- Mitglied seit
- 2013
- Beiträge
- 1.053
Willkommen zu meiner kleinen Berichte-Serie zu unserem Coastertrip durch Belgien und Frankreich im April 2023.
Nachdem wir mit dem ‘Puy du Fou’ schon einen eher ungewöhnlichen Freizeitpark for Achterbahnenthusiasten besucht hatten, war auch der nächste Halt auf unserer Etappe eher etwas arm an neuen Counts: Futuroscope nahe Poitiers.
Teutates-Tour 2023:
Teutates-Tour #1: Belgien (Bobbejaanland & Walibi Belgium)
Teutates-Tour #2: Nach Paris (Parc du Bocasse & Parc Saint Paul)
Teutates-Tour #3: Spinnen die Römer? (Parc Astérix)
Teutates-Tour #4: Über die Normandie zur Bretagne (Festyland)
Teutates-Tour #5: Tief im Nordwesten (La Recré des 3 Curés & Kingoland)
Teutates-Tour #6: Ein Show-Muffel im Puy du Fou!
Teutates-Tour #7: Ein Blick in die Zukunft? (Futuroscope)
Teutates-Tour #8: Die Riesen der Auvergne (Vulcania & Parc Fenestre)
Teutates-Tour #9: Wo sich Mack & Igel Gute Nacht sagen (Nigloland)
“Hier - was willste denn damit?”
“Na, in die Zukunft schauen!”
Der Futuroscope-Park wurde als rein staatlich finanzierter Park gegründet. Die Idee dazu kam René Monory, dem Präsidenten des Generalrats des Departements Vienne, Anfang der 80er Jahre. Ihm war wichtig, der Bevölkerung etwas über den technologischen Fortschritt zu vermitteln und 1983 erstellte man den 'Pavillon du Futuroscope' (heute die ‘L'Arena Fun Xperiences’) der zuerst für Besucher frei zugänglich war.
Kurze Zeit später entschloss man sich dann einen ganzen Park zu bauen und orientierte sich dabei sehr stark an Disney’s EPCOT. Futuristisches Design trifft auf Edutainment, d.h. es war immer wichtig, auch ein wenig Wissen zu vermitteln. Ich vermute aber, am wichtigsten war den Initiatoren damals, der eher strukturschwachen Region neue Impulse zu geben. Ab da zahlte man dann auch Eintritt.
Supermann's Festung der Einsamkeit.
Die Entwicklung des Parks lief sehr zufriedenstellend - was auch nicht verwunderlich ist, wenn der Staat praktisch unbegrenzt Gelder zur Verfügung stellen kann. So entschloss man sich dann im Jahre 2000 den Park in die Hände einer private Gruppe zu geben: Die Amaury-Gruppe hatte bis dahin die mehrfachen Besuche der ‘Tour de France’ im Park organisiert und übernahm (bis auf das Gelände) den gesamten Park. Es stellte sich dann aber in der Folge heraus, dass die Amaury-Gruppe zu wenig Ahnung im Verwalten von derart großen Freizeitparks hat. Die Besucherzahlen gingen zurück und im Jahr 2002 schrammte der Park ganz nahe an einem Konkurs vorbei.
Denn, wie das so ist mit Zukunftsparks (und Disney kann da mit EPCOT und dem Tomorrowland ein Lied von singen), die Gegenwart steht nicht still und ehe man es sich versieht, sehen all die teuren Gebäude im Park aus, als seien sie von Vorgestern. Noch schlimmer ist das mit den Attraktionen, die auf dem neuesten technischen Stand der Bild-, Ton- und Simulationstechnik sein sollten. Die Amaury-Gruppe hat einfach nicht erkannt, dass ihr hier etwas angedreht wurde, in das man ständig kräftig investieren muss, um nicht zurückzufallen. Da half dann auch die direkte Anbindung an einen TGV-Bahnhof nichts.
Also sprang 2002 wieder der Staat mit seinen tiefen Geldtaschen ein: Man benötigte 6 Jahre, bis man wieder mit dem Park in die Gewinnzone kam. 2010 stieg dann wieder ein Privatunternehmen in den Park ein: Die Compagnie des Alpes (dem ehemaligen Ski Resort-Operator gehören mittlerweile Parks wie Walibi Belgium, Holland & Rhône-Alpes, Parc Astérix oder Bellewearde) und der Park ist bis heute ein staatlich/privater Mischbetrieb. Schön für die Compagnie des Alpes: Der Steuerzahler beteiligt sich damit immer mit einigen Millionen Euro an den anstehenden Investitionen.
