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1. Karls Erlebnis-Dorf Elstal
2. Freizeitpark Plohn
3. Belantis
„Sie haben alle bestanden, das schonmal vorneweg.“ Erleichterung. Eine riesige Last, die von mir abfällt. Ich habe soeben das erste medizinische Staatsexamen, das berüchtigte Physikum bestanden. Zwei verdammt anstrengende und achterbahnarme Jahre liegen hinter mir. Fast die gesamte Zeit litt ich an Intaminmangel (v.a. Vitamin B & M), dem Münsterhausen-Syndrom, mein SBF Visus war schlecht und beinahe wäre ich ins Vekoma gefallen. Doch nun im Monat nach dem Physikum konnte ich endlich meine Behandlung starten. Insgesamt neun Parks habe ich schlussendlich in diesem Monat besucht, darunter die drei, die ich euch in dieser kurzen Berichtserie vorstellen will.
Zwei Tage nach dem bestandenen Examen ging es für mich frühmorgens von Rostock aus (ein ungünstiger Wohnort für Achterbahnfans) in Richtung Berlin, genauer gesagt zu Karls Erlebnis-Dorf Elstal. Seit K2 dort eröffnet hat, wollte ich den Park mal besuchen. Und da das erste Karls Erlebnis-Dorf in Rövershagen mein Homepark ist, wusste ich auch, wie schön Karls thematisieren kann. Ich war also gespannt.
Zunächst war ich aber froh, nicht die Autobahnabfahrt zum Erlebnis-Dorf verpasst zu haben, denn der Park ist erst sehr spät mit einem winzigen Schild ausgeschildert. Das Parken kostet vorbildliche null Euro und so betrat ich die Eingangshalle, in der mir direkt Geruch von Erdbeermarmelade in die Nase stieg.
In der Eingangshalle besuchte ich gleich die wichtigste Attraktion eines jeden Freizeitparks: die Toilette. Und die sollte mir schon mal einen Vorgeschmack auf das Thematisierungsniveau des Parks geben.
Man beachte die Klobürsten, Waschbeckensiebe und Stöpsel am Kronleuchter
Ich war noch etwas vor der Öffnung der Attraktionen angekommen. Also erkundete ich danach den großen Hofladen, bevor ich mich in den Außenbereich begab. Je weiter ich in den Park hineinging, desto weniger Menschen waren zu sehen, bis ich in der Nähe des Eingangs zur Wetterwelt schließlich vollkommen allein war. Ein gutes Omen, was die Wartezeiten im Park betrifft. Bereits jetzt fand ich es auffällig, wie durchdacht, lückenlos, detailverliebt und humorvoll der Park thematisiert ist. Ein Eindruck der sich mit der ersten Fahrt des Tages nur bestätigen sollte.
K2
K2 war anno 2018 tatsächlich die erste Achterbahn in einem Karls Erlebnis-Dorf überhaupt und nach der Traktorbahn die zweite Fahrattraktion in Elstal. Die Bahn ist einer von aktuell drei Tube Coastern des Herstellers abc Rides. Mit diesem Hersteller hat Karls seit jeher ein gutes Verhältnis, schließlich kam die erste Fahr-Attraktion, die Karls je gebaut hat, von abc Rides. Der Name wiederum stammt von Karl und Karl-Heinz Dahl; Vater und Großvater des heutigen Inhabers Robert Dahl, die beide Kartoffelchips liebten und auch Kartoffeln anbauten.
Ich hatte im Vorfeld sehr viel Gutes über diese Bahn und besonders über die Thematisierung gehört. Dementsprechend hohe Erwartungen hatte ich, doch diese wurden vollkommen erfüllt. Am Eingang der Bahn tauschte ich mein Online-Ticket in ein Wristband ein und ging in den Wartebereich.
Das Thematisierungsniveau des Wartebereichs ist allen anderen Parks in dieser Größenordnung weit überlegen und kann qualitativ problemlos mit den ganz Großen mithalten. Das Gleiche gilt für die Station.
Hinter dem grünlichen Tor liegt die Wartungshalle verborgen.
Die Züge für bis zu acht Personen sind als Loren thematisiert und außen mit Echtholz verkleidet. Als Rückhaltesystem dient lediglich ein Gurt über dem Schoß.
