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Am 6. September machten wir uns frisch gestärkt von einem Frühstück im Hotel 'Auf dem Simpel' auf zum Heide-Park Resort, dass nur wenige Gehminuten entfernt lag. Parkgebühren hatten wir so schon einmal gespart. Es war ein Freitag, recht wenig los im Park bei ca. 30 Grad im Schatten und strahlendem Sonnenschein.
Auf diesem Bild sind zwei Verrückte ohne rotes T-Shirt versteckt.
Interessantes historisches Detail: Otto Tiemann hatte die Absicht zusammen mit der Famile Mack den Europa-Park zu betreiben. Jedoch verstarb er bevor er diese Pläne verwirklichen konnte. Seinem Sohn, Hans-Jürgen Tiemann, haben wir die Tatsache zu verdanken dass der zweitgrößte Vergnügungspark in Deutschland überhaupt exisitert. 1978 eröffnete er den Heide-Park hauptsächlich mit Attraktionen von Mack.
Zuvor befand sich auf diesem Gelände der Wildpark Heidenhof, der jedoch 1972 von einem üblen Sturm heimgesucht wurde und seither nicht mehr so recht auf die (finanziellen) Beine kam. Also wurde er im Jahr 1978 verkauft - die Heidenhof-Kapelle steht im übrigen heute noch im Heide-Park.
Der Heide-Park war von Anfang an ein großer Erfolg. Zwar hat man sich im Laufe der Zeit von Wildgehegen und Tiershows vollständig getrennt (z.B. 2008 wegen Protesten von der Delfinshow), jedoch blieb der Besucherandrang groß. Highlight war 2001 der Bau der Holzachterbahn Colossos, einer bis heute einmaligen Bahn in Europa. Den steilsten Drop verlor die Bahn zwar 2003 an Balder in Liseberg, aber Colossos ist immer noch die größte Holzachterbahn Europas (nicht jedoch der Welt - auch nicht wenn man nur die reinen Holzachterbahnen zählt).
2001 wurde der Park dann an die Tussaud-Gruppe verkauft, wobei jedoch Hans-Jürgen Tiemann als beratender Direktor im Geschäft blieb. Vermutlich waren der Familie die Risiken der hohen Investitionen (Colossos hat z.B. 21 Millionen Euro gekostet) etwas zu hoch. 2007 übernahm schließlich die Merlin Entertainments Group das Steuer der Tussauds Gruppe und seither gehört der Heide-Park zum Verbund mit Alton Towers, Thorpe, Chessington World of Adventures, Gardaland und den Legoländern. Zu Merlin gehören neben den Freizeitparks auch noch andere Attraktionen wie z.B. SeaLife Center, Madame Tussauds und diverse 'The Dungeon's.
Schon am Eingang des Parks wird man von Wumbo begrüsst, dem Maskottchen des Parks:
Wenn man das Heide-Park-Resort betritt fällt einem sofort auf dass der Park auf eine realistische Thematisierung setzt. Vieles erinnert an Gebäude aus der Umgebung, der Lüneburger Heide. Das Konzept ähnelt also z.B. demjenigen von Tripsdrill.
Es gibt ja Leute die behaupten der Park sei nicht schön. Das kann ich nicht nachvollziehen. Es mag da ein paar Ecken geben in denen man sich mehr Thematisierung wünscht, aber im Großen und Ganzen ist die Parkgestaltung gelungen.
Hinter diesem schönen Reetdach-Gebäude lauert unser erster Count, eine Bestie sondersgleichen…
KRAKE!!
Öh nein, noch ein paar Schritte weiter, dann kommt die richtige Krake…
Man sieht schon auf den Bildern: Es war sehr wenig los, bei Krake musste man 1-2 Züge warten, dann durfte man First Row fahren. Herrlich.
Neben der spannungssteigernden Queue, die auch mit entsprechender Beschallung unterstützt wird, hat mir bei Krake vor allem die Gepäckaufbewahrung gefallen. Da könnten sich andere Parks mal eine Scheibe abschneiden.
Seit 2011 steht dieser kleine Dive-Coaster von B&M im Heide-Park.
3 Sekunden Hangtime vor dem großen Drop ins Maul des seltsamen Krake/Schiff-Mutanten (seit 2012 umgebaut - sieht cool aus, aber es ist nicht ganz klar wo jetzt die Krake aufhört und das Schiff anfängt). Dann geht's ab…
Hinter der Schiff-Krake durch einen künstlich erzeugten Splash, butterweich durch eine Inversion und einen kleinen, aber feinen, Airtime-Hügel zurück.
