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The Secret of Coaster Island #8: Pleasure Beach Blackpool

Fiorell

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Willkommen zum achten Bericht unserer ‚The Secret of Coaster Island’-Tour!

Coaster Island - Vorderseite.jpg


Die nächste Station auf unserer Tour war der Pleasure Beach Blackpool, dem größten Seaside Park in England (und vielleicht auch der Welt).



Die Geschichte vom ewigen Auf und Ab

Blackpool ist eine der Geburtsstätten des modernen Massentourismus. Bereits im 18. Jahrhundert war Blackpool beliebtestes Seebad für die wohlhabende Bevölkerung Mittelenglands. Dort war auch zu jener Zeit die Geburtsstätte der Industrialisierung und Anfang des 19. Jahrhunderts strömte die Arbeiterklasse für Urlaubsausflüge an die irische See nach Blackpool.

Doch im Großen wie im Kleinen, sei es die Kohle im Ruhrgebiet oder Goldkettchen in Pforzheim – nach dem Boom kommen oftmals auch wieder schwerere Zeiten und die Infrastrukturen ändern sich nicht so leicht oder schnell um sich den neuen Begebenheiten anzupassen. Das ist auch in Mittelengland geschehen. Im 20. Jahrhundert geriet die gesamte Region in eine Krise mit hoher Arbeitslosigkeit. Zusätzlich musste man in Blackpool miterleben, wie die Reisen in den Mittelmeerraum immer günstiger und beliebter wurden und dadurch der Tourismus an der irischen See immer spärlicher wurde.

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Der Park Blackpool Pleasure Beach (ab 2006: Pleasure Beach Blackpool) wurde 1896 von Alderman William Georg Bean gegründet, mit dem Ziel „einen Freizeitpark im amerikanischen Stil, dessen fundamentales Prinzip ist, dass Erwachsene sich wieder wie Kinder fühlen“ zu schaffen. Zu jener Zeit lebte er jedoch noch in Great Yarmouth und hatte auch dort vor einen Freizeitpark zu gründen. Die Pläne für einen großen Park gingen schließlich 1903 auf, als Bean zusammen mit dem Geschäftsmann John Outhwaite eine große Fläche (120.000 Quadratmeter) am Strand von Blackpool erwarb. Man begann mit den „Hiram Maxim Captive Flying Machines“, die auch heute noch direkt hinter dem Eingang ihre Runden drehen.

1923 musste man jedoch umziehen, da das Meer Teile des Geländes zurückforderte. Man landete schließlich an der Stelle, an der sich der Park auch heute noch befindet. 1929 starb Bean und seine Tochter übernahm das Geschäft, zusammen mit ihrem erst kürzlich geheirateten Mann Leonard Thompson. Die Thompson-Familie kaufte schließlich sämtliche Anteile des Parks von den Outhwaits ab und führt bis heute die Geschäfte des Parks.

Mittlerweile ist Amanda Thompson Chefin des Parks. Sie übernahm den Park 2004 und versucht seitdem den Park in einen modernen, ästhetisch ansprechenden Park umzugestalten. Dabei hatte der Park vor allem in der letzten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit einigen finanziellen Problemen zu kämpfen (Grund: s.o.). Das „Southport Pleasureland“ war ein kleinerer Schwesterpark, ebenfalls unter der Führung von Blackpool Pleasure Beach, und musste z.B. in dieser Zeit geschlossen werden.

Modernisierung hätte auch der ganze Rest von Blackpool nötig. Schon die Häuserfront vor dem Park offenbart, dass hier ganz schön der Lack ab ist und viele der kleineren Geschäfte die Grätsche gemacht haben. Einzig das Resort-eigene Hotel The Big Blue sticht aus der Tristesse heraus.

