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Herzlich willkommen zu Teil 2 meiner kleinen Berichtserie. Auf zwei kleineren Counttouren kam ich in den Genuss von zwei sehr trashigen Freizeitparks. Meine Eindrücke zu beiden Parks will ich hier mit euch teilen. Beide Parks haben miteinander faktisch nichts zu tun und sind vom Konzept auch unterschiedlich aufgebaut. Sie eint in meinen Augen nur das Kriterium des „Trash-Parks“.
Teil 1 mit Erklärung, was ich unter einem Trash-Park verstehe, findet ihr hier.
2. Erse-Park
Der Erse-Park wurde im Rahmen einer zweiten kleinen Counttour besucht. Tags zuvor waren wir schon im Rasti-Land gewesen (ein Park, der uns ungelogen sehr beeindruckt hat; definitiv einen Besuch wert). Am fraglichen Tag besuchten wir morgens Potts Park (netter Park, der uns nicht ganz so gut gefallen hat, aber mit fraglos unfassbar motivierten Mitarbeiterinnen aufwarten konnte), bevor wir uns gegen Nachmittag im Erse-Park einfanden. An den nachfolgenden ging es zum Highlight der Tour, dem Hansa-Park, über den man wenig schreiben muss, und schließlich noch in die Hodenhagener Serengeti (im Grunde ein Anwärter für einen dritten Teil dieser Serie, aber wir hatten wenig Zeit für Fotos und eigentlich tun wir dem hochmotivierten Park damit auch unrecht – daher kein klassischer Trash-Park, auch wenn die Ansätze teilweise da sind).
Nun aber zur Hauptsache: Ein Waldstück in der Nähe von Uetze.
Der Parkplatz war bei unserer Ankunft etwas vor 16 Uhr am Nachmittag keinesfalls zum Bersten gefüllt, weswegen Merkspielchen wie „Auto steht in Reihe K“ oder in der „Superwirbel/ Aquastadion/ Tanzender Pavillon-Straße“ entfielen.
Beim Eingangsportal fanden wir dann erst einmal das hier vor:
Okay… Das hatten wir so auch noch nicht. Egal, hereinspaziert. Die Tickets hatten wir ja eh vorab gekauft.
Dann folgte erst einmal rund vierminütiger Weg zur Hochbahn. Man könnte zwischendrin meinen, man sei verlorengegangen, aber das sind wir nicht. Nun kann man natürlich darüber streiten, ob man auf diese Weise sich am Ride-OP der Hochbahn vorbeischleichen könnte. Wir sind auf jeden Fall ganz korrekt geblieben.
Auf dem Rückweg habe ich den Weg schnell fotografiert (beim Gehen, war keine so gute Idee).
Hallo, jemand zuhause?
An der Bahn angekommen stand auch schon der gute Mitarbeiter (Nummer 1, bitte mitzählen und merken) bereit, um unsere Tickets zu entwerten. Im Nachhinein faszinierend, dass er dafür tatsächlich ein modernes Medium wie ein Tablet dafür hatte. Es sollte unser einziger Kontakt mit etwas wirklich Modernem im Park bleiben. Ganz ehrlich: Hätte ich gewusst, wie der Park so aussieht, ich hätte mich nie getraut, die Tickets nicht auszudrucken. Aber man muss fair sein: Hat alles ohne Probleme geklappt und wir konnten passieren.
Wohin zieht es den geneigten Counter als erstes, insbesondere wenn Regen vorhergesagt ist?
Richtig! Vorbei am einsam arbeitenden Gärtner (Mitarbeiter Nummer 2), der uns freundlich zunickte, zum Traum vieler Kinder.
Zu schnell zum Fotografieren…
Das ist eine Zierer Force One, die auf den äußerst kreativen Namen „Familienachterbahn“ hört. Nach dem Jahr der Errichtung zu schließen (1992 laut RCDB) ist dies gemeinsam mit der „Eichhörnchenbahn“ in der Lochmühle die erste Force One, die Zierer gebaut hat. Na, das sollte uns nicht schrecken, schließlich waren wir am Morgen ja schon „Potts Blitz“ (Baujahr 1993) gefahren, seinerseits die erste Force Two-Auslieferung, wenn man der Datenbank folgen darf. Und die Bahn im Potts Park fuhr sich super, sodass übertriebene Skepsis fehl am Platz schien.
Im Nachhinein muss man sagen, dass wir es hätten besser wissen müssen. Der ganze Park strahlte eine kaum zu ignorierende Warnung aus, wenn man sich nur die Mühe macht, hinzuschauen. Wir aber – Counter/ Checker auf dem Weg zum Ziel – übersahen natürlich all das und stiegen beherzt in die Bahn ein, die von einem allenfalls mäßig motivierten Mitarbeiter (Nummer 3) bedient wurde. Bügel runter, typisches Zierer-Alarmsignal, los ging es.
Machen wir es kurz: Für einen Kiddie-Count rumpelte das Ding schon beträchtlich. Das fing bei der Anfahrt an, ging durch die Helix hindurch und begann spätestens bei der Stationseinfahrt erneut (wo man, wenn der Zug Kontakt zu den Reibrädern aufnahm, auch solidarisch Kontakt mit dem Bügel suchen musste). Nach drei Runden war alles vorbei und wir waren uns einig: Eine Fahrt reicht!
Ich weiß, Zierer liefert seine Bahnen gefühlt immer ein wenig rumpelig aus, das muss die Werkseinstellung sein. Aber selten hat eine Fahrt in der Force-Reihe weniger Spaß gemacht.
Wertung im Parkcheckpoint: 1 Stern.
Da noch immer das Damoklesschwert des Regens über uns schwebte, wandten wir uns nun Attraktionen zu, die solche Wetterverhältnisse in der Regel nicht mögen. Glücklicherweise lag die Bobkartbahn direkt neben der Familienachterbahn.
