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Willkommen zum elften Bericht unserer ‚The Secret of Coaster Island’-Tour!
Der zweite Park den wir in Yorkshire besuchten, war das Flamingo Land Resort.
Quantität statt Qualität?
1959 besaß Edwin Pentland Hick noch eine Kino-Kette und dachte sich, es wäre mal Zeit für etwas Neues: Er verkaufte seine Kinos und erwarb einen Pleite gegangenen Country Club nordöstlich von York, um einen Zoo aufzubauen. ‚The Yorkshire Zoological Gardens’ bekam als seine ersten Gäste eine Horde Flamingos. Der Zoo wurde recht bekannt, da er damals eher ungewöhnliche Tiere für einen britischen Zoo zur Schau stellte, wie z.B. Delfine oder Pottwale.
Während der 60er Jahre begann man damit, Fahrgeschäfte neben den Tiergehegen aufzustellen und 1968 nannte man den Park in ‚Flamingo Park Zoo’ um. Als man 1970 fest installierte Attraktionen aufstellte, war man tatsächlich der erste europäische Zoo der sich in diese Richtung entwickelte.
Da man 1974 in finanzielle Schwierigkeiten kam, änderte man ein weiteres Mal die Ausrichtung. Von da an hieß der Park nur noch ‚Flamingo Land’ – das Wort ‚Zoo’ war aus dem Namen verschwunden und die Tiergehege traten etwas gegenüber dem Vergnügungspark in den Hintergrund.
Allerdings verlor der Park auch 1978 noch Geld und der Park wurde an Robert Gibb verkauft. Dieser investierte noch mehr in große Fahrgeschäfte, da er aus dem Park eine internationale Destination machen wollte. Außerdem setzte er auch an einigen Stellen den Rotstift an, z.B. beschäftigte man von da an nur noch Saisonmitarbeiter – ein Umstand, über den ich weiter unten noch ein paar Worte verlieren werde.
1995 starb Robert Gibb durch einen Autounfall und sein nur 18-jähriger Sohn Gordon Gibb übernahm den Park mit seinen zwei Schwestern Vicky und Melanie.
In letzter Zeit hatte man den Eindruck, als wolle der Park zum Coaster-Count-Meister von England aufsteigen, denn mittlerweile findet man dort 9 Achterbahnen – nur der Pleasurebeach Blackpool bietet mehr...
Schönes Wetter und Achterbahnen am Horizont – was will man mehr?
Die Fahrt von unserem B&B in York zum Flamingo-Land war angenehm kurz. Auch das Flamingo-Land liegt ganz weit draußen im Nirgendwo.
Die „Main-Street“ zeigt allerdings schon wo es lang gehen wird: „Schön“ ist anders. Immerhin, der Park war einigermaßen sauber und im Hintergrund konnte man schon die Achterbahnen sehen und hören.
Unser erster Count an diesem Tag, Runaway Mine Train:
Der Kiddie-Coaster von Zamparla kam schon ein wenig in England herum, bevor er schließlich 2007 im Flamingo-Land gelandet ist.
Bis auf eine Stelle, die versucht erwachsenen Mitreisenden das Rückgrat zu korrigieren, fuhr sich das Teil ganz lustig. Mehr muss man wohl dazu nicht sagen.
Wertung: 3 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Den Moto Coaster gleich dahinter ließen wir erst einmal links liegen, denn jetzt ging es erst einmal zur großen Neuheit 2014: Hero.
We don’t need another Heeero!
Hero ist ein Flying Coaster von Zamperla, anscheinend ein neueres Volare-Modell. Es wurde ja schon gebangt und gehofft dass das neue Modell etwas komfortabler zu fahren sein könnten als die berüchtigten vorherigen Modelle. Na, schau’ mer mal.
Das Beste an Hero: Der Spiralaufzug.
Tja, das Flamingo Land zieht also mit Alton Towers gleich – beide Parks haben jetzt einen Flying Coaster.
Nur Schade, dass diese Zamparla-Gerätschaften nicht einmal annähernd in der gleichen Liga wie die B&M-Flyer spielen.
Das Beladen der Wagen hat Zamperla ganz nett und rein mechanisch mit einem Kippmechanismus gelöst. Man steigt also das Treppchen hoch, legt sich auf eine Art Grillrost und zack wird der Käfig geschlossen und man sitzt in der Falle!
Ich weiß nicht welcher Held sich diese Tortur ausgedacht hat oder welcher andere Held eine brandneue Version davon in seinen Park stellen musste. Die Bahn hat zwei große Probleme und die sind systembedingt:
Als Erstes sind diese Käfige unbequem. Irgendwo stößt man immer an. Freunde der gepflegten klaustrophobischen Nahtod-Erfahrungen werden hier ihre helle Freude haben.
Als Zweites erinnert das Layout an eine Wilde Maus. Nur das man dieses Mal in einen Käfig gezwängt und auf dem Bauch liegend die enge Strecke absolvieren darf. Ich weiß nicht was sich Zamperla als nächstes ausdenkt, vielleicht einen Coaster, den man an den Haaren aufgehängt durchfährt, oder irgendetwas anderes in der Art. Würde mich nicht wundern.
Einen Extra-Punkt gibt es noch für den Spiral-Aufzug. Bis zu diesem Zeitpunkt während der Fahrt waren wir noch voller Hoffnung und guter Dinge...
Wertung: 3 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Ok, halten wir uns nicht länger in den Niederungen der Achterbahnwelt auf, denn es gibt noch ein paar Schmankerl in diesem Park zu entdecken. Wir waren gespannt auf einen Achterbahntyp, den wir bisher noch nicht gefahren sind:
Mumbo Jumbo ist ein El Loco-Coaster von S&S. Die Firma S&S ist ja vor allem für ihre pneumatischen Launch-Coaster und den 4th Dimension-Coaster bekannt. Um 2005 herum experimentierte die Firma mit Coastern, deren Grundfläche es erlaubte auch in beengten Parks eine vollständige Achterbahn unterzubringen, ohne dass der Parkbetreiber dabei wieder auf eine der schon sattsam bekannten Wilde Mäuse zurückgreifen musste. Das ‚Screaming Squirrel’-Modell im Gardaland kam aber nicht besonders gut bei den Besuchern an. Also tüftelte man noch ein wenig weiter...
Going loco down in Acapulco...
Man spendierte dem neuen El Loco Modell einen steilen First Drop und Alan Schilke, einer der Lichtgestalten aus der einschlägigen Achterbahn-Designer-Szene, steuerte die nach außen gebankten Kurven bei. Zusätzlich stellt man die Passagiere noch ein paar Mal ordentlich mit Hangtime auf den Kopf. Heraus kommt dabei ein Schienen-Gewurschtel dass irgendwie ziemlich krank aussieht.
