Maverick81
Airtime König
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Teil 1: Auftakt im Jurassic Park
Teil 2: Angst im Nationalpark
Teil 3: Best Ride ever
Teil 4: Massenansturm in Urayasu
Teil 5: „Intamin rocks“ und Abschluss
Fuji-Q-Highland und Dodonpa - diese Worte lösten bei mir schon immer ein aufgeregtes Kribbeln aus, und zwar nicht nur wegen der augenscheinlich druckvollsten Achterbahnbeschleunigung ever, sondern auch aufgrund des angeblich schlimmsten geführten Freizeitparks weltweit: Wartezeiten von bis zu vier Stunden, sofortiger Betriebsstopp bei Wind oder Schauer, Fastpässe, die innerhalb kürzester Zeit vergriffen waren, Besucher, die pro Tag nur zwei Bahnen geschafft haben - das alles waren Gedanken, die ich mit dem Park bisher in Verbindung brachte, und diese Gedanken hatten wohl mehr Wahrheitsgehalt als mir lieb war...
Trotzdem wollte ich einen Besuch mit aller Gewalt in meine Japan-Reise einbauen. Ein paar Wochen vor Abflug habe ich erfahren, dass man die heißbegehrten Fastpässe wohl auch online vorab erwerben kann - doch aus das stellte sich bereits als schwierig heraus: ich habe es hinbekommen, mir ein Benutzerprofil bei "Yahoo-Japan" anzulegen, was Voraussetzung war, um die Drängeltickets zu erwerben.
Erste Schwierigkeit: wie schafft man es, ein japanisches CAPTCHA zu erfassen (das man für die Anlage des Benutzerkontos zwingend benötigt), ohne dass man auch nur einen Hauch der Schriftzeichen lesen, verstehen und in die deutsche PC-Tastatur eintippen kann?
Die Lösung: irgendeine Webseite hatte alle japanischen Schriftzeichen gelistet, so dass man diese über "Kopieren" und "Einfügen" eingeben konnte, vorausgesetzt man wählt das richtige Zeichen aus. Leider scheiterte der "Testkauf" eines Fastpasses dann an der europäischen Kreditkarte! Also war alle Bemühung umsonst, es werden nur japanische Karten akzeptiert
Plan B lautete: übernachte im nicht ganz billigen Resorthotel und stehe um 07:00 Uhr morgens am Hoteleingang, um dann im Sprint zum Fastpass-Kiosk zu gelangen! Glücklicherweise habe ich mit diversen Rabattcodes ein relativ günstiges Zimmer für eine Nacht erwerben können, die zweite Übernachtung habe ich über die (japanische) Fuji-Q-Seite gebucht, und zwar im Rahmen eines Paketes mit Abendessen, Frühstück und 5 Drängelticktes pro Person (dies hat komischerweise mit einer deutschen Mastercard geklappt).
Haken: man konnte das Paket nur für 2 Personen buchen (und musste damit auch den doppelten Preis bezahlen) und die Drängeltickets galten auch nur von 10:00 bis 13:00 Uhr. Was mache ich also, wenn Fuji-Q gerade in dieser Zeit wegen einem Regentropfen alles dicht macht? - Nix, denn die Tickets sind nicht erstattbar, ich hätte in dem Fall einfach Pech gehabt.
So kam ich dann, nach meinem Auftakt in Osaka und einer komfortablen Schnellzugreise, an der Tokyo Station an und wühlte mich durch die Gänge und Massen, um den richtigen Busschalter für den Transfer nach Fuji-Q zu finden - dieser liegt nämlich außerhalb der eigentlichen Station in einem Nebengebäude.
Zum Glück hatte ich bereits auch hier mein Busticket online erworben und die Abfahrtszeit perfekt auf die Ankunft mit dem Shinkansen abgestimmt (ein Lob an die japanische Pünktlichkeit). Der Bus war komplett ausgebucht! Ich hätte auch mit dem Zug nach Fuji-Q fahren können, allerdings hätte dies etwas länger gedauert und ich hatte ja einen Riesenkoffer dabei, den ich glücklicherweise im Busstauraum ablegen konnte.
Nach einer gemächlichen, zweistündigen Fahrt ins japanische Hinterland (ich glaube, wir sind mit maximal 50km/h gereist) tauchte endlich die Achterbahnskyline auf! Seltsamerweise war ich wohl der einzige, der an der Parkstation aussteigen wollte, die restlichen Mitfahrer sind anscheinend alle zum Nationalpark weitergegondelt.