Umringt von Dinosauriern und anderen Urzeit-Viechern kann man hier durch die Landschaft sausen. Am Eingang sprach gerade ein Familienvater mit Angestelltem Nummer 4 und wir stellten uns brav an. Plötzlich jedoch ein verwirrtes Blinzeln: Haben wir gerade richtig gesehen?
Na, wer findet den Fehler?
Geht nicht, gibt’s nicht im Erse-Park
Bei diesem Anblick waren wir natürlich etwas skeptisch, denn wer wollte schon während der Fahrt im Niemandsland zwischen Beton-Dinosauriern verenden? Der freundliche Mitarbeiter beruhigte uns aber, nahm das Brett weg und forderte uns auf, zu fahren. Gesagt, getan. Und wirklich: Jeder kam ans Ziel. Irgendwie erstaunlich…
Die Bahn selbst war in Ordnung, das hatten wir den Tag zuvor im Rasti-Land auch nicht besser serviert bekommen.
Nun schweifte der Blick weiter. Das Rafting hatte geschlossen, aber wir waren dennoch neugierig und wollten es fahren.
Über allen Wipfeln ist Ruh'.
Da aber niemand zu sehen war, ging es zurück zu Mitarbeiter Nr. 4, mit dem sich folgender Dialog ergab:
Ich: >>Hallo, ist das Rafting kaputt oder macht es später auf?<<
Nr. 4: >>Vielleicht später noch. Lohnt sich aktuell nicht, es sind zu wenig Besucher im Park. Um 16.45 Uhr können wir noch einmal schauen.<<
Kurzer Blick auf die Uhr: Es war 16.15 Uhr. Eine halbe Stunde Zeit. Zwar waren wir uns unsicher, ob mehr Leute in den Park kämen, aber wir wollten nicht gleich die Flinte ins Korn werfen. Daher beschlossen wir weiterzugehen.
Wir nahmen ein Wasser-Rondell mit (ohne Foto), welches sich nur von dem morgens in Potts Park gefahrenen unterschied, dass es aufgrund des vielen Schlammes nicht mehr so leuchtende Farben bei seinen Krokodilen hatte – zumindest vermuteten wir das (es kann natürlich auch daran liegen, dass die Farbe seit Indienststellung nie wieder erneuert wurde, aber das ließ sich nicht belegen).
Danach kamen wir erstmalig zu den Sternenstunden des Erse-Parks:
Dem „Do-it-yourself-Karussell“!
Ein Heimwerkerbau, bei dem die Jungs von Hornbach Freudentränen bekommen…
Wenn man kein Geld hat, dann muss man das entsprechend tarnen (alte Trashfilm-Weisheit). Also zimmert man ein Karussell aus altem Holz zusammen, schraubt ein paar der meistverkauften Spielplatz-Artikel drauf und fordert subtil den rüstigen Familienvater auf, seinen Nachwuchs gefälligst selbst anzudrehen. Ich gebe es zu, bei diesem Anblick war ich hellauf begeistert. Das zeugt schon von Kreativität!
Direkt daneben sah es nicht besser aus:
Highway to hell…
Da leuchtet das Trashfan-Herz auf, vor allem weil das alles selbst bedient werden muss. Aus Respekt fassten wir hier nichts an und zogen uns zum Butterfly zurück.
War leider nicht so schön thematisiert wie sein Vetter im Potts Park – der hätte thematisch durchaus in den Erse-Park gepasst. Vom Fahrverhalten gaben sich beide nichts, nur pendelte der im Erse-Park gemächlich aus, wo sein Gegenstück in Minden längst wieder arretiert war.
Nun war klar, dass der Regen kurz bevorstand. Meine Mitstreiter wollten das Weite suchen, doch ich war nicht bereit, kampflos das Feld zu räumen. In einem solchen Park ist man schließlich nicht jeden Tag! Der Verweis auf die noch frühe Nachmittagszeit und die Frage, was man sonst tun solle, halfen mir mich durchzusetzen, sodass wir im hauseigenen Parkrestaurant, welches etwas provisorisch wirkend aus einem großen Zelt-Pavillon besteht, Schutz suchten. Kurz vor Erreichen des Zelts fing es dann auch richtig an zu regnen – Glück gehabt: Zum Ausgang hätten wir es nimmer trocken geschafft…
Innen erwartete uns eine Dame hinter der Theke (Nummer 5) und Essen unter der Wärmelampe. Da wir zwischen beiden Parks eingekehrt waren, verspürte keiner Lust, sich das Essen genauer anzusehen. Ich würde aber sagen, dass die „Riesen-Currywurst“ eine Fritteuse näher kennengelernt hatte, ehe sie den Weg zur Wärmelampe fand. Die Preise gingen in Ordnung, soweit man das beurteilen kann.
Hübsch gemacht, wenn auch nur für die Allerkleinsten
Nach einer guten Viertelstunde hatte das Wetter Erbarmen mit uns und die Regenwolken verzogen sich, sodass wir uns nach draußen wagen konnten. Nach wie vor wollten wir das Rafting fahren, aber der Regen hatte die Bedingung von Nummer 4 nicht gerade realistischer gemacht. Erneut wollte ich nicht aufgeben und schickte mich an, ihn zu fragen – mehr als ein nein konnte ja schlecht kommen, oder?
Doch gerade als ich fragen wollte kam er mir entgegen und sagte:
>>Fünf Minuten brauche ich, um es anzuschmeißen. Danach kann es losgehen!<<
Okay, warum auch immer auf einmal. Wir beschlossen ihm die Zeit zu geben und widmeten uns nun dem hintersten Teil des Parks, den wir bis dato sträflich vernachlässigt hatten.
