Maverick81
Airtime König
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Teil 1: Auftakt im Jurassic Park
Teil 2: Angst im Nationalpark
Teil 3: Best Ride ever
Teil 4: Massenansturm in Urayasu
Teil 5: „Intamin rocks“ und Abschluss
Mein Wecker klingelte an diesem Morgen sehr früh, da ich nach zwei ausgedehnten Besuchstagen in Fuji-Q den ersten Bus Richtung Tokyo Station erreichen wollte - Abfahrt war um kurz vor 07:00 Uhr morgens. Heute sollte das Disney-Abenteuer schlechthin starten, sprachen doch alle vom besten Disney- bzw. Themenpark der Welt: Tokyo Disney Sea
Ein Wort zur Planung: mein Besuchszeitraum war vom 01. bis zum 05. Mai, d.h. ich rechnete mit einem Höllenansturm in den Parks während dieser sehr speziellen Feiertagswoche. Da "Journey to the Center of the Earth" und "Tower of Terror" aber ab dem 07. Mai für längere Zeit geschlossen sein sollten, und das für mich DIE most wanted Rides im Park waren, entschloss ich mich für einen Trip mitten in der Golden Week
Mein Plan beinhaltete, mindestens 3 Nächte in den parkeigenen Disneyhotels zu übernachten, damit ich auch den Early Entry nutzen durfte, der anscheinend ausschlaggebend dafür sein sollte, ob der "Fastpass-Tag" gut oder schlecht verlaufen würde. Die Umsetzung des Plans war schwieriger als gedacht: die besten oder günstigsten Zimmer sind meist sofort nach Freischaltung ausgebucht, trotzdem war es mir einen Versuch wert.
Dafür stellte ich mir mitten in der Nacht den Wecker, um pünktlich zur Buchungsfreigabe mein gewünschtes Zimmer zu blocken - daraus wurde nichts, da bereits binnen Sekunden alles Bezahlbare weg war! Ich war vieeeel zu langsam
Nach einigem Recherchieren stieß ich auf die noch buchbaren Vacation Packages, die bereits Frühstück, Parkhopper-Tickets und (ganz wichtig) Anytime-Fastpässe beinhaltete. Eine kurze Buchungsabfrage zeigte, dass im Rahmen dieser Pakete auch meine gewünschten Zimmer noch verfügbar waren, allerdings nicht gerade für wenig Geld
Ich überlegte hin und her: wollte ich an den fünf Besuchstagen pro Headliner bis zu drei Stunden Schlange stehen oder sollte ich in den teuren sauren Apfel beißen und mich mit Anytime-Fastpässen ausstatten? Ich entschied mich zähneknirschend für Letzteres. Man beachte: das Vacation Package musste mindestens für zwei Personen gebucht und bezahlt werden, also rief ich zu unmenschlicher Zeit nachts in Japan an und ließ mir zumindest bestätigen, dass ich dafür auch die doppelte Anzahl an Fastpässen bekommen würde.
Meine Hoteltour sah also wie folgt aus: erste Nacht im Hilton Tokyo Bay (ohne Paket), zwei Nächte in Disney's Ambassador Hotel und eine Nacht im Miracosta Hotel, inklusive 28 (!) Fastpässen!!! Bis zur Abreise habe ich noch unzählige Male umgebucht, da kurzzeitig günstigere Zimmerkategorien (im Rahmen des Pakets) verfügbar waren oder weil ich mir bessere Frühstückszeiten rausgesucht hatte. So sollte alles irgendwie funktionieren. Trotzdem hatte ich mir einen ungefähren Tagesplan zurechtgelegt, da ich nach wie vor mit langen Wartezeiten bei Nicht-Fastpass-Rides rechnete. Lest nun selbst, was daraus geworden ist:
Nach meiner zweistündigen Busfahrt, wurde ich also zum zweiten Mal an der Tokyo Station rausgelassen, wo ich mich durch endlos lange Untergrundpassagen zur U-Bahn kämpfen musste, die mich direkt an die Tokyo Bay bringen sollte. Die Tokyo Station gleicht nahezu einer unterirdischen Stadt, so dass ich hier schon ein paar mehr Minuten für Transfers einplanen musste.
Trotzdem habe ich den richtigen Zug erwischt und kurze Zeit später erblickte ich schon aus der Ferne das Disneyschloss und das pompös wirkende Disneyland-Hotel. An der Maihama-Station angekommen, checkte ich bereits für das Hilton Hotel am Abend ein und ließ mein Gepäck am Schalter zurück, das "Welcome Center" würde sich um alles kümmern. So konnte ich direkt losstürmen Richtung Tokyo Disney Sea.
Am Parkeingang angekommen, erwartete mich wiedermal bestes Wetter und eine tolle Atmosphäre in der Nähe des Brunnens, mit dem sich im Wasser drehenden Globus (ich fühlte mich fast ein wenig an Universal erinnert).