Steeeiiiiler First Drop!
Lange Zeit wurde der fragwürdige Rekord der steilsten ersten Abfahrt von den Eurofightern aus dem Hause Gerstlauer gehalten, aber ab 2008 begannen die El Loco-Modelle ernsthaft in dieser Angelegenheit ein paar weitere Grade Gefälle draufzulegen. Beim Mumbo Jumbo kam man auf 112 Grad Neigung, womit der Coaster immerhin von 2009 bis 2011 den Weltrekord inne hatte (ein El Loco in China bekam 2011 dann 120 Grad spendiert). Er wurde mit exakt einem Grad mehr ausgestattet als der erste El Loco ‚Steel Hawk’ der 2008 fertiggestellt wurde und „nur“ 111 Grad Neigung besaß.
Diese Rekordjagd ist natürlich ziemlich knorke.
Es ist ehrlich gesagt kaum ein Unterschied, ob man jetzt 90 Grad oder 120 Grad abfährt. Da ist ein Unterschied von 111 zu 112 Grad ehrlich gesagt ein schlechter Marketing-Witz.
Übrigens, 2011 gab es dann die Revanche: Gerstlauer baute ‚Takashiba’ – und der hatte einen 121 Grad First Drop. Ein Grad mehr als der vorherige Rekordhalter von S&S. So kann’s gehen...
Mumbo Jumbo bietet tatsächlich ein neues Fahrgefühl – und die Fahrt macht Spaß! Steigt man in den Wagen, dann wundert man sich erst einmal über das aufwändige Bügelsystem. Aber während der Fahrt ist man dann froh, dass S&S hier nicht gespart hat, schließlich hängt man dann doch sehr oft kopfüber oder wird lateral nach außen gedrückt.
Das Ein- und Aussteigen ist nicht gerade die Paradedisziplin dieses Coastertyps. Neben den Sicherheitsbügeln waren aber im Flamingo Land auch die Operatoren dafür verantwortlich. Die machten eigentlich ständig den Eindruck als hätten sie gerade Pause. An Mumbo Jumbo wurden 3 Ride-OPs abgestellt – vermutlich um die Abfertigung zu beschleunigen – aber der Schuss ging nach hinten los: Zwei davon unterhielten sich ständig und schauten nicht einmal her als wir uns in die hydraulischen Bügel zwängten. Der Dritte hatte irgendeine wahnsinnig wichtige und vermutlich auch sehr lange Nachricht auf seinem Handy. Wir fuhren den Coaster mehrfach, aber das Smartphone wurde nie aus der Hand gelegt.
Diese Ride-OP-Performance konnte aber nicht verhindern, dass mir die Bahn gefallen hat. Trotz der seltsam gebogenen Schienen fährt sich das Teil nämlich ganz angenehm – mit Ausnahme der letzten Kurve, die ein wenig arg ruppig durchfahren wird. So einen Coaster würde ich gerne noch öfters in Europa sehen.
Wertung: 7 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Gleich neben Mumbo Jumbo steht ein weiteres Modell unserer persönlichen Achterbahn-Geißel, die Nemesis aller Coasterfreunde die auf eine komfortable Achterbahnfahrt hoffen: Ein Vekoma SLC. Wir flüstern diesen Typbezeichner nur noch leise, denn schon die Erwähnung desselben löst Angst, Schrecken und tagelangen Wahnsinn aus.
Doch fürchtet Euch nicht! Auf meinen Wanderungen durch das finstere Yorkshire-Tal fand ich die Erlösung! Und sein Name ist Kumali!
Wenn man bei Kumali etwas genauer hinschaut, dann fällt einem auf, dass dieser Vekoma SLC gehörig vom Standard-Layout abweicht. Man erkennt eine Cobra-Roll (eigentlich ein Markenzeichen der Vekoma Boomerangs) und tatsächlich einen Zero-G-Roll (gehört zu meinen drei Lieblingsinversionen). Aber der eigentliche (und sehr einfache) Trick um einen SLC besser zu machen heißt: „Mehr Platz!“.
Meiner Einschätzung nach (ich hab’s nicht nachgeschaut, aber wenn es irgendwo zu finden ist, dann wird das Sven sicher richtigstellen ) benötigt Kumali gut die doppelte Grundfläche gegenüber dem Standard-SLC-Layout. Die Folge ist, dass die Übergänge zwischen den einzelnen Elementen erheblich harmonischer ausfallen, fast schon B&M like.
Dieses Layout wird als ‚Shenlin’-Layout bezeichnet. Das hört sich nicht nur chinesisch an, das kommt tatsächlich von dort. Der erste SLC dieses Typs wurde im Happy Valley in Guangdong gebaut. Mittlerweile gibt es vier SLCs dieses Typs (zwei davon mit einer zusätzlichen Helix), aber bis auf Kumali finden sich diese alle in China.
Die Station ist recht ansehnlich im Zentral-Afrika-Look thematisiert und die Bahn hat tatsächlich einen eigenen Soundtrack bekommen. Da hat das Flamingo Land nicht gegeizt.
Nur Schade dass man auch hier wieder auf desinteressierte Studenten trifft, die so tun, als würden sie die Achterbahn bedienen. Oder besser gesagt, die meisten der Ride-OPs tun so, als wären sie rein zufällig dort. Ich glaube die Operatorin am Kontrollpult hat die ganze Zeit geschlafen.
Wow, tolles Bild von der Cobra-Roll. Die Wolken sind echt! Eigenlob stinkt!
Wir hatten ja bereits mit ‚Vampire’ im Walibi Belgien einen SLC der von mir das Prädikat ‚Kann man nochmal fahren!’ erhalten hat. Wie schlägt sich also Kumali im großen europäischen Inverter-Vergleich?
Der beste Vekoma SLC?
Um die Spannung nicht unnötig auf die Spitze zu treiben: An einen B&M Inverter kommt Kumali noch nicht ran, aber es ist knapp. Ich fand die Fahrt recht komfortabel, mit nur ganz leichten Schlägen. Herr Wetzel saß allerdings in einer anderen Reihe und berichtete doch von einigen ‚Aua!’-Momenten.
Kumali gehört mit knapp 36 m auch zu den höheren SLCs, was gut ist für den First Drop – mit der freien Sicht nach unten ist das bei Invertern immer ein besonders thrilliges Element. Der Cobra-Roll wurde besser durchfahren als seine non-inverted Brüder in den Boomerangs. Besonders toll finde ich dieses Fahrelement allerdings immer noch nicht. Der Zero-G-Roll war nicht so ausgeprägt wie bei den B&M Invertern, aber immerhin.
