Sehr interessant, dass gerade jetzt dieser Thread auftaucht. Ich war vergangenes Wochenende im EP und habe mir viele Gedanken über genau diese Themen gemacht. Warum? Eben genau weil man sowohl die Filmlizenzen, als auch die Werbung an jeder Ecke des Parks antrifft. Aber von vorn:
Der EP ist und bleibt ein verdammt guter Freizeitpark, das lässt sich auch dadurch nicht in Frage stellen. Ich habe an den zwei Tagen viel Spaß gehabt und für das was der Besuch dort kostet auch mehr als ausreichend geboten bekommen. Einen sehr positiven Eindruck hat bei mir die Pflege und Weiterentwicklung des Parks hinterlassen. Mein letzter Besuch war zur Weihnachtsfeier 2016 und der letzte zur Sommersaison reicht in die Zeit vor Arthur zurück. Überall sind mir Aufwertungen sowohl an Attraktionen als auch an der Infrastruktur aufgefallen, die einem die hier herrschende Professionalität bewusst machen. Auch merkt man, dass man inzwischen auf ganz andere Besucherströme ausgelegt ist, als noch vor ein paar Jahren. Überall unzählige Menschen und dennoch sehr moderate Wartezeiten - großes Lob an dieser Stelle.
Es ist mir vollkommen klar, dass dies alles viel Geld verschlingt, insbesondere das Personal und Investitionen in neue Attraktionen (allen voran Rulantica). Auch dass man als wirtschaftliches Unternehmen jeden Cent aus dem Park holen will ist nachvollziehbar - nur der Weg den man dafür wählt ist das was mich persönlich stört. Denn genauso wie mir die positiven Entwicklungen aufgefallen sind, ist mir auch die enorme Zunahme der Werbung und der krampfhaften Aufzwingung und Eintrichtern der eigenen Marke in die Köpfe der Besucher aufgefallen. Bevor es jetzt wieder heißt, die Werbung gab es auch schon früher: Gab es, aber defintiv nicht so viel. Ich habe irgendwann aufgehört die Fremdmarken zu zählen mit denen ich im Park konfrontiert wurde aber es waren weit über 20. Dabei schließe ich jetzt mal Getränkemarken aus, da man um die sowieso nicht herum kommt. Aber muss wirklich das "historische" Voletarium von einer modernen rosa Airline geponsort werden? Muss in Holland der Dekokäse von einer bekannten Käsemarke stammen? Muss der Trinknapf für Hunde mit einem knallroten Banner einer Tierfachhandelung ausgestattet sein? Ganz zu schweigen davon, dass sich still und heimlich immer mehr Markenshops in die Themenbereiche einschleichen - Stellenweise fragt man sich, ob man in einer Shoppingmall oder einem Freizeitpark steht. Damit schießt man in meinen Augen weit über das Ziel hinaus und verschandelt sich teils die authentischen für viele Millionen Euro angelegte Themenwelten und zwar so, dass man es nicht drum herum kommt, wenn man die Attraktionen erleben möchte.
Nächster Punkt sind die Filmlizenzen. Hier kann ich nicht beurteilen, ob die Investition in eine solche einen großen Gewinn bringt - vielleicht gibt es ausreichend Besucher, die genau deshalb in den Europapark kommen. Vorstellen kann ich es mir allerdings nicht. Wenn ich einen Park besuche der sich Europa Park nennt, dann erwarte ich, dass ich in europäische Länder entführt werde und nicht zusätzlich noch nach Lummerland oder zu irgendwelchen unterirdischen Fantasievölkern. Für mich sind alle bisher in den Park geholten Filmlizenzen grobe Ausreißer aus dem eigentlichen Motto/Prinzip des Parks. Ja ich bin perfektionistisch und habe mich deshalb schon vor den Filmlizenzen schwer getan die Sinnhaftigkeit eines Märchenwaldes irgendwo zwischen Spanien, Frankreich und Island zu finden (genauso auch eine Mercedes Benz Halle oder ein Abenteuerland). Für mich ist das Thema des Parks ganz klar vorgegeben und wurde auch zu 90% hervorragend umgesetzt - aber warum nutze ich neue Investitionen nicht um die fehlenden 10% einzugliedern, sondern schaffe weitere zusammenhanglose Einzelattraktionen?