Vor mir türmte sich das Miracosta-Hotel auf, das quasi mitten im Park liegt und als Eingangstor dient. WOW - jahrelang hatte ich davon geträumt, irgendwann mal hier zu stehen!
Ich schlenderte also in Richtung des Themenbereichs "Mediterranean Harbour", mit Blick auf den gigantischen Vulkan am anderen Ufer des Sees. Und nochmal WOW - das sah vielleicht gigantisch und total authentisch aus! Mein erster Gedanke: das ist wohl der Disneypark für die Erwachsenen! Ich fühlte mich wie im Mittelmeer-Urlaub, rechts und links viele kleine Shops oder Cafés, das glitzernde Gewässer vor mir, die Sonne - einfach klasse! (Für einen kurzen Moment erinnerte mich die Häuserfront an Europaparks Colosseo-Hotel)
Da es bereits 10 Uhr war, zog ich mir inmitten des Vulkangebirges einen Fastpass für "Journey" und setzte mich erstmal auf die Burgenanlage "Fortress Explorations", um die Aussicht bei einem eisgekühlten Zitronenwasser zu geniessen (Anmerkung: wie gesagt, an meinem ersten Parktag hatte ich noch keine Fastpass-"Goodies" aus meinem Hotelpaket, daher habe ich auch alles etwas ruhiger angehen lassen).
Von hier aus hatte man einen noch besseren Ausblick auf die Brücken und Häuserzeilen, in der Ferne glänze bereits der "Tower of Terror" im Sonnenlicht. Da mein Fastpass-Zeitfenster noch nicht erreicht war, hatte ich noch alle Zeit der Welt, eine Fototour durch den Park zu drehen, beginnend im Bereich "Mysterious Island", quasi dem Herzstück des Vulkangebirges.
Inmitten des Gewölbes grummelte und grollte es nur so, im See darunter brodelte es und Wasserfontänen schossen in die Höhe und in regelmäßigen Abständen stürzten die Chaisen der Highspeed-Fahrt "Journey" aus dem Vulkan in die Tiefe - eine tolle Atmosphäre! Irgendwie unheimlich, bedrohlich, aber auch total super inszeniert.
Meine erste Fahrt sollte die Unterwasserfahrt "20.000 Leagues under the Sea" sein, die direkt im Zentrum am tiefsten Punkt von "Mysterious Island" startete. Die U-Boot-Kapsel war leider etwas stickig, aber die simulierte Unterwasserfahrt vorbei an Schiffswracks und allerlei Meeresbewohnern war total authentisch und detailverliebt gemacht. Die Bewegung der Gondel war so geschickt programmiert (die Effekte taten ihr Übriges), dass ich wirklich dachte, wir würden tatsächlich ins Wasser eintauchen und dort umherschweben. Viel besser gelöst als die Nemo-U-Bootfahrt in Anaheim!
Meine Entdeckungstour führte mich weiter Richtung Mermaid Lagoon und Arabian Coast. Die Lagune beinhaltete ein Theater, bei dem Arielle, gepaart mit ein paar netten visuellen Effekten tatsächlich über den Köpfen der Zuschauer hinwegschwebte. Da der Park nichts für reine Counter, sondern etwas für Thematisierungsfans ist, die einfach mal in einer andere Welt abtauchen wollen, habe ich mir die Show natürlich gegeben Ich fands echt gut umgesetzt und nutzte die Show, um meine müden Beine etwas zu entspannen und leicht vor mich hinzudösen.
Im Anschluss machte ich einen Abstecher ins Orient an der "Arabian Coast" und war auch hier fasziniert, wie konsequent und detailliert alles angelegt war. Die kleinen Gässchen zwischen den Häusern hindurch, gespickt mit Restaurants und Shops, die goldenen Zwiebeltürme - Bollywood lässt grüßen Die Themenfahrt "Sindbad" hatte lediglich fünf Minuten Wartezeit, so dass ich einer Bootstour durch Sindbads Geschichte nicht widerstehen konnte. Auch diese Fahrt war mit schönen Kulissen ausgestattet, die die Besucher ins alte Arabien hineinversetzen sollten.
Nachdem ich also Persien hinter mir gelassen hatte, tauchte ich in den Dschungel des "Lost River Delta"-Themenbereichs ein. Hier sausten die Loren des "Raging Spirits"-Coasters durch mystische Tempelanlagen, begleitet von Jubelschreien der Mitfahrer und einem bedrohlichen Rauschen. Da die Singlerider-Line überschaubar war, habe ich mich direkt angestellt und saß nach kaum zehn Minuten im Wagen.