Ja, das Ding ist kurz. Aber dafür derart schön zu fahren dass man eigentlich stundenlang da drin sitzen bleiben könnte. Die Kritik die seinerzeit an dieser Bahn geübt wurde bezog sich ja hauptsächlich auf das Marketing von Merlin, denn mir wäre es kaum verständlich dass man irgendetwas an dieser Bahn selbst kritisieren könnte. Von der Queue über die schön gestaltete Ladestation, die laufruhige Bahn selbst und dem lustigen, nassen Splashpoint hinter der Bahn ist hier alles Top!
Wertung: 9 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Anschließend ging es dann nebenan zu Big Loop, einem Bahntyp der uns nun auch schon ein paar mal begegnet ist. Trotz Betrugsversuchs wurde die Psycho-Ente jedoch nicht zugelassen.
Vekoma Looping Achterbahnen verkauften sich seinerzeit ganz gut. In Efteling steht sogar eine die ich auch mehrmals fahren wöllte. Mal schauen was 'Big Loop' so bietet: Als erstes einmal eine schöne Station mit einer Glaskuppel.
Als zweites dann Schulterbügel die mir regelmäßig den Oberarm einquetschen. Mochte ich schon im Superwirbel nicht und hier mochte ich das auch nicht. Ich bevorzuge die elastischen Schulterbügel der 'Python'.
Die Bahn ist sehr fotogen und der Frist Drop sowie die ersten beiden Loopings (nach einer seltsamen langen Gerade) machen durchaus Spaß. Danach gibt es wieder Schläge links/rechts und einen Corkscrew sowie eine miese Helix die heutezutage eigentlich keiner mehr will. Fazit: Kommt nicht an Python in Efteling ran.
Wertung: 4 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Am Ausgang dann ein paar Frösche.
"Mami, Mami was machen die zwei Frösche da?"
"Öh… ! … Guck mal, da vorne gibt's Eis!"
Jetzt aber zum Wahrzeichen des Parks. Schon aus der Ferne sieht das majestätisch aus:
Auf dem Weg dorthin kommt man am Huss-Dorf vorbei. Jede Menge kleine Kotzschleudern dieses Herstellers in einer Ecke des Parks.
Ausser 'Posing' mit bemerkenswert fehlgeleiteten Taschen haben wir dort jedoch nichts gemacht.
Passiert ist trotz dieser Tasche nichts. Vielleicht hätte ein Bayern München T-Shirt eher die Gemüter erhitzt. Vielleicht ist der Norddeutsche aber einfach nur gelassener.
Läuft man auf Colossos zu, sieht man erst einmal eine ganze Menge Holz.
Aufgestapelt zu 52 Meter Höhe. Danach sieht man leider nichts mehr von Interesse. Die Warteschlange, die Station und das Gelände der Bahn sind thematisierungstechnisch eine Null- wenn nicht gar eine Lachnummer. Vielleicht zählen ja unzählige Kaugummis als Thematisierung? Also ehrlich, lieber Heide-Park, da hat man so ein Ding im Hof stehen und kann nicht einmal ein Dach über die Warteschlange bauen (wir erinnern uns: Es waren mehr als 30 Grad im Schatten)? Die halb versenkte Freiheitsstatue steht verloren als alleiniges Gestaltungselement neben der Bahn. Als hätte jemand Colossos vergessen... ach ja, wir sind ja im 'Land der Vergessenen' - also vielleicht doch ein trickreiches Gestaltungselement? Nun, während der Fahrt bekommt man davon sowieso nichts mit.
Ja, die Fahrt. Da war wohl die Vorfreude zu groß oder nach der tollen 'Krake' auch die Erwartungen zu hoch. Der First Drop und die ersten Hügel danach sind ja mal geil und vollgepackt mit Ejector-Airtime. Der Out-Teil des Out&Back Layouts fährt sich wunderbar. Dann kommt jedoch die Kurve und man zweifelt an den Berichten über die angeblich so überragende 'Smoothness' des Baukastensystems von Intamin. Da nagt wohl doch der Zahn der Zeit an der Bahn. Die Airtime-Hügel zurück sind noch ganz nett, verblassen jedoch neben den brachialen Drops die man auf der Hinfahrt erleben durfte. Die Helix und das Rumgegurke am Ende der Strecke ist wieder geprägt durch ziemlich starkes Rappeln. Macht kaum Spaß dieser Teil, man freut sich schon darauf dass die Fahrt vorbei ist.
