15 Jahre Expedition Everest
Wenn man an eine der spektakulärsten Achterbahnen in einem Disney Park denkt, kommt man vermutlich um „Expedition Everest“ in „Disney´s Animal Kingdom“ nicht vorbei. Die Bahn eröffnete am 7. April im Jahr 2006. Da dies nun rund 15 Jahre her ist, wollen wir die Bahn noch einmal genauer unter die Lupe nehmen.
In den Fußstapfen des Matterhorns
„Expedition Everest – The Legend of the Forbidden Mountain“ ist so etwas wie der indirekte Nachfolger des Matterhorns (Matterhorn Bobsleds) in Anaheim - die Bahn, welche im Jahr 1959 eröffnete und bis heute einer der Klassiker im „Disneyland“ ist. Die Attraktion hat allerdings, im Gegensatz zu vielen anderen „Disneyland“ Attraktionen, nie den Sprung nach Orlando geschafft. Weswegen es eigentlich eine logische Konsequenz gewesen wäre, eine Bahn mit einem klassischen Bergthema irgendwann auch in der „Walt Disney World“ den Besuchern zu präsentieren. Doch so einfach war es nicht…
„Disney´s Animal Kingdom“ war immer als das Königreich der Tiere geplant und dabei sollten neben realen Tieren, auch ausgestorbene Tiere und Phantasiewesen thematisiert werden. Es konnten allerdings zur Eröffnung des Freizeitparks nie alle drei Konzepte umgesetzt werden, da die Haltungskosten für die echten Tiere höher als geplant waren. Des Weiteren musste man sich zwischen den ausgestorbenen und den ausgedachten Tieren entscheiden und mit „Dinoland USA“ wurde ein Bereich rund um die Ausgestorbenen gebaut. Mit „Beastly Kingdom“ wurde der Themenbereich über die Phantasiewesen dann auf Phase zwei verschoben. Doch die meisten „Imagineers“ hinter „Beastly Kingdom“ waren verärgert und verließen das Unternehmen, um für die benachbarten Universal Studios ein ähnliches Konzept umzusetzen. Dieses wurde daraufhin auch in „Universal´s Island of Adventures“ unter dem Namen „Lost Continent“ gebaut.
Ungefähr fünf Jahre nach der Eröffnung des Animal Kingdom, gingen die Besucherzahlen zurück. So beschloss man eine neue Hauptattraktion rund um ein Phantasiewesen zu bauen. Inspiriert vom Matterhorn sollte „Expedition Everest“ dann eine Hommage rund um den „Yeti“ werden. Für das Projekt verantwortlich war kein geringerer als Imagineer Joe Rohde, welcher zuvor schon für die komplette Entwicklung des „Animal Kingdoms“ verantwortlich war.
Die Geschichte
Für die Entwicklung der Neuheit, welche zur Eröffnung die 18. Attraktion in einem Disney-Park rund um einem „Berg“ war, verreiste das Projektteam nach Tibet. Sie besichtigten das Himalaya Gebiet und brachten viele Ideen, Fotos und rund 8.000 Thematisierungselemente mit. Diese landeten dann später unter anderem in der Warteschlange für die Umsetzung der Attraktion, welche im asiatischen Parkbereich steht, um genau zu sein in einem kleinen Dorf am Fuße des Himalayas.
Dieses Dorf besuchen die Gäste, um an einer Tour rund um den „Mount Everest“ teilzunehmen. Diese Tour wird von der sogenannten „Himalayan Escapes Tours and Expedtion Company“ angeboten und über eine Zugstrecke sollen die Teilnehmer in das Base Camp gelangen. Allerdings wurde diese Zugstrecke nach mysteriösen Unfällen geschlossen und Gerüchte besagen, dass der „Yeti“ für die Vorfälle verantwortlich ist. Doch das Unternehmen, welches die Abenteuer Tour anbietet, hat die Zugstrecke renoviert und die Besucher begeben sich auf die Zugfahrt.
Die Gestaltung der Bahn ist sehr detailliert, die Warteschlange ist als Museum über den „Yeti“ gestaltet und auch am Anfang der Fahrt, warnt die Durchfahrt eines alten Tempels vor dem „Yeti“. Denn dieser möchte den Berg beschützen und sabotiert jeden Versuch, den Berg zu besteigen. Übrigens stellt der Berg natürlich nicht den gesamten „Mount Everest“ dar, sondern nur ein kleiner Teil. Mit Hilfe der Gestaltungstechnik „Erzwungene Perspektive“ (im englischen „forced perspective“) wurde ermöglicht, dass die Kulisse größer aussieht, als sie letztendlich ist.