Die Bahn ist fast baugleich mit Indiana Jones aus Paris, jedoch wird Raging Spirits besonders bei Dämmerung weitaus besser in Szene gesetzt: Nebelschwaden durchdringen die Tempelanlage, Wasserfälle stürzen herunter, die Feuerstellen an der Ruine leuchten hell, und vor allem die Schlucht, in die die Wagen hineindonnern, um den druckvollen Looping zu passieren, ist in glutrotes Licht getaucht. Besonders meine Nachtfahrten, verteilt über die nächsten Tage, waren hier unvergesslich!
Nebenan wartete die Jeep-Tour mit Indiana Jones. Auch hier habe ich meist die Singlerider-Option genutzt, um nicht meine wertvollen Hotelfastpässe zu verschwenden Generell scheint das mit den Singleridern bei den Japanern nicht wirklich Gang und Gebe zu sein, da dies überall, wo es angeboten wurde, nur selten von den Landsleuten genutzt wurde - zum Glück für mich.
Die Jeep-Tour war genauso spektakulär wie in Anaheim: vor allem die dynamischen Bewegungen der Fahrzeuge, gepaart mit der TOP-Thematisierung machen den Ride aus. Wenn man inmitten eines gruseligen Tempels tatsächlich über eine ausgewachsene Hängebrücke drüberbrettert, um anschließend von gefährlichen Riesenschlangen verfolgt zu werden, weiß man: Disney kann's einfach!
Nachdem ich den Dschungel-Gefahren heil entkommen war, schlenderte ich Richtung Port Discovery, eine Art Steampunk-District, der unter anderem den Findet Nemo-Simulator beherbergt. Diesen habe ich vorerst ausgelassen und an meinem zweiten Besuchstag gleich zur Parköffnung getestet. Meiner Meinung nach lohnt sich die Fahrt nicht wirklich. Wer Lust hat, einen Zeichentrickfilm auf sich bewegenden Stühlen zu schauen, darf sich das antun, ich konnte die hier vorherrschenden Wartezeiten von rund 70 Minuten nicht wirklich nachvollziehen, die japanischen Kids stehen wohl drauf.
Der folgende Cape-Cod-Bereich mit seinem Leuchturm direkt an der Tokoy Bay hatte dafür umso mehr Flair. Es kam mir tatsächlich vor, als hätte man mich in den Neuengland-Staaten ausgesetzt, obendrein hat Disney einfach mal ein riesen Schiff im dazugehörigen Themenbereich "American Waterfront" platziert, das neben einer tollen Aussicht ein gut besuchtes Restaurant beherbergt. Von hier aus starteten auch die Bootsfahrten und die Hochschienenbahnen in andere Länder des Parks, die sich gut dazu eigneten, meine Füße ein wenig baumeln zu lassen.
Auch die chronisch überfüllte Shooter-Attraktion Toy Story Mania befand sich im selben Abschnitt. Die Wartezeiten hierfür waren abnormal, ohne Fastpass hatte man wohl keine Chance, die Fahrt zu testen. Da ich den Ride bereits aus Anaheim und Orlando kannte, war ich nicht wirklich scharf drauf. Trotzdem habe ich am zweiten Besuchstag einen meiner Fastpässe dafür eingesetzt, zumal ich alle anderen Attraktionen bereits mehrmals durch hatte - und ich muss sagen, mir gefällt zwar die Thematisierung von Maus-o-Chocolat in Brühl besser, aber die Treffgenauigkeit und Bedienung der Pistolen ist bei Disney einfach weitaus besser gelöst!
Für eine gehörige Portion Nervenkitzel sorgte dafür nebenan Disney's Tower of Terror. Und der japanische Turm ist mit Abstand der hübscheste, er wirkt alleine von außen einfach nur mächtig und prunkvoll. Bei Nacht zucken grüne Blitze an der Häuserfront entlang, die das Öffnen der Fensterfronten in schwindelerregender Höhe ankündigen und den Blick für die Mitfahrer freigeben, deren Angstschreie beim anschließenden Absturz über die Eingangsplaza hallen.
Auch den Tower habe ich erst in den Folgetagen besucht, dafür aber mehrmals und ausgiebig Die Storyline und Innenthematisierung ist leicht abweichend zur klassischen Variante in Orlando oder Paris. Aber die eigentliche Fahrt gehört für mich immer noch zu den besten Freefall-Erlebnissen weltweit. Es hat mir jedesmal einen heiden Spaß gemacht, im dunklen Aufzugsschacht wie verrückt nach oben und unten zu rasen und dabei fast schon ÜBER meinem Sitz zu schweben. Gigantische Fahrt!