Der Park gehört heute neben Disneyland und dem Puy du Fou zu den drei besucherstärksten Parks in Frankreich. Hier passierte das Gleiche wie auch schon in EPCOT: Edutainment alleine reicht nicht aus. Erst mit mehr Unterhaltung und IPs wie ‘Arthur und die Minimoys’, ‘Rabbids’ oder eben der Mucke von Martin Solveig steigen die Besucherzahlen.
An grauen Tagen kommt der Beton noch einmal extra zur Geltung.
Immerhin eines muss man dem Park lassen: Architektonisch sieht das immer noch sehr gut aus. Da hat man ein paar wundervoll futuristische Konzepte hingestellt, die zumindest von weitem betrachtet nicht so schnell alt werden.
Objectif Impossible.
Für uns hieß das aber leider auch, dass der Hauptgrund unseres Besuchs dort vom Tisch war. Und die große Frage ist nun: Haben uns die anderen Attraktionen im Park überzeugt?
Dynamique ist hier das beste Beispiel: Die Simulatortechnik ist alt. Die Idee, immer vier Sitze auf einen Motor zu stecken, ist zudem noch ein technischer Blödsinn. Das Gerüttel und Geschüttel in diesem Ride ist übel - besonders schlimm, wenn man auf den beiden äußeren Sitzen Platz nimmt. Was hier aber letztendlich der Sargnagel ist, ist der dazu gezeigte Film. Das schlägt an inhaltsleere sogar den ‘Banditos’-4D Film im Walibi Belgium. Absolut unterirdisch.
KinéMAX ist ein IMAX-Kino, das immer noch mit der größten Leinwand wirbt, obwohl die momentan, gleich bei mir um die Ecke, im Traumpalast von Leonberg steht. Der gezeigte Film um die ISS Weltraumstation war ganz ok, vor allem wenn es, wie in unserem Fall, draußen regnet.
Le Monde de l’invisible ist ein Film im IMAX Dome. Die große Neuerung ist, dass hier der Film auf eine Halbkugel projiziert wird. Für Freunde von Naturkunde-Dokus sicherlich ein Gewinn, aber ich bin hierbei zugegebenermaßen kurz eingenickt. Und nicht nur ich. Naja, draußen hat es immer noch geregnet.
Loeblich!
Sébastien Loeb Racing Xpérience ist ein wahnsinnig aufregender Simulator-Ride. Also, wir haben uns zumindest kurz aufgeregt, denn die Hälfte des Rides funktioniert einfach nicht mehr. In der Pre-Show wird einem erzählt, wie man mit dem VR-Helm umzugehen hat - während der Fahrt war davon aber weit und breit nichts zu sehen. Des Rätsels Lösung: Die VR-Brillen wurden Anfang 2023 ersetzt durch große Bildschirme, denn sie seien “technisch am Ende ihrer Lebensdauer angelangt”.
Über die Story, die hinter dieser Attraktion steckt, sollte man besser keine Sekunde lang nachdenken - ich mach’s aber doch: Ein Zug ist verunglückt und giftige Gase treten aus. Man sieht für ein paar Minuten, wie die Zugwaggons gelöscht werden (brennbare Gase?) und eine Reporterin wurde hingeschickt und berichtet vor Ort. Damit die Leute nicht sterben, muss eine Probe des Gases innerhalb von 10 Minuten zu einem Feldlabor gebracht werden. Bloss nicht länger als 10 Minuten, denn nach 11 Minuten ist da schon Exitus! Zum Glück ist gerade Sebastien Loeb in der Nähe, der gleich nebenan auf einer Rennstrecke trainiert. Nur er kann die Probe in diesen 10 Minuten zum Ziel bringen! Man sieht, wie ne Viertelstunde lang der Rennwagen vorbereitet wird und dann setzt man sich zu Loeb ins Fahrzeug. Ab geht die Post! Loeb fährt wie ein Henker, erreicht das Feldlabor nach 10 Minuten und umfährt da noch ein paar Hindernisse, welche die Wissenschaftler dort aufgestellt haben (die Schlingel!) und tataaa! Geschafft! Die Wissenschaftler analysieren das Gas exakt in der vorberechneten Zeit und alle sind gerettet mit einem Gegenmittel gegen das Gas (?), das in nullkommanix an alle Einwohner verabreicht wird. Äh ja.
Der Simulator an sich vollführte auch etliche Kapriolen, die so gar nicht zum Gezeigten passten. Vielleicht war das mit VR noch besser (ich bezweifle es) und vielleicht hatte auch der Stick am Sitz, den man u.a. auch zusammenquetschen kann, irgendwann mal eine Funktion.