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Das Hotel hat seine Sterne durchaus verdient und ist gut in Schuss. Die Lage gleich neben dem Park und direkt am Strand tut ihr übriges. Wir hatten dort eine schöne Zeit und können das Hotel empfehlen, auch wenn es ein paar Euros mehr kostet. Etwas seltsam ist, dass man vom Hotel aus den Park durch einen Hintereingang etwas früher betreten kann (allerdings fahren die Attraktionen frühestens ab Parköffnung), aber gegen später kann man diesen Ausgang dann nicht mehr benutzen und muss um den gesamten Park zurück zum Hotel laufen.

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Der Rost der rauen Seeluft nagt unaufhörlich an den Attraktionen.

Betritt man den Park, dann betritt man eine neue Welt. Ja, es ist korrekt, das Alter nagt an den Fassaden, aber der Pleasure Beach versprüht einen ganz eigenen Charme, der einen sofort erfasst und mitzieht.

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Egal wo man sich im Park befindet und in welche Richtung man schaut: Man sieht immer mindestens drei Achterbahnen.
„Aber, wenn ich am Eingang stehe und aufs Meer schaue...?“
„Such’ Dir ein paar Freunde und werde glücklich, Schlaumeier!“


Counterologen reden mit Ehrfurcht und manches Mal auch mit Groll in der Stimme über eine Achterbahn im Park, die sogleich einzigartig auf der Welt, als auch ziemlich schwierig zu „checken“ ist: Steeplechase.

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Unsere erste Fahrt des Tages sollte daher auf diesem Unikum stattfinden – wie sich später herausstellte eine hervorragende Idee. Ab und zu dürfen wir ja auch einmal Glück haben.

Vor der Bahn trafen wir Henni und Lars, die es sich in den Kopf gesetzt hatten uns so weit wie möglich durch die englischen Parks hindurch zu verfolgen. :p

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Steeplechase ist von Arrow Dynamics, wurde 1977 eröffnet und ist heute der einzige Ride dieser Art, der noch existiert. Festgeschnallt auf einem Pferd absolvieren drei Reiter (oder Reiterpärchen) gleichzeitig den Track, der mehr oder weniger wild durch die Botanik hinter der Station düst. Der rote Track, soviel sei schon einmal verraten, ist der wildeste und hat es in sich. Wir hatten Glück und konnten an diesem Morgen alle drei Spuren fahren und auf unserem Coaster-Count-Konto abhaken. Ein paar Stunden später wurde dann der gelbe Track geschlossen, vermutlich weil der Ansturm an diesem Tag zu gering war.

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Die Meinungen über die „Fahrt“ (besser: den Ritt) auf dieser Bahn gingen etwas auseinander. Für mich war das im Endeffekt einer der besten Coaster im Park, Henni fand ihn etwas unbequem. Das liegt vermutlich an der haarsträubenden Befestigung der Reiter auf den Pferden – man hatte ein paar mal das Gefühl, dass man locker vom Pferd rutschen bzw. fallen könnte, wenn man nicht aktiv dagegen steuert oder entsprechend auf dem Sattel balanciert. Das ist in der Tat mal eine ganz neue Art von Thrill.

Blackpool ist ein Park der Coaster-Kuriositäten und das war der erste Streich.

Wertung: 7 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor: :)
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung: :)


Der zweite Streich ist ebenfalls von Arrow Dynamics und befindet sich ein paar Meter weiter: Revolution (ehemals Irn Bru Revolution, wobei Irn Bru eine britische Soft Drink-Marke ist).

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Sieht aus als hätte sich Godzilla den Eiffelturm geschnappt, etwas Lustiges daraus gebogen und hier im Pleasure Beach einfach liegen gelassen. Der Ride wurde 1979 eröffnet und gilt als Europa’s erster 360° Looping-Coaster.
Bevor man das Ding fahren kann, muss man erst einmal 17 m nach oben, auf die Stationsplattform, laufen.

