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1. Karls Erlebnis-Dorf Elstal
2. Freizeitpark Plohn
3. Belantis
2011. Ich bin acht Jahre alt und habe vor Kurzem angefangen mich für Achterbahnen und Freizeitparks zu interessieren. Meine Eltern nehmen mir daher eine Sendung über eben dieses Thema auf Kabel eins auf. Aus heutiger Sicht ist der Bericht völliger Murks: eine Rangliste, deren Plätze wahllos belegt wurden, garniert mit falschen Fakten. Und ob es in dem Bericht um die aufregendsten Freizeitparks, die besten Erlebnisse oder die extremsten Achterbahnen geht, scheint die Sendung selbst nicht zu wissen. Dennoch habe ich nostalgische Gefühle für die Reportage, da es eben die erste Achterbahn-Doku war, die ich je gesehen habe. Platz 10 der Rangliste ist außerdem der Grund dafür, dass ich seit damals Belantis, v.a. den Fluch des Pharao, den Götterflug und ganz besonders Huracan kannte und fahren wollte. Zwölf Jahre dauerte es, aber dann konnte ich mich endlich auf dem Weg nach Belantis machen.
Von Plohn aus sind es knapp 90 Minuten nach Belantis. Also Freizeitpark-Soundtracks angemacht und los ging es. Kommt man von Norden, also aus der anderen Richtung, kann man auf der Autobahn eine skurrile Entdeckung machen: ein Hinweisschild für Belantis. In Sachsen-Anhalt. Ihr habt richtig gelesen, das Schild steht in einem anderen Bundesland als der Park. Das liegt auch nicht daran, das Belantis so nah an der Grenze der Bundesländer liegen würde. Ich bin noch ein beachtliches Stück gefahren, bevor ich überhaupt in Sachsen war, geschweige denn bei Belantis. Keine Ahnung wie dieses Schild dorthin gekommen ist.
Nähert man sich dann dem Park, hat man bereits von der Autobahn aus beiden Richtungen eine gute Sicht auf die Skyline von Belantis. Was mir im Gegensatz zur Aussicht gar nicht gefiel, war der Stau auf der Abbiegespur zum Parkplatz. So schlimm wie beim Phantasialand ist ein Rückstau auf die Autobahn bei Belantis zum Glück längst nicht. Trotzdem war Belantis erheblich voller als Karls Erlebnis-Dorf Elstal und der Freizeitpark Plohn, was an einem Samstag allerdings nicht allzu verwunderlich ist. Nachdem ich mein Auto abgestellt hatte, ging ich zum Schloss Belantis, dem Eingang des Parks.
Das Schloss gefällt mir sowohl in der Bauform als auch bezüglich der Bemalung gut und ist ein gelungener Eingang in den Park. Hier rate euch, bevor ihr den Park betretet, bereits euer Parkplatzticket zu ziehen. Der Automat dafür ist vor den Kassen links.
Hinter der Einlasskontrolle auf dem Schlosshof waren zur Parköffnung viele Streetactor zu sehen. Nicht mein Fall, aber sie geben sich Mühe. Da die meisten Besucher zur Parköffnung überraschenderweise nach links liefen, ging ich als erstes nach rechts ins Tal der Pharaonen zur ikonischsten Attraktion von Belantis, dem
Fluch des Pharao
Diese Attraktion wird von allen nur die Pyramide genannt. Der Grund hierfür dürfte klar sein.