Beim Einchecken im Hotel konnte ich mich nicht wirklich konzentrieren, da hinter der Rezeption eine gigantische Glasfront den Blick auf die tollen Achterbahnen freigab - toller Arbeitsplatz! Zu meinem Erstaunen bekam ich nicht 5 Fastpasstickets, sondern 10 (!), da ich ja auch für zwei Personen gebucht hatte- wie gesagt, alle 10 Tickets mussten von 10:00 bis 13:00 Uhr abgearbeitet werden - gar nicht so einfach
Ich habe kurz mein Gepäck auf's Zimmer gebracht und freute mich über eine tolle Aussicht aus dem 10. Stockwerk auf den gesamten Park! Fuji-Q bedeutet aber meist Arbeit und Stress, deshalb bin ich direkt in den Park gestürmt, um die noch verfügbaren Drängelpässe zu ergattern. Man bedenke: es war ein Feiertags-Sonntag, bestes Wetter und leider schon 14 Uhr nachmittags. Ein Blick in die Wartezeiten-App verriet: Dodonpa - 3:20, Takabisha - 2:20, Eijaneika - 2:40 = keine guten Voraussetzungen
Man bedenke, dass Fuji-Q in diesem Fall die Warteschlange von Dodonpa gegen 17 Uhr schließen würde, damit bis Parkschluss um 20 Uhr alle Fahrwilligen abgearbeitet werden konnten. Also begnügte ich mich mit den restlichen verbliebenen Fastpasstickets für Takabisha und Fujiyama - Zeitfenster zwischen 16 und 18 Uhr.
In dieser Zeit schlenderte ich gemütlich durch das Areal, fuhr eine Runde mit dem Riesenrad (inklusive toller Aussicht auf die bergige Umgebung und die Rides), "kletterte" auf den Aussichtspunkt mitten im Park und genoss den Blick auf den Mount Fuji; knippste unzählige Fotos und ließ alles auf einer Parkbank am Wasser auf mich wirken. Wie krass - ich war in Fuji-Q-Highland!
Als meine Ridetime für Fujiyama gekommen war, durfte ich mit meinem Ticket direkt in die Station laufen. Ich hatte damit auf eine reguläre Wartezeit von rund 2 Stunden "verzichtet". Jetzt galt es, ALLES (auch Parkprospekte) aus den Jackentaschen in die Boxen am Einstieg zu verstauen, wegzuschließen und den Schlüssel, der an einem ausgefransten Gummiband baumelte, ums Handgelenk zu wickeln - nach Philosophie des Parks war es wohl wahrscheinlicher, Gäste mit einem herumfliegenden Papier zu erschlagen, als dass der metallene Schlüssel jemandem aus 80 Metern Höhe auf den Kopf fällt!? Muss man nicht verstehen. Trotz allem ging dieses Verstauen für meine Begriffe recht zügig. Keine Ahnung, warum in dem Park trotzdem dermaßen horrende Wartezeiten enstehen. Zumindest konnte die Fahrt jetzt losgehen.
Anhang anzeigen 9516859
Am beeindruckendsten war vor allem die ewige Auffahrt (rund 80 Meter ging es in die Höhe) mit Blick auf den Mount Fuji zu meiner linken. Die tiefen Abfahrten machten ebenfalls richtig Spaß, nur sobald die Bahn versuchte, "kreativ" zu werden und dabei seltsam gebogene S-Kurven und Airtimehügel passierte, wurde es leicht anstrengend. TOGO ist halt nicht B&M und das merkte man an den besagten Stellen deutlich mit einem Schlagen, Rattern oder Schlenkern. Nichts desto trotz hat die Fahrt für den Anfang Spaß gemacht, dennoch blieb es für mich bei einer einzigen "Tortur".
Als nächstes stand Takabisha auf dem Plan, und das gleich zweimal hintereinander! Auch hier durfte ich direkt in die Station, gleiches Taschenprozedere wie zuvor, aber dafür Einteilung in die erste Reihe
Der ausgewachsene Bruder von Karacho liefert nonstop Action. Die kurze Darkridefahrt ist ähnlich wie in Tripsdrill, der anschließende Launch hatte jedoch ordentlich "Wums" (weitaus stärker als bei dem Fluch von Novgorod). Die riesigen Loops boten richtig schöne Hangtime am Scheitelpunkt und der im Mittelteil platzierte 43 Meter hohe übersteile Drop spielte gekonnt mit den Nerven der Mitfahrer.
Leider ruckelte es hier und da ganz schön, es besteht also leichte Kopfschmerzgefahr! Trotzdem hat mir die Bahn unglaublich Spaß gemacht, fast schöner war jedoch das Beobachten der sich duellierenden Wagen: einer raste den Drop hinunter, während der andere aus dem Launchtunnel geschossen wurde; gleichzeitig absolvierten die beiden Chaisen einen regelrechten Inversions-"Tanz" - ein tolles Schauspiel!