Athur ist abgesehen davon natürlich eine toll umgesetzte Attraktion und funktioniert allein betrachtet gut - der Fan bekommt was er sich erwartet (Ich bin kein Fan und kann mit der Lizenz nichts anfangen). Nun kommen aber Jim Knopf und Paddington (oder auch Schellenursi). Es wird dafür bzw. damit in einer Form geworben, als hätten sie jeweils ihre eigenen Parks bekommen. Stattdessen finde ich Jim Knopf in einer kleinen Kinderrundfahrt und Paddington in einer Eisshow und einem VR Film. Das soll es gewesen sein? Ach nein, man kann nämlich in mehreren Shops vielseitigste Fanartikel rund um die Filme erwerben und die Sammelbecher gibt es nun im passenden Design. Das stellt natürlich weit angereiste Paddington/Jim Knopf Fans vollstens zufrieden... Kurz: Selbst, die die etwas damit anfangen können dürften nicht zufriedengestellt sein. Aber wenn die Kinder erstmal ihre Eltern überzeugt haben dorthin zu fahren, dann ist das Geld ja schon in der Kasse.
Und wenn wir schon dabei sind: Auch die Eigenmarken, bzw. das EP-Merchandise ist zu einem riesigen Thema aufgeblasen worden. Die komplette Medienlandschaft (im Park, auf sozialen Medien usw.) basiert auf der Euromaus und seinen Freunden. Das wäre ja alles ganz nett, wenn die Verbreitung mit dem Park gewachsen wäre (oder besser noch wie bei Disney, wo der Park um seine Charaktere gewachsen ist). Nur ich habe das Gefühl hier wurde von einem auf den anderen Tag der Schalter umgelegt und nun muss alles (wirklich alles) einen Bezug zu den Maskottchen aufweisen. Man versucht hier leider ziemlich gezwungen eine ähnliche Identifikation zu erzeugen, wie bei Disney mit Mickey Maus. Der Plan scheint aber sehr gut aufzugehen, denn ich habe unglaublich viele Kinder mit Plüschtieren von Euromaus und Co. gesehen. Ich habe grundsätzlich kein Problem mit der Erschaffung eines beliebten Maskottchens. Nur begegnet es mir eindeutig an viel zu vielen Stellen. Als Beispiel fällt mir die EuroMir Station ein. Gerade hat einem die Themenwelt das Betreten einer Raumstation suggeriert und schon sieht man die Euromaus über den Bildschirm hüfpen und das nächste Merch-Angebot anpreisen. Wirklich zum Kopfschütteln bringt mich dann aber, dass man sogar IN der WC-Kabine per ausgehängtem Plakat mit QR-Codes EP-Merch zu sich nach Hause bestellen kann, angepriesen von Ed Euromaus...
Ähnlich könnte ich das Thema zu den Marken Rulantica oder auch Mack Media fortführen.
Das mag jetzt alles sehr empfindlich und kleinlich klingen. Das ist es auch bewusst, denn ein Park, der jede Gelegenheit nutzt sich selbst als den Besten Freizeitpark der Welt zu beschreiben, der hat auch eine ehrliche und kleinliche Kritik verdient. Die ausgetrahlte Überheblichkeit ist der Hauptgrund warum ich mich an den oben genannten Punkten so stoße. Ich bin mir bewusst, dass man in vielen amerikanischen Parks mit Werbung überhäuft wird und es an viel viel Mehr Punkten hapert. Aber es gibt auch für alles was oben genannt wurde Beispiel von Parks, die das wesentlich besser im Griff haben - sei es eben Disney, Universal, Dollywood und ähnliche oder auch das Phantasialand. Ich spare mir jetzt die Vergleiche in einzelnen Punkten, denn das würde hier den Rahmen sprengen und ist wohl sowieso rein subjektiv.