Es bleibt also eine Bahn mit einem fulminanten Auftakt und einer zweiten Hälfte die man sich sparen könnte. Ich hatte gehofft hier eine meiner Top3-Holzachterbahnen von ihrem Platz verdrängen zu können, aber dazu hat es leider nicht gereicht. Joris, Wodan, Troy - alles insgesamt bessere Bahnen. Auch muss ich sagen, dass für mich die beste Achterbahn im Heide-Park ganz klar die Krake ist. Ist Colossos also schlecht? Nicht doch, macht immer noch Spaß das Teil und ist immer noch eine der besten Holzachterbahnen.
Wertung: 8 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Nach der Rüttelei tut eine entspannende Fahrt auf dem Wasser ganz gut. Also auf zum 'Mountain Rafting'!
Da hat der Heide-Park wirklich eine schicke Rafting-Anlage von Intamin hingestellt. Sehr schön auch das Theming des gesamten Bereichs - plötzlich findet man sich im Süden Deutschlands wieder.
Jo mei, wo sammer da?
Daumen hoch für diese Anlage, die mir besser gefällt als das Rafting im Europa-Park.
Gleich nebenan fährt der Grottenblitz.
Ist dieser Powered Coaster von Mack eher 'Grottenschlecht'? Noe, ist ganz nett gestaltet das Teil und bekommt von mir daher auch die Höchstnote - zumindest für Powered Coaster.
Wertung: 5 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Schräg gegenüber steht das dritte Achterbahn-Highlight des Heide-Parks: Desert Race.
Mit Desert Race hatte 2007 der Heide-Park den ersten Launch-Coaster Deutschlands. Mittlerweile haben ihm jedoch schönere Launch-Coaster auch in Deutschland etwas den Rang abgelaufen: Blue Fire, Fluch von Novgorod und Karacho sind auf jedem Fall die besseren Coaster dieses Typs. Aber immerhin ist der Intamin-Launcher im Heide-Park immer noch der einzige deutsche Hydraulik-Launcher und zieht auch ensprechend ab beim Abschuss. Da ist herrlich Power dahinter.
Nur danach kommt leider nicht mehr viel. Kein toller Top Hat, keine Inversionen und nur leichte Airtime. Ein paar Links/Rechts-Umschwünge über einige Hügel, das war's. Beim Theming hat man sich auch kein Bein ausgerissen, immerhin der Operator-Helikopter und die wummernde Sounduntermalung sind ganz nett. Der Rest erinnert nur entfernt an eine Wüste.
Wertung: 7 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Jeder Park den wir auf unserer Tour besucht haben, hat eine Western-Stadt, so auch der Heide-Park. Western-Städte sind günstig zu thematisieren und bieten herrlich viele Klischees. Im kleinen Western-Bereich des Heide-Parks finden wir einen weiteren Count: Indy-Blitz, eine Familienachterbahn.
Mal wieder eine Zierer-Bahn, dieses mal das 'Force One'-Modell dass ich ehrlich gesagt kaum vom 'Tivoli Medium' unterscheiden kann - z.B. Rattlesnake im Walibi Holland. Hier gibt es wieder nicht viel zu sagen… tat zumindest niemanden weh das Teil.
Wertung: 3 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Jetzt aber zu Graf Dracula und Co…
Eine weitere Großattraktion im Heide-Park ist der Gyro-Drop-Tower Scream.
Der massive Freefall ist thematisch recht gut aufgearbeitet, sehr hübsch sind die Zahnräder am Turm daneben, die sich immer dann drehen wenn sich die Gondel des Freefall bewegt. Scream darf sich immer noch höchster Gyro-Drop-Tower der Welt nennen, obwohl es natürlich schon höhere Freefall-Fahrgeschäfte gibt (in Europa dürfte Atmos Fear in Liseberg noch der höchste sein). Ein Gyro-Drop-Tower ist ein Freefall bei dem sich die Gondel drehen kann.
Scream hat eine Fallhöhe von 70 m und die ziehen auch gut durch. Der Ausblick ganz da oben ist auch nicht ohne. Allerdings gefiel mir 'The High Fall' im Movie Park noch einen Tick besser, wegen der außergewöhnlichen Hängeposition. In Scream sitzt man nur.
Geht man an Scream vorbei dann sieht man nicht nur die Baustelle des Wing Coasters, dessen Schienenteile schon einmal Großes erwarten lassen (*geifer*), weiter hinten kommt man dann zur Schweizer Bobbahn, eine der längsten ihrer Art.