Nun war es schon kurz vor 18 Uhr und wie erwartet, hatten die Wartebereiche bereits geschlossen, so dass ich es gut sein ließ und den Tag mit einem Bummel durch den hübsch angelegten französischen Themenbereich mit seinen Cafes und Shops beendete.
Mein Hotelpaket beinhaltete wie gesagt noch ein Abendessen, das ich im westlich angehauchten Parkrestaurant zu mir nahm. Glücklicherweise hat sich der Koch für mich kurzfristig ein vegetarisches Menü ausgedacht, das echt lecker war (vielen Dank nochmal für meine nette Bedienung, die auf alle meine Essenswünsche eingegangen ist und einige "Sprints", zwecks diverser Nachfragen, zur Küche und zurück hingelegt hat).
Mit einem tollen Nachtausblick auf den beleuchtenden Park von meinem Zimmerfenster aus bis ich dann endlich eingeschlafen.
Nicht weniger spektakulär war das Frühstücksbuffet am nächsten Morgen, zumal ich auch hier eine gigantische Aussicht auf den Park oder den Mount Fuji durch die Glasfront genießen konnte.
Heute hieß es aber: der frühe Vogel fängt den Wurm! Es war ein Feiertags-Montag mit wieder mal bestem Wetter. Also stellte ich mich bereits um 07:15 an den Hoteleingang, um auch wirklich als erster am Fastpass-Kiosk zu stehen. Ich hatte zwar meine Hotelfastpässe (für den Zeitraum 10 bis 13 Uhr) , allerdings wollte ich auch gerne am Nachmittag noch ohne stundenlange Wartezeiten ein paar Achterbahnrunden drehen, und ich wusste ja nicht, ob das Wetter mir vielleicht doch noch einen Strich durch die Rechnung machen würde - sicher ist sicher!
Ihr werdet's nicht glauben, aber ich war um 07:45 wirklich der erste Gast am Drängelpass-Kiosk! Ich hatte also freie Wahl und entschied mich für den Kauf von drei weiteren Fastpässen für den späteren Tag und einen für Dodonpa für 09 Uhr.
Um Punkt 08 Uhr brach die Hölle los und die Tagesbesucher wurden in den Park gelassen, was die Wartebereiche im Nu anschwellen ließ. Zum Glück konnte ich mich kurz vorher noch in die Stand-by-Schlange von Dodonpa mogeln, um bereits vor Erreichen meines Fastticket-Zeitfensters eine Fahrt zu absolvieren - zumal die Bahn ja mein heiß ersehntes Objekt der Begierde war.
Zum Vergleich: KingdaKa und Dragster brauchen ca. 3,5 bis 4 Sekunden von 0 auf ca. 200km/h, Dodonpa schießt dich in 1,5 (!) Sekunden auf 180km/h - also wenn das nicht respekteinflößend war, weiß ich auch nicht....In regelmäßigen Abständen hörte ich das bedrohliche Zischen des Pneumatik-Abschusses, gefolgt von einem lauten "WUSCH" und kreischenden Japanern.
Ehrlich gesagt, ging mir die Wartezeit viel zu schnell rum, da ich noch nicht wirklich auf das nun Kommende vorbereitet war. Ich war kaum fähig (kurz vorm Einsteigen), meine Sachen im Schließfach zu verstauen, denn ich war saumäßig aufgeregt und hatte fast schon Angst; das Gefühl hatte ich schon lange nicht mehr bei einer Achterbahn. Würde ich einen der heftigsten Abschüsse weltweit überleben? - Ich hoffte es
Kaum eingestiegen und festgeschnallt rollten wir auch schon in den Launchtunnel. Ein kurzes Einrasten des Zuges löste fast schon einen Schockmoment in mir aus, jedoch sollte dieser erst noch folgen. Eine Ansage und ein Countdown kündigte das "Unheil" bereits an und glaubt mir, das waren die längsten und aufregendsten Sekunden in meinem bisherigen Achterbahnleben! Als der Countdown bei "one" angekommen war, setzte der Schub mit einer unfassbaren Wucht ein, ich wurde am Sitz festgenagelt, gleichzeitig hatte ich das Gefühl, mit einer Rakete in den Himmel geschossen zu werden - Wahnsinn!