Links Trias/ Jura/ Kreide, rechts Paläogen/ Neogen (früher jeweils als „Tertiär“ bekannt)
Um Zeit totzuschlagen fuhren wir uns nun der Pferdebahn. Da mag jetzt einer die Nase rümpfen und sagen, „was soll das denn, das ist nur was für Kinder!“. Aber da ja keine Kinder in der Nähe waren, nahmen wir ihnen ja auch kein Pferd weg und somit ging das schon in Ordnung.
Auf dem Sattel des Pferdes kamen einem angesichts der „Thematisierung“ auch beinahe schon philosophisch anmutende Fragen auf: „Auf was oder wem sitze ich da gerade“?
Die Thematisierung verweist auf Bewohner des Miozäns (Serie des Neogens).
Ein normales Pferd kann das ja schon einmal nicht sein, wenn man sich die Pappkameraden ansieht, an denen man vorbeireitet. Das „Urpferd“ (bsp. „Eurohippus“) ist es auch nicht, das stammt aus dem Eozän (Paläogen) und wäre viel zu klein dafür. Vielleicht dann „Hippotherium“, das passt wenigstens zeitlich (aber eigentlich auch nicht von der Größe).
Puh, endlich vorbei. Schnell raus, ehe wissenschaftliche Überlegungen Überhand nehmen… Man bemerke übrigens die Stühle.
Vorbei noch an der Kanu-Bahn, die wir wirklich toll fanden, aber nicht nutzten: Irgendwie hatten wir Schiss zu kentern (vorgeschoben) und keiner wollte sich bewegen (tatsächlicher Grund). Auch hier hätte man die Logikfrage stellen können, was indianisch angehauchte Boote neben Dinosauriern machen, aber die Pferdebahn war uns Lehre genug gewesen.
Ein nervenzerfetzendes Duell bahnt sich an…
Mittlerweile lief das Rafting und wir stiegen begierig zu. Jetzt löste sich auch des Rätsels Lösung, warum die Bahn überhaupt noch öffnete: Nummer 4 erklärte uns, dass er die Bobkartbahn ohnehin heute nicht wieder flottbekäme, da sie ja nass sei, weswegen er nun eben hier bedienen könnte. Macht Sinn.
Etwas Respekt flößte uns dann aber die seltsam anmutende Konstruktion des Lifthills ein. Irgendwie war unser Vertrauen in den Park nicht das beste.
Sieht irgendwie unfertig aus…
Die Fahrt selbst konnte uns aber entschädigen. Nass wird man bei dieser Art Rafting ja selten (war hier auch so), aber der Spinning-Effekt mit dem „Oh-mein-Gott, wir fliegen aus der Rinne heraus“-Momentum machte schon viel Spaß. Die Bahn ist wahrscheinlich die größte Einzelinvestition des Parks gewesen und sie hat sich gelohnt: Definitiv das Schmuckstück des Parks!
Atlantica-Blau ist leider aus… Eine trockene Fahrt hatte hier durchaus etwas Gutes!
Heimwerker-Versuch, den Nässegrad zu erhöhen?
Unsere Fahrt setzte jedenfalls einen Trend. Aus allein Ecken schwärmten die restlichen drei oder vier Familien, die sich mit uns im Park befanden, zusammen, um das Rafting zu entern. Wir fuhren noch ein-zweimal und gingen dann weiter.
Vorbei am Parkzug, der sich nur dreimal am Tag zu festen Zeiten in Bewegung setzte…
… standen wir auf einmal auf dem Rummelplatz.
An dieser Stelle muss man durchaus fragen, nach welchem Prinzip der Park eigentlich aufgebaut ist. Zu Beginn findet man sich in der Steinzeit wieder, am Ende ebenso (plus Dinos, aber die gehören da zeitlich ja auch nicht hin). Drachen findet man auch immer mal wieder (okay, das Maskottchen ist ein Drache, aber sonst?). Und in der Mitte befindet sich ein Rummelplatz.
Da stellt sich die Frage, ob die Kulturgeschichte umgeschrieben werden muss. Ganz offenbar waren schon die Neandertaler als Schausteller unterwegs und zogen von Hütte zu Hütte, was die Schaustellerei als mindestens zweitältestes Gewerbe der Welt etablieren dürfte…
Anders macht dieser eklatante Bruch mit der thematischen Aufstellung des Parks (nennen wir es der Einfachheit halber einmal „Urzeit“) ja keinen Sinn. Für einen steinzeitlichen Rummelplatz war uns das alles aber doch etwas zu quietschbunt:
Auch hier durfte man die meisten Attraktionen selbst bedienen, was teures Personal spart und gleichzeitig zu einem Alleinstellungsmerkmal umgedeutet werden kann.
Soll ich den Knopf drücken?
Hier fand sich auch eine Drachenbahn mit Mitarbeiter Nummer 6, der – so glauben wir es – auch den Parkzug steuern durfte, wenn die Zeit stimmte. Ansonsten hier bitte einen letzten, siebten Mitarbeiter hinzudenken.
Sind wir nicht gefahren, daher keine Wertung
Die Schiffschaukeln erinnerten an die eigene Kindheit, mussten aber selbst gebremst werden (das teure Personal, wir erinnern uns). Der von mir und Lukas zum „Schiffschaukelbremser“ beförderte Mitstreiter streikte aber, weswegen wir die Bremsen selbst betätigen mussten, was etwas schmerzhaft war.
Man bemerke die Positionierung der Bremsen, die es Außenstehenden wirklich leicht macht…
Immer dann, wenn man es am wenigsten erwartet, überfällt einen der Erse-Park mit Ideen für billig produzierte Attraktionen, die ihresgleichen suchen, wie zum Beispiel dieses Labyrinth (wir glauben zumindest, dass es eins darstellen soll).
Da kann nicht jeder Park mithalten…
Daneben wartet Maskottchen „Ersi“ in einem kleinen Parkabschnitt auf alle Kinder.
Ob die zwei Brüder wohl Offizierskat spielen?
Wieder Urzeit im Drachen-Bereich?!
Und dann standen wir plötzlich, ohne Vorwarnung, im Märchenbereich.
