Achterbahnakademie
Achterbahnakademie
So dann will ich hier auch mal einen kleinen Bericht Verfassen (übrigens mein erster
)
Es geht um ein Event das nun schon einige Zeit zurückliegt, genauer gesagt fast 5 Jahre....
Genau es geht um die Erste und bis heute (meines Wissens nach) leider die einzige
Achterbahnakademie der Welt.
Ich finde das passt hier ganz gut in den Thread und da ich damals einer der glücklichen
Teilnehmer war möchte ich hier meine Eindrücke vom Akademietag und meine eingereichten
Konzepte vorstellen.
Anfang der Saison 2006 verkündete der Holiday Park in Hassloch, dass eine neue
familientaugliche Achterbahn gebaut werden sollte und wer könnte besser einen tollen Entwurf
zeichnen, als Menschen, die gerne Achterbahnen fahren!!! Alle die an dieser Akademie teilnehmen
wollten konnten ihre Bewerbung einreichen. Von den ca. 200 Bewerbern wurden 40 ausgewählt
und zum Akademietag in den Holiday Park eingeladen.
Am 20.Mai 2006 war es dann endlich soweit als VIP Gäste wurden wir im Holiday Park empfangen
und in den Park eigenen Tagungsraum geführt.
Nach der Begrüßung durch den Geschäftsführer Herrn Wolfgang Schneider,
Herrn Dr. Werner Stengel und dem Marketingleiter des Parks standen umfassende Vorträge
über Achterbahnen von dem wohl bekanntesten „Achterbahn-Pionier“ der Welt,
Dr. Werner Stengel, auf dem Programm.
In seinen Vorträgen ging es um die geschichtliche Entwicklung von Achterbahnen, aber auch
um wichtige Dinge die beim Bau beachtet werden müssen.
Alleine die Tatsache das Herr Stengel persönlich den Vortrag gehalten hat war es schon Wert
dabeigewesen zu sein.
Nach dem Mittagessen ging es dann zu einer exclusiven Fahrt auf ExpeditionGeForce, die leider
wegen des sehr schlechten Wetters sehr kurz ausgefallen ist. (aber nach Goliath bin ich gegen
so etwas abgehärtet
).
Zum Abschluß des Akademietages hat sich Herr Stengel mit jedem einzelnen Teilnehmer persönlich
befasst und Ratschläge für den Entwurf gegeben.
Bilder von der Achterbahnakademie habe ich leider keine außer diesen zweien keine:
Als Fazit kann man sagen, dass der Akademietag eine rundum gelungene
Veranstaltung war und es sehr schade ist, dass nicht mehr daraus geworden ist.
Nun begann aber erst die eigentliche Arbeit....
Drei Monate hatten wir nun Zeit unsere Ideen auszuarbeiten und in realisierbare Vorschläge
zu verwandeln.
Die Aufgabe:
Ziel war es eine familientaugliche Achterbahn samt entsprechender Thematisierung für den
Holidaypark zu entwerfen.
Wichtig war vor allem, dass Personen ab einer Mindestgröße von 1,10m die neue Attraktion
nutzen konnten. Eine Kapazität von mindestens 1200 Pers./h sollte erreicht werden.
Ja und als allerwichtigstes muß die Bahn natürlich irgendwie realisierbar und wirtschaftlich sein.
In der ersten Phase habe ich mir Gedanken über das Thema gemacht.
Das war schon eine sehr schwierige Aufgabe, denn die Attraktion sollte für Kinder und
Erwachsene gleichermaßen interessant sein. Außerdem mußte die Bahn irgendwie in das
Konzept des Holiday Parks passen.
Ich habe mich dann für ein Motorsport Thema entschieden. Es sollte ein
Duelling- Motorbikecoaster werden.