Ehe ich mich versah, raste der Zug bereits die Abschussstrecke entlang, raus aus dem Tunnel, Richtung Panoramakurve vor der Bergkulisse und hinein in den Riesenlooping mit schöner Hangtime. Kurz danach war die Radikalfahrt aber schon vorbei und ich versuchte erstmal, meine Sinne zu sammeln, um das gerade Erlebte zu verarbeiten. Völlig geflasht und mit Sturmfrisur stieg ich aus dem Wagen und schaute mir das Schauspiel nochmal aus der Ferne an. Ich wusste jetzt zumindest, wie sich eine Kanonenkugel fühlt, wenn sie aus dem Pistolenlauf abgefeuert wird
Gegen diesen Abschuss wirkten Ka und Dragster wie (überspitzt gesagt) Familienbahnen! Natürlich ist die Fahrweise von Dodonpa nicht wirklich smooth, da man aber während der restlichen Strecke einfach nur damit beschäftigt ist, den dermaßen krassen Abschuss zu begreifen, ist der Rest eh' nebensächlich.
So, und da es jetzt bereits 09 Uhr und damit mein Fastpass gültig war, durfte/musste ich gleich nochmal einsteigen! Dasselbe Prozedere nochmmal, wieder schweissnasse Hände, Aufregung pur und dann der Abschuss - einfach gigantisch! Im Anschluss setzte ich meinen Hotelfastpass ein und drehte noch eine dritte und vierte Runde - irgendwie musste ich die teuer erkauften Hotelpässe ja bis 13 Uhr einlösen/loswerden
Also gings's direkt weiter mit einer Doppelrunde Takabisha. Und wisst ihr was, danach brauchte ich erstmal eine Pause! Die Bahnen dort machen schon ganz schön fertig, mir war zu dem Zeitpunkt echt nach Ausruhen und so bin ich direkt für einen kurzen Moment auf der Parkbank am Pool mit Blick auf den Mount Fuji eingedöst - was für ein Urlaub!
Danach hab ich es etwas gemütlicher angehen lassen und weiter den Park erkundet, der stellenweise recht nett angelegt war, die Bergkulisse drumherum trug natürlich erheblich zum Gesamterlebnis bei.
Aber eine Großbahn fehlte ja noch: der X2-Klon Eejanaika. Die Bahn liegt im unteren Parkbereich; auch hier wollte ich meine Hotelfastpässe einlösen, gleich zweimal hintereinander. Allerdings gab es bei dieser Bahn eine Besonderheit: nicht nur, dass sie um einiges höher und schneller war als die Schwesternbahn in Magic Mountain, nein, man musste hier sogar seine Schuhe ausziehen! Die könnten ja während der Fahrt abfallen und einem Japaner auf die Nase stürzen Was soll's, was macht man nicht alles als Coasterliebhaber. Zum Glück war es recht mild, ich möchte mir nicht ausmalen, wie sich die Fahrt fast barfuß im Winter anfühlt.
Der Coaster ist schon Wahnsinn: die senkrechte Kopfüber-Abfahrt und die riesigen Fahrfiguren bieten schon eine gehörige Portion Thrill.
Insgesamt gefällt mir die japanische Anlage besser als die in Kalifornien, da Eejanaika
nicht ganz so rabiat mit den Mitfahrern umgeht. Trotzdem werde ich mit diesem Achterbahntyp nicht wirklich warm, man fühlt sich teilweise wie ein Stück Fleisch, das mehrmals feste gegen eine Wand geschlagen wird (dadurch, dass nur der Oberkörper richtig im Bügel fixiert ist, haben die Beine meiner Meinung nach zu viel Spielraum, so dass man aufgrund der Schleuder- bzw. 4D-Funktion brutal hin- und hergeworfen wird). Trotz allem einen beeindruckende Maschine.
Nach den beiden Fahrten hatte ich die Wahl: entweder meine restlichen Hotelfastpässe mit Hilfe eines Achterbahnmarathons bis 13 Uhr einlösen oder dieselbigen verfallen lassen und dafür umso gechillter die Parkatmosphäre aufsaugen? Ich entschied mich für Letzteres. Beginnend ab 16 Uhr durfte ich ja meine zusätzlich am Kiosk erworbenen Fastticktes noch einlösen.
In der Zwischenzeit kletterte ich lieber auf den Aussichtspunkt und beobachtete das Monster Dodonpa aus der Ferne.
Als die Zeit gekommen war, gönnte ich mir noch ein letztes Mal eine Fahrt auf den drei Coasterhighlights, bevor ich mich so langsam auf dem Weg ins Hotelzimmer machte.
Fazit: alle Bahnen sind schon auf ihre Art beeindruckend, dennoch hat es keine in meine Top 10 geschafft, dafür fahren die sich einfach zu unruhig. Trotzdem denke ich, dass jeder Achterbahnfahn einmal hier gewesen sein muss, um die brachiale Gewalt einer Dodonpa und die Atmosphäre im Mount Fuji Nationalpark live zu erleben - am besten mit viel Planung und genausoviel Glück, wie ich es an meinen beiden Besuchstagen (wettertechnisch) hatte!