An dieser Stelle kapitulierte unser Verstand. Keine Ahnung was man sich dabei dachte. Waren die Figuren billig zu erwerben gewesen? Soll das eine metaphorische, tiefere Komponente sein, etwa das Märchen so alt sind, dass sie beinahe zur „Urzeit“ gezählt werden können? Oder kannten Homo erectus und Co. etwa schon Frau Holle und Schneewittchen?
Wir beantworteten uns diese Fragen nicht, sondern beschlossen den geordneten Rückzug.
Hübsch anzusehen ist der Bereich ja schon…
Richtung Ausgang erinnerten wir uns an die Hochbahn, die wir aber noch nicht gefahren waren. Wir beschlossen, das noch nachzuholen.
Beim genaueren Ansehen kam es zu folgendem Dialog:
Ich: >>Seht mal Leute, die haben ja vier und nicht drei Gondeln.
Ride-OP (Nummer 1 vom Anfang, wir erinnern uns): >>Die fahren immer zu viert los.<< [ich denke, er wollte es mir erklären].
Ich: >>Das weiß ich, wir sind am Tag zuvor schon im Rasti-Land mit deren Exemplar gefahren. Die hatte aber nur drei Gondeln pro Zug.<<
Ride-OP: (nicht ohne Stolz in der Stimme) Unsere Bahn ist aber viel länger als die im Rasti-Land. Viel Spaß!<<
In jedem Fall war die Bahn aber viel klappriger und lauter als die im Rasti-Land. Während wir uns am Vortag noch gut unterhalten konnten, war dies hier unmöglich ohne Schreien zu müssen. Dazu vibrierte das „Mack-Produkt“ heftig, was das Gelingen von Fotos schwierig gestaltete. Und vielleicht fuhr die Bahn ja schneller (was eine Erklärung für den Fahrkomfort wäre), sie kam uns jedenfalls deutlich kürzer als die im Rasti-Land vor.
Auch Heruntergefallenes will aufgehoben werden…
Am Ende der Fahrt entdeckten wir dann noch diese Bootsfahrt, die es natürlich zu testen galt:
Also herüberspaziert, Nummer 1 im Schlepptau, der neben seiner Tätigkeit als Ticketkontrolleur und Hochbahn-Bediener auch die Fahrt hier betreute.
Wir bestiegen das schwankende Bootchen, der Ride-OP schaltete den Motor an und wir legten zu einer Fahrt ins Ungewisse ab.
Ja, das ist Wasser!
An dieser Stelle muss ich eine Lanze für den Park brechen: Diese „Reise durch die Urzeit“ kann es durchaus mit Themenfahrten größerer Parks aufnehmen. Mal im Ernst, habt ihr das Wasser nicht gesehen? Das kann man künstlich auch nicht besser gestalten. Wer angesichts dieser trüben Aussichten nicht glaubt, ganz weit weg von der Zivilisation zu sein, der lässt sich von gar nichts mehr beeindrucken. Die Immersion war jedenfalls beeindruckend-beängstigend.
Auch die restlichen Themingobjekte verstärkten den Eindruck, dass wir den menschlichen Wirkungsbereich seit langem hinter uns gelassen hatten. Ganz ehrlich: Das war schon fast gruselig!
Alles vermoost, alles gespenstig still…
Vorbei an Megalodon...
...und einer gefährlich aussehenden Engstelle…
... zurück ans trockene Ufer, wo die Erdzeitalter/ -systeme erklärt werden (aber wieder mit dem „Tertiär“-Fehler…)
Jetzt hatten wir wirklich genug und gingen zum Ausgang. Vorbei kamen wir noch an steinzeitlichen Kampfszenen und entdeckten in einem unscheinbaren Zelt noch aufgereiht unsere Vorfahren. Dann verließen wir den Park und fuhren zu unserem Hotel zurück.
Von links nach rechts: Australopithecus afarensis, Australopithecus boisei, Homo habilis…
… Homo erectus und Homo neanderthalensis.
Fazit: Der Erse-Park kämpft meines Erachtens einen aussichtslosen Kampf gegen das Vergessen. Das offenkundige schmale Budget zieht sich durch alle Attraktionen hindurch, die zumeist selbst gesteuert werden müssen oder sogar Marke „Eigenbau“ sind. Vieles wirkt verwittert oder in die Jahre gekommen. Das allgegenwärtige Tümpel-Wasser kann einem den Appetit verderben, wenn man es zulässt. Die Lage im Wald hat aber durchaus auch etwas Romantisches, insbesondere wenn die Natur sich den Platz zurückerobert und die Themingobjekte und Attraktionen vermoost. In diesem Moment breitet sich in einem selbst ein seltsames Gefühl von Ruhe aus, ahnt man doch die eigene Vergänglichkeit. Zweifelhaft ist aber, ob ein Freizeitpark dies bezwecken will…
Das Personal schwankte zwischen uninteressiert bis hin zu freundlich-bemüht. Nummer 4 war hier unser Favorit, er hielt es aber nicht für nötig, eine Maske zu tragen, was den Gesamteindruck etwas trübte. Die Anzahl der von uns wahrgenommenen Mitarbeiter zeigt auch, dass man finanziell behutsam in Uetze vorgehen muss.
Wer einen außergewöhnlichen Park sucht, der sich von den meisten Kleinparks irgendwie abhebt, der wird hier fündig werden. Ich hatte mehrfach leuchtende Augen und als Gruppe haben wir hier Vieles mit Humor genommen. Gelingt einem das, dann kann man im Erse-Park durchaus viel Spaß haben. Wer hingegen einen aufgeräumten, gepflegten und attraktionstechnisch versierten Park haben möchte, sollte lieber in die umliegenden Parks (Rasti-Land, Potts Park) ausweichen, auch wenn der Park selbst auf seiner Website mit einer Auszeichnung als „Top Kiddies-Freizeitpark 2020“ von travelcircus wirbt. Das können wir so jedenfalls nicht bestätigen!