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Der Coaster bietet jeweils einen (schwächlichen) Launch vorwärts und rückwärts und dazwischen drin jeweils einen Drop mit einem Looping. Shuttle-Coaster nennt sich so etwas, da der Coaster einmal vorwärts und dann einfach wieder rückwärts zur Station fährt.

Die jeweiligen Drops vor dem Looping haben es durchaus in sich und kommen auch ein wenig brachial daher. Macht schon Spaß dieses Teil, aber uns hat einmal Fahren gereicht.

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Interessamt ist vielleicht der Vergleich mit Psyke Underground, ebenfalls ein Shuttle-Launcher und 3 Jahre jünger als Revolution (zugegeben, in der alten originalen Version, die ich nicht kenne). Psyke Underground hat einen erheblich kräftigeren Launch und fährt sich auch erheblich komfortabler. Da kann die Revolution nicht mithalten...

Wertung: 5 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor: :eek:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung: :eek:


Geht man etwas weiter gegen den Uhrzeigersinn im Park, dann trifft man zuerst auf das Nickelodeon Land (der Kinderbereich des Parks) und auf die knall-orangene Holzachterbahn Nickelodeon Streak.

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Ein weiterer Meilenstein für Henni: Die 200.

Es ist vermutlich der Marketing-Abteilung vom Pleasure Beach Blackpool noch nicht aufgefallen, aber der Park hat ganze fünf Holzachterbahnen – und damit, soviel ich weiß, ist das der Freizeitpark mit den meisten Holzachterbahnen weltweit!

Alle Holzachterbahnen haben jedoch schon einige Jährchen auf dem Buckel – Nickelodeon Streak ist beispielsweise 1933 gebaut worden, damals noch mit dem bedeutungsschweren Namen ‚Rollercoaster’ (umbenannt wurde die Bahn 2011). Tatsächlich basiert der Lifthill von Nickelodeon Streak auf einem noch älteren Coaster namens ‚Velvet Coaster’ der 1909 gebaut wurde.

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Gebaut wurde die Holzachterbahn von Charles Paige. Ach ja, der Paige’s Schorsch, wer kennt ihn nicht!

Die Holzachterbahnen im Pleasure Beach (mit Ausnahme der wilden Maus) besitzen irgendwie alle dieselben Züge. Diese bestehen nach meinem Dafürhalten aus aneinandergeklebten Plüsch-Sofas mit geschmacklosen Stoffbezügen (echt britisch eben) die sich in Kurven oder auf Hügeln immer seltsam unter dem Hintern der Mitfahrenden verformen. Interessantes Gefühl.

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Über die Fahrt lässt sich sagen, dass man natürlich schon bemerkt dass dies ein beinahe 100 Jahre altes Layout ist. An manchen Stellen rappelt es auch ganz schön in der Kiste, aber es ist nie wirklich unangenehm.

Unterm Strich einer der besseren Holzcoaster im Pleasure Beach, nur Schade dass der knallfarbene, orangene Anstrich ein wenig den nostalgischen Flair von solcherart Bahnen vernichtet. Gegen aktuellere Holzachterbahnen hat Nickelodeon Streak natürlich keine Chance.

Wertung: 6 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor: :eek:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung: :eek:


Danach stand ein Coaster aus dem Hause Mack Rides auf dem Programm: Avalanche.

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Der Bobbahn-Coaster ist ein paar Meter kürzer als der Prototyp ‚Schweizer Bobbahn’ im Europa-Park, fährt sich aber so ähnlich.

Fühlt man sich in der Station in die Alpen versetzt? Naja, geht so, für Pleasure Beach-Verhältnisse war die Gestaltung dort ganz gut.

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Wie immer bietet die Bahn ein schönes ‚Out of Control’-Feeling aber ansonsten wenig Thrill. Avalanche fuhr sich etwas angenehmer als die ‚Schweizer Bobbahn’ im Heide-Park die dann doch bei unserer Fahrt ein paar Schläge ausgeteilt hat.