Auf Grund des Alters (Kumaili wurde 2006 installiert) findet man hier die leider noch üblichen Bügelsysteme mit Ohrfeigen-Garantie. Bei denen besteht immer die Gefahr dass man eine Gewischt bekommt und IMHO schränken sie auch die Sicht so weit ein, dass sie leichtes Unbehagen auslösen. Allerdings findet man solcherart Rückhaltesysteme auch bei den älteren Bahnen von B&M, das ist also eher Meckern auf hohem Niveau.
Wertung: 6 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Bevor wir uns den restlichen Achterbahnen im Park widmen (jede Menge Kiddie-Coaster dabei), gehen wir erst einmal in die Höhe.
Cliff Hanger ist ein Shot’n’Drop Tower von S&S. Und wie das bei diesen Towern so üblich sein sollte, wird man sowohl nach oben geschossen und dann auch einmal fallen gelassen. Dazu kommt, dass der Tower auch noch recht gut thematisiert wurde – insgesamt also ein Highlight im Park.
Und wenn wir schon bei Highlights mit großer Höhe sind, dann erzähle ich auch gleich noch etwas zu Pterodactyl (toller Name, den sich kaum jemand einprägen kann).
Das ist ein Star Flyer von Soriani (bzw. Moser). Thematisch angelehnt an das Dino-Land, hat man von oben einen Blick über den ganzen Park. Diese Art Rides machen immer Laune und auch Pterodactyl enttäuscht hier nicht.
‚Dino-Climbing’, ein bekannter Freizeitspaß der Neandertaler*.
Den Versuch ein Dinosaurier-Land thematisch ordentlich auf die Beine zu stellen, kann man als gelungen bezeichnen – obwohl dieses Thema bereits sooo einen Bart hat. Das liegt vielleicht daran, dass die Dino-Welten neben Western und Wüste am billigsten zu thematisieren sind.
Jetzt aber wieder ein paar Achterbahnen: Es folgen vier Kiddie-Coaster.
Der erste davon ist Zooom! (mit drei ‚o’).
Mit diesem Zamperla-Coaster finden sich demnach insgesamt drei hängende Bahnen im Park. Zooom! Ist ‚supended’, d.h. die Flugzeuge pendeln im Spiel der lateralen Kräfte leicht aus.
Das hätte vielleicht ein großartiger Familiencoaster werden können – aber man hat sich wohl nicht getraut. Die Gestaltung des Coasters gefällt, die Flugzeuge sehen gut aus und auch die Station, angelegt als Flugfeld, kann durchaus überzeugen.
Was nicht überzeugt ist die Fahrt. Um ja niemand zu verschrecken hat man hier auf jeglichen Thrill verzichtet und die Flugzeuge dümpeln etwas lustlos vor sich hin. Schade.
Wertung: 3 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Etwas älter ist der Dino Roller.
Roll like a Dino!
Diesen Kiddie-Coaster könnte man wohl als ‚Wacky Dino’ bezeichnen. Immerhin ein Herausstellungsmerkmal hatte dieser Ride: Die Operatorin schien tatsächlich Spaß an ihrem Job zu haben (sozusagen das schwarze Schaf unter den Ride-OPs). Von ihr erfuhren wir auch, dass sie 2006 zur Eröffnung von Kumali aus Werbezwecken Kumali dutzende Male hintereinander gefahren ist (die genaue Anzahl habe ich leider vergessen – es waren auf jeden Fall absurd viele Fahrten für einen SLC).
Wertung: 3 / 10 (2 Punkte ohne Ride-OP)
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Ein weiterer Coaster im Dino-Land ist die 2013-Neuheit Twistosaurus.
Es scheint ja Bedarf an Spinning-Coastern für die Kleineren zu bestehen. Dieser Mini-Spinner ist von Zamperla, aber andere Firmen wie SBF haben solcherart Coaster neuerdings auch im Programm.
Im Vergleich zu anderen Spinning-Coastern lässt so ein Family-Spinner jedoch etwas zu wünschen übrig. Die Maurer Söhne/Gerstlauer-Spinner sind erheblich thrilliger, ebenso die Variante von Mack Rides. Auch die alten Reverchon-Spinning-Mäuse machen mehr Spaß. Man kann die Wägen wohl in starke Drehungen versetzen – unserer schaffte aber (glücklicherweise?) nur eine einzige Umdrehung auf der ganzen Strecke. Ansonsten ist die Fahrt eher 'Meh!'.
Wertung: 4 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Eine der größten Enttäuschungen auf der Tour kommt aber jetzt: Go Gator und eine Ride-OP namens „Zerberus“ (zumindest gaukelt mir meine Erinnerung diesen Namen vor).
Links auf der Station: Zerberus, Wächter des Hades.
Wir sind genau diesen Typ zwei Tage vorher im Pleasureland Southport gefahren ohne das die Konstruktion in sich zusammenbrach. Aber Zerberus, furchtbarer Höllenhund und ewiger Bewacher der Unterwelt, wollte uns nicht drauf lassen. Wir mussten auch mit Schrecken feststellen, dass Zerberus im Verlauf des Tages nicht mehr ausgewechselt wurde – wir vermuten dass er auch nachts und ohne Pause Wache an ‚Go Gator’ hält – so wie sich das für einen richtigen Höllendämonen gehört. Zerberus hat ja einen Kopf mehr als Zaphod Beeblebrox, aber wir haben keine Ahnung wie er die zwei zusätzlichen Köpfe verbergen konnte.
Nach dem Fiasko im Greenwood Forest Park war das also Lost Count Nummer 2. Wenn wir ehrlich sind, liegen wir da immer noch gut im Schnitt.
Das Flamingo Land hat auch einen Dark Ride: Little Mons Ers.
Wie jeder weiß, ist ‚Mons’ die Hauptstadt der belgischen Provinz Hainaut. Und Érs ist natürlich das altertümliche Volk aus dem nördlichen Armenien, dass ca. 700 v. Chr. vom urartäischen Reich erobert wurde. Der fehlende Akut-Akzent über dem ‚E’ sei hier verziehen. Die eigentliche Hintergrundgeschichte wird jedoch auch während der Fahrt nicht ganz klar...
Nun ja, dieser ‚Haunted Darkride’ kann höchstens durch seine „Trashigkeit“ punkten.
Daneben gibt es noch den Walkthrough ‚Little Monsters Exploratorium’, der ein paar (ebenfalls trashige) Illusionen und Gimmicks enthält. Leider funktionierte die Hälfte davon nicht richtig.
Es ist aus heutiger Sicht nicht mehr nachvollziehbar weshalb wir dann die Oldtimer-Fahrt Wacky Races in Angriff genommen haben.
