Von Coasterfriends zum Bayern-Park - Interview mit Michael Lauxen
Das beste Hobby der Welt zum Beruf machen? Michael Lauxen, im Forum bekannt als t4-michael, hat das geschafft. Er arbeitet als Operations Manager im Bayern-Park. Bereits davor war er bei Coasterfriends aktiv, viele Jahre davon im Team. Vermutlich fast jede und jeder von euch hatte schon mit ihm zu tun, ist er doch verantwortlich für Mitgliederbetreuung und Merchandise.
Im CF-Interview erzählt er von seinem beruflichen Werdegang, den täglichen Herausforderungen, seinem Aufgabengebiet und was die Arbeit in einem familiengeführten Freizeitpark ausmacht.
Seit über 30 Jahren bietet der Bayern-Park in Reisbach eine Mischung aus Fahrgeschäften, Natur, Tieren und Shows für über 400.000 Besucherinnen und Besucher pro Saison. Mit dem Gerstlauer Family Coaster FirleFranz wurde zuletzt eine große Neuheit eröffnet.
CF-Interview mit Operations Manager Michael Lauxen vom Bayern-Park
Wofür bist du im Bayern-Park verantwortlich?
Ich bin u.a. als interne Fachkraft für Arbeitssicherheit (es gibt auch eine externe Fachkraft) zuständig für das Thema, dass den Mitarbeitern nichts passiert. Eigentlich bin ich Operations Manager, wenn du das so nennen möchtest. Also zuständig für alles, was operativer Parkablauf ist, also nicht technisch.
Wie ist dein beruflicher Werdegang? Wie bist du dann zum Bayern-Park gekommen?
Ich bin wirklich über das Hobby reingerutscht. Ich habe irgendwann mal einen handwerklichen Beruf erlernt. Ich bin gelernter Zimmerer. Ich war dann relativ lange im Elektro-Einzelhandel, habe alle Stufen durch bis auf Verkauf, also Kaffeemaschinen repariert, Dinge ausgeliefert – alles mögliche, was man da machen kann.
Und eigentlich ist es dann über ein kleines Coasterfriends-Treffen im Bayern-Park entstanden. Die Geschäftsführerin habe ich schon lange gekannt. Aus einem Sonntagsgespräch ist dann irgendwie ein Jobangebot geworden. Ich bin dann eingestiegen bei der Technik, war dort ein Jahr dabei, hauptsächlich Elektrik. Und dann war aber relativ schnell klar, dass meine Vorkenntnisse für das doch nicht reichen, wo wir gemeint hätten. Dann kam die Idee mit dem Bereich Operations.
Kannst du das näher erläutern?
Jeder Fachbereich hat einen Abteilungsleiter gehabt. Wir haben schon immer eine Bauabteilung, einen technischen Leiter, einen Gastronomieleiter, es gab alles. Nur die Operator, die ja doch immer mehr wurden, waren immer noch bei der Geschäftsleitung selber angegliedert. Das heißt, die hat die Dienstpläne gemacht und das ganze Thema. Das wurde aber immer mehr und dann haben wir uns mal zusammengesetzt und haben eine eigene Abteilung daraus gebaut. Ich bin jetzt im Endeffekt seit neun Jahren im Bayern-Park und seit knapp acht Jahren gehört mir die Abteilung. Und das hat sich halt dann immer vergrößert. Das heißt, standardmäßig sind alle Operator bei mir. Dann kam irgendwann mal dazu der Sanitätsdienst, weil sich das halt so ein bisschen angeboten hat, weil bei mir eh alles ist, was schief laufen kann.
Was heißt das genau?
Das heißt eben der Arbeitsschutz, der Brandschutz, jeglicher Umgang mit Ämtern und Behörden, angefangen von der Berufsgenossenschaft über Gewerbeaufsichtsamt. Corona hat mich natürlich zwei lange Jahre sehr beschäftigt. Seit drei Jahren habe ich den Gartenbau noch bei mir, also die Gärtner gehören auch zu mir.
Du verantwortest also einen sehr großen Bereich.
Das ist tatsächlich so. Ich habe neben der Gastronomie den zweitgrößten Bereich. Ich habe im Sommer die Verantwortung für ungefähr 100 Leute. Im Winter sind normalerweise noch zwei Gärtner da, da sind wir noch zu dritt oder zu viert.