Zu Beginn der Fahrt geht es zuerst in einen Darkridepart, bei dem es durch die Produktionsstätte der Kartoffelchips geht. Dieser führt die aufgebaute Stimmung nahtlos fort und ist mit einem passenden Soundtrack von IMAscore unterlegt. Die Kurve nach der kleinen Abfahrt in völliger Dunkelheit kommt vorne ziemlich überraschend. Auf dem erstaunlich hohen Lift macht sich die niedrige Rückenlehne in der jeweiligen ersten Reihe der beiden Wagen bemerkbar.
Noch kurz die Aussicht über das Erlebnis-Dorf genießen, bevor es schwungvoll in einer Rechtskurve in die Tiefe geht.
Über einen erstaunlich guten Airtime Hill und durch eine Rechtskurve saust die Bahn auf meine Lieblingsstelle zu: ein zackiger Double Down mit leichter Airtime gefolgt von einer kraftvollen Linkskurve.
Es folgt ein Double-Up in eine thematisierte Blockbremse, die den Zug leider fast bis zum Stillstand herunterbremst. Die zweite Hälfte besteht aus einer Helix, S-Kurven und der finalen Linkskurve.
Schließlich fährt der Zug über einen kleinen Hügel in die thematisierte, leicht nach unten geneigte Bremse, bevor man etwas unsanft in den kleinen Lift zurück in die Station einhakt. Auch dieser Teil der Fahrt macht immer noch Spaß, könnte aber gerne noch etwas mehr Geschwindigkeit vertragen. Das Banking fühlte sich für mich auch so an, als ob die Bahn dafür ausgelegt sei. Der Ausgang der Bahn führt direkt hinein in die Kartoffelchips-Erlebniswelt, wo einem der Geruch von frittierten Kartoffeln in die Nase steigt.
K2 ist “one of the most elaborately themed family coasters that I've seen in my travels, and an undeniable gem”. Das sage nicht, sondern Richard Bannister, die Person mit den zweitmeisten Counts weltweit. Doch auch ich mit weniger als einem Zwölftel seiner Counts kann mich seiner Meinung nur anschließen. Die Thematisierung ist sehr durchdacht, hochwertig und detailreich. Es gibt mehr Airtime, als ich erwartet hatte. Außerdem fährt die Bahn angenehm und ist gerade in der ersten Hälfte so flott unterwegs, dass sie mich an Vogel Rok in Efteling und Force One im Schwaben Park erinnert hat. Einzig die Blockbremse könnte etwas weniger Geschwindigkeit rausnehmen, aber das trübt den Spaß nur geringfügig. Gerade in der ersten Reihe einfach eine klasse Bahn. Entgegen der allgemeinen Regel solltet ihr die Bahn am besten außerhalb der Hauptessenszeit fahren, da das Chips-Restaurant sich im gleichen Gebäude befindet wie der Eingang der Bahn.
Wow, das war schonmal ein hervorragender Beginn. Jetzt hieß es für mich Achterbahnen abhaken, was mich zu unser aller Lieblingsachterbahntyp führte: dem Wacky Worm des Parks.
Erdbeer-Raupenbahn
Sicher, die Erdbeer-Raupenbahn ist und bleibt ein Wacky Worm. Aber auch hier hat sich Karls viel Mühe bei der Gestaltung gegeben. Angefangen bei der Erdbeer-Raupe über dem Eingang, über die nette Bepflanzung und Dekoration im Wartebereich bis hin zur weitgehend ruckelfreien Fahrt: das dürfte der beste Wacky Worm sein, den ich kenne.
Und nun zum Wetter:
Poggys Wolkenexpress
Nur gut zwei Monate vor meinem Besuch wurde die Wetterwelt, die bis dahin eigentlich nur aus dem Fliegenden Regenschirm bestand, um drei Attraktionen erweitert. Darunter auch eine weitere Achterbahn in Form von Poggys Wolkenexpress. Von außen sieht die Station einerseits aus wie eine Kinderzeichnung, ist gleichzeitig aber sehr hochwertig gemacht. Gefällt mir.
Auch hier ist der Wartebereich wieder thematisiert. Gut, mit dem Wartebereich von K2 kann dieser hier nicht mithalten, aber wie viele Kinderachterbahnen haben thematisierte Indoor-Wartebereiche?