Chocs Cosmiques ist ein Planetarium. Nicht mehr und nicht weniger. Ganz netter Film, aber so etwas habe ich schon gesehen, als ich vor 40 Jahren noch zur Schule ging.
La Vienne Dynamique ist ein ähnlicher Simulator-Ride wie ‘Dynamique’. Hier hat man aber wenigstens nur zwei Sitze auf den Simulations-Motor geschnallt und die Story ist so abgefahren und absurd, dass sie fast schon wieder gut ist. Leider reicht die Simulator-Technologie nicht aus, um einen Flug zu simulieren - das fühlte sich eher an wie einer der Massage-Sessel bei meinem Hairstylisten.
Leider nicht die Attraktion aus dem Europa-Park.
Arthur L'aventure 4D ist eine der erfolgreichsten Attraktionen im Park. Es ist wieder ein Simulator-Ride. Dieser hier zieht alle Register - sogar am Kopf wird man hier während der wilden Fahrt befummelt. Leider ist die Story auch wieder furchtbar einfach gestrickt, so dass am Ende das Beste an diese Attraktion die Pre-Show-Monitore in der Warteschlange waren: die haben ein paar Interessante Sachen zu Luc Besson und der Erstellung der Arthur-Filme gezeigt.
Auch die Franzosen können Superhelden-Comics!
Étincelle: The Curse of the Black Opal ist ein 4D-Kino und eine der Neuheiten von 2023. Zuerst einmal war die Warteschlange recht faszinierend, denn hier taucht man in die Welt der französischen Comic-Superhelden ein. Kennt ihr nicht? Ich auch nicht, aber trotzdem ganz schick. Den 4D-Film selbst schaut man sich ungewöhnlicherweise im Stehen an. Inhaltlich ist das Gezeigte überdurchschnittlich - es gibt tatsächlich so etwas wie einen Erzählstrang. Man hat sich auch bei den 4 D’s noch ein paar neue Sachen einfallen lassen - also insgesamt eine recht gute Attraktion, wenn auch nicht der Überflieger.
Recht coole Sachen dabei. Aber heute ist das meiste nur noch schwer zu bekommen.
Danse avec le Robots bietet eine Fahrt auf Roboterarmen, auch 'Robocoaster' genannt. Die erste Anlage dieser Art wurde 2010 im Legoland Billund eröffnet, die Roboter im Futuroscope kamen erst 2013. Gestaltet wurde das Ganze als eine Art Roboter-Disco mit der Techno-Musik von Martin Solveig (der leider auch schon seinen Zenit hinter sich gelassen hat). Die Stimmung in der Halle ist ganz ok und man kann auch hier, wie im Legoland, verschieden starke Laufprogramme wählen. Die Fahrt ist freilich mehr Flatride als Coaster.
Hello!
Illusio ist die Magie-Show im Park. Hier wird viel mit verblüffender Technologie gezaubert, aber auch mit einem Kniff, der erst am Ende der Show aufgelöst wird. Hat mich ganz gut unterhalten.
Die Flugbegleiter stehen schon am Gate.
L'Extraordinaire Voyage ist ein Flying Theater. Es wurde 2016 eröffnet und war das erste Flying Theater in Europa. Gefiel mir etwas besser als das Original ‘Soarin’ und im Vergleich mit z.B. dem ‘Voletarium’ schneidet es auch ganz gut ab, obwohl der Europa-Park da auf jeden Fall mehr Thematisierung drum herum gepackt hat.
Sie sind gelandet... und der Spaß kann beginnen!
La Machine à Voyager dans le Temps ist der einzige reinrassige Darkride im Park. Vom Konzept her (man betritt den Ride durch eine Toilette und wird dann mit den Rabbids in verschiedene Zeiten ‘gespült’) ist das mal etwas erfrischend anderes und landet auch gleich in meinen Top10 der Darkrides. Die ‘Rabbids’ von Ubisoft sind sozusagen der Gipfel des Anarchismus: Völlig triebgesteuerte Primaten, die sofort auf jeden roten Knopf drücken müssen, der in ihr Blickfeld kommt. Wer will, kann darin auch eine Kritik an unserer Technologie-Geilheit sehen. Und das macht eben genau den Unterschied zwischen purer Bödelei und etwas richtig Genialem aus. Ein herrlicher Spaß.
Alle müssen mal.