Fortsetzung folgt...
Teil 2: Angst im Nationalpark
Teil 3: Best Ride ever
Teil 4: Massenansturm in Urayasu
Teil 5: „Intamin rocks“ und Abschluss
Fuji-Q-Highland und Dodonpa - diese Worte lösten bei mir schon immer ein aufgeregtes Kribbeln aus, und zwar nicht nur wegen der augenscheinlich druckvollsten Achterbahnbeschleunigung ever, sondern auch aufgrund des angeblich schlimmsten geführten Freizeitparks weltweit: Wartezeiten von bis zu vier Stunden, sofortiger Betriebsstopp bei Wind oder Schauer, Fastpässe, die innerhalb kürzester Zeit vergriffen waren, Besucher, die pro Tag nur zwei Bahnen geschafft haben - das alles waren Gedanken, die ich mit dem Park bisher in Verbindung brachte, und diese Gedanken hatten wohl mehr Wahrheitsgehalt als mir lieb war...
Trotzdem wollte ich einen Besuch mit aller Gewalt in meine Japan-Reise einbauen. Ein paar Wochen vor Abflug habe ich erfahren, dass man die heißbegehrten Fastpässe wohl auch online vorab erwerben kann - doch aus das stellte sich bereits als schwierig heraus: ich habe es hinbekommen, mir ein Benutzerprofil bei "Yahoo-Japan" anzulegen, was Voraussetzung war, um die Drängeltickets zu erwerben.
Erste Schwierigkeit: wie schafft man es, ein japanisches CAPTCHA zu erfassen (das man für die Anlage des Benutzerkontos zwingend benötigt), ohne dass man auch nur einen Hauch der Schriftzeichen lesen, verstehen und in die deutsche PC-Tastatur eintippen kann?
Die Lösung: irgendeine Webseite hatte alle japanischen Schriftzeichen gelistet, so dass man diese über "Kopieren" und "Einfügen" eingeben konnte, vorausgesetzt man wählt das richtige Zeichen aus. Leider scheiterte der "Testkauf" eines Fastpasses dann an der europäischen Kreditkarte! Also war alle Bemühung umsonst, es werden nur japanische Karten akzeptiert
Plan B lautete: übernachte im nicht ganz billigen Resorthotel und stehe um 07:00 Uhr morgens am Hoteleingang, um dann im Sprint zum Fastpass-Kiosk zu gelangen! Glücklicherweise habe ich mit diversen Rabattcodes ein relativ günstiges Zimmer für eine Nacht erwerben können, die zweite Übernachtung habe ich über die (japanische) Fuji-Q-Seite gebucht, und zwar im Rahmen eines Paketes mit Abendessen, Frühstück und 5 Drängelticktes pro Person (dies hat komischerweise mit einer deutschen Mastercard geklappt).
Haken: man konnte das Paket nur für 2 Personen buchen (und musste damit auch den doppelten Preis bezahlen) und die Drängeltickets galten auch nur von 10:00 bis 13:00 Uhr. Was mache ich also, wenn Fuji-Q gerade in dieser Zeit wegen einem Regentropfen alles dicht macht? - Nix, denn die Tickets sind nicht erstattbar, ich hätte in dem Fall einfach Pech gehabt.
So kam ich dann, nach meinem Auftakt in Osaka und einer komfortablen Schnellzugreise, an der Tokyo Station an und wühlte mich durch die Gänge und Massen, um den richtigen Busschalter für den Transfer nach Fuji-Q zu finden - dieser liegt nämlich außerhalb der eigentlichen Station in einem Nebengebäude.
Zum Glück hatte ich bereits auch hier mein Busticket online erworben und die Abfahrtszeit perfekt auf die Ankunft mit dem Shinkansen abgestimmt (ein Lob an die japanische Pünktlichkeit). Der Bus war komplett ausgebucht! Ich hätte auch mit dem Zug nach Fuji-Q fahren können, allerdings hätte dies etwas länger gedauert und ich hatte ja einen Riesenkoffer dabei, den ich glücklicherweise im Busstauraum ablegen konnte.
Nach einer gemächlichen, zweistündigen Fahrt ins japanische Hinterland (ich glaube, wir sind mit maximal 50km/h gereist) tauchte endlich die Achterbahnskyline auf! Seltsamerweise war ich wohl der einzige, der an der Parkstation aussteigen wollte, die restlichen Mitfahrer sind anscheinend alle zum Nationalpark weitergegondelt.