Der kleine Dämonenbruder von Zerberus stand dort am Eingang und fauchte uns an. Er ließ nur zwei Erwachsene auf den hinteren Plätzen fahren. Vermutlich wäre der Oldtimer mit drei Personen übel entgleist und hätte die Tiergehege, die armen Dinosaurier und alles andere in seinem blutigen Weg platt gewalzt. Das wollten wir natürlich auch nicht.
Anschließend schlenderten wir ein wenig durch den Zoobereich, der wirklich gut angelegt ist. Gefiel mir von allen Zoos auf unserer Tour am besten. Leider interessieren uns, wie Ihr ja aus den vorherigen Berichten schon wisst, zur Schau gestellte Tiere nun einmal gar nicht.
Also kamen wir auf eine andere, brillante Idee: Auf zum Lost River Ride!
Schon klar! Hö hö, schreiben die das nicht an jede Wasserattraktion?
Der Lost River Ride ist ein ‚Spillwater’ von Bear Rides und eine der Hauptattraktionen im Flamingo Land. Wir sind noch keine Spillwater vorher gefahren und es könnte sein, dass wir die in Zukunft auch auslassen (es sei denn es hat 40 Grad im Schatten)...
Der Lost River Ride fängt erst einmal mit einer langen, umständlichen Belade-Prozedur an. Dann schippert das Boot gemütlich an verschiedenen Tieren vorbei. Das Highlight sind die Löwen, deren Träume sich um das Reißen saftiger Insassen von unverschämt langsam vorbeischleichenden Booten drehen.
Tatsächlich wird man auch an einer Stelle angehalten und man kann einen ausgedehnten Blick auf die exotischen Tiere werfen. Insgesamt ist dieser Part besser als so manche Safari-Fahrt.
Dann geht es mit dem Boot einen Lifthill hinauf und quälend langsam durch eine Hütte in luftiger Höhe hindurch (wer baut denn eigentlich so etwas?). Und dann kommt der Splashdown!
Man kennt das ja von Rides wie Atlantica: Unglaublich hohe Wasserfontänen türmen sich auf und rieseln dann auf die Insassen des Bootes hinunter. So war das auch hier.
Völlig neu war jedoch, dass anschließend jemand (Zerberus?) eine Badewanne voll mit Wasser direkt ins Boot kippte. Zumindest sah diese massive Welle so aus. Herr Wetzel saß unglücklicherweise am Rand des Bootes und ich kann mich noch an den kurzen Moment erinnern, als ich nur noch ein gequältes Gesicht sah, dass oben aus einer fetten Welle herausschaute. Da hätte man schon eine Taucherglocke statt eines Ponchos benötigt (aber frelich fuhren wir auch ohne Poncho).
Wet T-Shirt Contest.
Zwei volle Ganzkörper-Föhnrunden und ne halbe Stunde Sonnenbaden später waren wir immer noch bis auf die Unterwäsche nass. Valhalla kann einpacken, hier hat er seinen Nassmach-Meister gefunden.
Wir vermuten jedoch, dass diese Welle einfach pures Pech war – Beobachtungen an anderen Booten zeigten, dass diese Wellen eher die Ausnahme sind. Ein lustiger Bonus sozusagen.
Zum Trockenschleudern stiegen wir noch einmal in Pterodactyl und anschließend in die letzte Achterbahn im Park: Velocity.
Diesen Launch-Coaster-Typ von Vekoma sind wir bereits im Toverland schon einmal gefahren. Velocity ist jedoch ein wenig größer und auch ein wenig schneller.
Die Motorrad-ähnliche Fahrposition sieht schlimmer aus als sie ist und macht mir persönlich Spaß. Tatsächlich ist diese Fahrposition wohl die hauptsächliche Ingenieursleistung von Vekoma bei diesem Coastertyp.
Der Rest, und damit ist vor allem die Fahrstrecke an sich gemeint, ist eher Standardware.
Der Launch ist schon ganz gut, aber durch die Fahrposition wird er zum echten Highlight der Achterbahn. Danach kommen ein paar Helixes (ok, das Banking soll wohl auch Motorrad-Feeling vermitteln) und ein paar zaghafte Bunny Hops. Davon, dass Velocity länger oder schneller als ‚Booster Bike’ in Toverland sein soll, merkt man wenig. Eher bemerkt man das Rattern der Bikes während der Fahrt, das leicht unangenehm ist.
Eine Thematisierung ist praktisch nicht vorhanden.
Wertung: 6 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Und damit sind wir auch schon durch mit dem Flamingo Land.
Vielleicht noch eine kleine Anekdote von Herrn Bönisch: Nachdem er bereits Boxer-Shorts auf einer Toilette in einem englischen Park gefunden hatte, machte er auch im Flamingo Land eine Entdeckung:
Also ein kleiner Tipp: Bei all der Aufregung in einem Vergnügungspark solltet Ihr nie vergessen auch wieder die Unterhosen oder den Gürtel anzuziehen, wenn Ihr Euer Geschäft verrichtet habt. Nachher reibt es noch am Hintern oder Ihr verliert Eure Hose auf einem Sky Shot. Wäre ja nicht auszudenken.
Das Flamingo Land ist ein wenig zu teuer für das Gebotene, es sei denn, man ist ein großer Fan von Zoos.
Die Achterbahnen sind von großer Zahl, aber nur wenige qualitativ gut. Der ganz große Knüller fehlt hier. Wenn man mich fragen würde, welchen Park bei York ich eher noch einmal besuchen würde, dann wäre das wohl ‚Lighwater Valley’ – denn die haben mit ‚The Ultimate’ und ‚Raptor Attack’ einfach zwei Bahnen die etwas Besonderes sind. So etwas fehlt im Flamingo Land, es sei denn man fährt wegen des El Loco’s oder des besten SLCs dort hin.
Die Gestaltung des Parks ist auch nicht so dolle – Belantis-Style würde ich das mal nennen. Die Designer von Freizeitparks können sich das hinter die Ohren schreiben: Wäldchen oder Hügel sind Gold wert. Diese zwei Dinge trennen den Park auf und verkürzen den Horizont für Themenbereiche. Im Flamingo Land gibt es Beides nicht und daher sieht das Ganze von fast jedem Blickwinkel wie Kirmes aus.
Im nächsten Bericht orientieren wir uns wieder nach Süden – es geht in den britischen Traditionspark ‚Drayton Manor’. Bis dann!
*) Nö liebe Kinder, Neandertaler und Dinsoaurier haben nie zusammen existiert. Ich weiss, das ist uncool, aber so ist das eben.
Der zweite Park den wir in Yorkshire besuchten, war das Flamingo Land Resort.