Key to Dreams ist die aktuelle Abendshow des Parks, die jeden Tag um 22 Uhr beginnt. Nachdem man zwei Tage im Puy du Fou verbracht hat, ist man schon etwas ‘versaut’ was Shows angeht, aber das, was das Futuroscope da auf die Beine gestellt hat, ist schon richtig gut. Vom ganzen Aufbau her geht die Show viel mehr in Richtung Disney als in die Richtung der historischen/romantischen Shows des Puy du Fou. Technisch wird hier viel mit Projektionen auf Wasser, Lasertechnik und Soundeffekten gearbeitet und inhaltlich gibt es immerhin eine Geschichte die etwas erzählt - das ist mehr als man von manchen Disney-Shows sagen kann, die meist nur eine Revue ihre Filmfiguren veranstalten.
Gleich geht's los.
Chasseurs de Tornades (Tornado Chasers), die Neuheit 2023, hat mich am meisten überrascht. Das ist ein Motion Theater von Dynamic Attractions und das erste dieser Art. Ein ähnliches Fahrsystem, ein CircuMotion Theater von der Falcon’s Creative Group, haben wir bereits schon in der IMG Worlds of Adventure in Dubai (namens ‘Hulk Epsilon Base 3D’) gefahren. Der Unterschied ist: Beim Hulk sitzen die Zuschauer im Kreis auf der beweglichen Plattform, bei den Tornado Chasers schauen alle in eine Richtung. Damals waren wir nicht so sehr vom Hulk begeistert, da es ständig technische Probleme auf dem Ride gab, die Story wieder einfach nur blöde war und die Fahrt eigentlich nur anstrengend war anstatt Spaß zu machen.
Dieses Gefährt spielt später noch eine Rolle bei der Tornado-Jagd.
Tornado Chasers macht da seine Sache viel besser. Schon vom Storytelling her. Die zwei Hauptcharaktere werden schon in der Warteschlange und in der Pre-Show sehr gut eingeführt. Überhaupt macht es Spaß, dem Live-Actor zuzuschauen, der immer mal wieder den männlichen Hauptdarsteller mimen darf.
Dann ist da noch das Fahrsystem, das hier hammermäßig gut funktioniert. Die Bewegungen sind ziemlich exakt auf die Geschehnisse auf dem Bildschirm abgestimmt (ein Vorteil, wenn alle in die gleiche Richtung schauen), und wenn es dann in den Tornado geht, dreht die Anlage voll auf mit fettem Sound, Wind und am Ende sogar Nebel. Dazwischen sind ein paar Szenen mit realen Kulissen eingefügt, wie in einem Dreh-Theater.
Eine großartige Attraktion! Ich hoffe, Dynamic Attractions verkauft noch ein paar mehr dieser Dinger, obwohl sie wohl 21 Millionen Euro das Stück kosten.
Die Zukunft, so erfährt man auch, bietet für die Fußgänger vor allem umständliche Laufwege und unübersichtliche Brücken. Nach einer Weile wünscht man sich so etwas wie eine Monorail herbei.
Die Hotels um das Futuroscope sind alle schon etwas in die Jahre gekommen. Die Stadtplanung bei den Hotels ist etwas befremdlich und erinnert mich an die Straßen in den USA: So etwas wie Gehwege für Fußgänger hat man da wohl in der Planung vergessen. So läuft man halt auf der Straße oder auf den Parkplätzen zum nächsten Restaurant.
Ach ja, der Butterfly? Ich sag nur: Count ist Count.
Zwei, die noch nie soo glücklich waren!
Als Fazit möchte ich sagen: Die Hälfte der Attraktionen sind schon ziemlich altes Zeugs, aber dafür sind auch bei den neueren Sachen ein paar echte Perlen dabei. Vor allem wenn ‘Objectif Mars’ wieder fährt, nächstes Jahr das ‘Rocking Boat’ von Mack kommt und die in Aussicht gestellte Thrill-Achterbahn für 2026 realisiert wird, dann ist das wirklich ein Ziel, das man im nächsten Tourplan haben sollte.
Nachdem wir mit dem ‘Puy du Fou’ schon einen eher ungewöhnlichen Freizeitpark for Achterbahnenthusiasten besucht hatten, war auch der nächste Halt auf unserer Etappe eher etwas arm an neuen Counts: Futuroscope nahe Poitiers.
Teutates-Tour 2023:
Teutates-Tour #1: Belgien (Bobbejaanland & Walibi Belgium)
Teutates-Tour #2: Nach Paris (Parc du Bocasse & Parc Saint Paul)
Teutates-Tour #3: Spinnen die Römer? (Parc Astérix)
Teutates-Tour #4: Über die Normandie zur Bretagne (Festyland)
Teutates-Tour #5: Tief im Nordwesten (La Recré des 3 Curés & Kingoland)
Teutates-Tour #6: Ein Show-Muffel im Puy du Fou!
