Desmo Race - Endlich ein guter Spike Coaster?

Verfasst von Dominik Garz. Veröffentlicht in Top News






Vor einigen Jahren stellten die Achterbahningenieure von Maurer Rides mit dem „Spike Coaster“ ein neues Achterbahnkonzept vor. In aller Kürze: Bis zu zwei Personen sitzen in einer Motorradposition auf einem angetriebenen Achterbahnwagen. Besonderer Clou ist, dass die Geschwindigkeit vom Fahrgast selbst kontrolliert werden kann.



Der Prototyp dieses neuen Achterbahntyps entstand unter dem Namen “Sky Dragster“ 2017 im Skyline Park im Allgäu. Dieser ließ leider noch viele berechtigte Kritik zu. Sei es die Verzögerung der Fertigstellung, die geringe Kapazität, die hohe Ausfallrate, das kantige Layout oder die starke Drosselung in einigen Streckenabschnitten. Und dennoch hat sich ein Jahr später herauskristallisiert, dass eine erste große Anlage des Typs verkauft wurde.

Das Mirabilandia im italienischen Ravenna kündigte einen Themenbereich rund um den italienischen Motorradhersteller Ducati an, der passend dazu eine Doppelanlage des Spike Coasters erhalten sollte. Mit dessen Bau wurde Ende 2018 begonnen. Dem als Desmo Race getauften Duelling Coaster wurden zwei deutlich längere und dynamischere Streckenverläufe spendiert, als dem Prototypen. Das versprach bereits eine deutliche Besserung gegenüber dem Sky Dragster.

Vor etwa 3 Wochen wurde die Hauptattraktion des neuen Ducati Bereichs ohne große Ankündigung des Termins in einer fast wortwörtlichen Nacht- und Nebelaktion eröffnet. Allerdings befinden sich die Coaster seither nur in einer Art Soft Opening Phase, sodass es immer wieder zu Ausfällen und langen Wartezeiten kommt.








So auch vor Kurzem bei unserem abendlichen Besuch an einem Samstag. Während morgens wohl noch beide Seiten in Betrieb waren, stand ab Nachmittag die linke Seite still. Da zudem mehrere Fahrzeuge in der Wartungshalle geparkt und offensichtlich nicht betriebsbereit waren, befanden sich auf der rechten Strecke auch nur zwei Wagen im Einsatz. Die Wartezeiten lagen somit jenseits der 90 Minuten. Aber unsere Neugier und die Sorge vor einem weiteren Ausfall siegten, sodass wir die Wartezeit in Kauf nahmen.

In der Warteschlange hatten wir Zeit die Bahn genau zu beobachten. Der äußere Eindruck ist sehr gut. Desmo Race sowie der gesamte neue Ducati-Bereich haben ein modernes und edles Erscheinungsbild. Natürlich stehen die zwei Achterbahnen recht nackt da, aber bei einem Motorsportthema sollte das in Ordnung gehen. Schließlich geben die zwei verwundenen knallroten Schienen alleine schon ein gutes Bild ab.







Interessant ist zu beobachten, wie die Fahrgäste mit der Geschwindigkeitssteuerung des Spike Coasters umgehen. Nur wenige Male machte es den Eindruck, dass mit voller Geschwindigkeit gefahren wird. Oft bremsen die Mitfahrer vor den Kurven oder steilen Abfahrten. Inwiefern sich das auf die Kapazität auswirkt lässt sich bisher schlecht sagen, da diese bei nur zwei Fahrzeugen generell miserabel war. Wenn die zweite parallele Spur ebenfalls aktiv ist, wird wohl außerdem der Anreiz größer sein, durchgehend Vollgas zu geben um das Rennen zu gewinnen.

Leider ist außerdem bereits von Außen die erschreckend schlechte Fahrweise der Coaster zu erkennen. Der Wagen rumpelt über jeden Schienenstoß und teilweise lässt sich sogar mit bloßem Auge erkennen, wie die seitlichen Führungsräder den Kontakt zur Schiene verlieren. Durch den permanenten Antrieb per Zahnstange ist das Fahrzeug natürlich zudem lauter als herkömmliche Achterbahnen.


Endlich in der geräumigen Station angekommen besteigt man, nachdem die Taschen abgelegt wurden, den Motorradsattel des Fahrzeugs, welches langsam durch die Station rollt. In der recht bequemen Sitzposition wird man von einem straff gespannten Hüftgurt gehalten. Wer vorne sitzt hat die Kontrolle über die Geschwindigkeit, die man über drehen des Gashebels steuern kann. Zudem zeigt ein Display einige Infos wie die Geschwindigkeit an. Während der Fahrt nimmt man dieses aber weniger wahr. Wer hinten sitzt ist nur Beifahrer und muss dem Vordermann über die Schulter schauen.







Vor Beginn der Launch Strecke wird der Wagen noch einmal vollständig angehalten. Eine Ampel verkündet die Startfreigabe und sofort beschleunigt das Fahrzeug. Die Beschleunigung ist bei gezogenem Gashebel ausreichend stark um Spaß zu machen und bereits vor der ersten Kurve hat man gut Geschwindigkeit aufgenommen. Es folgt eine Kurvenkombination wobei mehrfach die andere Strecke gekreuzt wird. Entlang der Station und über die Monorail hinweg führt das Rennen über mehrere Hügel in den hinteren Bereich der Anlage. Hält man den Gashebel auf Anschlag kommt sogar etwas Airtime auf.
Es folgt eine verschlungene Kehrtwende, welche gleichzeitig den höchsten Punkt der Bahn bildet. In steilen Serpentinen fährt man wieder hinab um anschließend den letzten Hügel vor der Station zu überfahren. Hier wird die Geschwindigkeit leider bereits stark gedrosselt, sodass der Fahrspaß leider schon vorbei ist. Langsam rollt man schließlich zurück in die Station.













Desmo Race zeigt, was mit dem neuen Spike Coaster möglich ist. Anders als beim Sky Dragster gibt es hier eine abwechslungsreiche Strecke, bei der das eigenständige Bestimmen der Geschwindigkeit Sinn ergibt. Erst recht wird das der Fall sein, wenn beide Spuren parallel in Betrieb sind und echtes Rennfeeling aufkommt.
Die Beschleunigung ist kraftvoll. Könnte aber in noch einen Tick stärker sein, um richtig Freude aufkommen zu lassen.
Die zuvor bereits angesprochenen Fahreigenschaften haben sich als ertragbar herausgestellt. Sofern wir feststellen konnten, sind die Unebenheiten aber besonders für den Beifahrer unangenehm.
Sollte man die Ausfälle, welche sich hoffentlich aktuell noch auf die Kinderkrankheiten der neuen Bahnen zurückführen lassen, in den Griff bekommen und mit voller Kapazität fahren können, dann hat man hier eine gelungene Erweiterung geschaffen. Die Attraktion ist in Ihrer Art einzigartig und allein deswegen eine oder besser zwei Fahrten Wert.


Einzig die unsanften Fahreigenschaften sprechen womöglich dagegen, dass es künftig viele weitere Parks geben wird, die sich einen Spike Coaster zulegen. Womöglich sind die Kosten der Hightech-Achterbahn ebenfalls im Premium-Segment angesiedelt, sodass der Typ schon wie die Faust aufs Auge passen muss, so wie es eben in einem Motorrad-Themenbereich der Fall ist.




Wir würden uns natürlich dennoch freuen weitere Spike Coaster zu sehen. Man stelle sich einmal vor was mit weiteren Spuren und deutlich umfangreicherer Thematisierung noch möglich ist.
Wie seht ihr das? Erwartet ihr in Zukunft weitere Anlagen des Typs in den Freizeitparks dieser Welt?

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