Die Abfahrt der Bahn aus der größten Pyramide Europas ist ein sehr eindrücklicher Anblick. Wer allerdings glaubt, dass der Rest der Anlage ebenso beeindruckend gestaltet wäre, liegt falsch. Im Wartebereich gibt es nur bemalte, sehr glatte Wände zu sehen. Manche Wände sind auch einfach schwarz. Der Boden und die Decke sind nirgends thematisiert. Der Außenbereich bietet weder guten Sonnenschutz noch Thematisierung. Besonders schnell voran ging es auch nicht. Als ich dann in das Schlauchboot einstieg, fiel der Bedienerin erfreulicherweise mein Taron-T-Shirt auf. Die Station ist wenig überzeugend als Schiff gestaltet. Sobald man die Station verlässt, hört das Theming wieder gänzlich auf. Nun gut, es soll ja auch eine Wüste sein. Wesentlich interessanter als die Umgebung ist das Fahrgefühl. Durch die flexiblen Schlauchboote mit ihrem sehr dünnen Boden fühlt sich die Fahrt seltsam wabbelig an, man spürt jede noch so kleine Welle. Sehr ungewöhnlich und mit keiner anderen Wasserbahn vergleichbar. Nach ein paar Kurven draußen fährt man in die Pyramide hinein. Hier hatte ich wiederum auf gutes Theming gehofft und wurde wiederum enttäuscht. Es gibt eine winzige, uninteressante Darkride-Szene mit einem hämmernden Archäologen. Dessen Gesicht sieht gruseliger aus, als es ein verfluchter Pharao je sein könnte. Man fährt danach in einen Vertikalaufzug, wo es ein Schwarzlichtgemälde eines Pharaos zu sehen gibt. Oben angekommen beschuldigt der Pharao uns, dass wir seinen Schatz stehlen wollten. Entweder dieser Schatz ist unsichtbar oder er befindet sich hinter der Mauer, auf die der Archäologe einhämmert. Gesehen habe ich einen Schatz in der gesamten Attraktion jedenfalls nicht. Doch darüber denkt man wenn überhaupt erst später nach, denn es folgt die stattliche Abfahrt aus der Pyramide. Der Splashdown unten verzögert das Boot kräftig, also gut festhalten. Kurze Zeit später packt der Fluch des Pharao dann noch eine Überraschung
aus: einen Strudel, wie man ihn z.B. von River Quest kennt. Wer hier trockener bleiben will, setzt sich links hin. Hier meine beiden Hosenbeine nach der Fahrt zur Veranschaulichung:
linkes Hosenbein
rechtes Hosenbein
Nach dem Strudel dümpelt man noch durch ein paar Kurven, erneut ohne Theming, bevor man wieder in die Station hochgezogen wird.
Die imposante Pyramide mit ihrer riesigen Abfahrt, der Strudel und das weltweit einmalige Fahrsystem: All das schürt von außen hohe Erwartungen. Aufgrund des enttäuschenden Themings wird das Erlebnis den Erwartungen aber keineswegs gerecht. Zwischen den zwei Highlightmomenten (Abfahrt und Strudel) passiert einfach viel zu wenig. Zwei aufregende Momente und eine hübsche Hülle machen eben noch keine runde Attraktion. Trotzdem ist der Fluch des Pharao allein wegen des einzigartigen Fahrsystems sehr besonders und eine Fahrt wert.
Nun wollte ich wiederum den Massen entgehen und mich direkt nach ganz hinten in den Park auf die Insel der Ritter begeben. Tatsächlich war dieser Bereich vollkommen leer. Das lag allerdings daran, dass die Insel der Ritter erst um elf öffnete und ich vor verschlossenen Türen bzw. verschlossenem Balken stand.
Also habe ich mich in der Umgebung umgesehen und Fotos gemacht.
Dem mittelalterlichen Dorfplatz in der Nähe sieht man zwar an, dass er nicht aus den hochwertigsten Materialien gebaut wurde. Gelungen finde ich ihn trotzdem.
Schließlich stellte ich mich in die Schlange vor dem Balken an und wartete auf die Öffnung des Bereiches.
11 Uhr, der Bereich wird geöffnet, alle laufen zügig Richtung Drachenritt. Nur um auch dort vor verschlossener Tür zu stehen. Also wieder warten. Und hoffen, dass die Bahn überhaupt aufmacht. Das tat sie zum Glück nach weiteren zehn Minuten.