Teutates-Tour #7: Ein Blick in die Zukunft? (Futuroscope)
Teutates-Tour #8: Die Riesen der Auvergne (Vulcania & Parc Fenestre)
Teutates-Tour #9: Wo sich Mack & Igel Gute Nacht sagen (Nigloland)
EPCOT auf Französisch
“Hey, kannst Du mir mal das Futuroskop reichen?”“Hier - was willste denn damit?”
“Na, in die Zukunft schauen!”
Der Futuroscope-Park wurde als rein staatlich finanzierter Park gegründet. Die Idee dazu kam René Monory, dem Präsidenten des Generalrats des Departements Vienne, Anfang der 80er Jahre. Ihm war wichtig, der Bevölkerung etwas über den technologischen Fortschritt zu vermitteln und 1983 erstellte man den 'Pavillon du Futuroscope' (heute die ‘L'Arena Fun Xperiences’) der zuerst für Besucher frei zugänglich war.
Kurze Zeit später entschloss man sich dann einen ganzen Park zu bauen und orientierte sich dabei sehr stark an Disney’s EPCOT. Futuristisches Design trifft auf Edutainment, d.h. es war immer wichtig, auch ein wenig Wissen zu vermitteln. Ich vermute aber, am wichtigsten war den Initiatoren damals, der eher strukturschwachen Region neue Impulse zu geben. Ab da zahlte man dann auch Eintritt.
Supermann's Festung der Einsamkeit.
Die Entwicklung des Parks lief sehr zufriedenstellend - was auch nicht verwunderlich ist, wenn der Staat praktisch unbegrenzt Gelder zur Verfügung stellen kann. So entschloss man sich dann im Jahre 2000 den Park in die Hände einer private Gruppe zu geben: Die Amaury-Gruppe hatte bis dahin die mehrfachen Besuche der ‘Tour de France’ im Park organisiert und übernahm (bis auf das Gelände) den gesamten Park. Es stellte sich dann aber in der Folge heraus, dass die Amaury-Gruppe zu wenig Ahnung im Verwalten von derart großen Freizeitparks hat. Die Besucherzahlen gingen zurück und im Jahr 2002 schrammte der Park ganz nahe an einem Konkurs vorbei.
Denn, wie das so ist mit Zukunftsparks (und Disney kann da mit EPCOT und dem Tomorrowland ein Lied von singen), die Gegenwart steht nicht still und ehe man es sich versieht, sehen all die teuren Gebäude im Park aus, als seien sie von Vorgestern. Noch schlimmer ist das mit den Attraktionen, die auf dem neuesten technischen Stand der Bild-, Ton- und Simulationstechnik sein sollten. Die Amaury-Gruppe hat einfach nicht erkannt, dass ihr hier etwas angedreht wurde, in das man ständig kräftig investieren muss, um nicht zurückzufallen. Da half dann auch die direkte Anbindung an einen TGV-Bahnhof nichts.
Also sprang 2002 wieder der Staat mit seinen tiefen Geldtaschen ein: Man benötigte 6 Jahre, bis man wieder mit dem Park in die Gewinnzone kam. 2010 stieg dann wieder ein Privatunternehmen in den Park ein: Die Compagnie des Alpes (dem ehemaligen Ski Resort-Operator gehören mittlerweile Parks wie Walibi Belgium, Holland & Rhône-Alpes, Parc Astérix oder Bellewearde) und der Park ist bis heute ein staatlich/privater Mischbetrieb. Schön für die Compagnie des Alpes: Der Steuerzahler beteiligt sich damit immer mit einigen Millionen Euro an den anstehenden Investitionen.
Der Park gehört heute neben Disneyland und dem Puy du Fou zu den drei besucherstärksten Parks in Frankreich. Hier passierte das Gleiche wie auch schon in EPCOT: Edutainment alleine reicht nicht aus. Erst mit mehr Unterhaltung und IPs wie ‘Arthur und die Minimoys’, ‘Rabbids’ oder eben der Mucke von Martin Solveig steigen die Besucherzahlen.
An grauen Tagen kommt der Beton noch einmal extra zur Geltung.
Immerhin eines muss man dem Park lassen: Architektonisch sieht das immer noch sehr gut aus. Da hat man ein paar wundervoll futuristische Konzepte hingestellt, die zumindest von weitem betrachtet nicht so schnell alt werden.