Beim Einchecken im Hotel konnte ich mich nicht wirklich konzentrieren, da hinter der Rezeption eine gigantische Glasfront den Blick auf die tollen Achterbahnen freigab - toller Arbeitsplatz! Zu meinem Erstaunen bekam ich nicht 5 Fastpasstickets, sondern 10 (!), da ich ja auch für zwei Personen gebucht hatte- wie gesagt, alle 10 Tickets mussten von 10:00 bis 13:00 Uhr abgearbeitet werden - gar nicht so einfach
Ich habe kurz mein Gepäck auf's Zimmer gebracht und freute mich über eine tolle Aussicht aus dem 10. Stockwerk auf den gesamten Park! Fuji-Q bedeutet aber meist Arbeit und Stress, deshalb bin ich direkt in den Park gestürmt, um die noch verfügbaren Drängelpässe zu ergattern. Man bedenke: es war ein Feiertags-Sonntag, bestes Wetter und leider schon 14 Uhr nachmittags. Ein Blick in die Wartezeiten-App verriet: Dodonpa - 3:20, Takabisha - 2:20, Eijaneika - 2:40 = keine guten Voraussetzungen
Man bedenke, dass Fuji-Q in diesem Fall die Warteschlange von Dodonpa gegen 17 Uhr schließen würde, damit bis Parkschluss um 20 Uhr alle Fahrwilligen abgearbeitet werden konnten. Also begnügte ich mich mit den restlichen verbliebenen Fastpasstickets für Takabisha und Fujiyama - Zeitfenster zwischen 16 und 18 Uhr.
In dieser Zeit schlenderte ich gemütlich durch das Areal, fuhr eine Runde mit dem Riesenrad (inklusive toller Aussicht auf die bergige Umgebung und die Rides), "kletterte" auf den Aussichtspunkt mitten im Park und genoss den Blick auf den Mount Fuji; knippste unzählige Fotos und ließ alles auf einer Parkbank am Wasser auf mich wirken. Wie krass - ich war in Fuji-Q-Highland!
Als meine Ridetime für Fujiyama gekommen war, durfte ich mit meinem Ticket direkt in die Station laufen. Ich hatte damit auf eine reguläre Wartezeit von rund 2 Stunden "verzichtet". Jetzt galt es, ALLES (auch Parkprospekte) aus den Jackentaschen in die Boxen am Einstieg zu verstauen, wegzuschließen und den Schlüssel, der an einem ausgefransten Gummiband baumelte, ums Handgelenk zu wickeln - nach Philosophie des Parks war es wohl wahrscheinlicher, Gäste mit einem herumfliegenden Papier zu erschlagen, als dass der metallene Schlüssel jemandem aus 80 Metern Höhe auf den Kopf fällt!? Muss man nicht verstehen. Trotz allem ging dieses Verstauen für meine Begriffe recht zügig. Keine Ahnung, warum in dem Park trotzdem dermaßen horrende Wartezeiten enstehen. Zumindest konnte die Fahrt jetzt losgehen.
Am beeindruckendsten war vor allem die ewige Auffahrt (rund 80 Meter ging es in die Höhe) mit Blick auf den Mount Fuji zu meiner linken. Die tiefen Abfahrten machten ebenfalls richtig Spaß, nur sobald die Bahn versuchte, "kreativ" zu werden und dabei seltsam gebogene S-Kurven und Airtimehügel passierte, wurde es leicht anstrengend. TOGO ist halt nicht B&M und das merkte man an den besagten Stellen deutlich mit einem Schlagen, Rattern oder Schlenkern. Nichts desto trotz hat die Fahrt für den Anfang Spaß gemacht, dennoch blieb es für mich bei einer einzigen "Tortur".
Als nächstes stand Takabisha auf dem Plan, und das gleich zweimal hintereinander! Auch hier durfte ich direkt in die Station, gleiches Taschenprozedere wie zuvor, aber dafür Einteilung in die erste Reihe
Der ausgewachsene Bruder von Karacho liefert nonstop Action. Die kurze Darkridefahrt ist ähnlich wie in Tripsdrill, der anschließende Launch hatte jedoch ordentlich "Wums" (weitaus stärker als bei dem Fluch von Novgorod). Die riesigen Loops boten richtig schöne Hangtime am Scheitelpunkt und der im Mittelteil platzierte 43 Meter hohe übersteile Drop spielte gekonnt mit den Nerven der Mitfahrer.
Leider ruckelte es hier und da ganz schön, es besteht also leichte Kopfschmerzgefahr! Trotzdem hat mir die Bahn unglaublich Spaß gemacht, fast schöner war jedoch das Beobachten der sich duellierenden Wagen: einer raste den Drop hinunter, während der andere aus dem Launchtunnel geschossen wurde; gleichzeitig absolvierten die beiden Chaisen einen regelrechten Inversions-"Tanz" - ein tolles Schauspiel!