Zu schade, dass Disney in Anaheim den Tower (für meine Begriffe) mit "Guardians of the Galaxy" so verhunzt hat (wir konnten die kalifornische Version im letzten Jahr ebenfalls testen) - auf jeden Fall konnte ich den japanischen Thrill-Tower mehr als genug genießen, wobei ich das ein oder andere Mal meine Ohren während der Fahrt zuhalten musste, da mir die japanischen Mädels sonst beinahe meinen Tinnitus wieder ausgelöst hätten
Kurz bevor endlich mein "Journey"-Fastpass an der Reihe war, habe ich eine leckere Pasta im Canaletto-Restaurant verspeist, mit direktem Blick auf die Gondelfahrt mitten in Venedig - Bella Italia!
Danach war es endlich soweit: auf zum "Mount Prometheus". Dank Fastpass konnte ich direkt bis in die Tiefen der Höhle vordringen und wurde sogleich in einen der Wartungsaufzüge gesteckt, der uns tief nach unten bis zum Erdkern bringen sollte. Hier unten angekommen durfte ich sogar in die erste Reihe der Erkundungschaisen einsteigen und los ging die Entdeckungstour.
Vorbei ging es an Kristallformationen und durch den Mushroom Forest hindurch - bis hierhin hatte mich die Fahrt schon gepackt - die tolle Thematisierung, die Animatronics, die gedämmte Beleuchtung in Verbindung mit einem träumerischen Soundtrack - Disney at it's best. Immer tiefer grub sich unser Fahrzeug in den Berg hinein, bis ein simuliertes Erdbeben den Wagen erzittern ließ und die Fahrt etwas holpriger wurde.
Als nächstes passierten wir die unterirdische Meeresküste, die täuschend echt wirkte (seht euch den Film zur Attraktion an!), die grünblau leuchtenden Wellen schwappten ans Ufer, in der Ferne am Horizont zuckten die ersten Blitze eines sich ankündigenden Gewitters.
Ein Donnerschlag schickte unseren Wagen ruckartig in die nächste Szene: überall war Feuer und glühende Lava zu sehen, und nach einem kurzen Halt fauchte uns ein gigantisches Monster ins Gesicht, worauf unsere Chaise plötzlich auf´s Gaspedal drückte und mit einem Affenzahn durch den Berg raste. Während wir unaufhörlich in vollster Achterbahnmanier durch´s Dunkle beschleunigten, ging es auf einmal steil bergauf, und ehe wir uns versahen, wurden wir mit einem lauten Knall aus dem Vulkan (über einen Airtimehügel hinweg) ausgespuckt.
Man konnte einen kurzen Blick auf den beleuchteten Park unter uns erhaschen, bevor wir ungebremst hinein in eine weitere pechschwarze Höhle rasten, um nach und nach endlich zum Stehen zu kommen. Und da war sie für mich geboren: Disney's beste Fahrt! Ich war fasziniert von dem Ride und dessen perfekter Umsetzung
Natürlich ist Test Track in Epcot etwas länger und schneller, aber das Gesamtbild des Rides in Tokyo Disney Sea war einfach bombastisch. Hier habe ich mithilfe meiner Hotelfastpässe in den folgenden Tagen unzählige Fahrten absolviert und war jedesmal begeistert. Vor allem von außen wirkt der Vulkan klasse, erst Recht wenn er unter lautem Grollen anfängt, auszubrechen und Feuer zu spucken! In dem Moment drehen sich alle Besucher im Mediterranean Harbour um und bestaunen das Schauspiel. Zur Erinnerung: wir sind hier in einem Freizeitpark und nicht auf Sizilien - aber Disney schafft es einfach, Sizilien nach Japan zu holen.
Nachdem die Dunkelheit über den Park hereingebrochen war, und jeder Bereich für sich in tollen Farben erstrahlte, habe ich noch eine weitere Fotorunde gedreht, um die Atmosphäre zu begreifen. Und Toyko Disney Sea ist abends noch beeindruckender, speziell die drei Bereiche Arabien, Mittelmeerküste und die Vulkaninsel.
Anhang anzeigen 9517209
Hier hätte ich mich stundenlang treibenlassen können. Aber jeder Tag geht einmal zu Ende und so ließ ich diesen in Toyko Disney Sea meist mit einem Creamcheese-Brownie aus der Parkbäckerei mit Blick auf den Vulkan ausklingen.
Der Parkbesuch wurde nur noch getoppt durch meine Übernachtung im Miracosta-Hotel am übernächsten Abend. Eine echt putzige japanische Hotelpagin hat mich auf mein Zimmer (mit Blick auf die Gondelfahrt) gebracht, und etwas schüchtern die Zimmeranweisungen ab- und vorgelesen, wobei ich ihr teilweise helfen musste, da sie nicht wirklich des Englischen mächtig war Es war schon total schön, am Zimmerfenster zu sitzen und dem Treiben im Park zuzusehen und mit dem gleichen Blick morgens wieder aufzuwachen...