Weil es viele Saisonkäfte sind?
Genau, alle Operator sind Saisonkräfte. Wir versuchen natürlich durch dieses Thema mit Halloween, mit dem Adventszauber, denen viele Stunden zuzuschieben. Damit die Zeit, wo sie im Winter wieder ausgestellt werden und natürlich auch die Gefahr, dass jemand sagt, ich suche mir irgendwas anderes, geringer wird.
Wird es schwerer, Personal bzw. Operator zu finden?
Es wird schwerer. Ich habe noch kein Problem, jedes Fahrgeschäft zu besetzen. Es gibt ja auch Parks, die unter der Hand dann Fahrgeschäfte in Wartung schicken, weil tatsächlich kein Personal da ist. Also das wäre für mich der absolute Horror. Da stehe ich eher selber noch draußen, bevor wir das machen. Ich bekomme mein Personal zusammen.
Aber du merkst einen Unterschied?
Wir haben früher tatsächlich deutlich mehr Stammpersonal gehabt. Also auch solche, die im Winter viele Überstunden haben wollten. Da war bei uns die Standard-Arbeitsschicht tatsächlich zwölf Tage. Also zwölf Tage arbeiten, dann war ein freies Wochenende, da kam eine Aushilfe, und dann haben sie wieder zwölf Tage gearbeitet. Das war früher zwei Drittel der Belegschaft. Heute habe ich noch fünf, sechs Leute, die das machen. Also den Dienstplan aufzustellen ist deutlich schwieriger als früher. Da haben sich zwei Leute ein Fahrgeschäft geteilt, heute sind es teilweise fünf, sechs Leute. Der eine macht eine Drei-Tage-Woche, dann ist wieder ein Rentner dabei, der komplett flexibel einplanbar ist. Der Dienstplan schaut deutlich wilder aus, sage ich mal, wie vor einigen Jahren.
Dienstpläne, Operations: Ohne dich läuft nicht viel im Bayern-Park?
Ja, weil die Anlagen laufen zwar dann technisch, die werden in der Früh auch gewartet und eingeschaltet, aber wenn dann niemand kommt, dann läuft der Park auch nicht (lacht).
Wie sieht dein Arbeitstag aus? Drehst du täglich Kontrollrunden durch den Park? Oder doch mehr Büroarbeit?
Also ich möchte tatsächlich mehr draußen sein, ich schaffe es aber nicht mehr ganz so viel. Hat aber auch einen Vorteil. Ich war tatsächlich bis vor zweieinhalb Jahren fast Einzelkämpfer, also ich habe keine feste Vertretung gehabt. Von daher war es oft wirklich so, dass man dann abends um 20 Uhr auf der Couch noch am Handy am Dienstplan bastelt.
Und das ist jetzt anders?
Ich habe jetzt endlich einen guten Stellvertreter gefunden, der als Operator gestartet ist und dann war relativ schnell klar, der hat Bock drauf. Und jetzt ist der relativ viel im Park unterwegs, also gerade unter dem Tag schauen, dass die Leute sauber arbeiten, das macht er, da bin ich relativ viel im Büro. Wenn viel los im Park ist, bin ich zwar in der Früh auch draußen, aber das hat eher den Hintergrund, dass ich dann oft auch an den Kassen mitschaue. Nicht schauen, dass die Kassen funktionieren, weil das gehört zur Verwaltung, aber dass die Leute vernünftig reingehen. Also ich bin dann oft als Einweiser draußen zum Schauen, dass man da schon Probleme klärt, weil das ganze Thema Besucherströme lenken, wo sind gerade viele Leute, das mache halt auch meistens ich.
Dann ein bisschen mitschauen: Braucht man noch eine Kasse mehr, gehen die Leute rein, kann man draußen schon ein bisschen sortieren, wer hat eine Saisonkarte, stehen die schon richtig an? An vollen Tagen ist das meistens so eine Stunde Büro in der Früh und dann ab 9 Uhr, wenn es losgeht, wenn wir aufsperren, dann erst einmal bis um 11 Uhr draußen am Eingangsbereich.
Bist du an jedem Arbeitstag im Park oder nutzt du auch Homeoffice?
Nein, mache ich tatsächlich gar nicht, also selbst zu Corona-Zeiten war das so. Ich habe es mal probiert, manche Dinge gäbe es, die könnte ich von zu Hause aus machen. Aber: Ich bin tatsächlich nicht der Mensch dafür. Entweder habe ich frei oder ich bin im Park.