Auf diese Bahn habe ich mich schon ein wenig gefreut, denn der Prototyp im Europa-Park macht durch seine Andersartigkeit schon ein wenig Laune. Leider hielt die Fahrt im Heide-Park nicht ganz das, was sie verspricht. Schuld daran sind die ungewöhnlich starken Vibrationen des Zugs, die kaum Fahrfreude aufkommen lassen. Sehr Schade, denn ansonsten hat die Bahn ja ein sehr schönes Layout.
Schade ist auch die Umthematisierung der Bahn. Wir präsentieren…
… die allseits bekannten Schweizer Vampire! Ach herre, wer denkt sich nur solche Sachen aus?
Wertung: 5 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Wenn man schon einmal in der Gegend ist, dann kann man auch gleich noch den letzten Count mitnehmen. Der Heide-Park hat auch einen. Ihr wisst schon wovon ich rede. Einen dieser ... DINGER.
Limit heisst er, ein Vekoma SLC ist er. Die Gesichter des Molewurfn und der Psycho-Ente verziehen sich vor Anspannung wenn sie diese drei Buchstaben hören. S L C. Die Augen werden zu gefährlichen Schlitzen, der Mund zu einem angespannten Strich, die Stirn liegt in Falten. Böse Erinnerungen werden wach. An den Prototypen im Walibi Holland, an die Prügel im Movie Park…
Im Hintergrund spielt Ennio Morricones Titelmelodie zu 'Spiel mir das Lied vom Tod'. Charles Bronson und Henry Fonda. Psycho-Ente, Molewurfn und der Vekoma SLC. Langsam bewegen wir uns in der prallen Mittagssonne durch die Warteschlange in die Station.
Mit diesen Opfern ist der SLC schon fertig. Auf uns wartet er noch. Zum ersten mal in meinem Leben höre ich die folgenden Worte von einem Ride-OP der meinen Schulterbügel prüft:
"Viel Glück!"
Nett gemeint, aber es sollte nicht sein. Der First Drop ist das einzig tolle an diesem Coaster. Wäre schön wenn man dann gleich aussteigen könnte. Aber die Bahn quält einen noch ein bisschen, fährt sich wie ein gemeiner Flat-Ride und verteilt lustig Backpfeifen. Der Tipp, den Kopf ganz nach vorne zu strecken hilft ein wenig während der Fahrt. Dennoch, beim Verlassen der Bahn bekommt sie die Vekoma SLC-Geste mit dem Mittelfinger.
Insgesamt muss ich auch sagen dass der 'MP Express' einen Deut angenehmer ist, den schöneren Schulterbügeln ist's geschuldet. Thematisierung an einem Vekoma SLC hält der Heide-Park wohl für Zeit- und Geldverschwendung.
Wertung: 4 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Nach dieser Fahrt gab es erst einmal die 'Kaptain's Törn' und die Oldtimerfahrt. Zur Beruhigung und zum Geraderücken der Wirbelsäule.
Gerade um die Kaptain's Törn und das Hotel Port Royale herum gibt es die am schönsten gestaltete Ecke des Parks.
Auch sehr schön ist der Splash Battle…
…den aber wieder mal kaum jemand fahren wollte. Und das bei 30 Grad. Über die Beliebtheit (bzw. die fehlende) solcher Fahrgeschäfte könnte man auch ein eigenes Thema erstellen.
Die Wildwasserbahn war leider auch ausser Betrieb - sehr Schade bei den Temperaturen.
Wir haben auch etwas im Panorama-Restaurant gegessen. Können wir nicht wirklich weiterempfehlen. Vor allem die verkochten Nudeln waren in der Konsistenz kaum mehr von den Soßen zu unterscheiden.
Zeit also für ein Fazit:
Das Heide-Park Resort besucht man natürlich mit einem 2 für 1 Gutschein (alternativ kann man auch den spottbilligen Jahrespass nehmen). Davon gibt es wirklich jede Menge im Umlauf. Wenn man das macht, dann kommt man wirklich zu einem Spitzen-Preis in einen recht großen Vergnügungspark. Nächstes Jahr stehen dort zwei geile B&M-Bahnen. Zusammen mit Colossos und Desert Race also ein wirklich tolles Aufgebot für Coaster-Fans.
Der Park hat jedoch auch ein paar Schwächen, z.B. die fehlenden Dark Rides oder das Fehlen wirklich toller Shows. Auch die Gastronomie ist "ausbaufähig". Big Loop und Limit halte ich für wenig familientauglich, sollte da Mutti mal mitfahren gibt's möglicherweise Kopfschmerzen. Solche Bahnen erlaubt sich der Europa-Park nicht und erscheint auch sonst homogener. Wer keinen Gutschein hat, zahlt im Heide-Park Resort möglicherweise zu viel.