Fortsetzung folgt...~
Teil 2: Angst im Nationalpark
Teil 3: Best Ride ever
Teil 4: Massenansturm in Urayasu
Teil 5: „Intamin rocks“ und Abschluss
Mein Wecker klingelte an diesem Morgen sehr früh, da ich nach zwei ausgedehnten Besuchstagen in Fuji-Q den ersten Bus Richtung Tokyo Station erreichen wollte - Abfahrt war um kurz vor 07:00 Uhr morgens. Heute sollte das Disney-Abenteuer schlechthin starten, sprachen doch alle vom besten Disney- bzw. Themenpark der Welt: Tokyo Disney Sea
Ein Wort zur Planung: mein Besuchszeitraum war vom 01. bis zum 05. Mai, d.h. ich rechnete mit einem Höllenansturm in den Parks während dieser sehr speziellen Feiertagswoche. Da "Journey to the Center of the Earth" und "Tower of Terror" aber ab dem 07. Mai für längere Zeit geschlossen sein sollten, und das für mich DIE most wanted Rides im Park waren, entschloss ich mich für einen Trip mitten in der Golden Week
(siehe Disney's Renovierungsplan, der vorbildlich die kommenden Schließungen ein halbes Jahr im Voraus ankündigt - Florida's WDW sollte sich daran mal ein Beispiel nehmen).
Mein Plan beinhaltete, mindestens 3 Nächte in den parkeigenen Disneyhotels zu übernachten, damit ich auch den Early Entry nutzen durfte, der anscheinend ausschlaggebend dafür sein sollte, ob der "Fastpass-Tag" gut oder schlecht verlaufen würde. Die Umsetzung des Plans war schwieriger als gedacht: die besten oder günstigsten Zimmer sind meist sofort nach Freischaltung ausgebucht, trotzdem war es mir einen Versuch wert.
Dafür stellte ich mir mitten in der Nacht den Wecker, um pünktlich zur Buchungsfreigabe mein gewünschtes Zimmer zu blocken - daraus wurde nichts, da bereits binnen Sekunden alles Bezahlbare weg war! Ich war vieeeel zu langsam
Nach einigem Recherchieren stieß ich auf die noch buchbaren Vacation Packages, die bereits Frühstück, Parkhopper-Tickets und (ganz wichtig) Anytime-Fastpässe beinhaltete. Eine kurze Buchungsabfrage zeigte, dass im Rahmen dieser Pakete auch meine gewünschten Zimmer noch verfügbar waren, allerdings nicht gerade für wenig Geld
Ich überlegte hin und her: wollte ich an den fünf Besuchstagen pro Headliner bis zu drei Stunden Schlange stehen oder sollte ich in den teuren sauren Apfel beißen und mich mit Anytime-Fastpässen ausstatten? Ich entschied mich zähneknirschend für Letzteres. Man beachte: das Vacation Package musste mindestens für zwei Personen gebucht und bezahlt werden, also rief ich zu unmenschlicher Zeit nachts in Japan an und ließ mir zumindest bestätigen, dass ich dafür auch die doppelte Anzahl an Fastpässen bekommen würde.
Meine Hoteltour sah also wie folgt aus: erste Nacht im Hilton Tokyo Bay (ohne Paket), zwei Nächte in Disney's Ambassador Hotel und eine Nacht im Miracosta Hotel, inklusive 28 (!) Fastpässen!!! Bis zur Abreise habe ich noch unzählige Male umgebucht, da kurzzeitig günstigere Zimmerkategorien (im Rahmen des Pakets) verfügbar waren oder weil ich mir bessere Frühstückszeiten rausgesucht hatte. So sollte alles irgendwie funktionieren. Trotzdem hatte ich mir einen ungefähren Tagesplan zurechtgelegt, da ich nach wie vor mit langen Wartezeiten bei Nicht-Fastpass-Rides rechnete. Lest nun selbst, was daraus geworden ist:
Nach meiner zweistündigen Busfahrt, wurde ich also zum zweiten Mal an der Tokyo Station rausgelassen, wo ich mich durch endlos lange Untergrundpassagen zur U-Bahn kämpfen musste, die mich direkt an die Tokyo Bay bringen sollte. Die Tokyo Station gleicht nahezu einer unterirdischen Stadt, so dass ich hier schon ein paar mehr Minuten für Transfers einplanen musste.
Trotzdem habe ich den richtigen Zug erwischt und kurze Zeit später erblickte ich schon aus der Ferne das Disneyschloss und das pompös wirkende Disneyland-Hotel. An der Maihama-Station angekommen, checkte ich bereits für das Hilton Hotel am Abend ein und ließ mein Gepäck am Schalter zurück, das "Welcome Center" würde sich um alles kümmern. So konnte ich direkt losstürmen Richtung Tokyo Disney Sea.