Sicherlich bist du auch außerhalb des Bayern-Parks unterwegs. Bist du viel auf Messen, Tagungen, bei Austauschrunden mit anderen Parks?
Viel wäre jetzt übertrieben, aber ich habe Seminare von der Berufsgenossenschaft. Wir haben auch einen Erfahrungsaustausch, entweder über die Berufsgenossenschaft oder auch über den Verband, also über den VDFU, wo man sich trifft. Heuer waren wir im Herbst im Heide Park erst oben, nächstes Jahr ist Belantis dran - natürlich gehört auch sowas dazu. Messebesuche genauso, das ist ja immer die Frage, was gerade ansteht. Also heuer war ich mal in Stuttgart auf einer Personalmesse, war jetzt eher ernüchternd, aber man schaut sich ja sowas mal an, was sie dir wieder Neues verkaufen wollen.
Wirst du eingebunden, wenn es um Neuheiten geht? Was wird uns in Zukunft erwarten?
Natürlich überlegt die Geschäftsleitung, weil es ja ein Familienbetrieb ist, bei sich in der Familie schon, aber in die echte Beschaffung sind bei uns eigentlich immer alle Abteilungsleiter eingebunden.
Wir haben monatlich eine Besprechung, in der Hauptsaison teilweise sogar wöchentlich, und da wird auch über sowas geredet. Dass man mal sagt „Fällt jemandem was ein, nächstes Jahr möchten wir mal wieder, was könnten wir, hat jemand eine gute Idee“: Da redet eigentlich jeder von den Abteilungsleitern mit.
So viel kann ich verraten: 2025 folgt ein „kleines“ Fahrgeschäft, das für die ganze Familie geeignet ist. Die nächste Achterbahn nach der Eröffnung von FirleFranz wird noch etwas dauern.
Gibt es einen Masterplan für die nächsten Jahre?
Jein. Natürlich gibt es sowas, aber es wird wahrscheinlich bei uns deutlich öfters umgeschmissen, als in einem Konzernpark, wo ja die Beschaffungswege noch deutlich länger sind. Bei uns kann es auch mal passieren, dass halt irgendwie ein Hersteller, den wir gut kennen, anruft und sagt: „Ich hab‘ da einen Rückläufer, da ist jemand abgesprungen, wie schaut's denn aus, habt ihr Interesse?“ Und wenn das dann passt, kann sowas auch mal schnell umgeschmissen werden. Dass man sagt, ja ok, preislich kommt man zusammen, das Ding kaufen wir. Was in einem Konzernpark jetzt nicht geht, grade wenn sie vielleicht noch Ausschreibungen oder sonst irgendwas durchlaufen müssen, das geht halt bei uns teilweise schon ein bisschen spontaner. Oder dass man jetzt wirklich sagt: Eigentlich wollten wir nächstes Jahr das machen, aber irgendwie funktioniert die Saison überhaupt nicht, das ist nicht drin, oder wir specken etwas ab.
Ist es in einem „kleinen“ Familienbetrieb einfacher als in einem großen Konzern?
Wir haben viel mit Konzernen zu tun, so auch mit dem Heide Park, ich kenn da einige Leute. Also mein Leben wär's nicht, wenn ich mir so denke, ich muss da irgendwie alles beantragen und dann noch in Englisch, weil es muss ja noch zum Mutterkonzern gehen und alles mit doppeltem Durchschlag und doppelter Ausführung. Bei mir ist es halt wirklich so, wenn ich was brauche und es ist wichtig, dann bestell ich es, weil ich weiß, ich muss es ja selber verantworten. Und wenn ich mir jetzt gar nicht sicher bin oder wenn die Summe halt doch hoch ist, ja dann geh ich ein Büro weiter, weil das nächste Büro bei mir auf dem Gang, das sind drei Meter, das ist die Geschäftsführung. Und dann ist das halt durchgesprochen, das ist bei einem familiengeführten Park oft einfacher.
Gilt bei großen Neuheiten „Buy Local“? FirleFranz ist von Gerslauer und der Freischütz von Maurer, beides süddeutsche Hersteller. Oder ist das Zufall?