Drachenritt
Die Warteschlange beginnt mit einem Abschnitt aus mobilen Stahlzäunen, zwischen denen man auf der bloßen Erde läuft, bevor man über eine Brücke zu einem gepflasterten Weg in Richtung Station kommt. Über dem Weg hängen dünne Tücher, die gegen die Sonne jedoch reichlich wenig nützen. Abseits der Ständer für die Tücher, die als mittelalterliche Stangenwaffen gestaltet sind, gibt es hier leider nichts zu sehen.
Neben der Warteschlange befindet sich zwar die Schlussbremse der Bahn. Diese wird aber durch eine Hecke verdeckt. Die Station selbst ist ein nettes Holzhaus, aber auch nichts Herausragendes. Dagegen gefallen mir die Wagen sehr gut. Was die Fahrt selbst anbelangt, würde ich den Drachenritt als G’sengte Sau mit weniger Thematisierung und mehr Airtime beschreiben. Eine wirklich spaßige Familienachterbahn.
So hatte ich nach anderthalb Stunden ganze zwei Attraktionen geschafft. Fantastisch. Hoffentlich geht es nicht in diesem Tempo weiter. Zumindest für die nächste Attraktion musste ich glücklicherweise weder weit laufen noch lange warten.
Verlies des Grauens
Weg Richtung Eingang
Dieses Madhouse ist thematisch und atmosphärisch das Highlight des Parks.
Nach dem dunklen Wartebereich, der spiralig in die Tiefe führt, betritt man einen Pre-Show-Room. Dieser lässt mit der Mitarbeiterin in dunkler Kutte und den blubbernden, bunten Wassersäulen Erinnerungen an Mystery Castle wach werden. Die Pre-Show selbst führt einen zweckmäßig in die Geschichte ein. Die einzige Animatronic ist sehr ruckhaft, außerdem schlecht zu sehen und bewegt sich kaum. Während der Pre-Show schleicht sich die Mitarbeiterin aus dem Pre-Show-Room (der Gang ist links neben der „Bühne“). Die Türen zum nächsten Raum befinden sich im Rücken der Gäste und werden von der Mitarbeiterin mit einem Knall geöffnet. Man nimmt nun im Fahrraumplatz Platz. Dieser ist gut gestaltet.
Der Drache über dem Kamin, der zum Fahrtbeginn zum Leben erwacht, ist eine sehr gelungene Überraschung. Das gilt ebenso für die Schwarzlichteffekte und den Kristall in der Mitte, der am Ende verschwunden ist.
Nur das Fahrprogramm selbst fand ich wie die Geschichte der Attraktion unkreativ. Dennoch die einzige Attraktion im Park, die ich mit Abstrichen rundum gelungen nennen würde. Großen Anteil daran hatte sicherlich auch die Bedienerin, die mit ihrem geheimnisvollen Verhalten die Atmosphäre unterstützte.
Das Verlies des Grauens war auch eine willkommene Gelegenheit der Sonne zu entgehen. Denn es waren den ganzen Tag über kontinuierlich 30 Grad, keine Wolke war am Himmel zu sehen und wie schon angesprochen ist Sonnenschutz in Belantis größtenteils Mangelware.
Mittlerweile war es kurz vor Zwölf und ich entschied mich, früh Mittag zu essen. Dadurch entging ich knapp dem großen Ansturm und den langen Wartezeiten. Ich entschied mich für einen mobilen Langos-Stand, den ich bereits zuvor gesehen hatte.
Eine gute Wahl. Der Stand war leerer als die Stände der parkeigenen Gastronomie, das Langos lecker wie immer und vermutlich besser als das klassische Fast Food, das es auf dem mittelalterlichen Marktplatz gab. Ich machte es mir unter einigen Bäumen mit Blick auf den Drachenritt gemütlich.
Von hier aus, also aus der Ferne, und auch auf Fotos sehen die "Steine" der Burg, um die der Drachenritt fährt, gut aus. Je näher man herangeht, desto offensichtlicher wird allerdings, dass es sich nur um Plastikflächen mit Steinmuster handelt, was nicht so überzeugend aussieht. Was mir dagegen gut gefiel, war die Musik. Diese kannte ich nämlich zum Teil aus dem Computerspiel Stronghold 2.