Die Attraktionen
Ihr ahnt es sicher schon: Bis auf einen Butterfly gab es bei unserem Besuch keine Counts im Park. Denn die Großinvestition ‘Objectif Mars’, ein Intamin Spinning-Multi-Dimension-Launcher, hat einige Wochen zuvor Feuer gefangen - mit Passagieren an Bord. Eine ganz unangenehme Sache, wenn Du da noch vom Rückhaltesystem festgehalten wirst. Entsprechend groß war auch die Panik, die dabei entstand. Zum Glück brach das Feuer erst in der Station aus und ein Mitarbeiter konnte das Feuer mit einem Feuerlöscher schnell ersticken (man beachte: brennende Lithium-Ionen-Batterien lassen sich ganz normal löschen - das Problem ist, dass sie dann jederzeit wieder danach Feuer fangen könnten).Objectif Impossible.
Für uns hieß das aber leider auch, dass der Hauptgrund unseres Besuchs dort vom Tisch war. Und die große Frage ist nun: Haben uns die anderen Attraktionen im Park überzeugt?
Alter Wein in alten Schläuchen
Eine ganze Menge der Attraktionen im Park stammen noch aus dem letzten Jahrtausend. Teilweise modernisiert mit aktueller Technik, aber leider nicht mehr ganz so zeitgemäß. Hier kommen mal ein paar Enttäuschungen...Dynamique ist hier das beste Beispiel: Die Simulatortechnik ist alt. Die Idee, immer vier Sitze auf einen Motor zu stecken, ist zudem noch ein technischer Blödsinn. Das Gerüttel und Geschüttel in diesem Ride ist übel - besonders schlimm, wenn man auf den beiden äußeren Sitzen Platz nimmt. Was hier aber letztendlich der Sargnagel ist, ist der dazu gezeigte Film. Das schlägt an inhaltsleere sogar den ‘Banditos’-4D Film im Walibi Belgium. Absolut unterirdisch.
KinéMAX ist ein IMAX-Kino, das immer noch mit der größten Leinwand wirbt, obwohl die momentan, gleich bei mir um die Ecke, im Traumpalast von Leonberg steht. Der gezeigte Film um die ISS Weltraumstation war ganz ok, vor allem wenn es, wie in unserem Fall, draußen regnet.
Le Monde de l’invisible ist ein Film im IMAX Dome. Die große Neuerung ist, dass hier der Film auf eine Halbkugel projiziert wird. Für Freunde von Naturkunde-Dokus sicherlich ein Gewinn, aber ich bin hierbei zugegebenermaßen kurz eingenickt. Und nicht nur ich. Naja, draußen hat es immer noch geregnet.
Loeblich!
Sébastien Loeb Racing Xpérience ist ein wahnsinnig aufregender Simulator-Ride. Also, wir haben uns zumindest kurz aufgeregt, denn die Hälfte des Rides funktioniert einfach nicht mehr. In der Pre-Show wird einem erzählt, wie man mit dem VR-Helm umzugehen hat - während der Fahrt war davon aber weit und breit nichts zu sehen. Des Rätsels Lösung: Die VR-Brillen wurden Anfang 2023 ersetzt durch große Bildschirme, denn sie seien “technisch am Ende ihrer Lebensdauer angelangt”.
Über die Story, die hinter dieser Attraktion steckt, sollte man besser keine Sekunde lang nachdenken - ich mach’s aber doch: Ein Zug ist verunglückt und giftige Gase treten aus. Man sieht für ein paar Minuten, wie die Zugwaggons gelöscht werden (brennbare Gase?) und eine Reporterin wurde hingeschickt und berichtet vor Ort. Damit die Leute nicht sterben, muss eine Probe des Gases innerhalb von 10 Minuten zu einem Feldlabor gebracht werden. Bloss nicht länger als 10 Minuten, denn nach 11 Minuten ist da schon Exitus! Zum Glück ist gerade Sebastien Loeb in der Nähe, der gleich nebenan auf einer Rennstrecke trainiert. Nur er kann die Probe in diesen 10 Minuten zum Ziel bringen! Man sieht, wie ne Viertelstunde lang der Rennwagen vorbereitet wird und dann setzt man sich zu Loeb ins Fahrzeug. Ab geht die Post! Loeb fährt wie ein Henker, erreicht das Feldlabor nach 10 Minuten und umfährt da noch ein paar Hindernisse, welche die Wissenschaftler dort aufgestellt haben (die Schlingel!) und tataaa! Geschafft! Die Wissenschaftler analysieren das Gas exakt in der vorberechneten Zeit und alle sind gerettet mit einem Gegenmittel gegen das Gas (?), das in nullkommanix an alle Einwohner verabreicht wird. Äh ja.
Der Simulator an sich vollführte auch etliche Kapriolen, die so gar nicht zum Gezeigten passten. Vielleicht war das mit VR noch besser (ich bezweifle es) und vielleicht hatte auch der Stick am Sitz, den man u.a. auch zusammenquetschen kann, irgendwann mal eine Funktion.