Das mit Süddeutschland, das ist tatsächlich Zufall, aber großartig aus Deutschland raus.. Funtime ist jetzt Österreich, das ist jetzt kein Problem, aber bei uns ist schon immer das Thema so, dass man sagt, ich will mich mit den Vertretern unterhalten können und das muss nicht unbedingt in Englisch sein. Und es kommt ja auch der Tag, dass irgendetwas mal kaputt geht und wo bestelle ich die Ersatzteile, wie schnell sind die da, kann ich die am Sonntag auch anrufen und der schaltet sie dann über Fernwartung drauf?
Also von daher.. Ich hätte schon ein paar Mal tatsächlich den Hersteller KMG ins Spiel geschmissen und selbst da ist es schon so, dass man sagt, ist aber doch schon weit weg, obwohl es nur Niederlande wäre. Also ein amerikanischer Hersteller – diese El Loco von S&S haben mir immer sehr gut gefallen - keine Chance, sowas.
Inwieweit hast du dann noch eine „Fan-Brille“, durch die du in Bezug auf Neuheiten schaust?
Die „Fan-Brille“ gibt es teilweise noch, aber viel eher schaue ich nach: Passt das Fahrgeschäft zum Park, zum operativen Betrieb?
Gibt es Sachen, die du besonders gern an deinem Beruf magst, wo du sagst, deswegen stehst du jeden Tag auf? Was macht am meisten Spaß?
Zufriedene Gäste. Hört sich wahrscheinlich jetzt irgendwie abgedroschen an, aber mir macht es Freude, wenn ich beim Eingang Leute einweise und da schon die ersten Kinder grinsen oder ich auch mal einen doofen Spruch loslassen kann. Also ich bin halt auch jemand, der gerne redet. Den Ruf habe ich auch im Park, dass wenn irgendwo ein Streit oder was entsteht, dann schicken sie mich hin, weil sie einfach sagen, ich kann jeden in Grund und Boden labern. Aber das macht mir halt auch Freude, also einmal dann sagen, okay, das versucht man jetzt wieder in Ordnung zu bringen und hinterher grinst der Gast doch wieder. Glückliche Menschen am Fahrgeschäft haben, das ist eigentlich so der Plan, das ist das, was mir Spaß macht. Einfach einen sauberen Park zu haben, das ist so mein Wunsch. Ich mag Thematisierungen, ich kann das meiste, was mein Hobby mitbringt, auch bei mir im Park wieder ausleben. Natürlich sind Grenzen gesteckt, wenn es um finanzielle Themen geht. Und ich kann jetzt nicht sagen, ich hätte jetzt gerne die Bahn, und die bauen wir jetzt. Aber man kann mitreden, man kann sich mit einbringen. Egal ob das der Attraktionsname ist oder ob das Thematisierungssachen sind, wir werden gefragt. Und dabei sind schon die verrücktesten Dinge rausgekommen.
Gibt es Momente, wo du sagst, jetzt ist es besonders stressig? In der Hochsaison, wenn der Park brechend voll ist, oder wann ist es besonders anstrengend?
Die Hauptsaison, die Sommerferien, sind tatsächlich gar nicht so problematisch, weil du hast da relativ vernünftiges Publikum, weil da Familien unterwegs sind. Schwierig sind tatsächlich oft die Wochen vor den Ferien, sprich, wo die ganzen Schülerausflüge, Wandertage sind, das ist oft einmal anstrengend. 4.000 Gäste im Park tun mir überhaupt nicht weh, aber wenn von denen 3.500 Schüler sind, dann wird es lustig. Das sind anstrengende Zeiten. Oder tatsächlich, wenn der Park leer ist. Also es gibt nichts Schlimmeres für mich, als ein regnerischer Tag, wo im Park 300 Leute rumlaufen oder 200 Leute unterwegs sind, das ist einfach deprimierend. Also da hast du keine Lust. Du musst versuchen, deine Operator bei Laune zu halten. Einerseits erklärst du ihnen dann, sie sollen nicht mit dem Telefon spielen oder ein Buch lesen, aber ich kann ihnen dann auch nicht mal böse sein, wenn sie ewig lang schon niemanden mehr gesehen haben. Da ist es mir deutlich lieber, wenn die Hütte richtig voll ist, als wenn nichts los ist.
Vielen Dank für das Interview.
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Bildquellen: Michael Lauxen, Bayern-Park
Tags: CF Interview, Bayern Park