Noch besser als der Wartebereich ist meiner Meinung nach der Zug gelungen. Gerade Poggy, der hinten auf dem Zug mitfährt, gefällt mir sehr gut.
Ich fragte mich hier allerdings zum wiederholten Male, warum kleine Familienachterbahnen meistens die größten Frontcars haben, die gerade für die junge Zielgruppe die Sicht behindern. Das ist v.a. deshalb etwas bedauerlich, da sich Poggys Wolkenexpress aufgrund seiner sehr ruhigen Fahrt auch als Aussichtsfahrt über die Wetterwelt sehr gut eignet. Eine nette Kinderachterbahn, die für Erwachsene von innen wie außen insbesondere visuell interessant ist.
Wo ich gerade in der Wetterwelt war, wollte ich direkt eine Fahrt auf dem Wetterumschwung mitnehmen. Als ich am Tor stand, gab die Attraktion leider vorübergehend den Geist auf und ich musste mich anderweitig beschäftigen. Dafür gibt es in Elstal zum Glück genügend Möglichkeiten, z.B. den
Erdbeer-Drop
Nautic Jets bin ich schon als kleines Kind in meinem allerersten Freizeitpark sehr gerne gefahren und daran hat sich bis heute eigentlich wenig verändert. Die Abfahrt ist erstaunlich gut und ich liebe das Geräusch beim Abheben. Heimliches Highlight ist hier aber das Schild mit den Sicherheitshinweisen.
Nachdem ich den Außenbereich ausführlich erkundet hatte, zog es mich zurück in die große Eingangshalle. Die Eiswelt, deren Eingang sich dort befindet, habe ich ausgelassen. Die Eisskulpturen-Ausstellung interessiert mich nicht besonders und hatte außerdem mit weitem Abstand die längste Wartezeit im Park. Zudem gibt es dort auch noch Fahrattraktionen, die getestet werden wollten.
Fliegende Kaffeetafel
Dieser Scheibenwischer ist nach dem Gläserkarussell die erste Attraktion des Parks, die man zu Gesicht bekommt. Die Intensität ist deutlich geringer als bei den Verwandten auf der Kirmes, was angesichts des Zielpublikums aber auch nicht verwunderlich ist. Allerdings ist auch noch die Fahrtzeit kurz. Während mich die Fahrt also nicht überzeugen konnte, fand ich die Thematisierung hier mal wieder ausgesprochen gelungen. Wahrscheinlich ist das die einzige Fahrattraktion mit Stühlen im Wartebereich.
Ebenfalls überdacht und sich nahtlos an den Eingangsbereich mit dem Hofladen anschließend befindet sich das Gummibeerchen-Land mit seinem Attraktionenduo Beerchen-Schleuder und
Saftpresse
Der Familien-Freefall-Tower bietet eine spaßige Fahrt für die ganze Familie, die leider auch ziemlich schnell wieder vorbei ist. Auch gefallen mir die Zierer-Türme besser (weniger Unterbrechungen des Fahrtablaufs, abwechslungsreichere Fahrt). In Kombination mit der Beerchen-Schleuder sieht die Saftpresse aber großartig aus.
Mittlerweile hatte ich schon einige Attraktionen abgeklappert. Aber die beiden Karls-Klassiker schlechthin, die es in jeden Erlebnsidorf gibt, hatte ich noch nicht besucht.
Traktorbahn
Mit der Traktorbahn in Rövershagen begann 2008 die Geschichte von Karls als Freizeitpark mit Fahrattraktionen. Die Auslieferung in Elstal ist nicht besonders lang, aber schön angelegt und gut thematisiert. Gerade der wechselnde Bodenbelag ist eine Besonderheit. Je nach Traktor dauert es am Ende der Fahrt lange, bis man wieder in die Station einfährt. Was ich hier und an einigen weiteren Attraktionen seltsam fand, waren die gewöhnlichen Türen mit Türklinke am Eingang.
Im Boden des Wartebereichs
Kartoffelsackrutsche
Wie die Nautic Jets liebe ich diese Rutschen, seit ich ein kleines Kind bin. Die Kartoffelsackrutsche ist für alle Besucher kostenlos und bietet oben eine schöne Aussicht über den Park.