- 12. Juni Plopsa Indoor Hasselt & Brüssel
- 13. Juni Walibi Belgium
- 14. Juni London
- 15. Juni Chessington World of Adventures & Adventure Island
- 16. Juni Thorpe Park
- 17. Juni Legoland Windsor
- 18. Juni Alton Towers #1
- 19. Juni Alton Towers #2 & Greenwood Forest Park
- 20. Juni Blackpool Pleasure Beach #1
- 21. Juni Blackpool Pleasure Beach #2 & Southport Pleasureland
- 22. Juni Lightwater Valley & York
- 23. Juni Flamingo Land
- 24. Juni Drayton Manor
- 25. Juni Great Yarmouth Pleasure Beach & Joyland
- 26. Juni Plopsaland De Panne
- 27. Juni Nigloland
- 28. Juni Walygator Parc
Quantität statt Qualität?
1959 besaß Edwin Pentland Hick noch eine Kino-Kette und dachte sich, es wäre mal Zeit für etwas Neues: Er verkaufte seine Kinos und erwarb einen Pleite gegangenen Country Club nordöstlich von York, um einen Zoo aufzubauen. ‚The Yorkshire Zoological Gardens’ bekam als seine ersten Gäste eine Horde Flamingos. Der Zoo wurde recht bekannt, da er damals eher ungewöhnliche Tiere für einen britischen Zoo zur Schau stellte, wie z.B. Delfine oder Pottwale.
Während der 60er Jahre begann man damit, Fahrgeschäfte neben den Tiergehegen aufzustellen und 1968 nannte man den Park in ‚Flamingo Park Zoo’ um. Als man 1970 fest installierte Attraktionen aufstellte, war man tatsächlich der erste europäische Zoo der sich in diese Richtung entwickelte.
Da man 1974 in finanzielle Schwierigkeiten kam, änderte man ein weiteres Mal die Ausrichtung. Von da an hieß der Park nur noch ‚Flamingo Land’ – das Wort ‚Zoo’ war aus dem Namen verschwunden und die Tiergehege traten etwas gegenüber dem Vergnügungspark in den Hintergrund.
Allerdings verlor der Park auch 1978 noch Geld und der Park wurde an Robert Gibb verkauft. Dieser investierte noch mehr in große Fahrgeschäfte, da er aus dem Park eine internationale Destination machen wollte. Außerdem setzte er auch an einigen Stellen den Rotstift an, z.B. beschäftigte man von da an nur noch Saisonmitarbeiter – ein Umstand, über den ich weiter unten noch ein paar Worte verlieren werde.
1995 starb Robert Gibb durch einen Autounfall und sein nur 18-jähriger Sohn Gordon Gibb übernahm den Park mit seinen zwei Schwestern Vicky und Melanie.
In letzter Zeit hatte man den Eindruck, als wolle der Park zum Coaster-Count-Meister von England aufsteigen, denn mittlerweile findet man dort 9 Achterbahnen – nur der Pleasurebeach Blackpool bietet mehr...
Schönes Wetter und Achterbahnen am Horizont – was will man mehr?
Die Fahrt von unserem B&B in York zum Flamingo-Land war angenehm kurz. Auch das Flamingo-Land liegt ganz weit draußen im Nirgendwo.
Die „Main-Street“ zeigt allerdings schon wo es lang gehen wird: „Schön“ ist anders. Immerhin, der Park war einigermaßen sauber und im Hintergrund konnte man schon die Achterbahnen sehen und hören.
Unser erster Count an diesem Tag, Runaway Mine Train:
Der Kiddie-Coaster von Zamparla kam schon ein wenig in England herum, bevor er schließlich 2007 im Flamingo-Land gelandet ist.
Bis auf eine Stelle, die versucht erwachsenen Mitreisenden das Rückgrat zu korrigieren, fuhr sich das Teil ganz lustig. Mehr muss man wohl dazu nicht sagen.
Wertung: 3 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Den Moto Coaster gleich dahinter ließen wir erst einmal links liegen, denn jetzt ging es erst einmal zur großen Neuheit 2014: Hero.
We don’t need another Heeero!
Hero ist ein Flying Coaster von Zamperla, anscheinend ein neueres Volare-Modell. Es wurde ja schon gebangt und gehofft dass das neue Modell etwas komfortabler zu fahren sein könnten als die berüchtigten vorherigen Modelle. Na, schau’ mer mal.
Das Beste an Hero: Der Spiralaufzug.
Tja, das Flamingo Land zieht also mit Alton Towers gleich – beide Parks haben jetzt einen Flying Coaster.
Nur Schade, dass diese Zamparla-Gerätschaften nicht einmal annähernd in der gleichen Liga wie die B&M-Flyer spielen.
Das Beladen der Wagen hat Zamperla ganz nett und rein mechanisch mit einem Kippmechanismus gelöst. Man steigt also das Treppchen hoch, legt sich auf eine Art Grillrost und zack wird der Käfig geschlossen und man sitzt in der Falle!
Ich weiß nicht welcher Held sich diese Tortur ausgedacht hat oder welcher andere Held eine brandneue Version davon in seinen Park stellen musste. Die Bahn hat zwei große Probleme und die sind systembedingt:
Als Erstes sind diese Käfige unbequem. Irgendwo stößt man immer an. Freunde der gepflegten klaustrophobischen Nahtod-Erfahrungen werden hier ihre helle Freude haben.
Als Zweites erinnert das Layout an eine Wilde Maus. Nur das man dieses Mal in einen Käfig gezwängt und auf dem Bauch liegend die enge Strecke absolvieren darf. Ich weiß nicht was sich Zamperla als nächstes ausdenkt, vielleicht einen Coaster, den man an den Haaren aufgehängt durchfährt, oder irgendetwas anderes in der Art. Würde mich nicht wundern.
Einen Extra-Punkt gibt es noch für den Spiral-Aufzug. Bis zu diesem Zeitpunkt während der Fahrt waren wir noch voller Hoffnung und guter Dinge...
Wertung: 3 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Ok, halten wir uns nicht länger in den Niederungen der Achterbahnwelt auf, denn es gibt noch ein paar Schmankerl in diesem Park zu entdecken. Wir waren gespannt auf einen Achterbahntyp, den wir bisher noch nicht gefahren sind:
Mumbo Jumbo ist ein El Loco-Coaster von S&S. Die Firma S&S ist ja vor allem für ihre pneumatischen Launch-Coaster und den 4th Dimension-Coaster bekannt. Um 2005 herum experimentierte die Firma mit Coastern, deren Grundfläche es erlaubte auch in beengten Parks eine vollständige Achterbahn unterzubringen, ohne dass der Parkbetreiber dabei wieder auf eine der schon sattsam bekannten Wilde Mäuse zurückgreifen musste. Das ‚Screaming Squirrel’-Modell im Gardaland kam aber nicht besonders gut bei den Besuchern an. Also tüftelte man noch ein wenig weiter...
Going loco down in Acapulco...