Chocs Cosmiques ist ein Planetarium. Nicht mehr und nicht weniger. Ganz netter Film, aber so etwas habe ich schon gesehen, als ich vor 40 Jahren noch zur Schule ging.
There is Hope!
Die nun folgenden Attraktionen sind auch nicht mehr die Neuesten, aber hier wird man zumindest ganz gut unterhalten.La Vienne Dynamique ist ein ähnlicher Simulator-Ride wie ‘Dynamique’. Hier hat man aber wenigstens nur zwei Sitze auf den Simulations-Motor geschnallt und die Story ist so abgefahren und absurd, dass sie fast schon wieder gut ist. Leider reicht die Simulator-Technologie nicht aus, um einen Flug zu simulieren - das fühlte sich eher an wie einer der Massage-Sessel bei meinem Hairstylisten.
Leider nicht die Attraktion aus dem Europa-Park.
Arthur L'aventure 4D ist eine der erfolgreichsten Attraktionen im Park. Es ist wieder ein Simulator-Ride. Dieser hier zieht alle Register - sogar am Kopf wird man hier während der wilden Fahrt befummelt. Leider ist die Story auch wieder furchtbar einfach gestrickt, so dass am Ende das Beste an diese Attraktion die Pre-Show-Monitore in der Warteschlange waren: die haben ein paar Interessante Sachen zu Luc Besson und der Erstellung der Arthur-Filme gezeigt.
Auch die Franzosen können Superhelden-Comics!
Étincelle: The Curse of the Black Opal ist ein 4D-Kino und eine der Neuheiten von 2023. Zuerst einmal war die Warteschlange recht faszinierend, denn hier taucht man in die Welt der französischen Comic-Superhelden ein. Kennt ihr nicht? Ich auch nicht, aber trotzdem ganz schick. Den 4D-Film selbst schaut man sich ungewöhnlicherweise im Stehen an. Inhaltlich ist das Gezeigte überdurchschnittlich - es gibt tatsächlich so etwas wie einen Erzählstrang. Man hat sich auch bei den 4 D’s noch ein paar neue Sachen einfallen lassen - also insgesamt eine recht gute Attraktion, wenn auch nicht der Überflieger.
Recht coole Sachen dabei. Aber heute ist das meiste nur noch schwer zu bekommen.
Danse avec le Robots bietet eine Fahrt auf Roboterarmen, auch 'Robocoaster' genannt. Die erste Anlage dieser Art wurde 2010 im Legoland Billund eröffnet, die Roboter im Futuroscope kamen erst 2013. Gestaltet wurde das Ganze als eine Art Roboter-Disco mit der Techno-Musik von Martin Solveig (der leider auch schon seinen Zenit hinter sich gelassen hat). Die Stimmung in der Halle ist ganz ok und man kann auch hier, wie im Legoland, verschieden starke Laufprogramme wählen. Die Fahrt ist freilich mehr Flatride als Coaster.
Hello!
Illusio ist die Magie-Show im Park. Hier wird viel mit verblüffender Technologie gezaubert, aber auch mit einem Kniff, der erst am Ende der Show aufgelöst wird. Hat mich ganz gut unterhalten.
Die Zukunft ist Wow!
Es gibt aber vier Attraktionen im Park (vermutlich neben der Fünften, ‘Objectif Mars’), die ich zu den Top-Attraktionen zählen würde. Da steht das Futuroscope durchaus mal auf einem Level mit Disney oder Universal.Die Flugbegleiter stehen schon am Gate.
L'Extraordinaire Voyage ist ein Flying Theater. Es wurde 2016 eröffnet und war das erste Flying Theater in Europa. Gefiel mir etwas besser als das Original ‘Soarin’ und im Vergleich mit z.B. dem ‘Voletarium’ schneidet es auch ganz gut ab, obwohl der Europa-Park da auf jeden Fall mehr Thematisierung drum herum gepackt hat.
Sie sind gelandet... und der Spaß kann beginnen!
La Machine à Voyager dans le Temps ist der einzige reinrassige Darkride im Park. Vom Konzept her (man betritt den Ride durch eine Toilette und wird dann mit den Rabbids in verschiedene Zeiten ‘gespült’) ist das mal etwas erfrischend anderes und landet auch gleich in meinen Top10 der Darkrides. Die ‘Rabbids’ von Ubisoft sind sozusagen der Gipfel des Anarchismus: Völlig triebgesteuerte Primaten, die sofort auf jeden roten Knopf drücken müssen, der in ihr Blickfeld kommt. Wer will, kann darin auch eine Kritik an unserer Technologie-Geilheit sehen. Und das macht eben genau den Unterschied zwischen purer Bödelei und etwas richtig Genialem aus. Ein herrlicher Spaß.