Die Motorbikecoaster waren damals gerade erst im Kommen und da die Bahn zeitnah
realisiert werden sollte, erschien es mir als sinnvoll ein vorhandenes, bereits geprüftes
Grundkonzept zu verwenden. Zudem lässt die etwas spezielle Sitzposition ein sehr sicheres
fixieren von Personen mit einer kleinen Körpergröße zu.
In der zweiten Phase ging es an das Layout der Bahn. Für eine „gute“ Achterbahn
muß man hierbei einige Punkte beachten:
Da es eine familientaugliche Bahn werden sollte durfte die Bahn nicht zu hoch werden.
(maximal 20 Meter)
Außerdem sollte sie nicht schneller als 60km/h sein.
Ein sehr wichtiger Punkt bei allen Achterbahnen ist ein ausgeglichenes und
abwechslungsreiches Streckenlayout, d.h. es sollten in der Summe genau soviele
Rechts wie Linkskurven existieren.
Einen ersten Entwurf habe ich mit dem Simulationsprogramm NoLimits erstellt, dass
sicherlich viele kennen.
Streckenverlauf
Die Länge der gesamten Strecke beträgt jeweils ca. 630 Meter.
An der höchste Stelle ist die Bahn nur ca. 14m hoch.
Die auftretenden Kräfte liegen im Bereich zwischen -0,5 bis 2,0 g,
bei einer maximalen Geschwindigkeit von 60 km/h.
Rechts- und Linkskurven wechseln sich ständig ab und ergeben
im gesamten Grundriss eine Differenz von 0 Grad.
Als besonderes Highlight findet bei den beiden Cammelbacks eine Art Spurwechsel statt.
Bei der Thematisierung sollten ausschließlich Elemente, die auch bei einer
echten Rennstrecke zu finden sind, eingebaut werden.
Der Warteschlangenbereich für jede Bahn ist in Form einer
Zuschauertribüne gestaltet. Die Warteschlange verläuft von oben
über die schräg angeordnete Tribüne nach unten bis zum
Einstiegsbereich. So hat man bereits während der Wartezeit einen guten
Überblick über die Achterbahn.
Die Wartungsgleise werden in Form einer Boxengasse angelegt.
Ein Renn-Cafe mit erhöhter Terrasse erlaubt es den hungrigen
Besuchern den gesamten Parcour
einzusehen.
Um dem Achterbahnzug die notwendige Energie zu geben,
wird er aus dem Stand heraus beschleunigt und auf eine Geschwindigkeit
von 60km/h gebracht. Als Antriebssystem sollte ein Linearmotor Verwendung finden.
In der dritten Phase wurden dann alle notwendigen Berechnungen gemacht.
Die genaue Auswertung der Strecke, die Auslegung der Antriebsregelung,
die Berechnungen der Stützkonstruktionen usw..
Stützenkonstruktion
Berechnungen für die Dauerbelastung:
Wem das jetzt nichts sagt, die Trägerkonstruktion hält
Mit einer ungefähren Auslastung von ca. 4,6% solte die Stützenkonstruktion der
Belastung von zwei Zügen gleichzeitig Standhalten können.
Die technische Auslegung des Linearmotors un den zugehörigen Regelkreisen
überspringe ich an dieser Stelle mal.
In der letzten Phase ging es darum ein möglichst vorbildgetreues Modell der
Achterbahn zu erstellen.
Das war übrigens die Phase, die am aufwändigsten war. Nachfolgende Bilder
zeigen im Zeitraffer die Entstehung des Modells im Maßstab 1:160:
Die Stützenkonstruktion entsteht.
Die Gestaltung der Schienen hat sich als sehr zeitintensiv herausgestellt
Die ersten Betonsockel für die Stützen.
Grundierung des Modells.
Farben für die Stützen.
Farben für die Schienenteile.
Gestaltung der Landschaft.
Und die Thematisierung.
Und nun das fertige Modell:
Wie ja bekannt ist wurde leider keiner der Entwürfe in die Realität
umgesetzt.
Eine tolle Erfahrung war es auf jedenfall und dabeisein ist ja
schließlich alles.