Wertung: 5 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor: :)
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung: :)


Der Pleasure Beach besitzt auch einen der ach so beliebten Vekoma SLCs: Infusion.

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Der SLC wurde 2007 aus dem Schwesterpark Southport Pleasureland nach Blackpool transferiert. In Southport hatte sie noch den Namen ‚Traumatizer’, wurde 1999 installiert und war dort eine der beiden großen Achterbahnen. Doch das Southport Pleasureland schloss 2006 die Tore und Blackpool entschied sich die falsche der beiden Achterbahnen wieder im Pleasure Beach aufbauen zu lassen.

Das Traurige an der Sache ist, dass Blackpool 13 Jahre lang nach ‚The Big One’ keine neue Achterbahn mehr baute und Infusion aktuell die neueste Bahn vor Ort ist. Um ein Herausstellungsmerkmal zu haben, entschied man sich die Bahn komplett über einem Wasserbecken aufzustellen und bewirbt die Bahn seither als einzigen Inverter der komplett über Wasser gebaut wurde. Hui.

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Zugegeben: Die Wasserspiele sehen ganz gut aus.

Vom Wasser bekommt man während der Fahrt wenig mit, versucht man sich doch vornehmlich gegen das zu wappnen, was einem so ein SLC gerne während der Fahrt mit auf den Weg gibt. Auf unserer Sitzposition im vorderen Drittel des Zuges gestaltete sich die erste Hälfte der Fahrt sogar recht angenehm (zumindest für SLC-Maßstäbe) und ich wollte gerade zu meinem Nebenmann sagen, dass dieser SLC doch gar nicht so schlimm sei. Ja, ungelogen, ich wollte gerade den Mund aufmachen, da blieb mir auch schon die Luft weg – bang!, klatsch!, bang!, rüttel! Die zweite Hälfte war wieder unterste SLC-Schublade, schnelle Links-Rechts-Kombinationen wie im Profi-Boxsport. Ich zitiere mal Rocky: „Keine Revanche! Keine Revanche!“, einmal fahren genügt.

Dazu kommt, dass ich dem Standard-SLC-Layout bis auf den First Drop wenig abgewinnen kann. Der Rest fährt sich eigentlich wie ein wilder Flat Ride ohne das, was ich gerne als ‚echtes Achterbahn-Feeling’ bezeichnen möchte. Das Lustige daran ist, dass dieser Nachteil auch das größte Verkaufsargument des SLC sein dürfte, den beides geht auf den geringen Platzbedarf solcherart Anlagen zurück. Dass das auch mit SLCs besser geht, werdet Ihr drei Berichte später erfahren.

Wertung: 4 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor: :mad:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung: :)


Nach so viel SLC-Bashing kommen wir mal wieder zu einer Holzachterbahn. Auf Grand National gab es gleich zwei Dinge zu feiern:

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Angeber-Posing

Der Duell-Moebius-Coaster ist ebenfalls vom Schorsch Paige und wurde 1935 gebaut. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund befindet sich die Bahn zwar mitten im Park, lässt sich aber echt schwer fotografieren.

Ein Moebius-Coaster ist so etwas wie Zauberei: In der Station gibt es zwei Züge (da es ja ein ‚duelling coaster’ ist). Steigt man in den linken Zug ein, dann steigt man nach der Fahrt wieder aus dem rechten Zug aus. Und das, obwohl sich die Bahnen während der Fahrt nie überkreuzen. Abrakadabra!

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In Blackpool ist man immerhin in der Lage die zwei Züge gleichzeitig auf die Piste zu schicken. Das spaßige Racing-Gefühl ist also schon einmal gegeben. Nur Schade, dass man dem Coaster sein Alter schon ganz schön ansieht. Nicht nur dass Layout ist eher, hm, simpel, auch der Fahrkomfort lässt etwas zu wünschen übrig – trotz gepolstertem Plüsch-Sofa in den Wägen. Das merkt der professionelle Counter vor allem dann im Rücken, wenn er beide Seiten der Bahn fahren durfte.