Am Parkeingang angekommen, erwartete mich wiedermal bestes Wetter und eine tolle Atmosphäre in der Nähe des Brunnens, mit dem sich im Wasser drehenden Globus (ich fühlte mich fast ein wenig an Universal erinnert).
Vor mir türmte sich das Miracosta-Hotel auf, das quasi mitten im Park liegt und als Eingangstor dient. WOW - jahrelang hatte ich davon geträumt, irgendwann mal hier zu stehen!
Ich schlenderte also in Richtung des Themenbereichs "Mediterranean Harbour", mit Blick auf den gigantischen Vulkan am anderen Ufer des Sees. Und nochmal WOW - das sah vielleicht gigantisch und total authentisch aus! Mein erster Gedanke: das ist wohl der Disneypark für die Erwachsenen! Ich fühlte mich wie im Mittelmeer-Urlaub, rechts und links viele kleine Shops oder Cafés, das glitzernde Gewässer vor mir, die Sonne - einfach klasse! (Für einen kurzen Moment erinnerte mich die Häuserfront an Europaparks Colosseo-Hotel)
Da es bereits 10 Uhr war, zog ich mir inmitten des Vulkangebirges einen Fastpass für "Journey" und setzte mich erstmal auf die Burgenanlage "Fortress Explorations", um die Aussicht bei einem eisgekühlten Zitronenwasser zu geniessen (Anmerkung: wie gesagt, an meinem ersten Parktag hatte ich noch keine Fastpass-"Goodies" aus meinem Hotelpaket, daher habe ich auch alles etwas ruhiger angehen lassen).
Von hier aus hatte man einen noch besseren Ausblick auf die Brücken und Häuserzeilen, in der Ferne glänze bereits der "Tower of Terror" im Sonnenlicht. Da mein Fastpass-Zeitfenster noch nicht erreicht war, hatte ich noch alle Zeit der Welt, eine Fototour durch den Park zu drehen, beginnend im Bereich "Mysterious Island", quasi dem Herzstück des Vulkangebirges.
Inmitten des Gewölbes grummelte und grollte es nur so, im See darunter brodelte es und Wasserfontänen schossen in die Höhe und in regelmäßigen Abständen stürzten die Chaisen der Highspeed-Fahrt "Journey" aus dem Vulkan in die Tiefe - eine tolle Atmosphäre! Irgendwie unheimlich, bedrohlich, aber auch total super inszeniert.
Meine erste Fahrt sollte die Unterwasserfahrt "20.000 Leagues under the Sea" sein, die direkt im Zentrum am tiefsten Punkt von "Mysterious Island" startete. Die U-Boot-Kapsel war leider etwas stickig, aber die simulierte Unterwasserfahrt vorbei an Schiffswracks und allerlei Meeresbewohnern war total authentisch und detailverliebt gemacht. Die Bewegung der Gondel war so geschickt programmiert (die Effekte taten ihr Übriges), dass ich wirklich dachte, wir würden tatsächlich ins Wasser eintauchen und dort umherschweben. Viel besser gelöst als die Nemo-U-Bootfahrt in Anaheim!
Meine Entdeckungstour führte mich weiter Richtung Mermaid Lagoon und Arabian Coast. Die Lagune beinhaltete ein Theater, bei dem Arielle, gepaart mit ein paar netten visuellen Effekten tatsächlich über den Köpfen der Zuschauer hinwegschwebte. Da der Park nichts für reine Counter, sondern etwas für Thematisierungsfans ist, die einfach mal in einer andere Welt abtauchen wollen, habe ich mir die Show natürlich gegeben Ich fands echt gut umgesetzt und nutzte die Show, um meine müden Beine etwas zu entspannen und leicht vor mich hinzudösen.
Im Anschluss machte ich einen Abstecher ins Orient an der "Arabian Coast" und war auch hier fasziniert, wie konsequent und detailliert alles angelegt war. Die kleinen Gässchen zwischen den Häusern hindurch, gespickt mit Restaurants und Shops, die goldenen Zwiebeltürme - Bollywood lässt grüßen Die Themenfahrt "Sindbad" hatte lediglich fünf Minuten Wartezeit, so dass ich einer Bootstour durch Sindbads Geschichte nicht widerstehen konnte. Auch diese Fahrt war mit schönen Kulissen ausgestattet, die die Besucher ins alte Arabien hineinversetzen sollten.
Nachdem ich also Persien hinter mir gelassen hatte, tauchte ich in den Dschungel des "Lost River Delta"-Themenbereichs ein. Hier sausten die Loren des "Raging Spirits"-Coasters durch mystische Tempelanlagen, begleitet von Jubelschreien der Mitfahrer und einem bedrohlichen Rauschen. Da die Singlerider-Line überschaubar war, habe ich mich direkt angestellt und saß nach kaum zehn Minuten im Wagen.
