Entgegen der Vermutung von eks_Prod wurde nichts an den Schienenstößen gemacht. Ich hab mir die Bahn am Montag mal angesehen, und war tatsächlich etwas erstaunt, wie sehr die teilweise quietscht - sieht man auch ganz gut, weil genau an den Stellen der Lack der Schienen schon abgenutzt ist, und das Metall durchschimmert.
Ansonsten, mein Urteil:
- Die Bahn ist nett, aber irgendwas fehlt da, damit die richtig kicken kann. Ähnlich wie ein Nieser, der sich in der Nase ankündigt, aber dann halt doch nicht kommt.
- Der Bahnhof ist nicht unbedingt liebevoll gemacht, und der Beton überwiegt doch stark gegenüber dem Holz des Gebäudes.
- Das Gepäcksystem weist irgendwie auf das System hin, was Intamin teilweise verbaut - aber der Park bedient es falsch, oder es funktionierte nicht. Ich hatte etwas mulmiges Gefühl, meinen Rucksack in das Fach zu legen, was auch so einfach von außen zugreifbar war. Was spricht bei erzwungenem Einzugbetrieb dagegen, das Gepäck auf die Ausgangsseite zu legen?
- Die Bahn ist VIEL zu kurz. Thunder Loop fuhr da schon länger, bei Gold Rush ist eigentlich nur das Überkopf-Hängen im Rückwärtslaunch das intensivste Element - die Durchfahrt der normalen Strecke dauert gefühlt 10 Sekunden und ist vorbei, bevor sie richtig losgelegt hat.
- Die Kapazität der Bahn ist gar nicht mal so toll. Ein relativ kurzer Zug mit 20 Plätzen. Wenn alle 3 Minuten ein Start erfolgen kann, was schon sehr optimistisch ist, kann die Bahn 400 Leute pro Stunde verarbeiten.
- Das Warteschlangenmanagement ist ebenfalls komisch. Die Mitarbeiter haben immer genau eine definierte Personenanzahl in die Station gelassen, die aber nicht unbedingt den 20 Sitzplätzen des Zuges entsprach. Das Konzept "der Zug fährt, und die nächste Ladung sortiert sich auf die 5 Reihen" zählt also nicht als Argument.
- Dass im Bahnhofsgebäude eine Plakette hängt, die an Thunder Loop erinnert, hat mich gefreut. Ich mochte Thunder Loop sehr.
- Leute, die sich schon die Lunge aus dem Leib schreien, wenn der Zug im ersten Vorwärtslaunch ist, verstehe ich nicht. Der ist doch harmlos.
- Die Rohre mit der Kühlflüssigkeit sind mit Kabelbindern an den Statoren des Linearmotors befestigt. Tut das wirklich not?
- Jedes mal, wenn der Zug das vordere Ende der Beschleunigungsstrecke passiert hat, hat man ein Knacken gehört, was genau so klang wie ein überspringender elektrischer Funke. Das sollte bei Linearmotoren eigentlich nicht passieren.
- Es ist schon cool, wenn man im Bahnhof steht und wartet, und im zweiten Vorwärtslaunch ein Zug voller schreiender Leute durch die Station gedonnert kommt.
Das hat mich immer etwas an die Szene aus "Staplerfahrer Klaus" erinnert, wo die beiden schreienden Leute auf den Gabelzinken aufgespießt durch die Werkhalle fahren.
Dennoch, Kritik auf allerhöchstem Niveau. Am 1. Mai waren sehr viele Deutsche im Park, und die allgemeine Resonanz auf die Bahn war durchweg positiv. Slagharen ist offenbar für Niedersachsener neben dem Heidepark DER Park, den man besucht, und einige Leute meinten was, dass Gold Rush eine der heftigsten und genialsten Bahnen sei, die sie gefahren wären - klar, der HP ist nicht so familienfreundliche wie Slagharen, sondern eher was für Thrillseeker.
Vielleicht bin ich einfach nur so Premiummaschinen wie Taron gewöhnt
Alles in Allem sind meine Meinungen zu Gold Rush tatsächlich durchwachsen. Die Bahn ist nett, keine Frage, und der Park hat sich damit definitiv selbst übertroffen - neben der sonst sehr familienfreundlichen Ausrichtung sich da doch so ein Kracher hinzustellen, den Mut muss man erstmal haben. Er hat damit auch definitiv ins Schwarze getroffen. Die Schlange war durchweg lang, und das an einem grauen, leicht regnerischen Tag. Im Vergleich dazu konnte ich im Thunder Loop an einem perfekten Sommertag immer direkt durchlaufen.
Dennoch - der Park als ganzes ist jetzt irgendwie nicht mehr so cool. Thunder Loop war legendär, viele Achterbahnfans sind vermutlich genau deswegen zum Park hingepilgert. Gold Rush ist im Vergleich dazu doch eher meh. Nett, aber größtenteils harmlos.