Wertung: 6 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor: :eek:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung: :eek:


Als nächstes ging es dann zur alles überragenden (im Sinne von absoluter Höhe) Bahn im Pleasure Beach Blackpool: The Big One.

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Die Bahn, die praktisch von jedem Punkt des Parks aus zu sehen ist, wurde 1994 eröffnet und ist ein Hypercoaster von Arrow Dynamics. Ganze 65 m hoch ist der Lifthill, der leider, Arrow-typisch, nicht sehr filigran aussieht.

Die Bahn, die ehemals 'Pepsi Max Big One' hieß, war zum Zeitpunkt der Eröffnung der weltweit höchste und steilste Coaster. In Europa war sie die schnellste Achterbahn. Doch der Ruhm verging schnell: 1996 verlor sie den Höhenrekord an Fujiyama in Japan und auch in Europa wurde sie 2002 von Silver Star in allen Belangen überflügelt.

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Um es gleich zu sagen: Die Bahn kann einem B&M Hypercoaster wie Silver Star nicht das Wasser reichen. Meiner Meinung nach nicht einmal annähernd.

Das Positive: Tolle Ausblicke aufs Meer oder auf den Park während der Fahrt sowie auf dem Lifthill. Der First Drop ist ganz OK, aber kein Vergleich zu modernen Bahnen.

Der ganze Rest ist ‚naja’. Wenn man, so wie Volker und ich, auf einer Hinterachse sitzt, dann kann man sich gleich einmal auf ein paar Schläge ins Kreuz gefasst machen. Die Wägen sind nicht besonders komfortabel. Dazu gesellt sich ein leider ziemlich läppisches Layout. Nach dem First Drop dümpelt die Bahn etwas lustlos durch ein hohe Kurve und durch den Park. Zum Abschluss gibt es noch ein paar geringfügig falsch berechnete Kurven (tatsächlich hat man das Gefühl in einem etwas zu lange geratenen Corkscrew von Vekoma zu sitzen) und man findet sich unvermittelt in der Station wieder.

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Flashbacks aus Zeiten in denen die Bahnstrecke noch nicht am Computer berechnet wurde, sondern die Schienen aus der Erfahrung heraus gebogen wurden. Beim Raushüpfen aus dem Zug in der Station gab es sogar kurz mal Airtime. Für Freunde des nostalgischen Stahlachterbahn-Fahrens sicher ein Genuß, für uns eher eine Bahn aus dem Coaster-Mittelfeld.

Wertung: 6 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor: :eek:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung: :eek:


Danach wollten wir uns erst einmal in einem Darkride entspannen und die Neuheit aus dem Jahre 2013 war nicht weit: Wallace & Gromit: Thrill-O-Matic.

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Gleich vorweg: Für alle Fans dieser Knetfiguren aus den Aardman Animations Studios ist das ein Muss!

Man durchfährt Szenen aus den vier Filmen über den typischen, und etwas dusseligen, Erfinder Wallace und seinem dafür umso schlaueren Hund Gromit. Wer also die Filme gesehen hat (wer das noch nicht getan hat, sollte sich was schämen) hat den doppelten Spaß. Da die Aufbauten sehr gut gestaltet wurden, dürften sich jedoch auch Nicht-Kenner ganz gut amüsieren.

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Man fährt übrigens in einem übergroßen Pantoffel (von Wallace) durch die ganzen Szenen. Der Ride erzählt allerdings keine durchgehende Geschichte, der Reiz ist vielmehr, dass man die einzelnen Szenen aus den Filmen aus neuen Perspektiven wiedererkennt. Daumen hoch für diesen tollen Dark Ride!

Wir schauten auch kurz bei Valhalla vorbei, mussten aber feststellen, dass der Fahrbetrieb still stand. Insgesamt war dieser Ride bei unserem Ausflug am schwierigsten zu absolvieren, da er entweder recht voll oder gerade ein Ausfall der Bahn zu verzeichnen war.