Die Bahn ist fast baugleich mit Indiana Jones aus Paris, jedoch wird Raging Spirits besonders bei Dämmerung weitaus besser in Szene gesetzt: Nebelschwaden durchdringen die Tempelanlage, Wasserfälle stürzen herunter, die Feuerstellen an der Ruine leuchten hell, und vor allem die Schlucht, in die die Wagen hineindonnern, um den druckvollen Looping zu passieren, ist in glutrotes Licht getaucht. Besonders meine Nachtfahrten, verteilt über die nächsten Tage, waren hier unvergesslich!
Nebenan wartete die Jeep-Tour mit Indiana Jones. Auch hier habe ich meist die Singlerider-Option genutzt, um nicht meine wertvollen Hotelfastpässe zu verschwenden Generell scheint das mit den Singleridern bei den Japanern nicht wirklich Gang und Gebe zu sein, da dies überall, wo es angeboten wurde, nur selten von den Landsleuten genutzt wurde - zum Glück für mich.
Die Jeep-Tour war genauso spektakulär wie in Anaheim: vor allem die dynamischen Bewegungen der Fahrzeuge, gepaart mit der TOP-Thematisierung machen den Ride aus. Wenn man inmitten eines gruseligen Tempels tatsächlich über eine ausgewachsene Hängebrücke drüberbrettert, um anschließend von gefährlichen Riesenschlangen verfolgt zu werden, weiß man: Disney kann's einfach!
Nachdem ich den Dschungel-Gefahren heil entkommen war, schlenderte ich Richtung Port Discovery, eine Art Steampunk-District, der unter anderem den Findet Nemo-Simulator beherbergt. Diesen habe ich vorerst ausgelassen und an meinem zweiten Besuchstag gleich zur Parköffnung getestet. Meiner Meinung nach lohnt sich die Fahrt nicht wirklich. Wer Lust hat, einen Zeichentrickfilm auf sich bewegenden Stühlen zu schauen, darf sich das antun, ich konnte die hier vorherrschenden Wartezeiten von rund 70 Minuten nicht wirklich nachvollziehen, die japanischen Kids stehen wohl drauf.
Der folgende Cape-Cod-Bereich mit seinem Leuchturm direkt an der Tokoy Bay hatte dafür umso mehr Flair. Es kam mir tatsächlich vor, als hätte man mich in den Neuengland-Staaten ausgesetzt, obendrein hat Disney einfach mal ein riesen Schiff im dazugehörigen Themenbereich "American Waterfront" platziert, das neben einer tollen Aussicht ein gut besuchtes Restaurant beherbergt. Von hier aus starteten auch die Bootsfahrten und die Hochschienenbahnen in andere Länder des Parks, die sich gut dazu eigneten, meine Füße ein wenig baumeln zu lassen.
Auch die chronisch überfüllte Shooter-Attraktion Toy Story Mania befand sich im selben Abschnitt. Die Wartezeiten hierfür waren abnormal, ohne Fastpass hatte man wohl keine Chance, die Fahrt zu testen. Da ich den Ride bereits aus Anaheim und Orlando kannte, war ich nicht wirklich scharf drauf. Trotzdem habe ich am zweiten Besuchstag einen meiner Fastpässe dafür eingesetzt, zumal ich alle anderen Attraktionen bereits mehrmals durch hatte - und ich muss sagen, mir gefällt zwar die Thematisierung von Maus-o-Chocolat in Brühl besser, aber die Treffgenauigkeit und Bedienung der Pistolen ist bei Disney einfach weitaus besser gelöst!
Für eine gehörige Portion Nervenkitzel sorgte dafür nebenan Disney's Tower of Terror. Und der japanische Turm ist mit Abstand der hübscheste, er wirkt alleine von außen einfach nur mächtig und prunkvoll. Bei Nacht zucken grüne Blitze an der Häuserfront entlang, die das Öffnen der Fensterfronten in schwindelerregender Höhe ankündigen und den Blick für die Mitfahrer freigeben, deren Angstschreie beim anschließenden Absturz über die Eingangsplaza hallen.
Auch den Tower habe ich erst in den Folgetagen besucht, dafür aber mehrmals und ausgiebig Die Storyline und Innenthematisierung ist leicht abweichend zur klassischen Variante in Orlando oder Paris. Aber die eigentliche Fahrt gehört für mich immer noch zu den besten Freefall-Erlebnissen weltweit. Es hat mir jedesmal einen heiden Spaß gemacht, im dunklen Aufzugsschacht wie verrückt nach oben und unten zu rasen und dabei fast schon ÜBER meinem Sitz zu schweben. Gigantische Fahrt!