Ansonsten jedoch einen Daumen hoch für den Heide-Park - wir kommen wieder.
"Da war ein Eichhörnchen!"
Auf diesem Bild sind zwei Verrückte ohne rotes T-Shirt versteckt.
Interessantes historisches Detail: Otto Tiemann hatte die Absicht zusammen mit der Famile Mack den Europa-Park zu betreiben. Jedoch verstarb er bevor er diese Pläne verwirklichen konnte. Seinem Sohn, Hans-Jürgen Tiemann, haben wir die Tatsache zu verdanken dass der zweitgrößte Vergnügungspark in Deutschland überhaupt exisitert. 1978 eröffnete er den Heide-Park hauptsächlich mit Attraktionen von Mack.
Zuvor befand sich auf diesem Gelände der Wildpark Heidenhof, der jedoch 1972 von einem üblen Sturm heimgesucht wurde und seither nicht mehr so recht auf die (finanziellen) Beine kam. Also wurde er im Jahr 1978 verkauft - die Heidenhof-Kapelle steht im übrigen heute noch im Heide-Park.
Der Heide-Park war von Anfang an ein großer Erfolg. Zwar hat man sich im Laufe der Zeit von Wildgehegen und Tiershows vollständig getrennt (z.B. 2008 wegen Protesten von der Delfinshow), jedoch blieb der Besucherandrang groß. Highlight war 2001 der Bau der Holzachterbahn Colossos, einer bis heute einmaligen Bahn in Europa. Den steilsten Drop verlor die Bahn zwar 2003 an Balder in Liseberg, aber Colossos ist immer noch die größte Holzachterbahn Europas (nicht jedoch der Welt - auch nicht wenn man nur die reinen Holzachterbahnen zählt).
2001 wurde der Park dann an die Tussaud-Gruppe verkauft, wobei jedoch Hans-Jürgen Tiemann als beratender Direktor im Geschäft blieb. Vermutlich waren der Familie die Risiken der hohen Investitionen (Colossos hat z.B. 21 Millionen Euro gekostet) etwas zu hoch. 2007 übernahm schließlich die Merlin Entertainments Group das Steuer der Tussauds Gruppe und seither gehört der Heide-Park zum Verbund mit Alton Towers, Thorpe, Chessington World of Adventures, Gardaland und den Legoländern. Zu Merlin gehören neben den Freizeitparks auch noch andere Attraktionen wie z.B. SeaLife Center, Madame Tussauds und diverse 'The Dungeon's.
Schon am Eingang des Parks wird man von Wumbo begrüsst, dem Maskottchen des Parks:
Wenn man das Heide-Park-Resort betritt fällt einem sofort auf dass der Park auf eine realistische Thematisierung setzt. Vieles erinnert an Gebäude aus der Umgebung, der Lüneburger Heide. Das Konzept ähnelt also z.B. demjenigen von Tripsdrill.
Es gibt ja Leute die behaupten der Park sei nicht schön. Das kann ich nicht nachvollziehen. Es mag da ein paar Ecken geben in denen man sich mehr Thematisierung wünscht, aber im Großen und Ganzen ist die Parkgestaltung gelungen.
Hinter diesem schönen Reetdach-Gebäude lauert unser erster Count, eine Bestie sondersgleichen…
KRAKE!!
Öh nein, noch ein paar Schritte weiter, dann kommt die richtige Krake…
Man sieht schon auf den Bildern: Es war sehr wenig los, bei Krake musste man 1-2 Züge warten, dann durfte man First Row fahren. Herrlich.
Neben der spannungssteigernden Queue, die auch mit entsprechender Beschallung unterstützt wird, hat mir bei Krake vor allem die Gepäckaufbewahrung gefallen. Da könnten sich andere Parks mal eine Scheibe abschneiden.
Seit 2011 steht dieser kleine Dive-Coaster von B&M im Heide-Park.
3 Sekunden Hangtime vor dem großen Drop ins Maul des seltsamen Krake/Schiff-Mutanten (seit 2012 umgebaut - sieht cool aus, aber es ist nicht ganz klar wo jetzt die Krake aufhört und das Schiff anfängt). Dann geht's ab…
Hinter der Schiff-Krake durch einen künstlich erzeugten Splash, butterweich durch eine Inversion und einen kleinen, aber feinen, Airtime-Hügel zurück.