Gleich gegenüber von Valhalla steht der S&S Space Shot Ice Blast.

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Man wird nach oben geschossen und darf dann noch ein paar mal auf dem Tower hüpfen, was das Ganze eigentlich zu einer größeren Variante der Giggle-Tower macht. Wenn ich mich recht erinnere gab es auf Ice Blast keinen Freefall-Part. Diese Druckluft-betriebenen Tower von S&S machen immer Spaß, auch wenn das Vergnügen eher von kurzer Dauer ist.

Kommen wir jetzt zur Kiddie-Bahn im Park, und die ist auch aus Holz: Blue Flyer (nicht zu Verwechseln mit Blue Fire).

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Diese äußerst zahme Holzachterbahn hat auch einen Darkride-Part, dessen originäre Bedeutung der Parkbetreiber hier wohl sehr ernst genommen hat, denn es ist tatsächlich nur dunkel auf diesem Streckenabschnitt.

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Das Blaue vorne ist der Blue Flyer.

Für kleine Kinder sicherlich nett, für Erwachsene dann doch eher langweilig.

Wertung: 4 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor: :)
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung: :eek:


Unser nächster Count existiert nur noch dreimal auf der Welt und ist die neueste Holzachterbahn im Pleasure Beach: Wild Mouse.

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1955 kam Frank Wright auf die Idee eine Wilde Maus aus Holz in den Park zu stellen. Seither klingeln bei den Physiotherapeuten die Kassen. Man kann zu zweit oder alleine die lustigen Maus-Wägelchen besteigen, aber in beiden Fällen darf man sich auf blaue Flecken gefasst machen.

Die Bahn ist ständig dabei enge Kurven in einem Tempo anzufahren, dass man eigentlich jedes Mal glaubt, es hätte kurz vorher eine Fehlfunktion bei den Bremsen gegeben. Wie durch ein Wunder bleibt der Maus-Wagen dabei jedoch immer wieder in der Holz-Spur.

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Schon beim Lifthill wird offensichtlich, dass Begriffe wie ‚Lichtraumprofil’ nicht wirklich von zentralem Interesse beim Bau dieser Bahn waren. Selbst kleinere Personen sollten sich hier Ducken um sich nicht die Birne an einem Querbalken anzuschlagen.

Ein unglaublich wilder Ritt, bei dem man es ab und zu mal im Nacken richtig Knacken lassen kann. Ziemlich ramponiert haben wir es dann bei einer Fahrt belassen, die zumindest mal einen hohen Erfahrungswert besaß.

Wertung: 5 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor: :mad:
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung: :eek:


Danach gab es dann erst einmal eine richtig heftige Dusche:

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Valhalla?

Ich wünschte ich könnte sagen, dass dies das Resultat von Valhalla gewesen ist, aber der Ride lief zu diesem Zeitpunkt leider immer noch nicht. Dieses Klatschnass-Erlebnis verpasste uns stattdessen eine mickrige Kiddie-Wildwasserbahn namens The Rugrats Lost River.

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Lächerlich kleine Abfahrt. Was kann da schon passieren...

Die WiWa fährt einmal um eine Statue herum, die einfach so mit einem Wasserstrahl auf die Insassen des Baumstamms drauf hält als wäre nichts weiter. Danach kommt ein kleiner Drop (der kaum nach 3 m Höhe aussieht) der locker-flockig eine massive Riesen-Bugwelle ins Boot spült. So einfach geht nass machen.

Zur Strafe machten wir dann noch einmal die Sitze von Nickelodeon Streak feucht und gingen dann in die Mutter aller Ghost Trains, namens (na, wer weiß es?) Ghost Train.