Nachdem ich die Klassiker nun abgehakt hatte, begab ich mich in Richtung der beiden letzten Attraktionen, die ich noch fahren wollte. Doch siehe da, die Parkeisenbahn steht gerade ihrem Bahnhof, warum also nicht eine Runde gemütlich durch den Park fahren.
LPG Rote Rübe
Thematisch ist diese Parkeisenbahn, inspiriert von alten Feldbahnen für Zuckerrüben, wieder ein Volltreffer. Das gilt insbesondere für die Lok. Eine Telefonzelle dient als Führerstand, in der Seite des Kessels brutzelt Grillgut auf einem Rost, vorne befindet sich ein Waschmaschinenfester, oben auf dem Kessel trocknet Wäsche und einen Toilettensitz gibt es auch noch (warum auch immer).
Die Wagen für die Besucher sind ebenfalls hübsch als Kipploren gestaltet. Und dass man LPG (eigentlich die Abkürzung für Landwirtliche Produtkionsgenossenschaft) zu „Letztens Pünktlich Gewesen“ umgedeutet hat, finde ich ebenfalls eine witzige Idee.
Die kindlich-alberne Audiospur, die während der gesamten Fahrt lief, hätte ich hingegen nicht gebraucht. Außerdem gibt keine Schranken oder Bahnübergange. Der Lokführer hupt einfach, wenn der Zug im Anmarsch ist. Gerade wenn es voller wird, kann ich mir nicht vorstellen, dass das besonders gut funktioniert. Eine seltsame, halbgare Lösung in dem sonst von vorn bis hinten so durchdachten Park.
So nun aber zu den verbliebenen beiden Großattraktionen.
Fliegender Regenschirm
Der Fliegende Regenschirm ist eines der wenigen Fahrgeschäfte bei Karls, das mich thematisch nicht vollends überzeugen konnte. Die Enden der Fahrstrecke sind ein nacktes Stahlgerüst. Ebenso besteht der Wartebereich zum Großteil aus einem nicht überdachten und unthematisierten Kuhgatter.
Mir war das aufgrund der nicht vorhandenen Wartezeit egal und ich konnte direkt in der Gondel Platz nehmen. Zum Glück habe ich es diesmal geschafft, dass mich der Bügel nicht komplett eingequetscht hat. Trotzdem: Ich finde die Sitze auf den Disk’O Coastern scheußlich. Die Fahrt war dafür deutlich rasanter, als ich es für diesen Attraktionstyp in Erinnerung hatte. Zudem muss ich Karls hier ausdrücklich für die sehr lange Fahrzeit von fast fünf Minuten loben. Ähnlich wie Die Große Welle im Wickieland im Holiday Park macht sich der Hügel des Fliegenden Regenschirm sehr gut als Eingangsportal in die Wetterwelt. Außerdem hängt Erdbär Karlchen ganz oben am Schirm und scheint den Spaß seines Lebens zu haben.
Von Karlchens Fliegendem Regenschirm ging es für mich zunächst zu einer Wiederholungsfahrt auf Poggys Wolkenexpress und anschließend in Poggys Wetterlabor.
Dieses ist sehr gelungen und bildet den Wartebereich vom
Wetter-Umschwung
Im Gegensatz zum Fliegenden Regenschirm reiht sich der Wetterumschwung in die Reihe der Attraktionen bei Karls ein, die eine eher kurze Fahrzeit haben. Allerdings war die Intensität des Geschaukels gut dosiert: nicht zu intensiv für Kinder, aber auch ich hatte Spaß. Dieser noch recht neue Attraktionstyp (Wild Swing von ART Engineering) darf gern in mehr Parks eröffnen.
Da ich nirgendswo warten musste, bin ich alle diese Attraktionen tatsächlich noch vor dem Mittagessen gefahren. Mittlerweile bekam ich langsam Hunger und war eigentlich auch schon auf dem Weg zum Kartoffelchips-Restaurant, aber eine Attraktion geht noch.
Löffel-Jet
Ich war schon länger kein Wasserski-Rondell mehr gefahren, auch weil ich diesen Attraktionstypen als weitgehend unspektakulär in Erinnerung hatte. Der Ausschwung von innen nach außen war wesentlich kraftvoller und spaßiger, als ich erwartet hatte. Die Farben beim Löffeljet sind etwas erblasst, was im Angesicht der tadellosen Pflege des übrigen Parks ziemlich egal ist.
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