Zu schade, dass Disney in Anaheim den Tower (für meine Begriffe) mit "Guardians of the Galaxy" so verhunzt hat (wir konnten die kalifornische Version im letzten Jahr ebenfalls testen) - auf jeden Fall konnte ich den japanischen Thrill-Tower mehr als genug genießen, wobei ich das ein oder andere Mal meine Ohren während der Fahrt zuhalten musste, da mir die japanischen Mädels sonst beinahe meinen Tinnitus wieder ausgelöst hätten
Kurz bevor endlich mein "Journey"-Fastpass an der Reihe war, habe ich eine leckere Pasta im Canaletto-Restaurant verspeist, mit direktem Blick auf die Gondelfahrt mitten in Venedig - Bella Italia!
Danach war es endlich soweit: auf zum "Mount Prometheus". Dank Fastpass konnte ich direkt bis in die Tiefen der Höhle vordringen und wurde sogleich in einen der Wartungsaufzüge gesteckt, der uns tief nach unten bis zum Erdkern bringen sollte. Hier unten angekommen durfte ich sogar in die erste Reihe der Erkundungschaisen einsteigen und los ging die Entdeckungstour.
Vorbei ging es an Kristallformationen und durch den Mushroom Forest hindurch - bis hierhin hatte mich die Fahrt schon gepackt - die tolle Thematisierung, die Animatronics, die gedämmte Beleuchtung in Verbindung mit einem träumerischen Soundtrack - Disney at it's best. Immer tiefer grub sich unser Fahrzeug in den Berg hinein, bis ein simuliertes Erdbeben den Wagen erzittern ließ und die Fahrt etwas holpriger wurde.
Als nächstes passierten wir die unterirdische Meeresküste, die täuschend echt wirkte (seht euch den Film zur Attraktion an!), die grünblau leuchtenden Wellen schwappten ans Ufer, in der Ferne am Horizont zuckten die ersten Blitze eines sich ankündigenden Gewitters.
Ein Donnerschlag schickte unseren Wagen ruckartig in die nächste Szene: überall war Feuer und glühende Lava zu sehen, und nach einem kurzen Halt fauchte uns ein gigantisches Monster ins Gesicht, worauf unsere Chaise plötzlich auf´s Gaspedal drückte und mit einem Affenzahn durch den Berg raste. Während wir unaufhörlich in vollster Achterbahnmanier durch´s Dunkle beschleunigten, ging es auf einmal steil bergauf, und ehe wir uns versahen, wurden wir mit einem lauten Knall aus dem Vulkan (über einen Airtimehügel hinweg) ausgespuckt.
Man konnte einen kurzen Blick auf den beleuchteten Park unter uns erhaschen, bevor wir ungebremst hinein in eine weitere pechschwarze Höhle rasten, um nach und nach endlich zum Stehen zu kommen. Und da war sie für mich geboren: Disney's beste Fahrt! Ich war fasziniert von dem Ride und dessen perfekter Umsetzung
Natürlich ist Test Track in Epcot etwas länger und schneller, aber das Gesamtbild des Rides in Tokyo Disney Sea war einfach bombastisch. Hier habe ich mithilfe meiner Hotelfastpässe in den folgenden Tagen unzählige Fahrten absolviert und war jedesmal begeistert. Vor allem von außen wirkt der Vulkan klasse, erst Recht wenn er unter lautem Grollen anfängt, auszubrechen und Feuer zu spucken! In dem Moment drehen sich alle Besucher im Mediterranean Harbour um und bestaunen das Schauspiel. Zur Erinnerung: wir sind hier in einem Freizeitpark und nicht auf Sizilien - aber Disney schafft es einfach, Sizilien nach Japan zu holen.
Nachdem die Dunkelheit über den Park hereingebrochen war, und jeder Bereich für sich in tollen Farben erstrahlte, habe ich noch eine weitere Fotorunde gedreht, um die Atmosphäre zu begreifen. Und Toyko Disney Sea ist abends noch beeindruckender, speziell die drei Bereiche Arabien, Mittelmeerküste und die Vulkaninsel.
Hier hätte ich mich stundenlang treibenlassen können. Aber jeder Tag geht einmal zu Ende und so ließ ich diesen in Toyko Disney Sea meist mit einem Creamcheese-Brownie aus der Parkbäckerei mit Blick auf den Vulkan ausklingen.
Der Parkbesuch wurde nur noch getoppt durch meine Übernachtung im Miracosta-Hotel am übernächsten Abend. Eine echt putzige japanische Hotelpagin hat mich auf mein Zimmer (mit Blick auf die Gondelfahrt) gebracht, und etwas schüchtern die Zimmeranweisungen ab- und vorgelesen, wobei ich ihr teilweise helfen musste, da sie nicht wirklich des Englischen mächtig war Es war schon total schön, am Zimmerfenster zu sitzen und dem Treiben im Park zuzusehen und mit dem gleichen Blick morgens wieder aufzuwachen...
Fortsetzung folgt...~
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