Man spendierte dem neuen El Loco Modell einen steilen First Drop und Alan Schilke, einer der Lichtgestalten aus der einschlägigen Achterbahn-Designer-Szene, steuerte die nach außen gebankten Kurven bei. Zusätzlich stellt man die Passagiere noch ein paar Mal ordentlich mit Hangtime auf den Kopf. Heraus kommt dabei ein Schienen-Gewurschtel dass irgendwie ziemlich krank aussieht.
Steeeiiiiler First Drop!
Lange Zeit wurde der fragwürdige Rekord der steilsten ersten Abfahrt von den Eurofightern aus dem Hause Gerstlauer gehalten, aber ab 2008 begannen die El Loco-Modelle ernsthaft in dieser Angelegenheit ein paar weitere Grade Gefälle draufzulegen. Beim Mumbo Jumbo kam man auf 112 Grad Neigung, womit der Coaster immerhin von 2009 bis 2011 den Weltrekord inne hatte (ein El Loco in China bekam 2011 dann 120 Grad spendiert). Er wurde mit exakt einem Grad mehr ausgestattet als der erste El Loco ‚Steel Hawk’ der 2008 fertiggestellt wurde und „nur“ 111 Grad Neigung besaß.
Diese Rekordjagd ist natürlich ziemlich knorke.
Es ist ehrlich gesagt kaum ein Unterschied, ob man jetzt 90 Grad oder 120 Grad abfährt. Da ist ein Unterschied von 111 zu 112 Grad ehrlich gesagt ein schlechter Marketing-Witz.
Übrigens, 2011 gab es dann die Revanche: Gerstlauer baute ‚Takashiba’ – und der hatte einen 121 Grad First Drop. Ein Grad mehr als der vorherige Rekordhalter von S&S. So kann’s gehen...
Mumbo Jumbo bietet tatsächlich ein neues Fahrgefühl – und die Fahrt macht Spaß! Steigt man in den Wagen, dann wundert man sich erst einmal über das aufwändige Bügelsystem. Aber während der Fahrt ist man dann froh, dass S&S hier nicht gespart hat, schließlich hängt man dann doch sehr oft kopfüber oder wird lateral nach außen gedrückt.
Das Ein- und Aussteigen ist nicht gerade die Paradedisziplin dieses Coastertyps. Neben den Sicherheitsbügeln waren aber im Flamingo Land auch die Operatoren dafür verantwortlich. Die machten eigentlich ständig den Eindruck als hätten sie gerade Pause. An Mumbo Jumbo wurden 3 Ride-OPs abgestellt – vermutlich um die Abfertigung zu beschleunigen – aber der Schuss ging nach hinten los: Zwei davon unterhielten sich ständig und schauten nicht einmal her als wir uns in die hydraulischen Bügel zwängten. Der Dritte hatte irgendeine wahnsinnig wichtige und vermutlich auch sehr lange Nachricht auf seinem Handy. Wir fuhren den Coaster mehrfach, aber das Smartphone wurde nie aus der Hand gelegt.
Diese Ride-OP-Performance konnte aber nicht verhindern, dass mir die Bahn gefallen hat. Trotz der seltsam gebogenen Schienen fährt sich das Teil nämlich ganz angenehm – mit Ausnahme der letzten Kurve, die ein wenig arg ruppig durchfahren wird. So einen Coaster würde ich gerne noch öfters in Europa sehen.
Wertung: 7 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Gleich neben Mumbo Jumbo steht ein weiteres Modell unserer persönlichen Achterbahn-Geißel, die Nemesis aller Coasterfreunde die auf eine komfortable Achterbahnfahrt hoffen: Ein Vekoma SLC. Wir flüstern diesen Typbezeichner nur noch leise, denn schon die Erwähnung desselben löst Angst, Schrecken und tagelangen Wahnsinn aus.
Doch fürchtet Euch nicht! Auf meinen Wanderungen durch das finstere Yorkshire-Tal fand ich die Erlösung! Und sein Name ist Kumali!
Wenn man bei Kumali etwas genauer hinschaut, dann fällt einem auf, dass dieser Vekoma SLC gehörig vom Standard-Layout abweicht. Man erkennt eine Cobra-Roll (eigentlich ein Markenzeichen der Vekoma Boomerangs) und tatsächlich einen Zero-G-Roll (gehört zu meinen drei Lieblingsinversionen). Aber der eigentliche (und sehr einfache) Trick um einen SLC besser zu machen heißt: „Mehr Platz!“.
Meiner Einschätzung nach (ich hab’s nicht nachgeschaut, aber wenn es irgendwo zu finden ist, dann wird das Sven sicher richtigstellen ) benötigt Kumali gut die doppelte Grundfläche gegenüber dem Standard-SLC-Layout. Die Folge ist, dass die Übergänge zwischen den einzelnen Elementen erheblich harmonischer ausfallen, fast schon B&M like.
Dieses Layout wird als ‚Shenlin’-Layout bezeichnet. Das hört sich nicht nur chinesisch an, das kommt tatsächlich von dort. Der erste SLC dieses Typs wurde im Happy Valley in Guangdong gebaut. Mittlerweile gibt es vier SLCs dieses Typs (zwei davon mit einer zusätzlichen Helix), aber bis auf Kumali finden sich diese alle in China.
Die Station ist recht ansehnlich im Zentral-Afrika-Look thematisiert und die Bahn hat tatsächlich einen eigenen Soundtrack bekommen. Da hat das Flamingo Land nicht gegeizt.
Nur Schade dass man auch hier wieder auf desinteressierte Studenten trifft, die so tun, als würden sie die Achterbahn bedienen. Oder besser gesagt, die meisten der Ride-OPs tun so, als wären sie rein zufällig dort. Ich glaube die Operatorin am Kontrollpult hat die ganze Zeit geschlafen.
Wow, tolles Bild von der Cobra-Roll. Die Wolken sind echt! Eigenlob stinkt!
Wir hatten ja bereits mit ‚Vampire’ im Walibi Belgien einen SLC der von mir das Prädikat ‚Kann man nochmal fahren!’ erhalten hat. Wie schlägt sich also Kumali im großen europäischen Inverter-Vergleich?
Der beste Vekoma SLC?
Um die Spannung nicht unnötig auf die Spitze zu treiben: An einen B&M Inverter kommt Kumali noch nicht ran, aber es ist knapp. Ich fand die Fahrt recht komfortabel, mit nur ganz leichten Schlägen. Herr Wetzel saß allerdings in einer anderen Reihe und berichtete doch von einigen ‚Aua!’-Momenten.
Kumali gehört mit knapp 36 m auch zu den höheren SLCs, was gut ist für den First Drop – mit der freien Sicht nach unten ist das bei Invertern immer ein besonders thrilliges Element. Der Cobra-Roll wurde besser durchfahren als seine non-inverted Brüder in den Boomerangs. Besonders toll finde ich dieses Fahrelement allerdings immer noch nicht. Der Zero-G-Roll war nicht so ausgeprägt wie bei den B&M Invertern, aber immerhin.