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Der Pleasure Beach behauptet, dies sei der erste Ghost Train überhaupt gewesen, was ich durchaus bereit bin zu glauben. Denn die Effekte im Inneren wirkten dann doch ziemlich antiquiert. Also, eher ein nostalgischer Spaß statt Grusel-Schocker.

Es gibt noch mehr Darkrides im Park: Ebenfalls etliche Jährchen auf dem Buckel hat Alice’s Wonderland.

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Dieser Ride ist für Kinder oder für Freaks, die sich gerade LSD reingezogen haben. Psychedelische Schwarzlicht-Farben sind ein Gestaltungselement, dass wir noch ein paar Mal auf der Tour in England antreffen werden. Der Ride ist irgendwo als liebenswerter Trash einzuordnen. Ob das letztendlich für kleinere Kinder geeignet ist, ist aber etwas fragwürdig.

Dann gibt es da noch einen richtigen Oldie: River Caves.

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1905 eröffnet, führt einen der Ride durch verschiedene Zeitabschnitte aus dem Beginn der menschlichen Zivilisation. Für dieses Alter ist der Ride gar nicht mal schlecht und vermittelt während der Fahrt durchaus Atmosphäre. Einen kleinen Splash gibt es am Ende dann noch Gratis dazu.

Eine Achterbahn fehlt uns noch: Big Dipper.

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Dieser Woody wurde 1923 von John Miller gebaut und ist wieder Holzachterbahn-Nostalgie pur. Die Bahn fährt sich relativ ruhig im Vergleich z.B. zu Grand National. Es geht in einem Out & Back-Design über immer kleiner werdende Hügel am Fenster meines Hotelzimmers vorbei, bevor der Zug wieder zurück in der Station ankommt.

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Die Bahn bietet auch eine schöne Station und ist insgesamt vielleicht der beste Woodie im Park.

Wertung: 6 / 10
Psycho-Ente-Migräne-Faktor: :)
Molewurfn-Schnüffel-Thematisierung: :)



Von Warmduschern, Schattenparkern und Ponchofahrern

Für den Schluss haben wir uns ein Highlight des Parks aufgehoben. Endlich war Valhalla wieder im Betrieb!

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Der Wasserfall an der Fassade sorgt dafür dass man bereits beim Anstehen mehr Wasser abbekommt als auf einer gesamten Fahrt mit Atlantica Supersplash.

Die Elemente sind los und zwar in allen möglichen Aggregatszuständen! Bei diesem Darkride mit Wikinger-Thema sieht man dass vom Parkbetreiber Geklotzt und nicht Gekleckert wurde: Wasser in Massen, riesige Feuer-Fontänen, Räume mit Schnee & Eis runtergekühlt auf -20°, Donnerschläge und Blitze. Pro Minute bereitet die Anlage 450.000 Liter Wasser auf und 990 Kubikmeter Gas werden pro Stunde verfeuert. Teilweise fährt man rückwärts und fast immer durch riesige Hallen mit sehr großen Aufbauten – von denen man allerdings meistens nicht viel sieht, da man sich gerade das Wasser aus den Augen reiben muss.

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Quizfrage: Wird dieser Wasserfall abgestellt, wenn das Boot mit den Besuchern unten durchfährt?

Diese geradezu unverschämten Wassermassen, die hier auf den Besucher losgelassen werden, sind Teil des Konzepts. Die völlige Hingabe an die Elemente verleiht einem ein Hochgefühl, dass man nur schwer beschreiben kann. Daher empfehle ich auch: Weg mit dem Poncho! Wer hier durch ist, hat gefälligst so auszusehen:

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Insgesamt ein echt krasser (und ich benutze dieses Wort nicht oft) Ride, der zu den absoluten Highlights des Parks zählt und zumindest in Europa einmalig ist.

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Hand aufs Herz: Würden Sie mit solchen Personen einen Freizeitpark besuchen?