Nun war es schon kurz vor 18 Uhr und wie erwartet, hatten die Wartebereiche bereits geschlossen, so dass ich es gut sein ließ und den Tag mit einem Bummel durch den hübsch angelegten französischen Themenbereich mit seinen Cafes und Shops beendete.
Mein Hotelpaket beinhaltete wie gesagt noch ein Abendessen, das ich im westlich angehauchten Parkrestaurant zu mir nahm. Glücklicherweise hat sich der Koch für mich kurzfristig ein vegetarisches Menü ausgedacht, das echt lecker war (vielen Dank nochmal für meine nette Bedienung, die auf alle meine Essenswünsche eingegangen ist und einige "Sprints", zwecks diverser Nachfragen, zur Küche und zurück hingelegt hat).
Mit einem tollen Nachtausblick auf den beleuchtenden Park von meinem Zimmerfenster aus bis ich dann endlich eingeschlafen.
Nicht weniger spektakulär war das Frühstücksbuffet am nächsten Morgen, zumal ich auch hier eine gigantische Aussicht auf den Park oder den Mount Fuji durch die Glasfront genießen konnte.
Heute hieß es aber: der frühe Vogel fängt den Wurm! Es war ein Feiertags-Montag mit wieder mal bestem Wetter. Also stellte ich mich bereits um 07:15 an den Hoteleingang, um auch wirklich als erster am Fastpass-Kiosk zu stehen. Ich hatte zwar meine Hotelfastpässe (für den Zeitraum 10 bis 13 Uhr) , allerdings wollte ich auch gerne am Nachmittag noch ohne stundenlange Wartezeiten ein paar Achterbahnrunden drehen, und ich wusste ja nicht, ob das Wetter mir vielleicht doch noch einen Strich durch die Rechnung machen würde - sicher ist sicher!
Ihr werdet's nicht glauben, aber ich war um 07:45 wirklich der erste Gast am Drängelpass-Kiosk! Ich hatte also freie Wahl und entschied mich für den Kauf von drei weiteren Fastpässen für den späteren Tag und einen für Dodonpa für 09 Uhr.
Um Punkt 08 Uhr brach die Hölle los und die Tagesbesucher wurden in den Park gelassen, was die Wartebereiche im Nu anschwellen ließ. Zum Glück konnte ich mich kurz vorher noch in die Stand-by-Schlange von Dodonpa mogeln, um bereits vor Erreichen meines Fastticket-Zeitfensters eine Fahrt zu absolvieren - zumal die Bahn ja mein heiß ersehntes Objekt der Begierde war.
Zum Vergleich: KingdaKa und Dragster brauchen ca. 3,5 bis 4 Sekunden von 0 auf ca. 200km/h, Dodonpa schießt dich in 1,5 (!) Sekunden auf 180km/h - also wenn das nicht respekteinflößend war, weiß ich auch nicht....In regelmäßigen Abständen hörte ich das bedrohliche Zischen des Pneumatik-Abschusses, gefolgt von einem lauten "WUSCH" und kreischenden Japanern.
Ehrlich gesagt, ging mir die Wartezeit viel zu schnell rum, da ich noch nicht wirklich auf das nun Kommende vorbereitet war. Ich war kaum fähig (kurz vorm Einsteigen), meine Sachen im Schließfach zu verstauen, denn ich war saumäßig aufgeregt und hatte fast schon Angst; das Gefühl hatte ich schon lange nicht mehr bei einer Achterbahn. Würde ich einen der heftigsten Abschüsse weltweit überleben? - Ich hoffte es
Kaum eingestiegen und festgeschnallt rollten wir auch schon in den Launchtunnel. Ein kurzes Einrasten des Zuges löste fast schon einen Schockmoment in mir aus, jedoch sollte dieser erst noch folgen. Eine Ansage und ein Countdown kündigte das "Unheil" bereits an und glaubt mir, das waren die längsten und aufregendsten Sekunden in meinem bisherigen Achterbahnleben! Als der Countdown bei "one" angekommen war, setzte der Schub mit einer unfassbaren Wucht ein, ich wurde am Sitz festgenagelt, gleichzeitig hatte ich das Gefühl, mit einer Rakete in den Himmel geschossen zu werden - Wahnsinn!
Ehe ich mich versah, raste der Zug bereits die Abschussstrecke entlang, raus aus dem Tunnel, Richtung Panoramakurve vor der Bergkulisse und hinein in den Riesenlooping mit schöner Hangtime. Kurz danach war die Radikalfahrt aber schon vorbei und ich versuchte erstmal, meine Sinne zu sammeln, um das gerade Erlebte zu verarbeiten. Völlig geflasht und mit Sturmfrisur stieg ich aus dem Wagen und schaute mir das Schauspiel nochmal aus der Ferne an. Ich wusste jetzt zumindest, wie sich eine Kanonenkugel fühlt, wenn sie aus dem Pistolenlauf abgefeuert wird
Gegen diesen Abschuss wirkten Ka und Dragster wie (überspitzt gesagt) Familienbahnen! Natürlich ist die Fahrweise von Dodonpa nicht wirklich smooth, da man aber während der restlichen Strecke einfach nur damit beschäftigt ist, den dermaßen krassen Abschuss zu begreifen, ist der Rest eh' nebensächlich.
So, und da es jetzt bereits 09 Uhr und damit mein Fastpass gültig war, durfte/musste ich gleich nochmal einsteigen! Dasselbe Prozedere nochmmal, wieder schweissnasse Hände, Aufregung pur und dann der Abschuss - einfach gigantisch! Im Anschluss setzte ich meinen Hotelfastpass ein und drehte noch eine dritte und vierte Runde - irgendwie musste ich die teuer erkauften Hotelpässe ja bis 13 Uhr einlösen/loswerden
Also gings's direkt weiter mit einer Doppelrunde Takabisha. Und wisst ihr was, danach brauchte ich erstmal eine Pause! Die Bahnen dort machen schon ganz schön fertig, mir war zu dem Zeitpunkt echt nach Ausruhen und so bin ich direkt für einen kurzen Moment auf der Parkbank am Pool mit Blick auf den Mount Fuji eingedöst - was für ein Urlaub!
Danach hab ich es etwas gemütlicher angehen lassen und weiter den Park erkundet, der stellenweise recht nett angelegt war, die Bergkulisse drumherum trug natürlich erheblich zum Gesamterlebnis bei.
Aber eine Großbahn fehlte ja noch: der X2-Klon Eejanaika. Die Bahn liegt im unteren Parkbereich; auch hier wollte ich meine Hotelfastpässe einlösen, gleich zweimal hintereinander. Allerdings gab es bei dieser Bahn eine Besonderheit: nicht nur, dass sie um einiges höher und schneller war als die Schwesternbahn in Magic Mountain, nein, man musste hier sogar seine Schuhe ausziehen! Die könnten ja während der Fahrt abfallen und einem Japaner auf die Nase stürzen Was soll's, was macht man nicht alles als Coasterliebhaber. Zum Glück war es recht mild, ich möchte mir nicht ausmalen, wie sich die Fahrt fast barfuß im Winter anfühlt.
Der Coaster ist schon Wahnsinn: die senkrechte Kopfüber-Abfahrt und die riesigen Fahrfiguren bieten schon eine gehörige Portion Thrill.
Insgesamt gefällt mir die japanische Anlage besser als die in Kalifornien, da Eejanaika
nicht ganz so rabiat mit den Mitfahrern umgeht. Trotzdem werde ich mit diesem Achterbahntyp nicht wirklich warm, man fühlt sich teilweise wie ein Stück Fleisch, das mehrmals feste gegen eine Wand geschlagen wird (dadurch, dass nur der Oberkörper richtig im Bügel fixiert ist, haben die Beine meiner Meinung nach zu viel Spielraum, so dass man aufgrund der Schleuder- bzw. 4D-Funktion brutal hin- und hergeworfen wird). Trotz allem einen beeindruckende Maschine.
Nach den beiden Fahrten hatte ich die Wahl: entweder meine restlichen Hotelfastpässe mit Hilfe eines Achterbahnmarathons bis 13 Uhr einlösen oder dieselbigen verfallen lassen und dafür umso gechillter die Parkatmosphäre aufsaugen? Ich entschied mich für Letzteres. Beginnend ab 16 Uhr durfte ich ja meine zusätzlich am Kiosk erworbenen Fastticktes noch einlösen.
In der Zwischenzeit kletterte ich lieber auf den Aussichtspunkt und beobachtete das Monster Dodonpa aus der Ferne.
Als die Zeit gekommen war, gönnte ich mir noch ein letztes Mal eine Fahrt auf den drei Coasterhighlights, bevor ich mich so langsam auf dem Weg ins Hotelzimmer machte.
Fazit: alle Bahnen sind schon auf ihre Art beeindruckend, dennoch hat es keine in meine Top 10 geschafft, dafür fahren die sich einfach zu unruhig. Trotzdem denke ich, dass jeder Achterbahnfahn einmal hier gewesen sein muss, um die brachiale Gewalt einer Dodonpa und die Atmosphäre im Mount Fuji Nationalpark live zu erleben - am besten mit viel Planung und genausoviel Glück, wie ich es an meinen beiden Besuchstagen (wettertechnisch) hatte!
Fortsetzung folgt...
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