Auf Grund des Alters (Kumaili wurde 2006 installiert) findet man hier die leider noch üblichen Bügelsysteme mit Ohrfeigen-Garantie. Bei denen besteht immer die Gefahr dass man eine Gewischt bekommt und IMHO schränken sie auch die Sicht so weit ein, dass sie leichtes Unbehagen auslösen. Allerdings findet man solcherart Rückhaltesysteme auch bei den älteren Bahnen von B&M, das ist also eher Meckern auf hohem Niveau.
Wertung: 6 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Bevor wir uns den restlichen Achterbahnen im Park widmen (jede Menge Kiddie-Coaster dabei), gehen wir erst einmal in die Höhe.
Cliff Hanger ist ein Shot’n’Drop Tower von S&S. Und wie das bei diesen Towern so üblich sein sollte, wird man sowohl nach oben geschossen und dann auch einmal fallen gelassen. Dazu kommt, dass der Tower auch noch recht gut thematisiert wurde – insgesamt also ein Highlight im Park.
Und wenn wir schon bei Highlights mit großer Höhe sind, dann erzähle ich auch gleich noch etwas zu Pterodactyl (toller Name, den sich kaum jemand einprägen kann).
Das ist ein Star Flyer von Soriani (bzw. Moser). Thematisch angelehnt an das Dino-Land, hat man von oben einen Blick über den ganzen Park. Diese Art Rides machen immer Laune und auch Pterodactyl enttäuscht hier nicht.
‚Dino-Climbing’, ein bekannter Freizeitspaß der Neandertaler*.
Den Versuch ein Dinosaurier-Land thematisch ordentlich auf die Beine zu stellen, kann man als gelungen bezeichnen – obwohl dieses Thema bereits sooo einen Bart hat. Das liegt vielleicht daran, dass die Dino-Welten neben Western und Wüste am billigsten zu thematisieren sind.
Jetzt aber wieder ein paar Achterbahnen: Es folgen vier Kiddie-Coaster.
Der erste davon ist Zooom! (mit drei ‚o’).
Mit diesem Zamperla-Coaster finden sich demnach insgesamt drei hängende Bahnen im Park. Zooom! Ist ‚supended’, d.h. die Flugzeuge pendeln im Spiel der lateralen Kräfte leicht aus.
Das hätte vielleicht ein großartiger Familiencoaster werden können – aber man hat sich wohl nicht getraut. Die Gestaltung des Coasters gefällt, die Flugzeuge sehen gut aus und auch die Station, angelegt als Flugfeld, kann durchaus überzeugen.
Was nicht überzeugt ist die Fahrt. Um ja niemand zu verschrecken hat man hier auf jeglichen Thrill verzichtet und die Flugzeuge dümpeln etwas lustlos vor sich hin. Schade.
Wertung: 3 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Etwas älter ist der Dino Roller.
Roll like a Dino!
Diesen Kiddie-Coaster könnte man wohl als ‚Wacky Dino’ bezeichnen. Immerhin ein Herausstellungsmerkmal hatte dieser Ride: Die Operatorin schien tatsächlich Spaß an ihrem Job zu haben (sozusagen das schwarze Schaf unter den Ride-OPs). Von ihr erfuhren wir auch, dass sie 2006 zur Eröffnung von Kumali aus Werbezwecken Kumali dutzende Male hintereinander gefahren ist (die genaue Anzahl habe ich leider vergessen – es waren auf jeden Fall absurd viele Fahrten für einen SLC).
Wertung: 3 / 10 (2 Punkte ohne Ride-OP)
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Ein weiterer Coaster im Dino-Land ist die 2013-Neuheit Twistosaurus.
Es scheint ja Bedarf an Spinning-Coastern für die Kleineren zu bestehen. Dieser Mini-Spinner ist von Zamperla, aber andere Firmen wie SBF haben solcherart Coaster neuerdings auch im Programm.
Im Vergleich zu anderen Spinning-Coastern lässt so ein Family-Spinner jedoch etwas zu wünschen übrig. Die Maurer Söhne/Gerstlauer-Spinner sind erheblich thrilliger, ebenso die Variante von Mack Rides. Auch die alten Reverchon-Spinning-Mäuse machen mehr Spaß. Man kann die Wägen wohl in starke Drehungen versetzen – unserer schaffte aber (glücklicherweise?) nur eine einzige Umdrehung auf der ganzen Strecke. Ansonsten ist die Fahrt eher 'Meh!'.
Wertung: 4 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Eine der größten Enttäuschungen auf der Tour kommt aber jetzt: Go Gator und eine Ride-OP namens „Zerberus“ (zumindest gaukelt mir meine Erinnerung diesen Namen vor).
Links auf der Station: Zerberus, Wächter des Hades.
Wir sind genau diesen Typ zwei Tage vorher im Pleasureland Southport gefahren ohne das die Konstruktion in sich zusammenbrach. Aber Zerberus, furchtbarer Höllenhund und ewiger Bewacher der Unterwelt, wollte uns nicht drauf lassen. Wir mussten auch mit Schrecken feststellen, dass Zerberus im Verlauf des Tages nicht mehr ausgewechselt wurde – wir vermuten dass er auch nachts und ohne Pause Wache an ‚Go Gator’ hält – so wie sich das für einen richtigen Höllendämonen gehört. Zerberus hat ja einen Kopf mehr als Zaphod Beeblebrox, aber wir haben keine Ahnung wie er die zwei zusätzlichen Köpfe verbergen konnte.
Nach dem Fiasko im Greenwood Forest Park war das also Lost Count Nummer 2. Wenn wir ehrlich sind, liegen wir da immer noch gut im Schnitt.
Das Flamingo Land hat auch einen Dark Ride: Little Mons Ers.
Wie jeder weiß, ist ‚Mons’ die Hauptstadt der belgischen Provinz Hainaut. Und Érs ist natürlich das altertümliche Volk aus dem nördlichen Armenien, dass ca. 700 v. Chr. vom urartäischen Reich erobert wurde. Der fehlende Akut-Akzent über dem ‚E’ sei hier verziehen. Die eigentliche Hintergrundgeschichte wird jedoch auch während der Fahrt nicht ganz klar...
Nun ja, dieser ‚Haunted Darkride’ kann höchstens durch seine „Trashigkeit“ punkten.
Daneben gibt es noch den Walkthrough ‚Little Monsters Exploratorium’, der ein paar (ebenfalls trashige) Illusionen und Gimmicks enthält. Leider funktionierte die Hälfte davon nicht richtig.