Ich hoffe, der Bericht hat euch Freude bereitet. Ich werde eventuell die Tage noch einmal nachlegen…
Teil 1 mit Erklärung, was ich unter einem Trash-Park verstehe, findet ihr hier.
2. Erse-Park
Der Erse-Park wurde im Rahmen einer zweiten kleinen Counttour besucht. Tags zuvor waren wir schon im Rasti-Land gewesen (ein Park, der uns ungelogen sehr beeindruckt hat; definitiv einen Besuch wert). Am fraglichen Tag besuchten wir morgens Potts Park (netter Park, der uns nicht ganz so gut gefallen hat, aber mit fraglos unfassbar motivierten Mitarbeiterinnen aufwarten konnte), bevor wir uns gegen Nachmittag im Erse-Park einfanden. An den nachfolgenden ging es zum Highlight der Tour, dem Hansa-Park, über den man wenig schreiben muss, und schließlich noch in die Hodenhagener Serengeti (im Grunde ein Anwärter für einen dritten Teil dieser Serie, aber wir hatten wenig Zeit für Fotos und eigentlich tun wir dem hochmotivierten Park damit auch unrecht – daher kein klassischer Trash-Park, auch wenn die Ansätze teilweise da sind).
Nun aber zur Hauptsache: Ein Waldstück in der Nähe von Uetze.
Der Parkplatz war bei unserer Ankunft etwas vor 16 Uhr am Nachmittag keinesfalls zum Bersten gefüllt, weswegen Merkspielchen wie „Auto steht in Reihe K“ oder in der „Superwirbel/ Aquastadion/ Tanzender Pavillon-Straße“ entfielen.
Beim Eingangsportal fanden wir dann erst einmal das hier vor:
Okay… Das hatten wir so auch noch nicht. Egal, hereinspaziert. Die Tickets hatten wir ja eh vorab gekauft.
Dann folgte erst einmal rund vierminütiger Weg zur Hochbahn. Man könnte zwischendrin meinen, man sei verlorengegangen, aber das sind wir nicht. Nun kann man natürlich darüber streiten, ob man auf diese Weise sich am Ride-OP der Hochbahn vorbeischleichen könnte. Wir sind auf jeden Fall ganz korrekt geblieben.
Auf dem Rückweg habe ich den Weg schnell fotografiert (beim Gehen, war keine so gute Idee).
Hallo, jemand zuhause?
An der Bahn angekommen stand auch schon der gute Mitarbeiter (Nummer 1, bitte mitzählen und merken) bereit, um unsere Tickets zu entwerten. Im Nachhinein faszinierend, dass er dafür tatsächlich ein modernes Medium wie ein Tablet dafür hatte. Es sollte unser einziger Kontakt mit etwas wirklich Modernem im Park bleiben. Ganz ehrlich: Hätte ich gewusst, wie der Park so aussieht, ich hätte mich nie getraut, die Tickets nicht auszudrucken. Aber man muss fair sein: Hat alles ohne Probleme geklappt und wir konnten passieren.
Wohin zieht es den geneigten Counter als erstes, insbesondere wenn Regen vorhergesagt ist?
Richtig! Vorbei am einsam arbeitenden Gärtner (Mitarbeiter Nummer 2), der uns freundlich zunickte, zum Traum vieler Kinder.
Zu schnell zum Fotografieren…
Das ist eine Zierer Force One, die auf den äußerst kreativen Namen „Familienachterbahn“ hört. Nach dem Jahr der Errichtung zu schließen (1992 laut RCDB) ist dies gemeinsam mit der „Eichhörnchenbahn“ in der Lochmühle die erste Force One, die Zierer gebaut hat. Na, das sollte uns nicht schrecken, schließlich waren wir am Morgen ja schon „Potts Blitz“ (Baujahr 1993) gefahren, seinerseits die erste Force Two-Auslieferung, wenn man der Datenbank folgen darf. Und die Bahn im Potts Park fuhr sich super, sodass übertriebene Skepsis fehl am Platz schien.
Im Nachhinein muss man sagen, dass wir es hätten besser wissen müssen. Der ganze Park strahlte eine kaum zu ignorierende Warnung aus, wenn man sich nur die Mühe macht, hinzuschauen. Wir aber – Counter/ Checker auf dem Weg zum Ziel – übersahen natürlich all das und stiegen beherzt in die Bahn ein, die von einem allenfalls mäßig motivierten Mitarbeiter (Nummer 3) bedient wurde. Bügel runter, typisches Zierer-Alarmsignal, los ging es.
Machen wir es kurz: Für einen Kiddie-Count rumpelte das Ding schon beträchtlich. Das fing bei der Anfahrt an, ging durch die Helix hindurch und begann spätestens bei der Stationseinfahrt erneut (wo man, wenn der Zug Kontakt zu den Reibrädern aufnahm, auch solidarisch Kontakt mit dem Bügel suchen musste). Nach drei Runden war alles vorbei und wir waren uns einig: Eine Fahrt reicht!
Ich weiß, Zierer liefert seine Bahnen gefühlt immer ein wenig rumpelig aus, das muss die Werkseinstellung sein. Aber selten hat eine Fahrt in der Force-Reihe weniger Spaß gemacht.
Wertung im Parkcheckpoint: 1 Stern.
Da noch immer das Damoklesschwert des Regens über uns schwebte, wandten wir uns nun Attraktionen zu, die solche Wetterverhältnisse in der Regel nicht mögen. Glücklicherweise lag die Bobkartbahn direkt neben der Familienachterbahn.
Umringt von Dinosauriern und anderen Urzeit-Viechern kann man hier durch die Landschaft sausen. Am Eingang sprach gerade ein Familienvater mit Angestelltem Nummer 4 und wir stellten uns brav an. Plötzlich jedoch ein verwirrtes Blinzeln: Haben wir gerade richtig gesehen?