Fakten und Technik
Mit rund 60 Metern ist „Expedition Everest“ der höchste aller „Disney Berge“. Dabei wurde exakt diese Größe gewählt, da sie sich einen halben Meter unter der Flugsicherheitszone befindet. Wäre die Attraktion höher gewesen, hätte Sie eine rote Lampe zur Warnung von tieffliegenden Flugzeugen benötigt. Die „Imagineers“ befürchteten, dass damit das authentische Bild eines Berges verloren gehen würde. „Expedition Everest“ ist zudem anderthalb Meter höher als der „Tower of Terror“ und damit die höchste Attraktion in „Walt Disney World“. Mit rund 100 Millionen Dollar, ist es zudem die teuerste Achterbahn, welche „Disney“ bis heute gebaut hat. Die 1350 Meter lange Strecke stammt von „Vekoma“ und die Attraktion wird während der Fahrt bis zu 80 km/h schnell. Außerden ist sie die erste „Disney“ Achterbahn, welche sowohl vorwärts als auch rückwärts fährt. Dies wird mit einer Weiche ermöglicht, welche innerhalb von sechs Sekunden die Schiene umdreht. Zu der damaligen Zeit war das eine absolute Besonderheit.
Das Bergmassiv, die Schienen sowie der „Yeti“ besitzen alle eigene Stützenkonstruktionen, welche sich an keiner Stelle im Inneren des Berges berühren. Sie haben mindestens 15 Zentimeter Abstand zueinander, dadurch sollen Vibrationen vermieden werden. Eine weitere Besonderheit war der Bau der Bergkonstruktion. Diese wurde auch außerhalb des Berges mitgebaut und als Gerüst für den Bau des Bergmassivs genutzt. Im Anschluss wurde dann die Stützenkonstruktion außerhalb des Berges weggeschweißt und die meisten Löcher blieben bestehen, da diese von weitem kaum sichtbar sind.
Der „Imagineer“ und der „Yeti“
Während der Fahrt begegnen die Besucher des Öfteren dem „Yeti“. Als Highlight war die Begegnung mit einem drei Tonnen schweren Animatronic geplant, welcher in Kalifornien entwickelt und zusammengebaut wurde und im Anschluss nach Orlando verfrachtet wurde. Das Schneemonster kann sich im sogenannten „A-Mode“ anderthalb Meter horizontal und einen halben Meter vertikal bewegen und die Hydraulik besitzt dabei mehr Schubkraft als eine „Boeing 747“.
„This Yeti is the single biggest dynamic figure that has ever been build. There is nothing, that is this big, that moves this fast in the world of animation. It´s really pretty cool.” Joe Rohde über den Animatronic
Doch es gab einen großen Haken, denn diese Kraft hat auf ungefähr 25 Metern Höhe immense statische Probleme verursacht, weswegen der „Yeti“ wenige Monate nach der Eröffnung nur noch im sogenannten „B-Mode“ die Besucher erschrecken sollte. Seitdem bewegt sich der Animatronic nicht mehr und wird lediglich mit Strobo Licht angestrahlt. Von vielen Fans bekam die Figur deswegen den Spitznamen „Disco Yeti”. Auf der “D23 Expo” im Jahr 2013 verkündete Joe Rohde dann, “One day, I will fix the Yeti” und im Jahr 2018 bestätigte er, dass er immer noch mit dem Projekt beschäftigt ist. Da der “Imagineer” allerdings kürzlich das Unternehmen verließ, bleibt es offen, ob wir jemals den “A-Mode” sehen werden.
Chris und der Berg
Unser “Disney Experte" Chris hingegen arbeitet immer im “A-Mode” und möchte bestimmt auch noch ein paar Worte über diese Attraktion schreiben:
Tatsächlich handelt es sich bei der Attraktion um einen meiner Favourite Rides in Walt Disney World. Die Atmosphäre, die schon beim ersten Anblick erschaffen wird, packt mich jedes Mal wieder auf's Neue und macht einfach Lust auf eine Wahnsinnsfahrt. Kleine Details, wie die dampfenden Ventile an den Achterbahnzügen, erledigen darüber hinaus ihr Übriges. Zudem behaupte ich, dass die große Abfahrt, das aktuell intensivste Achterbahnerlebnis in einem Disneypark bietet. Man nimmt auf jeden Fall Fahrt auf und hat ein ordentliches Kribbeln im Bauch. Absolutes Suchtpotenzial...wenn es die Wartezeit zulässt, sind 2 - 3 Fahrten hintereinander Pflicht. Dass der Yeti nicht vollständig funktioniert, stört mich weniger. Er ist sehr kurz zu sehen und ich bin mir nicht sicher, ob die volle Funktionalität die Attraktion so sehr aufwerten würde. Die Walt Disney Company sollte ihr Budget lieber in andere Projekte stecken.
Quellen: Walt Disney Company; Joe Rohde; WDWNT; Discovery Channel
Tags: Disney, Orlando, Animal Kingdom, Expedtion Everest