Ja, das Ding ist kurz. Aber dafür derart schön zu fahren dass man eigentlich stundenlang da drin sitzen bleiben könnte. Die Kritik die seinerzeit an dieser Bahn geübt wurde bezog sich ja hauptsächlich auf das Marketing von Merlin, denn mir wäre es kaum verständlich dass man irgendetwas an dieser Bahn selbst kritisieren könnte. Von der Queue über die schön gestaltete Ladestation, die laufruhige Bahn selbst und dem lustigen, nassen Splashpoint hinter der Bahn ist hier alles Top!
Wertung: 9 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Anschließend ging es dann nebenan zu Big Loop, einem Bahntyp der uns nun auch schon ein paar mal begegnet ist. Trotz Betrugsversuchs wurde die Psycho-Ente jedoch nicht zugelassen.
Vekoma Looping Achterbahnen verkauften sich seinerzeit ganz gut. In Efteling steht sogar eine die ich auch mehrmals fahren wöllte. Mal schauen was 'Big Loop' so bietet: Als erstes einmal eine schöne Station mit einer Glaskuppel.
Als zweites dann Schulterbügel die mir regelmäßig den Oberarm einquetschen. Mochte ich schon im Superwirbel nicht und hier mochte ich das auch nicht. Ich bevorzuge die elastischen Schulterbügel der 'Python'.
Die Bahn ist sehr fotogen und der Frist Drop sowie die ersten beiden Loopings (nach einer seltsamen langen Gerade) machen durchaus Spaß. Danach gibt es wieder Schläge links/rechts und einen Corkscrew sowie eine miese Helix die heutezutage eigentlich keiner mehr will. Fazit: Kommt nicht an Python in Efteling ran.
Wertung: 4 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Am Ausgang dann ein paar Frösche.
"Mami, Mami was machen die zwei Frösche da?"
"Öh… ! … Guck mal, da vorne gibt's Eis!"
Jetzt aber zum Wahrzeichen des Parks. Schon aus der Ferne sieht das majestätisch aus:
Auf dem Weg dorthin kommt man am Huss-Dorf vorbei. Jede Menge kleine Kotzschleudern dieses Herstellers in einer Ecke des Parks.
Ausser 'Posing' mit bemerkenswert fehlgeleiteten Taschen haben wir dort jedoch nichts gemacht.
Passiert ist trotz dieser Tasche nichts. Vielleicht hätte ein Bayern München T-Shirt eher die Gemüter erhitzt. Vielleicht ist der Norddeutsche aber einfach nur gelassener.
Läuft man auf Colossos zu, sieht man erst einmal eine ganze Menge Holz.
Aufgestapelt zu 52 Meter Höhe. Danach sieht man leider nichts mehr von Interesse. Die Warteschlange, die Station und das Gelände der Bahn sind thematisierungstechnisch eine Null- wenn nicht gar eine Lachnummer. Vielleicht zählen ja unzählige Kaugummis als Thematisierung? Also ehrlich, lieber Heide-Park, da hat man so ein Ding im Hof stehen und kann nicht einmal ein Dach über die Warteschlange bauen (wir erinnern uns: Es waren mehr als 30 Grad im Schatten)? Die halb versenkte Freiheitsstatue steht verloren als alleiniges Gestaltungselement neben der Bahn. Als hätte jemand Colossos vergessen... ach ja, wir sind ja im 'Land der Vergessenen' - also vielleicht doch ein trickreiches Gestaltungselement? Nun, während der Fahrt bekommt man davon sowieso nichts mit.
Ja, die Fahrt. Da war wohl die Vorfreude zu groß oder nach der tollen 'Krake' auch die Erwartungen zu hoch. Der First Drop und die ersten Hügel danach sind ja mal geil und vollgepackt mit Ejector-Airtime. Der Out-Teil des Out&Back Layouts fährt sich wunderbar. Dann kommt jedoch die Kurve und man zweifelt an den Berichten über die angeblich so überragende 'Smoothness' des Baukastensystems von Intamin. Da nagt wohl doch der Zahn der Zeit an der Bahn. Die Airtime-Hügel zurück sind noch ganz nett, verblassen jedoch neben den brachialen Drops die man auf der Hinfahrt erleben durfte. Die Helix und das Rumgegurke am Ende der Strecke ist wieder geprägt durch ziemlich starkes Rappeln. Macht kaum Spaß dieser Teil, man freut sich schon darauf dass die Fahrt vorbei ist.
