wiederfand und sich damit Branchengrößen wie dem Schwabenpark auf Platz vier geschlagen geben musste. Und dieses Jahr?
Die langweilige Nachricht vorweg: Europa Park und Phantasialand belegen die Plätze 1 und 2. Erfrischend bleibt das Ranking trotzdem, immerhin hat nicht nur das Phantasialand seine Platzierung gewechselt, bis auf Platz 1 wurde die gesamte Top 10 neu durchgewürfelt. Neu dazugekommen ist z.B. das Rastiland, vermutlich durch die Topneuheit Verücktwärts. Da lohnt sich auf jeden Fall ein Blick auf die Methodik die so originelle Resultate hervorbringt. (Soviel vorweg: Selbst Freizeitparks zu besuchen ist kein Teil davon)
Bewertet werden die Parks mittels 5 Faktoren, dem Preis-Leistungsfaktor, dem Bewertungsfaktor, dem Bekanntheitsfaktor, dem Spaßfaktor für jedes Alter und dem Instagram-Faktor. Gewichtet werden diese Faktoren alle gleich (!), jeder gibt maximal 5 Punkte für insgesamt maximal 25 Punkte.
Preis-Leistungsfaktor
Grundsätzlich finde ich es valide diesem Punkt Gewicht zu geben, man kann sich aber drüber streiten ob man eine Preis-Leistungsabwägung zum Teil einer qualitativen Bewertung machen oder diesen Aspekt separat betrachten sollte. Entscheidet man sich nämlich, wie hier geschehen, für die erste Variante steht man vor dem Problem eine Aussage über das Verhältnis von Preis und Leistung treffen zu müssen bevor man die Leistung bestimmt hat. Zum Glück ist dieses Problem einfach lösbar, man nimmt einfach die Anzahl der Fahrgeschäfte und Achterbahnen und setzt diese ins Verhältnis zum Eintrittspreis. Qualität der Fahrgeschäfte und Achterbahnen? Alle weiteren Attraktionen? Harmonische Zusammenstellung des Attraktionsangebots? Parkgestaltung? Shows? Egal
Bewertungsfaktor
Hier werden Besucherbewertungen bei Google und Tripadvisor betrachtet. Nachvollziehbar, lässt sich für sich stehend aber schlecht als eigenes Ranking verkaufen und bringt auch den Nachteil mit sich, dass Weltklasse Themenparks und der Erlebnisbauernhof zwei Orte weiter gefährlich nah beieinander liegen, schließlich sind hier Eintrittspreise und Erwartungshaltung grundsätzlich verschieden. Das ist nun aber auch nicht ganz im Sinne des Rankings, es soll ja darum gehen die besten zu küren, nicht nur die preiswertesten. Da der Preis-Leistungsfaktor das Problem erstmal nur verstärkt brauchen wir mehr Faktoren.
Bekanntheitsfaktor
Hier wird das Google Suchvolumen über das letzte Jahr analysiert. Erstmal könnte man denken, dass es für die Bewertung eines Parks nicht wichtig sein sollte wie bekannt dieser ist. Will man nicht gerade übersehenen und unterschätzten Kandidaten, die aber ein tolles Produkt geschaffen haben eine Bühne bieten und das Augenmerk auf Qualität legen? Nein, das wäre aufwändig. Viel einfacher ist es hier eine kausale Inversion zu fahren. Ist der Park bekannt weil er gut ist? Nein er ist gut weil er bekannt ist! Und schon tauchen (fast) alle Parks von denen klar ist, dass sie zu den besten in Deutschland gehören auch auf den Topplätzen auf. Ohne diese Kategorie hätte es das Phantasialand geradeso in die Top15 geschafft (Auf Klasse statt Masse gesetzt, großer Fehler, siehe Preis-Leistungsfaktor). Gleichzeitig erscheinen einige der präsentierten Werte hier äußerst merkwürdig. Tripsdrill ist bekannter als der Europa Park? Are you sure about that? Ausgeblendet werden hier natürlich auch alle möglichen Gründe, die es geben könnte einen Park zu googlen ohne ihn als Reiseziel interessant zu finden. Gab es im betrachteten Zeitraum einen Unfall in dem Park? War er sonst aus irgendwelchen Gründen in den Nachrichten?
Spaßfaktor für jedes Alter
Grundsätzlich eine gute Idee, da hier herausgearbeitet werden soll, ob Parks ein breites Attraktionsangebot machen, das möglichst alle (Kinder) Altersgruppen anspricht. Die genaue Methodik erscheint wieder fragwürdig, da abermals nur die Anzahl der Attraktionen betrachtet wird. Auch darüber hinaus bleibt die Rechnung auf eine von zwei Möglichkeiten fehlerhaft: Entweder man geht für z.B. die Gruppe der 12-jährigen dafür aus dass sie alle Attraktionen, für die sie nicht explizit zu alt oder zu groß sind fahren wollen. Dann blendet man aus dass ein erheblicher Teil davon vermutlich eher wenig reizvoll für sie ist. Oder aber man trifft andersherum die Annahme, dass alle Attraktionen, die schon für kleinere Kinder geeignet sind nicht mehr interessant sind, was wohl genauso wenig zutrifft. Letztlich ist dieser Faktor für das Ranking recht unbedeutend, da selbst der schlechteste Park in den Top25 einen Wert von 4,08 erreicht. Bravo!
Instagram-Faktor
Letztlich noch der wichtigste, der Instagram Faktor. Wie oft wird der Hashtag des Parks auf Instagram oder Facebook im Verhältnis zur jeweiligen Followerzahl benutzt. Das ist keine Wohlfühlkategorie wie die vorherige! Hier werden Parks reihenweise mit Werten zwischen 1 und 2 abgestraft und büßen wichtige Punkte ein. Bitte liebe Parks motiviert doch eure Besucher mehr zu posten und vor allem den richtigen Hashtag zu benutzen. Plopsaland Deutschland machts vor und deklassiert die Konkurrenz, bei einem durchschnittlichen Wert hätte es im Gesamtranking statt für Platz 7 nur für Platz 18 gereicht. Hätte der Schwabenpark hier auf dem gleichen Level performt hätte er das Traumergebnis aus dem letzten Jahr noch übertreffen können und wäre nur 0.03 Punkte hinter dem EP auf Platz 2 gelandet
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Selbst mit mit viel Aufwand und Anspruch an die eigene Methode stelle ich es mir schwierig, wenn nicht unmöglich vor Freizeitparks anhand einfach öffentlich zugänglicher Daten zu bewerten. Was dabei rauskommt wenn Aufwand und Anspruch dann noch fehlen präsentiert Travelcircus seit acht Jahren einmal pro Jahr. Vielleicht funktioniert es doch besser Freizeitparks zu besuchen und zu schauen ob man eine gute Zeit hat, zumindest wenn man Menschen informieren möchte. Wenn man mit möglichst wenig Arbeit Aufmerksamkeit und damit Umsatz generieren möchte empfiehlt sich vermutlich eher die pseudoanalytische Herangehensweise, die Excel Tabelle vom letzten Jahr ist ja noch da