Na, wer findet den Fehler?
Geht nicht, gibt’s nicht im Erse-Park
Bei diesem Anblick waren wir natürlich etwas skeptisch, denn wer wollte schon während der Fahrt im Niemandsland zwischen Beton-Dinosauriern verenden? Der freundliche Mitarbeiter beruhigte uns aber, nahm das Brett weg und forderte uns auf, zu fahren. Gesagt, getan. Und wirklich: Jeder kam ans Ziel. Irgendwie erstaunlich…
Die Bahn selbst war in Ordnung, das hatten wir den Tag zuvor im Rasti-Land auch nicht besser serviert bekommen.
Nun schweifte der Blick weiter. Das Rafting hatte geschlossen, aber wir waren dennoch neugierig und wollten es fahren.
Über allen Wipfeln ist Ruh'.
Da aber niemand zu sehen war, ging es zurück zu Mitarbeiter Nr. 4, mit dem sich folgender Dialog ergab:
Ich: >>Hallo, ist das Rafting kaputt oder macht es später auf?<<
Nr. 4: >>Vielleicht später noch. Lohnt sich aktuell nicht, es sind zu wenig Besucher im Park. Um 16.45 Uhr können wir noch einmal schauen.<<
Kurzer Blick auf die Uhr: Es war 16.15 Uhr. Eine halbe Stunde Zeit. Zwar waren wir uns unsicher, ob mehr Leute in den Park kämen, aber wir wollten nicht gleich die Flinte ins Korn werfen. Daher beschlossen wir weiterzugehen.
Wir nahmen ein Wasser-Rondell mit (ohne Foto), welches sich nur von dem morgens in Potts Park gefahrenen unterschied, dass es aufgrund des vielen Schlammes nicht mehr so leuchtende Farben bei seinen Krokodilen hatte – zumindest vermuteten wir das (es kann natürlich auch daran liegen, dass die Farbe seit Indienststellung nie wieder erneuert wurde, aber das ließ sich nicht belegen).
Danach kamen wir erstmalig zu den Sternenstunden des Erse-Parks:
Dem „Do-it-yourself-Karussell“!
Ein Heimwerkerbau, bei dem die Jungs von Hornbach Freudentränen bekommen…
Wenn man kein Geld hat, dann muss man das entsprechend tarnen (alte Trashfilm-Weisheit). Also zimmert man ein Karussell aus altem Holz zusammen, schraubt ein paar der meistverkauften Spielplatz-Artikel drauf und fordert subtil den rüstigen Familienvater auf, seinen Nachwuchs gefälligst selbst anzudrehen. Ich gebe es zu, bei diesem Anblick war ich hellauf begeistert. Das zeugt schon von Kreativität!
Direkt daneben sah es nicht besser aus:
Highway to hell…
Da leuchtet das Trashfan-Herz auf, vor allem weil das alles selbst bedient werden muss. Aus Respekt fassten wir hier nichts an und zogen uns zum Butterfly zurück.
War leider nicht so schön thematisiert wie sein Vetter im Potts Park – der hätte thematisch durchaus in den Erse-Park gepasst. Vom Fahrverhalten gaben sich beide nichts, nur pendelte der im Erse-Park gemächlich aus, wo sein Gegenstück in Minden längst wieder arretiert war.
Nun war klar, dass der Regen kurz bevorstand. Meine Mitstreiter wollten das Weite suchen, doch ich war nicht bereit, kampflos das Feld zu räumen. In einem solchen Park ist man schließlich nicht jeden Tag! Der Verweis auf die noch frühe Nachmittagszeit und die Frage, was man sonst tun solle, halfen mir mich durchzusetzen, sodass wir im hauseigenen Parkrestaurant, welches etwas provisorisch wirkend aus einem großen Zelt-Pavillon besteht, Schutz suchten. Kurz vor Erreichen des Zelts fing es dann auch richtig an zu regnen – Glück gehabt: Zum Ausgang hätten wir es nimmer trocken geschafft…
Innen erwartete uns eine Dame hinter der Theke (Nummer 5) und Essen unter der Wärmelampe. Da wir zwischen beiden Parks eingekehrt waren, verspürte keiner Lust, sich das Essen genauer anzusehen. Ich würde aber sagen, dass die „Riesen-Currywurst“ eine Fritteuse näher kennengelernt hatte, ehe sie den Weg zur Wärmelampe fand. Die Preise gingen in Ordnung, soweit man das beurteilen kann.
Hübsch gemacht, wenn auch nur für die Allerkleinsten
Nach einer guten Viertelstunde hatte das Wetter Erbarmen mit uns und die Regenwolken verzogen sich, sodass wir uns nach draußen wagen konnten. Nach wie vor wollten wir das Rafting fahren, aber der Regen hatte die Bedingung von Nummer 4 nicht gerade realistischer gemacht. Erneut wollte ich nicht aufgeben und schickte mich an, ihn zu fragen – mehr als ein nein konnte ja schlecht kommen, oder?
Doch gerade als ich fragen wollte kam er mir entgegen und sagte:
>>Fünf Minuten brauche ich, um es anzuschmeißen. Danach kann es losgehen!<<
Okay, warum auch immer auf einmal. Wir beschlossen ihm die Zeit zu geben und widmeten uns nun dem hintersten Teil des Parks, den wir bis dato sträflich vernachlässigt hatten.
Links Trias/ Jura/ Kreide, rechts Paläogen/ Neogen (früher jeweils als „Tertiär“ bekannt)
Um Zeit totzuschlagen fuhren wir uns nun der Pferdebahn. Da mag jetzt einer die Nase rümpfen und sagen, „was soll das denn, das ist nur was für Kinder!“. Aber da ja keine Kinder in der Nähe waren, nahmen wir ihnen ja auch kein Pferd weg und somit ging das schon in Ordnung.