Es ist aus heutiger Sicht nicht mehr nachvollziehbar weshalb wir dann die Oldtimer-Fahrt Wacky Races in Angriff genommen haben.
Der kleine Dämonenbruder von Zerberus stand dort am Eingang und fauchte uns an. Er ließ nur zwei Erwachsene auf den hinteren Plätzen fahren. Vermutlich wäre der Oldtimer mit drei Personen übel entgleist und hätte die Tiergehege, die armen Dinosaurier und alles andere in seinem blutigen Weg platt gewalzt. Das wollten wir natürlich auch nicht.
Anschließend schlenderten wir ein wenig durch den Zoobereich, der wirklich gut angelegt ist. Gefiel mir von allen Zoos auf unserer Tour am besten. Leider interessieren uns, wie Ihr ja aus den vorherigen Berichten schon wisst, zur Schau gestellte Tiere nun einmal gar nicht.
Also kamen wir auf eine andere, brillante Idee: Auf zum Lost River Ride!
Schon klar! Hö hö, schreiben die das nicht an jede Wasserattraktion?
Der Lost River Ride ist ein ‚Spillwater’ von Bear Rides und eine der Hauptattraktionen im Flamingo Land. Wir sind noch keine Spillwater vorher gefahren und es könnte sein, dass wir die in Zukunft auch auslassen (es sei denn es hat 40 Grad im Schatten)...
Der Lost River Ride fängt erst einmal mit einer langen, umständlichen Belade-Prozedur an. Dann schippert das Boot gemütlich an verschiedenen Tieren vorbei. Das Highlight sind die Löwen, deren Träume sich um das Reißen saftiger Insassen von unverschämt langsam vorbeischleichenden Booten drehen.
Tatsächlich wird man auch an einer Stelle angehalten und man kann einen ausgedehnten Blick auf die exotischen Tiere werfen. Insgesamt ist dieser Part besser als so manche Safari-Fahrt.
Dann geht es mit dem Boot einen Lifthill hinauf und quälend langsam durch eine Hütte in luftiger Höhe hindurch (wer baut denn eigentlich so etwas?). Und dann kommt der Splashdown!
Man kennt das ja von Rides wie Atlantica: Unglaublich hohe Wasserfontänen türmen sich auf und rieseln dann auf die Insassen des Bootes hinunter. So war das auch hier.
Völlig neu war jedoch, dass anschließend jemand (Zerberus?) eine Badewanne voll mit Wasser direkt ins Boot kippte. Zumindest sah diese massive Welle so aus. Herr Wetzel saß unglücklicherweise am Rand des Bootes und ich kann mich noch an den kurzen Moment erinnern, als ich nur noch ein gequältes Gesicht sah, dass oben aus einer fetten Welle herausschaute. Da hätte man schon eine Taucherglocke statt eines Ponchos benötigt (aber frelich fuhren wir auch ohne Poncho).
Wet T-Shirt Contest.
Zwei volle Ganzkörper-Föhnrunden und ne halbe Stunde Sonnenbaden später waren wir immer noch bis auf die Unterwäsche nass. Valhalla kann einpacken, hier hat er seinen Nassmach-Meister gefunden.
Wir vermuten jedoch, dass diese Welle einfach pures Pech war – Beobachtungen an anderen Booten zeigten, dass diese Wellen eher die Ausnahme sind. Ein lustiger Bonus sozusagen.
Zum Trockenschleudern stiegen wir noch einmal in Pterodactyl und anschließend in die letzte Achterbahn im Park: Velocity.
Diesen Launch-Coaster-Typ von Vekoma sind wir bereits im Toverland schon einmal gefahren. Velocity ist jedoch ein wenig größer und auch ein wenig schneller.
Die Motorrad-ähnliche Fahrposition sieht schlimmer aus als sie ist und macht mir persönlich Spaß. Tatsächlich ist diese Fahrposition wohl die hauptsächliche Ingenieursleistung von Vekoma bei diesem Coastertyp.
Der Rest, und damit ist vor allem die Fahrstrecke an sich gemeint, ist eher Standardware.
Der Launch ist schon ganz gut, aber durch die Fahrposition wird er zum echten Highlight der Achterbahn. Danach kommen ein paar Helixes (ok, das Banking soll wohl auch Motorrad-Feeling vermitteln) und ein paar zaghafte Bunny Hops. Davon, dass Velocity länger oder schneller als ‚Booster Bike’ in Toverland sein soll, merkt man wenig. Eher bemerkt man das Rattern der Bikes während der Fahrt, das leicht unangenehm ist.
Eine Thematisierung ist praktisch nicht vorhanden.
Wertung: 6 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung:
Und damit sind wir auch schon durch mit dem Flamingo Land.
Vielleicht noch eine kleine Anekdote von Herrn Bönisch: Nachdem er bereits Boxer-Shorts auf einer Toilette in einem englischen Park gefunden hatte, machte er auch im Flamingo Land eine Entdeckung:
Also ein kleiner Tipp: Bei all der Aufregung in einem Vergnügungspark solltet Ihr nie vergessen auch wieder die Unterhosen oder den Gürtel anzuziehen, wenn Ihr Euer Geschäft verrichtet habt. Nachher reibt es noch am Hintern oder Ihr verliert Eure Hose auf einem Sky Shot. Wäre ja nicht auszudenken.
Das Flamingo Land ist ein wenig zu teuer für das Gebotene, es sei denn, man ist ein großer Fan von Zoos.
Die Achterbahnen sind von großer Zahl, aber nur wenige qualitativ gut. Der ganz große Knüller fehlt hier. Wenn man mich fragen würde, welchen Park bei York ich eher noch einmal besuchen würde, dann wäre das wohl ‚Lighwater Valley’ – denn die haben mit ‚The Ultimate’ und ‚Raptor Attack’ einfach zwei Bahnen die etwas Besonderes sind. So etwas fehlt im Flamingo Land, es sei denn man fährt wegen des El Loco’s oder des besten SLCs dort hin.
Die Gestaltung des Parks ist auch nicht so dolle – Belantis-Style würde ich das mal nennen. Die Designer von Freizeitparks können sich das hinter die Ohren schreiben: Wäldchen oder Hügel sind Gold wert. Diese zwei Dinge trennen den Park auf und verkürzen den Horizont für Themenbereiche. Im Flamingo Land gibt es Beides nicht und daher sieht das Ganze von fast jedem Blickwinkel wie Kirmes aus.
Im nächsten Bericht orientieren wir uns wieder nach Süden – es geht in den britischen Traditionspark ‚Drayton Manor’. Bis dann!
*) Nö liebe Kinder, Neandertaler und Dinsoaurier haben nie zusammen existiert. Ich weiss, das ist uncool, aber so ist das eben.
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