Es bleibt also eine Bahn mit einem fulminanten Auftakt und einer zweiten Hälfte die man sich sparen könnte. Ich hatte gehofft hier eine meiner Top3-Holzachterbahnen von ihrem Platz verdrängen zu können, aber dazu hat es leider nicht gereicht. Joris, Wodan, Troy - alles insgesamt bessere Bahnen. Auch muss ich sagen, dass für mich die beste Achterbahn im Heide-Park ganz klar die Krake ist. Ist Colossos also schlecht? Nicht doch, macht immer noch Spaß das Teil und ist immer noch eine der besten Holzachterbahnen.
Wertung: 8 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Nach der Rüttelei tut eine entspannende Fahrt auf dem Wasser ganz gut. Also auf zum 'Mountain Rafting'!
Da hat der Heide-Park wirklich eine schicke Rafting-Anlage von Intamin hingestellt. Sehr schön auch das Theming des gesamten Bereichs - plötzlich findet man sich im Süden Deutschlands wieder.
Jo mei, wo sammer da?
Daumen hoch für diese Anlage, die mir besser gefällt als das Rafting im Europa-Park.
Gleich nebenan fährt der Grottenblitz.
Ist dieser Powered Coaster von Mack eher 'Grottenschlecht'? Noe, ist ganz nett gestaltet das Teil und bekommt von mir daher auch die Höchstnote - zumindest für Powered Coaster.
Wertung: 5 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Schräg gegenüber steht das dritte Achterbahn-Highlight des Heide-Parks: Desert Race.
Mit Desert Race hatte 2007 der Heide-Park den ersten Launch-Coaster Deutschlands. Mittlerweile haben ihm jedoch schönere Launch-Coaster auch in Deutschland etwas den Rang abgelaufen: Blue Fire, Fluch von Novgorod und Karacho sind auf jedem Fall die besseren Coaster dieses Typs. Aber immerhin ist der Intamin-Launcher im Heide-Park immer noch der einzige deutsche Hydraulik-Launcher und zieht auch ensprechend ab beim Abschuss. Da ist herrlich Power dahinter.
Nur danach kommt leider nicht mehr viel. Kein toller Top Hat, keine Inversionen und nur leichte Airtime. Ein paar Links/Rechts-Umschwünge über einige Hügel, das war's. Beim Theming hat man sich auch kein Bein ausgerissen, immerhin der Operator-Helikopter und die wummernde Sounduntermalung sind ganz nett. Der Rest erinnert nur entfernt an eine Wüste.
Wertung: 7 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Jeder Park den wir auf unserer Tour besucht haben, hat eine Western-Stadt, so auch der Heide-Park. Western-Städte sind günstig zu thematisieren und bieten herrlich viele Klischees. Im kleinen Western-Bereich des Heide-Parks finden wir einen weiteren Count: Indy-Blitz, eine Familienachterbahn.
Mal wieder eine Zierer-Bahn, dieses mal das 'Force One'-Modell dass ich ehrlich gesagt kaum vom 'Tivoli Medium' unterscheiden kann - z.B. Rattlesnake im Walibi Holland. Hier gibt es wieder nicht viel zu sagen… tat zumindest niemanden weh das Teil.
Wertung: 3 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Jetzt aber zu Graf Dracula und Co…
Eine weitere Großattraktion im Heide-Park ist der Gyro-Drop-Tower Scream.
Der massive Freefall ist thematisch recht gut aufgearbeitet, sehr hübsch sind die Zahnräder am Turm daneben, die sich immer dann drehen wenn sich die Gondel des Freefall bewegt. Scream darf sich immer noch höchster Gyro-Drop-Tower der Welt nennen, obwohl es natürlich schon höhere Freefall-Fahrgeschäfte gibt (in Europa dürfte Atmos Fear in Liseberg noch der höchste sein). Ein Gyro-Drop-Tower ist ein Freefall bei dem sich die Gondel drehen kann.
Scream hat eine Fallhöhe von 70 m und die ziehen auch gut durch. Der Ausblick ganz da oben ist auch nicht ohne. Allerdings gefiel mir 'The High Fall' im Movie Park noch einen Tick besser, wegen der außergewöhnlichen Hängeposition. In Scream sitzt man nur.
Geht man an Scream vorbei dann sieht man nicht nur die Baustelle des Wing Coasters, dessen Schienenteile schon einmal Großes erwarten lassen (*geifer*), weiter hinten kommt man dann zur Schweizer Bobbahn, eine der längsten ihrer Art.
Auf diese Bahn habe ich mich schon ein wenig gefreut, denn der Prototyp im Europa-Park macht durch seine Andersartigkeit schon ein wenig Laune. Leider hielt die Fahrt im Heide-Park nicht ganz das, was sie verspricht. Schuld daran sind die ungewöhnlich starken Vibrationen des Zugs, die kaum Fahrfreude aufkommen lassen. Sehr Schade, denn ansonsten hat die Bahn ja ein sehr schönes Layout.