Auf dem Sattel des Pferdes kamen einem angesichts der „Thematisierung“ auch beinahe schon philosophisch anmutende Fragen auf: „Auf was oder wem sitze ich da gerade“?
Die Thematisierung verweist auf Bewohner des Miozäns (Serie des Neogens).
Ein normales Pferd kann das ja schon einmal nicht sein, wenn man sich die Pappkameraden ansieht, an denen man vorbeireitet. Das „Urpferd“ (bsp. „Eurohippus“) ist es auch nicht, das stammt aus dem Eozän (Paläogen) und wäre viel zu klein dafür. Vielleicht dann „Hippotherium“, das passt wenigstens zeitlich (aber eigentlich auch nicht von der Größe).
Puh, endlich vorbei. Schnell raus, ehe wissenschaftliche Überlegungen Überhand nehmen… Man bemerke übrigens die Stühle.
Vorbei noch an der Kanu-Bahn, die wir wirklich toll fanden, aber nicht nutzten: Irgendwie hatten wir Schiss zu kentern (vorgeschoben) und keiner wollte sich bewegen (tatsächlicher Grund). Auch hier hätte man die Logikfrage stellen können, was indianisch angehauchte Boote neben Dinosauriern machen, aber die Pferdebahn war uns Lehre genug gewesen.
Ein nervenzerfetzendes Duell bahnt sich an…
Mittlerweile lief das Rafting und wir stiegen begierig zu. Jetzt löste sich auch des Rätsels Lösung, warum die Bahn überhaupt noch öffnete: Nummer 4 erklärte uns, dass er die Bobkartbahn ohnehin heute nicht wieder flottbekäme, da sie ja nass sei, weswegen er nun eben hier bedienen könnte. Macht Sinn.
Etwas Respekt flößte uns dann aber die seltsam anmutende Konstruktion des Lifthills ein. Irgendwie war unser Vertrauen in den Park nicht das beste.
Sieht irgendwie unfertig aus…
Die Fahrt selbst konnte uns aber entschädigen. Nass wird man bei dieser Art Rafting ja selten (war hier auch so), aber der Spinning-Effekt mit dem „Oh-mein-Gott, wir fliegen aus der Rinne heraus“-Momentum machte schon viel Spaß. Die Bahn ist wahrscheinlich die größte Einzelinvestition des Parks gewesen und sie hat sich gelohnt: Definitiv das Schmuckstück des Parks!
Atlantica-Blau ist leider aus… Eine trockene Fahrt hatte hier durchaus etwas Gutes!
Heimwerker-Versuch, den Nässegrad zu erhöhen?
Unsere Fahrt setzte jedenfalls einen Trend. Aus allein Ecken schwärmten die restlichen drei oder vier Familien, die sich mit uns im Park befanden, zusammen, um das Rafting zu entern. Wir fuhren noch ein-zweimal und gingen dann weiter.
Vorbei am Parkzug, der sich nur dreimal am Tag zu festen Zeiten in Bewegung setzte…
… standen wir auf einmal auf dem Rummelplatz.
An dieser Stelle muss man durchaus fragen, nach welchem Prinzip der Park eigentlich aufgebaut ist. Zu Beginn findet man sich in der Steinzeit wieder, am Ende ebenso (plus Dinos, aber die gehören da zeitlich ja auch nicht hin). Drachen findet man auch immer mal wieder (okay, das Maskottchen ist ein Drache, aber sonst?). Und in der Mitte befindet sich ein Rummelplatz.
Da stellt sich die Frage, ob die Kulturgeschichte umgeschrieben werden muss. Ganz offenbar waren schon die Neandertaler als Schausteller unterwegs und zogen von Hütte zu Hütte, was die Schaustellerei als mindestens zweitältestes Gewerbe der Welt etablieren dürfte…
Anders macht dieser eklatante Bruch mit der thematischen Aufstellung des Parks (nennen wir es der Einfachheit halber einmal „Urzeit“) ja keinen Sinn. Für einen steinzeitlichen Rummelplatz war uns das alles aber doch etwas zu quietschbunt:
Auch hier durfte man die meisten Attraktionen selbst bedienen, was teures Personal spart und gleichzeitig zu einem Alleinstellungsmerkmal umgedeutet werden kann.
Soll ich den Knopf drücken?
Hier fand sich auch eine Drachenbahn mit Mitarbeiter Nummer 6, der – so glauben wir es – auch den Parkzug steuern durfte, wenn die Zeit stimmte. Ansonsten hier bitte einen letzten, siebten Mitarbeiter hinzudenken.
Sind wir nicht gefahren, daher keine Wertung
Die Schiffschaukeln erinnerten an die eigene Kindheit, mussten aber selbst gebremst werden (das teure Personal, wir erinnern uns). Der von mir und Lukas zum „Schiffschaukelbremser“ beförderte Mitstreiter streikte aber, weswegen wir die Bremsen selbst betätigen mussten, was etwas schmerzhaft war.
Man bemerke die Positionierung der Bremsen, die es Außenstehenden wirklich leicht macht…
Immer dann, wenn man es am wenigsten erwartet, überfällt einen der Erse-Park mit Ideen für billig produzierte Attraktionen, die ihresgleichen suchen, wie zum Beispiel dieses Labyrinth (wir glauben zumindest, dass es eins darstellen soll).
Da kann nicht jeder Park mithalten…
Daneben wartet Maskottchen „Ersi“ in einem kleinen Parkabschnitt auf alle Kinder.
Ob die zwei Brüder wohl Offizierskat spielen?
Wieder Urzeit im Drachen-Bereich?!
Und dann standen wir plötzlich, ohne Vorwarnung, im Märchenbereich.
An dieser Stelle kapitulierte unser Verstand. Keine Ahnung was man sich dabei dachte. Waren die Figuren billig zu erwerben gewesen? Soll das eine metaphorische, tiefere Komponente sein, etwa das Märchen so alt sind, dass sie beinahe zur „Urzeit“ gezählt werden können? Oder kannten Homo erectus und Co. etwa schon Frau Holle und Schneewittchen?
Wir beantworteten uns diese Fragen nicht, sondern beschlossen den geordneten Rückzug.
Hübsch anzusehen ist der Bereich ja schon…
Richtung Ausgang erinnerten wir uns an die Hochbahn, die wir aber noch nicht gefahren waren. Wir beschlossen, das noch nachzuholen.
Beim genaueren Ansehen kam es zu folgendem Dialog:
Ich: >>Seht mal Leute, die haben ja vier und nicht drei Gondeln.
Ride-OP (Nummer 1 vom Anfang, wir erinnern uns): >>Die fahren immer zu viert los.<< [ich denke, er wollte es mir erklären].
Ich: >>Das weiß ich, wir sind am Tag zuvor schon im Rasti-Land mit deren Exemplar gefahren. Die hatte aber nur drei Gondeln pro Zug.<<
Ride-OP: (nicht ohne Stolz in der Stimme) Unsere Bahn ist aber viel länger als die im Rasti-Land. Viel Spaß!<<
In jedem Fall war die Bahn aber viel klappriger und lauter als die im Rasti-Land. Während wir uns am Vortag noch gut unterhalten konnten, war dies hier unmöglich ohne Schreien zu müssen. Dazu vibrierte das „Mack-Produkt“ heftig, was das Gelingen von Fotos schwierig gestaltete. Und vielleicht fuhr die Bahn ja schneller (was eine Erklärung für den Fahrkomfort wäre), sie kam uns jedenfalls deutlich kürzer als die im Rasti-Land vor.
Auch Heruntergefallenes will aufgehoben werden…
Am Ende der Fahrt entdeckten wir dann noch diese Bootsfahrt, die es natürlich zu testen galt:
Also herüberspaziert, Nummer 1 im Schlepptau, der neben seiner Tätigkeit als Ticketkontrolleur und Hochbahn-Bediener auch die Fahrt hier betreute.
Wir bestiegen das schwankende Bootchen, der Ride-OP schaltete den Motor an und wir legten zu einer Fahrt ins Ungewisse ab.
Ja, das ist Wasser!
An dieser Stelle muss ich eine Lanze für den Park brechen: Diese „Reise durch die Urzeit“ kann es durchaus mit Themenfahrten größerer Parks aufnehmen. Mal im Ernst, habt ihr das Wasser nicht gesehen? Das kann man künstlich auch nicht besser gestalten. Wer angesichts dieser trüben Aussichten nicht glaubt, ganz weit weg von der Zivilisation zu sein, der lässt sich von gar nichts mehr beeindrucken. Die Immersion war jedenfalls beeindruckend-beängstigend.
Auch die restlichen Themingobjekte verstärkten den Eindruck, dass wir den menschlichen Wirkungsbereich seit langem hinter uns gelassen hatten. Ganz ehrlich: Das war schon fast gruselig!
Alles vermoost, alles gespenstig still…
Vorbei an Megalodon...
...und einer gefährlich aussehenden Engstelle…
... zurück ans trockene Ufer, wo die Erdzeitalter/ -systeme erklärt werden (aber wieder mit dem „Tertiär“-Fehler…)
Jetzt hatten wir wirklich genug und gingen zum Ausgang. Vorbei kamen wir noch an steinzeitlichen Kampfszenen und entdeckten in einem unscheinbaren Zelt noch aufgereiht unsere Vorfahren. Dann verließen wir den Park und fuhren zu unserem Hotel zurück.
Von links nach rechts: Australopithecus afarensis, Australopithecus boisei, Homo habilis…
… Homo erectus und Homo neanderthalensis.
Fazit: Der Erse-Park kämpft meines Erachtens einen aussichtslosen Kampf gegen das Vergessen. Das offenkundige schmale Budget zieht sich durch alle Attraktionen hindurch, die zumeist selbst gesteuert werden müssen oder sogar Marke „Eigenbau“ sind. Vieles wirkt verwittert oder in die Jahre gekommen. Das allgegenwärtige Tümpel-Wasser kann einem den Appetit verderben, wenn man es zulässt. Die Lage im Wald hat aber durchaus auch etwas Romantisches, insbesondere wenn die Natur sich den Platz zurückerobert und die Themingobjekte und Attraktionen vermoost. In diesem Moment breitet sich in einem selbst ein seltsames Gefühl von Ruhe aus, ahnt man doch die eigene Vergänglichkeit. Zweifelhaft ist aber, ob ein Freizeitpark dies bezwecken will…
Das Personal schwankte zwischen uninteressiert bis hin zu freundlich-bemüht. Nummer 4 war hier unser Favorit, er hielt es aber nicht für nötig, eine Maske zu tragen, was den Gesamteindruck etwas trübte. Die Anzahl der von uns wahrgenommenen Mitarbeiter zeigt auch, dass man finanziell behutsam in Uetze vorgehen muss.
Wer einen außergewöhnlichen Park sucht, der sich von den meisten Kleinparks irgendwie abhebt, der wird hier fündig werden. Ich hatte mehrfach leuchtende Augen und als Gruppe haben wir hier Vieles mit Humor genommen. Gelingt einem das, dann kann man im Erse-Park durchaus viel Spaß haben. Wer hingegen einen aufgeräumten, gepflegten und attraktionstechnisch versierten Park haben möchte, sollte lieber in die umliegenden Parks (Rasti-Land, Potts Park) ausweichen, auch wenn der Park selbst auf seiner Website mit einer Auszeichnung als „Top Kiddies-Freizeitpark 2020“ von travelcircus wirbt. Das können wir so jedenfalls nicht bestätigen!
Ich hoffe, der Bericht hat euch Freude bereitet. Ich werde eventuell die Tage noch einmal nachlegen…
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