Alle müssen mal.
Key to Dreams ist die aktuelle Abendshow des Parks, die jeden Tag um 22 Uhr beginnt. Nachdem man zwei Tage im Puy du Fou verbracht hat, ist man schon etwas ‘versaut’ was Shows angeht, aber das, was das Futuroscope da auf die Beine gestellt hat, ist schon richtig gut. Vom ganzen Aufbau her geht die Show viel mehr in Richtung Disney als in die Richtung der historischen/romantischen Shows des Puy du Fou. Technisch wird hier viel mit Projektionen auf Wasser, Lasertechnik und Soundeffekten gearbeitet und inhaltlich gibt es immerhin eine Geschichte die etwas erzählt - das ist mehr als man von manchen Disney-Shows sagen kann, die meist nur eine Revue ihre Filmfiguren veranstalten.
Gleich geht's los.
Chasseurs de Tornades (Tornado Chasers), die Neuheit 2023, hat mich am meisten überrascht. Das ist ein Motion Theater von Dynamic Attractions und das erste dieser Art. Ein ähnliches Fahrsystem, ein CircuMotion Theater von der Falcon’s Creative Group, haben wir bereits schon in der IMG Worlds of Adventure in Dubai (namens ‘Hulk Epsilon Base 3D’) gefahren. Der Unterschied ist: Beim Hulk sitzen die Zuschauer im Kreis auf der beweglichen Plattform, bei den Tornado Chasers schauen alle in eine Richtung. Damals waren wir nicht so sehr vom Hulk begeistert, da es ständig technische Probleme auf dem Ride gab, die Story wieder einfach nur blöde war und die Fahrt eigentlich nur anstrengend war anstatt Spaß zu machen.
Dieses Gefährt spielt später noch eine Rolle bei der Tornado-Jagd.
Tornado Chasers macht da seine Sache viel besser. Schon vom Storytelling her. Die zwei Hauptcharaktere werden schon in der Warteschlange und in der Pre-Show sehr gut eingeführt. Überhaupt macht es Spaß, dem Live-Actor zuzuschauen, der immer mal wieder den männlichen Hauptdarsteller mimen darf.
Dann ist da noch das Fahrsystem, das hier hammermäßig gut funktioniert. Die Bewegungen sind ziemlich exakt auf die Geschehnisse auf dem Bildschirm abgestimmt (ein Vorteil, wenn alle in die gleiche Richtung schauen), und wenn es dann in den Tornado geht, dreht die Anlage voll auf mit fettem Sound, Wind und am Ende sogar Nebel. Dazwischen sind ein paar Szenen mit realen Kulissen eingefügt, wie in einem Dreh-Theater.
Eine großartige Attraktion! Ich hoffe, Dynamic Attractions verkauft noch ein paar mehr dieser Dinger, obwohl sie wohl 21 Millionen Euro das Stück kosten.
Und das Drumherum
Wir haben dort im ‘L'Atelier des Saveurs’ gegessen, was durchaus gut, aber auch nicht gerade günstig war. Wer die Zeit bis zum Anfang der Abendshow überbrücken möchte, sollte sowieso irgendein Abendessen einplanen und da bietet das Futuroscope schon eine Auswahl, die mir auch überdurchschnittlich gut erschien.Die Zukunft, so erfährt man auch, bietet für die Fußgänger vor allem umständliche Laufwege und unübersichtliche Brücken. Nach einer Weile wünscht man sich so etwas wie eine Monorail herbei.
Die Hotels um das Futuroscope sind alle schon etwas in die Jahre gekommen. Die Stadtplanung bei den Hotels ist etwas befremdlich und erinnert mich an die Straßen in den USA: So etwas wie Gehwege für Fußgänger hat man da wohl in der Planung vergessen. So läuft man halt auf der Straße oder auf den Parkplätzen zum nächsten Restaurant.
Ach ja, der Butterfly? Ich sag nur: Count ist Count.
Zwei, die noch nie soo glücklich waren!
Als Fazit möchte ich sagen: Die Hälfte der Attraktionen sind schon ziemlich altes Zeugs, aber dafür sind auch bei den neueren Sachen ein paar echte Perlen dabei. Vor allem wenn ‘Objectif Mars’ wieder fährt, nächstes Jahr das ‘Rocking Boat’ von Mack kommt und die in Aussicht gestellte Thrill-Achterbahn für 2026 realisiert wird, dann ist das wirklich ein Ziel, das man im nächsten Tourplan haben sollte.
Zuletzt bearbeitet: