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Star Report: Clackclack&Clack&Yeahhh - US Tour - Knoebels

Geschrieben von Madflex





Anmerkung der Redaktion: Der Bericht ist absolut lesenwert und informativ. Wir freuen uns den Artikel unter Star Reports zu verewigen und sind auf die Fortsetzungen gespannt...


Clackedi&Clack&Clackclack&Clack&Yeahhhhhh.

US Roller Coaster Tour - Teil 4 - Knoebels

Teil 1 - Vorbereitung & Anreise
Teil 2 - Six Flags New England
Teil 3 - Lake Compounce & Quassy Amusement Park
Teil 4 - Knoebels
Teil 5 - Kennywood
Teil 6 - Cedar Point
Teil 7 - Kings Island
Teil 8 - Holiday World
Teil 9 - Kentucky Kingdom
Teil 10 - Dollywood
Teil 11 - Carowinds
Teil 12 - Kings Dominion
Teil 13 - Abreise & Fazit

Die Nacht verbrachten wir in der Unterkunft Fish & Loaves Bed and Breakfast in dem kleinen Örtchen Numidia nur etwa 15 Minuten von Knoebels entfernt. Die Unterkunft kann ich vor allem empfehlen, weil es in der näheren Umgebung des Parks kaum andere Optionen gibt. Die Einrichtung wirkt etwas zusammengewürfelt und aus der Zeit gefallen und das Haus könnte hier und da etwas Farbe vertragen aber es war sauber, die Betten gemütlich und für eine Nacht hat uns das vollkommen ausgereicht.

Als ich aufwachte schaute ich sofort aus dem Fenster, um zu sehen, ob es noch regnen würde. Schon irgendwie auch ätzend, wenn man mit solchen Gedanken einschläft und aufwacht, obwohl man das auf so einer Tour eh nicht mehr ändern kann aber da viele Bahnen bei Regen bekanntermaßen nicht fahren, hat das Wetter halt einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Stimmung. Verdammtes Hobby. =) Zu meinem Erstaunen schien aber die Sonne und es sah sehr freundlich aus. Es war aber erst kurz vor 7.00 Uhr und laut Vorhersage sollte es gegen 10.00 anfangen zu regnen und erst am Nachmittag aufhören. Damn!!! Wir hofften für den Moment einfach nur, dass es nicht so stark regnen würde. Es blieb uns ja auch nichts anderes übrig.

Unsere Gastgeber Diana und Frank fragten uns schon am Vorabend, wann wir frühstücken wollten und als wir gegen 7.00 Uhr deren Küche betraten, war der Tisch bereits üppig für uns gedeckt. Viele Gäste bewerteten vor allem das Frühstück als ausgezeichnet und das deckte sich natürlich absolut mit unseren Vorlieben. Für mich gab es die übliche Kombination aus Pancakes, Eiern und Speck, welche Frank vor meinen Augen zubereitete. Da wir in deren privatem Esszimmer zwischen Küche und Wohnzimmer saßen und die Beiden sehr gastfreundlich und gesprächig waren, fühlte sich das auch ein wenig so an, als seien wir bei guten Bekannten zu Besuch. Sehr angenehm und auch das Frühstück war super.

Während Andi und ich frühstückten, unterhielten wir uns angeregt und sie waren sehr interessiert an unserem Hobby und unserer Tour. Wenig später kam noch eine Mutter - die Frau war aus Costa Rica - mit ihrem Sohn dazu, die am Vorabend notgedrungen hier untergekommen waren, da ein Fußballturnier, an dem der Sohn teilnahm, wegen des Unwetters auf den nächsten Tag verschoben wurde. Die Atmosphäre war sehr angenehm und ungezwungen und eine nette Abwechslung zu den sonstigen Dinerbesuchen.

Auch die Verabschiedung von Diana und Frank war herzlich, als wir uns gegen 10.15 Uhr auf den Weg nach Knoebels machten. Sie standen sogar samt Hund und Katze auf der Veranda Spalier, um zum Abschied zu winken. Für die Fahrt nach Knoebels brauchten wir anschließend nur ca. 15 Minuten.

Ein Überblick zur Parkgeschichte

1828 kaufte Henry Hartman Knoebel für $ 931 das Waldstück in dem kleinen Tal in Elysburg, Pennsylvania, auf dem sich der Park heute befindet. Zunächst nutzte die Familie das Gelände als Farm und sie betrieben dort ein Sägewerk. Später durchquerten erste Besucher auf Pferden den Wald, nutzten diesen für Pausen und schwammen zur Erfrischung im hindurch fließenden Fluss. Henry Knoebel Jr. erkannte schließlich das Potential des Areals und die Familie begann gegen Bezahlung die Pferde der Besucher zu versorgen, stellte Picknick-Tische auf und verkaufte Eis, Getränke und Snacks. Später erwarben sie weiteres Land, auf dem einige Hütten errichtet wurden, die teilweise auch heute noch stehen.

1926 wurde der Park dann unter dem Namen Knoebels eröffnet. Die ersten Attraktionen waren das Schwimmbad „Crystal Pool“ und ein dampfbetriebenes Karussell der Philadelphia Toboggan Company. In den folgenden Jahren entstanden dann um den Pool herum zahlreiche weitere Attraktionen wie ein Whip, eine Rollschuh- und Park-Eisenbahn.



Der erste Roller Coaster war der High Speed Thrill Coaster der Overland Amusement Company. Der Name war hier nicht wirklich Programm. Die kleine Stahlachterbahn in Kiddie-Coaster-Dimensionen wurde im Jahr 1955 eröffnet und drehte bis zum Jahr 2008 seine Runden im Park. Der für mich bis dato unbekannte Hersteller hat in den 50er und 60er Jahren gerade mal fünf verschiedene Achterbahnen ausgeliefert, von denen heute keine mehr im Betrieb ist. Der High Speed Thrill Coaster war zum Zeitpunkt des Abrisses die letzte im Betrieb befindliche Bahn dieses Herstellers und obwohl sie als Kiddie-Coaster eröffnet wurde, war die Achterbahn durch die Airtime auf den Bunny Hops auch bei Enthusiasten sehr beliebt.



1977 wurde ein Jet Star von Schwarzkopf im Park eröffnet, der bis 1992 betrieben und im darauffolgenden Jahr durch einen Whirlwind von Vekoma ersetzt wurde. Dieser wurde dann 2004 geschlossen und erst 9 Jahre später eröffnete an dieser Stelle der wooden Bobsled Flying Turns, auf den ich später noch näher eingehen werde. 1985 wurde dann schließlich Phoenix eröffnet, welche das hauptsächliche Objekt unserer Begierde war.



Der Fluss, der durch das Wäldchen fliesst, ist in seiner Vergangenheit mehrfach über die Ufer getreten und hat den Park mehr oder weniger stark überflutet, wobei dann teilweise auch immer wieder einige Attraktionen beschädigt wurden. Bei dem Unwetter am vorherigen Abend hatte ich deshalb auch schon die Befürchtung, der Park würde möglicherweise gar nicht öffnen und sah imaginäre Fluten durch den Park strömen. Paranoid. :eek:

Der Park eröffnete in den frühen 60er Jahren einen Campingplatz, der mittlerweile auf über 600 Plätze angewachsen ist. Neben dem Campingplatz gibt es auch einige Cottages, die gemietet werden können. Knoebels ist bis heute ein familiengeführter Park geblieben. Die interessante Geschichte kann anhand von einigen Fotos und Exponaten in einem Museum neben dem Darkride/-Achterbahn-Hybriden Black Diamond erkundet werden.

Jetzt geht’s los



Bei unserer Ankunft regnete es noch etwas aber es hörte in dem Moment auf, als wir das Auto auf dem kostenlosen Parkplatz abgestellt haben, der eigentlich eher eine grosse Wiese ist. Zu unserem Glück sollte es den ganzen Tag über nicht mehr regnen und offenbar hatte die Wettervorhersage viele von einem Besuch des Parks abgehalten, der den ganzen Tag über sehr leer war und es deshalb den gesamten Tag über bei keiner Attraktion nennenswerte Wartezeit gab.



Im Gegensatz zu allen anderen Parks auf der Tour, gab es hier keine Kontrollen am Eingang bzw. eigentlich gibt es irgendwie gar keinen richtigen Eingang. Zumindest nicht so, wie man das von anderen Parks kennt. Man spaziert einfach so herein. Knoebels ist nämlich der größte amerikanische Freizeitpark mit kostenlosem Eintritt. Für die Nutzung der Attraktionen muss man Einzeltickets oder ein All In Wristband kaufen. Letzteres ist unter der Woche und an ausgewählten Wochenenden verfügbar aber nicht an dem Sonntag, an dem wir Knoebels besuchten.


Nachdem wir den Park betreten hatten, kauften wir uns an einem der zahlreich im Park vorhandenen Verkaufs-Buden zwei Ticket-Heftchen im Wert von jeweils $ 20 und gingen auf direktem Weg zur Holzachterbahn Phoenix, die sich vom Eingang aus gesehen, im hintersten Teil des Parks befindet. Später kauften wir uns jeweils noch mal ein Ticket-Heftchen im Wert von $ 20.

Phoenix (6 Fahrten)

Vor dem Hintergrund, dass Phoenix in den 80er Jahren kurz davor stand, abgerissen zu werden, passt der Name des Vogels aus der griechischen Mythologie, der nach seinem Tod aus seiner Asche wieder aufersteht, perfekt. Phoenix hat im wahrsten Sinne des Wortes eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Es war die erste große Holzachterbahn, die demontiert und an einem neuen Standort wieder aufgebaut wurde. 1947 wurde die von Herb P. Schmeck gestaltete und von Philadelphia Toboggan Coasters gebaute Achterbahn unter dem Namen „The Rocket“ im Playland Park in San Antonio eröffnet. 1980 musste der Park schließen und die Achterbahn stand dort vier Jahr außer Betrieb, bis Knoebels sie 1984 schließlich kaufte, demontierte und in 34 Lastwagenladungen ins ca. 1.800 Meilen weit entfernte Elysburg transportierte, um sie dort wieder aufzubauen.



Ein mutiges Unterfangen für einen Familienpark, zumal es keine Pläne mehr gab und somit jedes Teil vor der Demontage von Hand nummeriert und katalogisiert werden musste. Für den Wiederaufbau engagierte Knoebels die Holzachterbahn-Koryphäe Charlie Dinn und am 15. Juni 1985 ist die Achterbahn wie Phoenix aus der Asche in Knoebels wieder auferstanden und begeistert dort bis heute die Gäste.

So wie der Woodie Boulder Dash, den wir am Vortag gefahren sind, gilt auch Phoenix als Klassiker unter den Holzachterbahnen und ist unter Fans hochgeschätzt. Selbstverständlich wurde Phoenix von den American Coaster Enthusiasts bereits als Roller Coaster Landmark ausgezeichnet. Die vielen guten Platzierungen in diversen Rankings unterstreichen zudem den Status der Bahn. Im Jahr 2018 konnte Phoenix bei den Golden Tickets Awards sogar erstmals den ersten Platz belegen. Bemerkenswert für eine so alte Holzachterbahn. Sollte die Bahn diesen Ruf und die Auszeichnungen zu Recht tragen? Wir waren total gespannt und mussten uns nur noch wenige Testfahrten lang gedulden.



Nachdem Phoenix dann für die Besucher geöffnet wurde, rissen wir am Eingang die richtige Menge Bons aus dem Heftchen, welche es in den Wertigkeiten $ 1, ¢ 50 und ¢ 25 gibt. Eine Fahrt auf Phoenix kostet „nur“ $ 3.00. Wenn man das mit den Einzelfahrpreisen von $10 für z.B. Cyclone und Thunderbolt im Luna Park oder vielen Achterbahnen auf Kirmessen vergleicht, ist das geradezu unfassbar günstig für solch eine Ausnahme-Achterbahn. Vor uns waren lediglich einige wenige andere Gäste, die aber alle vorne im Zug eingestiegen sind und da wir auch im ersten Zug fahren wollten, entschieden wir uns für die letzte Reihe.



Ich war total gespannt auf die Restraints, denn diesen verdankt Phoenix laut übereinstimmender Aussagen seine große Beliebtheit. Der Zug ist nämlich mit Buzz Bars ausgestattet. Das sind starre Bügel, die vorne an der oberen Kante der Sitzreihen befestigt sind und nur im 90 Grad Winkel nach oben bzw. innen geklappt werden und somit nicht, wie sonst üblich, eng am Körper anliegen. Das bedeutet, dass man je nach Bein- bzw. Körperumfang verhältnismäßig viel Platz zwischen sich und dem Bügel hat und dieser Platz sorgt auf den Bunnyhops dafür, dass die Airtime frei zur Entfaltung kommen kann. Zusätzliche Gurte gibt es keine, zumindest keine die man anlegen könnte, obwohl Knoebels vor einiger Zeit angeblich dazu verpflichtet wurde, den Zug mit welchen auszustatten. Da aber wohl nicht genau definiert wurde, wie bzw. wo diese angebracht werden müssten, nutzte der Park die ungenaue Formulierung und platzierte die Gurte angeblich einfach UNTER den Sitzen. Ich konnte mich davon persönlich nicht überzeugen aber sollte es tatsächlich so sein, feiere ich es hart.

Um uns davon überzeugen zu können, was an Phoenix gutem Ruf dran ist, mussten wir den Coaster aber erst einmal fahren. Nachdem der Zug die Station verlassen hat, geht es in einer 360 Grad Rechtskurve durch einen stockdunklen Tunnel. Der Zug ist hier zwar noch relativ langsam aber durch die Dunkelheit und die leichten lateralen Kräfte, kann Phoenix hier schon Spannung aufbauen, die vor allem bei der ersten Fahrt dafür sorgt, dass man bereits vor dem Lifthill voll auf die Bahn und die bevorstehende Fahrt fokussiert ist. Simpel aber effektiv.



Wieder unter freiem Himmel geht es den mit 24 m nicht gerade sehr hohen Lifthill hoch. Der anschließende 22 m tiefe Drop fährt sich sanft, ist aber nicht sonderlich steil und bietet auch noch keine allzu ausgeprägte Airtime. Auch die dann folgende, ungebankte 180 Grad Kurve lässt noch nicht erahnen, was einen hier erwartet. Dann geht es aber los. Und wie. Nach einem weiteren Drop überfährt man zwei recht flache Bunnyhops, die unter dem Gebälk hindurch führen, welches hier für einen schönen Headchopper-Moment sorgt. Beim Überfahren der Bunnyhops hat man dann keinen Kontakt mehr zum Sitz und da Phoenix auch keine Kickass Ejector Airtime hat, sondern ausgewogen zwischen Floater und Ejector dosiert ist, wird man nicht unangenehm gegen die Buzz Bars katapultiert, sondern in einem angenehmen Schwebezustand ohne Kontakt zum Sitz oder Bügel gehalten.



Nach einem zweiten Turnaround folgt eine weitere Salve Airtime, die von einem Double Up/Double Down serviert wird. Es geht dann durch eine weitere 180 Grad Kurve und es folgt das Finale und für mich auch der beste Teil der Strecke mit vier Bunnyhops, wo man gefühlt nur für ganz kurze Augenblicke Kontakt zum Sitz hat und die restliche Zeit eigentlich wie der Phoenix selber zwischen Sitz und Buzz Bar dahin gleitet. Nach einer letzten 180 Grad Kurve fährt der Zug zurück in die Station.

WOW!!! Einfach nur WOW!!! Neben der sauvielen Airtime sorgte bei uns vor allem das sanfte Fahrverhalten für große Begeisterung. Die Bahn ist zwar bereits über 70 Jahre alt aber sie fährt sich, als wäre sie erst vor kurzem eröffnet worden. Man muss dazu sagen, dass ein unruhiger, schlagender Woodie in Kombination mit den Buzz Bars vermutlich auch sehr grenzwertig wäre und umso bemerkenswerter ist es, wie Knoebels diese Bahn in Schuss hält. Das grenzt schon fast ein Wunder, wenn man bedenkt, wie unangenehm sich viele andere deutlich jüngere Holzachterbahnen bereits fahren.



Erwähnenswert sind auch die Momente bei den Ausfahrten aus den den ungebankten Turnarounds. Durch die Laterals wird es einem schwer gemacht, gerade im Sitz zu sitzen und hier muss man immer etwas dagegen halten und sich sortieren, bevor es anschließend wieder die Drops hinunter geht, um die Bunnyhops möglichst gerade in Fahrtrichtung zu überfahren. Durch den großen Bewegungsfreiraum wird es natürlich zusätzlich erschwert, gerade im Sitz zu bleiben, so dass ein aktives Mitfahren nötig ist, was aber weder sonderlich anstrengend ist, noch dem Fahrspaß in irgendeiner Weise abträglich.

Das Layout ist simpel aber auf der fast 1000 m langen Strecke lässt Phoenix trotzdem nichts vermissen. Im Gegenteil. Die Airtime-Momente sind einmalig und wahrscheinlich gibt es keine zweite Achterbahn, die auch nur ansatzweise ein ähnliches Erlebnis bietet. Mit Jack Rabbit in Kennywood kenne ich persönlich nur eine einzige Bahn, die ebenfalls Buzz-Bars hat aber die Bahn bietet nur einen einzigen ausgeprägten Airtime-Moment.

Phoenix ist keine sehr intensive Achterbahn. Tatsächlich kann ich mir sogar vorstellen, dass der Coaster einigen zu zahm ist. Uns hat die Bahn aber total begeistert und in Kombination mit dem sanften Fahrverhalten, ist Phoenix außerdem für zahlreiche Dauerfahrten geeignet. Deshalb machten wir über den Tag verteilt auch insgesamt sieben Fahrten, bei denen sich die Bahn schließlich auf Platz fünf in meinem Holzachterbahnranking fahren konnte.

Stony Gables (Fudge)

Nach den ersten zwei Fahrten auf Phoenix war es Zeit für eine kleine Stärkung. In einem Steinhaus wie aus einem Kindermärchen, werden hausgemachter Fudge, geröstete Erdnüsse und Süßigkeiten verkauft. Fudge gibt es in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Nachdem ich das Häuschen betreten habe, war es auch schon um mich geschehen. Die Aromen, die einem hier in die Nase strömen sind einfach sehr verführerisch und die drei Sorten, die ich mir dann gekauft habe, konnten alle überzeugen. Vor der Holzachterbahn Twister holten wir uns noch einen Kaffee dazu und genossen diese süße Sauerei mit Blick auf den nächsten Coaster.




Twister (4 Fahrten)

Nach Phoenix, sollte (Mister) Twister eigentlich die zweite, nicht mehr im Betrieb befindliche Holzachterbahn sein, die Knoebels kaufen wollte, um sie im eigenen Park aufzubauen. Der Original Mister Twister wurde 1964 von John Allen designed und von Philadelphia Toboggan Coasters im Freizeitpark Elitch Gardens in Denver gebaut. Der komplette Park zog 1994 innerhalb der Stadt auf ein neue Fläche aber Mister Twister wurde zurückgelassen und stand dann einige Jahre außer Betrieb auf dem alten Gelände. Da Mister Twister nicht auf der zur Verfügung stehenden Fläche hätte errichtet werden können, erwarb Knoebels stattdessen die originalen Konstruktionspläne und baute die Bahn in Eigenregie auf Basis des alten Designs von John Allen leicht verändert und etwas kompakter einfach selber. Der Coaster wurde 1999 eröffnet. Im selben Jahr wurde auch Mister Twister abgerissen.



Twister befindet sich links von Phoenix, ebenfalls im hinteren Bereich des Parks aber etwas abgetrennt vom restlichen Park. Um den Coaster zu erreichen, muss man nämlich den Fluss über eine Brücke überqueren. Die Fahrt kostet $ 3.00. Wir mussten nur einen Zug warten, um in der Front Row einsteigen zu können. Nach einer Rechtskurve geht es den ersten Lifthill hoch, dem sich eine Rechtskurve mit knackigen Laterals anschließt und die auf den zweiten Lifthill führt, der in entgegengesetzter Richtung oberhalb des Ersten verläuft. Es folgt eine kurvenreiche, recht intensive Fahrt bei konstant hoher Geschwindigkeit, die in der zweiten Hälfte zu großen Teilen durch das Gebälk brettert.



Twister ist so was wie der Gegenentwurf zu Phoenix. Die Holzachterbahn bietet in jeder Hinsicht ein anderes Fahrverhalten, was vor allem an dem sehr kurvenreichen und ineinander verschlungenen Layout liegt, dass sich primär auf Laterals und weniger auf Airtime fokussiert. Außerdem hat Twister auch einen recht ausgeprägten Rattle, weshalb die Fahrt insgesamt auch einen eher aggressiven Charakter hat. Trotzdem macht Twister viel Spaß und wir haben hier insgesamt vier Fahrten gemacht, wobei uns das Fahrverhalten vorne etwas mehr zugesagt hat.

Toll ist, dass die Parkeisenbahn komplett durch das Gebälk von Twister fährt und man hier klasse Fotos machen kann. Auf keinen Fall verpassen.



Flying Turns (1 Fahrt)

Der bereits erwähnte Bobsled Flying Turns komplettiert das Trio der einzigartigen Holzachterbahnen des Parks und Flying Turns ist im wahrsten Sinne des Wortes einzigartig, denn es gibt weltweit keine zweite Bahn dieses Typs. Nicht nur das Layout, sondern auch die Idee, eine solche Anlage zu bauen, basieren auf einer hölzernen Bobbahn, dessen Prototyp 1929 im Lakeside Park in Ohio eröffnet wurde. Die Idee zu dazu hatte der Kampfpilot John Bartlett - möglicherweise kam er beim Fliegen darauf - der ein Patent anmeldete und das Konzept gemeinsam mit der Achterbahnlegend John A. Miller ausarbeitete. Nach dem Prototypen wurden nur noch wenige wooden Bobsleds gebaut. Das letzte existierende Exemplar wurde 1974 in Coney Island abgerissen. Ein Wagen dieser Bahn wird im Park ausgestellt.



Flying Turns war wohl das ambitionierteste Projekt des Parks, mit dem bereits 2006 begonnen wurde und welches wie Twister in Eigenregie und ebenfalls nach einem Design von John Fettermann auf Basis des alten Layouts von John Bartlett umgesetzt wurde. Durch zahlreiche Schwierigkeiten mit den Rollen, den Wagen, nötigen Anpassungen an der Strecke und den strengeren Sicherheitsvorschriften als vor 80 Jahren, sollte es lange 7 Jahre dauern, bis die Bahn für die Besucher geöffnet werden konnte. Andere Parks hätten vermutlich schon das Handtuch geworfen aber Knoebels Beharrlichkeit und Begeisterung für historische Achterbahnen, hat sich am Ende ausgezahlt.



Die Fahrt mit Flying Turns kostet $ 3.50. Hier hatten wir die einzige Wartezeit des gesamten Tages, die aber nur ca. 10 Minuten betrug. Die Kapazität der Bahn ist mit 200 Personen pro Stunde nämlich sehr gering. Es gibt drei Züge und ein Zug besteht nur aus drei Wagen, in denen jeweils entweder zwei kleinere/leichtere Fahrgäste oder ein Erwachsener Platz nehmen können. Auf die Verteilung wird sehr genau geachtet, da die Züge sonst wohl umkippen könnten. Deshalb wird man in der Station gewogen, um sicher zu gehen, dass das Gewicht der Fahrgäste nicht die erlaubten 180 kg pro Wagen überschreitet. Andi und ich konnten somit nicht zusammen fahren, so dass wir jeweils einen Wagen für uns alleine hatten.



Nach der Station geht es einen ersten flachen Lifthill hinauf, dem sich dann eine recht langsam duchfahrene Rechtskurve anschließt, die in den zweiten, gerade mal 15 m hohen Lifthill führt. Es folgt eine kurvenreiche Fahrt, die sich durch die engen Radien deutlich schneller anfühlt, als die gerade mal 40 km/h die in der Spitze erreicht werden. Die Fahrt macht Spaß und ist durch die engen Kurven auch recht knackig aber tatsächlich frage ich mich, ob sich der enorme Aufwand - unabhängig von der historischen Bedeutung - gelohnt hat, diesen Achterbahn-Typen wieder zum Leben zu erwecken. Während sich eine klassische Holzachterbahn eben sehr charakteristisch fährt, wäre es bei Flying Turns unmöglich bei einer Fahrt mit verbundenen Augen sagen zu können, ob die Bahn nun aus Holz oder aus Stahl gefertigt ist. Wenn ich die mir bekannten Bobbahn-Modelle vom Fahrverhalten her ranken müsste, liegt Flying Turns zwischen den Swiss Bobs von Intamin und den Bobsleds von Mack Rides auf einem zweiten Platz. Eine Fahrt hat uns hier gereicht.

Black Diamond (1 Fahrt)

Im hintersten Teil des Parks steht der Darkide/-Dunkelachterbahn-Hybride Black Diamond. Ursprünglich wurde die von Philadelphia Toboggan Coasters gebaute Stahlachterbahn 1960 als Golden Nugget Mine Ride auf Morey’s Pier in New Jersey eröffnet, wo sie zwar auch ein Minenthema hatte aber nur teilweise indoor verlief. 2008 gab der Park bekannt, die Attraktion zu schließen und da Knoebels ja zwischenzeitlich über Erfahrung bei der Übernahme und Inbetriebnahme älterer Achterbahnen verfügte, kaufte der Park die Bahn und eröffnete sie 2011 mit neuem Theming und Namen als Indoorattraktion.



Dank Minen-Thematisierung und einiger, rudimentärer Animatronics kommt bei Black Diamond etwas Silberminen-Retro-Feeling auf. Inklusive rotierendem Tunnel, der bei Black Diamond jedoch am Ende kommt und beleuchtet ist. Das Theming hat auf jeden Fall aber einen deutlich höheren Trash-Appeal als die gute alte Silbermine und die Szenen sind natürlich auch nicht so dimensioniert. Der erste Teil der Fahrt verläuft sehr langsam. Im Mittelteil gibt es dann zwar auch einige Abfahrten aber insgesamt fährt sich Black Diamond mehr wie ein Darkride als wie eine Achterbahn. Bei den Zügen und nicht sehr komfortablen Sitzen ist man aber auch froh, dass die Bahn es mit der Geschwindigkeit und den Kräften nicht zu weit treibt. Natürlich kann Black Diamond nicht mit wirklich gut gemachten Darkrides mithalten aber die Fahrt war dennoch eine willkommene Abwechslung.

Mittagessen

In vielen Parks ist das Essen bekanntermaßen überteuert und oftmals auch kein Vergnügen. Da es in vielen amerikanischen Parks untersagt ist, Essen mitzubringen, lässt man sich aus Mangel an Alternativen halt darauf ein. Das Achterbahnfahren und die langen Strecken, die man zurücklegt, machen natürlich hungrig.

Knoebels ist da eine positive Ausnahme. In Knoebels kann man nicht nur sein eigenes Essen mitbringen, das Angebot im Park ist auch noch ein Paradies für Leckermäuler und wurde gerade erst wieder bei den Golden Ticket Awards ausgezeichnet. Die Vielfalt ist riesig und die Preise sind fair. Fressbuden gibt es im Park gefühlt so viele wie Fahrgeschäfte und überall riecht es angenehm nach Süssem und Deftigem.

Nach dem hervorragenden Fudge als verspätetes Frühstück, gab es zunächst einen saftigen Pulled Pork Sandwich bei Potato Barn und anschließend noch ein Stück Pizza bei Cesari’s. Danach musste ich mich dann aber zügeln, obwohl ich ohne Weiteres auch hätte weiteressen können und ich auch gerne noch mehr Sachen ausprobiert hätte. Bei nur einem Tag im Park ist das aber natürlich nicht zu machen.

Eigentlich wollten wir nach dem Essen zur Verdauung eine Runde mit Haunted Mansion fahren aber die Geisterbahn, die bei Fans Kultstatus genießt, war leider den ganzen Tag über geschlossen. Stattdessen gingen wir zum Eingang, um eine Runde mit Impulse zu drehen.

Impulse (1 Fahrt)

Als ich 2014 begann, unsere vorherige Tour zu planen, erschien Knoebels das erste Mal auf meinem Freizeitpark-Radar. Ungefähr zum selben Zeitpunkt gab der Park auch bekannt, eine neue Stahlachterbahn zu bauen. Die Erste seit 10 Jahren bzw. seit der Park 2004 den Whirlwind von Vekoma verkauft hat. Impulse wurde von Zierer gebaut. Das Modell nennt sich Tower Speed Coaster und sieht aus wie ein Eurofighter von Gerstlauer. Auch die Wagen sehen denen von Gerstlauer ähnlich. Ein Wagen hat 2 Sitzreihen mit je 4 Sitzen nebeneinander. Es kommen Beckenbügel zum Einsatz. Die Bahn ist 30 m hoch, knapp 600 m lang und hat vier Inversionen.



Das grelle Gelb und Blau der Schienen und Supports passt so gar nicht zum Park. Das habe ich schon damals so empfunden, als ich den Park noch gar nicht besucht hatte und jetzt, nachdem ich dort war, ist es für mich noch weniger nachvollziehbar, wieso man sich für diese IKEA Farben entschieden hat.



Wir machten eine Fahrt in der ersten Reihe und zu meinem Erstaunen fährt sich die Bah viel ruhiger als befürchtet und sie drückt stellenweise recht ordentlich. Ich hatte aber den Eindruck, dass man für die engen Radien einiger Elemente zu weit über der Schiene sitzt. Hier fühlte es sich teilweise so an, als würde man in der Hüfte etwas zusammengestaucht. Eine solide Achterbahn, die uns jetzt aber nicht zu Wiederholungsfahrten einlud.

Fazit

Müsste ich mein Fazit in einem Satz formulieren, würde das wohl wie folgt klingen:


„Idyllische Waldkirmes mit einmaligem Retroflair und drei Ausnahme-Woodies mit historischer Bedeutung für Freizeitparkgeschichte, die jeder Achterbahn-Fan einmal besucht haben sollte.“

Obwohl ich schon ahnte, was mich hier erwarten würde, wurden meine Erwartungen dennoch übertroffen. Es gibt keinen vergleichbaren Park, was vor allem an dem Setting mitten im Wald liegt. Mit Phoenix bietet Knoebels eine absolute Top 10 Achterbahn und auch Flying Turns und Twister lohnen den Besuch. Andi fuhr den Tag über auch einige der Flatrides wie die Zentrifuge Super Round Up, Satellite und Downdraft. Attraktionen, wo ich aber prinzipiell passen muss. Ich nutzte meine Tickets lieber für Fahrten auf Phoenix und da kamen immerhin 6 Stück zusammen. Trotzdem haben wir den ganzen Tag über jeweils nicht mehr als $ 40 bezahlt. Der Sessellift Scenic Skyway und der Darkride Haunted Mansion waren leider den ganzen Tag ausser Betrieb.

Erwähnenswert finde ich noch, dass der Park keine wirklichen Grenzen zu haben scheint. Alles wird von Wald umgeben bzw. befindet sich mitten in diesem und die Übergänge sind sehr fließend. Das hebt den Park sehr deutlich von gängigen Freizeitparks ab.

Altoona


Gegen 17.00 Uhr machten wir uns auf den Weg nach Altoona. Ursprünglich wollten wir nach dem Besuch von Knoebels in den Hersheypark fahren. Da wir diesen, wie in der Einleitung bereits erwähnt, aber aus der Tour geschmissen haben, fuhren wir am Abend noch knapp 2 Stunden, bzw. die halbe Strecke nach Kennywood. Altoona habe ich nicht zufällig ausgewählt, denn es sollte noch eine minimale Chance darauf geben, an dem Abend noch mal Achterbahn zu fahren. In Altoona befindet sich nämlich der Lakemont Park, in dem die zwei Holzachterbahnen Leap The Dips und Skyliner stehen.


Leap The Dips ist die älteste „noch“ im Betrieb befindliche Achterbahn der Welt. Die Betonung müsste hier allerdings auf „nicht“ statt „noch“ liegen, denn der Coaster ist seit 2017 außer Betrieb. Leap The Dips wurde 1902 gebaut und ist die letzte Side Friction Holzachterbahn mit klassischem Figure Eight Layout. Die Bahn wurde 1985 schon einmal geschlossen und erst 1999 wieder eröffnet, nachdem sie durch die Initiative der American Coaster Enthusiasts mit Spendengeldern saniert werden konnte.



2017 wurde dann der ganze Park geschlossen, um diesen einer umfangreichen Generalüberholung zu unterziehen. Statt wie angekündigt ein Jahr später, öffnete der Park dann aber erst 2019, wenige Tage vor unserem Besuch. Obwohl laut der Facebook-Seite des Parks wenigstens Skyliner Anfang Juni öffnen sollte, waren beide Holzachterbahnen nicht in Betrieb. Da der Eintritt aber kostenlos ist, nutzten wir trotzdem die Gelegenheit, eine Runde durch den fast menschenleeren, nicht wirklich einladend anmutenden Park zu drehen. Obwohl durch zahlreiche blechern klingende Lautsprecher Musik dröhnte, herrschte eine Stimmung, als sei der Park immer noch verlassen.



Sich die Achterbahnen anzuschauen, hat sich aber trotzdem gelohnt. So war es halt eher wie der Besuch eines Tageslicht-Achterbahnmuseum. Bei dem Zustand von Leap the Dips, muss man allerdings bezweifeln, ob der Coaster in absehbarer Zeit eröffnen wird. Teilweise lässt sich der schlechte Zustand auf den Fotos auch erkennen.

Zum Abendessen verschlug es uns in das von aussen nicht gerade einladend anmutende Restaurant Al’s Taverne, in dem es sensationelle Chicken Wings in zahlreichen Variationen gibt. Danach gingen wir noch was einkaufen und fuhren anschließend in das Motel 6 Altoona. Das Motel ist nichts Besonderes, reichte aber für eine Nacht absolut aus.

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