Wir haben uns auch ‚Impossible’ angeschaut, aber ich habe mich entschlossen nicht darüber zu schreiben, was jetzt, wo ich das hier noch einmal lese, irgendwie paradox ist, denn dort kann man die mickrigste Hexenschaukel erleben, die ich bisher gesehen habe.

Kommen wir zum Fazit: Es ist schon seltsam. Im Blackpool Pleasure Beach kann der Counter 13 Achterbahn-Tracks abhaken, aber letztendlich würde ich wegen der Achterbahnen dort nicht unbedingt wieder hin fahren. Die aktuelleren Achterbahnen wie Avalanche oder Infusion reißen niemanden wirklich vom Hocker. Auch Big One ist es nicht Wert dass man dafür extra von Weitem anreist. Der Rest der Bahnen ist alt. Man hat zwar fünf Holzachterbahnen, aber jeder einzelnen davon würde ich Mammut aus Tripsdrill vorziehen.

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Eugene Herbert Krabs lässt Grüßen

Die Stärken des Parks liegen woanders. Zu allererst einmal gibt es dort auch eine riesige Auswahl an Darkrides. Von nostalgisch bis bombastisch. Valhalla und auch Wallace & Gromit sind wirklich stark. Zum Zweiten ist es das Flair, das dieser Park versprüht. Das hier ist kein typischer Themenpark, sondern eine Seaside-Kirmes im großen Stil. An vielen Stellen ist der Park auch einfach eine Reise zurück in die Vergangenheit.

Das Essen im Park war ganz gut und auch über die sanitären Anlagen konnte man sich nicht beschweren – vor allem nicht im englischen Vergleich. Die Ride-OPs waren unauffällig, was ja auch schon irgendwie für sie spricht.

Interessant wird es zu beobachten, wie sich der Park in Zukunft weiterentwickelt. Der Wallace & Gromit Ride war schon einmal eine gute Idee, mal sehen ob man es in Blackpool noch einmal hinbekommt eine größere Investition für eine wirklich gute, moderne Achterbahn zu tätigen.

Im nächsten Bericht geht es um den ehemaligen Schwesterpark von Blackpool Pleasure Beach, das Southport Pleasureland. Dieses wurde erst kürzlich wieder eröffnet, allerdings unter neuer Führung, unabhängig von Blackpool. Bis dann!
 

MaryPoppins

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Sag mal, seid Ihr etwa auch nicht die Flying Machines gefahren?? Frevel!!! Das Teil geht richtig ab...
Vielen Dank für den Bericht aus meinem absoluten Lieblingspark. Das schräge, trashige, historische und britsche Flair hat mich dermaßen umgehauen, ich will wieder hin...und nicht wegen Big One oder Revolution...sondern Dauerfahren in Wallace, Alice oder Valhalla, coastern und rütteln auf Grand National und fast runterfallen von Steeplechase, das reicht mir und ich bin der glücklichste Mensch auf der Welt.
 

Mario M.

CF Team News
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So unterschiedlich können Meinungen sein. Ich finde die hölzerne Maus absolut genial love:-)

Danke für den wieder sehr tollen Bericht! Ich muss da auch unbedingt wieder hin, vor allem weil man da noch sehr viele haken fehlen :rolleyes:
Valhalla wurde damals leider auch renoviert... aber ein Onridevideo habe ich mir bis heute nicht angeschaut :)
 

Steffen

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Wie immer toll formuliert mit wie ich finde sehr vielen interessanten Fakten. Die Kinderwildwasserbahn steht bei meinem nächsten Besuch definitiv ganz oben auf der Liste. :)

Gruß Steffen
 

Kuhbaert

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Ich bekomme gerade tierisch Bock darauf nächstes Jahr eine Insel Tour zu machen. Meine Frau wird mich vermutlich hassen wegen der ganzen Rumpel-Woodys. :D

‚Traumatizer’ ist irgendwie der passendste für einen SLC den ich je gehört habe, ich frage mich warum man den nicht beibehalten hat.
 
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