Schade ist auch die Umthematisierung der Bahn. Wir präsentieren…
… die allseits bekannten Schweizer Vampire! Ach herre, wer denkt sich nur solche Sachen aus?
Wertung: 5 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Wenn man schon einmal in der Gegend ist, dann kann man auch gleich noch den letzten Count mitnehmen. Der Heide-Park hat auch einen. Ihr wisst schon wovon ich rede. Einen dieser ... DINGER.
Limit heisst er, ein Vekoma SLC ist er. Die Gesichter des Molewurfn und der Psycho-Ente verziehen sich vor Anspannung wenn sie diese drei Buchstaben hören. S L C. Die Augen werden zu gefährlichen Schlitzen, der Mund zu einem angespannten Strich, die Stirn liegt in Falten. Böse Erinnerungen werden wach. An den Prototypen im Walibi Holland, an die Prügel im Movie Park…
Im Hintergrund spielt Ennio Morricones Titelmelodie zu 'Spiel mir das Lied vom Tod'. Charles Bronson und Henry Fonda. Psycho-Ente, Molewurfn und der Vekoma SLC. Langsam bewegen wir uns in der prallen Mittagssonne durch die Warteschlange in die Station.
Mit diesen Opfern ist der SLC schon fertig. Auf uns wartet er noch. Zum ersten mal in meinem Leben höre ich die folgenden Worte von einem Ride-OP der meinen Schulterbügel prüft:
"Viel Glück!"
Nett gemeint, aber es sollte nicht sein. Der First Drop ist das einzig tolle an diesem Coaster. Wäre schön wenn man dann gleich aussteigen könnte. Aber die Bahn quält einen noch ein bisschen, fährt sich wie ein gemeiner Flat-Ride und verteilt lustig Backpfeifen. Der Tipp, den Kopf ganz nach vorne zu strecken hilft ein wenig während der Fahrt. Dennoch, beim Verlassen der Bahn bekommt sie die Vekoma SLC-Geste mit dem Mittelfinger.
Insgesamt muss ich auch sagen dass der 'MP Express' einen Deut angenehmer ist, den schöneren Schulterbügeln ist's geschuldet. Thematisierung an einem Vekoma SLC hält der Heide-Park wohl für Zeit- und Geldverschwendung.
Wertung: 4 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Nach dieser Fahrt gab es erst einmal die 'Kaptain's Törn' und die Oldtimerfahrt. Zur Beruhigung und zum Geraderücken der Wirbelsäule.
Gerade um die Kaptain's Törn und das Hotel Port Royale herum gibt es die am schönsten gestaltete Ecke des Parks.
Auch sehr schön ist der Splash Battle…
…den aber wieder mal kaum jemand fahren wollte. Und das bei 30 Grad. Über die Beliebtheit (bzw. die fehlende) solcher Fahrgeschäfte könnte man auch ein eigenes Thema erstellen.
Die Wildwasserbahn war leider auch ausser Betrieb - sehr Schade bei den Temperaturen.
Wir haben auch etwas im Panorama-Restaurant gegessen. Können wir nicht wirklich weiterempfehlen. Vor allem die verkochten Nudeln waren in der Konsistenz kaum mehr von den Soßen zu unterscheiden.
Zeit also für ein Fazit:
Das Heide-Park Resort besucht man natürlich mit einem 2 für 1 Gutschein (alternativ kann man auch den spottbilligen Jahrespass nehmen). Davon gibt es wirklich jede Menge im Umlauf. Wenn man das macht, dann kommt man wirklich zu einem Spitzen-Preis in einen recht großen Vergnügungspark. Nächstes Jahr stehen dort zwei geile B&M-Bahnen. Zusammen mit Colossos und Desert Race also ein wirklich tolles Aufgebot für Coaster-Fans.
Der Park hat jedoch auch ein paar Schwächen, z.B. die fehlenden Dark Rides oder das Fehlen wirklich toller Shows. Auch die Gastronomie ist "ausbaufähig". Big Loop und Limit halte ich für wenig familientauglich, sollte da Mutti mal mitfahren gibt's möglicherweise Kopfschmerzen. Solche Bahnen erlaubt sich der Europa-Park nicht und erscheint auch sonst homogener. Wer keinen Gutschein hat, zahlt im Heide-Park Resort möglicherweise zu viel.
Ansonsten jedoch einen Daumen hoch für den Heide-Park - wir kommen wieder.
"Da war ein Eichhörnchen!"