Nachdem ich aufgegessen hatte, wollte ich nun die verbleibenden beiden Bahnen abhaken. Als erstes die
Cobra des Amun Ra
Hier wartet man zunächst unter ein paar Sonnenschirmen in einem provisorischen Wartebereich draußen, bevor man in das Gebäude gelassen wird. Dieses durchläuft man dann zum großen Teil. Keine Ahnung, warum das so geregelt ist. Drinnen ist definitiv eine Steigerung des Thematisierungsniveau gegenüber dem Fluch des Pharao erkennbar. Die Wandbemalungen sind besser, auch wenn immer noch nur die Wände thematisiert sind.
Die Beleuchtung ist deutlich stimmungsvoller, es gibt einmal Theming im Boden und mehrere Nischen mit Deko. Auch die stickige Station ist rein thematisch gut gelungen, in Sachen Gästefluss aber ein völliger Fehlschlag. Die Warteschlange mündet ohne Drehkreuz am Gate für die erste Reihe. Dadurch geht kaum jemand nach hinten durch, zumal zwischen den Toren und der Wand nur sehr wenig Platz ist. Der Ausgang liegt auf der anderen Seite am Ende der Station. Die Bedienerin, die allein arbeitet, wartet, bis alle vorigen Fahrgäste die Station verlassen haben, bevor die nächsten in den Zug gelassen werden. Dadurch dauert allein der Fahrgastwechsel bei dieser Bahn ganze zwei Minuten. Hat man es dann aber in den Zug geschafft wartet eine sehr schöne, völlig ruckelfreie und etwas zu kurze Familienachterbahn. Hinten ist die Bahn auch durchaus rasant. Nur das Theming hört, sobald man die Station verlassen hat, schlagartig vollkommen auf.
Zwei Bahnen abgehakt, fehlt noch eine. Ich lief vorbei am Schloss Belantis in Richtung Huracan. Auf dem Weg kam ich noch an einem Fahrgeschäft vorbei, für das ich nostalgische Gefühle habe.
Buddeltanz
Dieser tanzende Pavillon von Gerstlauer ist nicht nur ein seltenes Fahrgeschäft. Die Anlage stand früher im Holiday Park, wo der tanzende Pavillon 2010 eines der ersten Fahrgeschäfte war, das ich je gefahren bin. Allerdings hatte ich die Anlage erheblich aufregender in Erinnerung. Die Fahrt glich eher einem sehr sanften In-den-Schlaf-Wiegen als einem schwungvollen Walzer.
Naja, sei’s drum. Die nächste Attraktion bietet schließlich genug Intensität.
Huracan
Der Wartebereich war wie beim Drachenritt nur mit diesen Netzen bedeckt. Zum Glück musste ich hier nicht draußen warten.
Drinnen ging es allerdings nicht gerade flott voran, denn weder hier noch sonst irgendwo im Park waren die Abfertigungen schnell. Der Soundtrack, eher ein monotones Dröhnen, machte es nicht gerade besser. Schließlich konnte ich aber in einem der schön gestalteten Zügen Platz nehmen.
Die Kuppe wird zumindest bei niedrigem Andrang erst nach kurzem Zögern überfahren. Was für mich von außen unnötig aussah, stellte sich im Zug als gelungener Effekt heraus. Der First Drop ist großartig wie auf allen Eurofightern.
Das folgende Tal bietet hohe positive G-Kräfte. Die anschließende Zero-Roll fühlt sich schwerfällig an, als würde es dem Zug Mühe bereiten sie zu durchfahren.
Auch das kommende Tal bietet wieder hohe positive Kräfte, bei denen sich der Bügel leider weiter zuzieht. Spätestens in der Cobra-Roll lassen die Fahreigenschaften dann zu wünschen übrig. Der erste Korkenzieher, der nach dem guten Speed Hump und der Zwischenbremse folgt, ist am schlimmsten. Aber auch der Rest des Layouts hält einige kräftige Ruckler bereit. Für mich als große Person war es gut auszuhalten. Wäre mein Kopf aber zwischen dem Bügel gewesen, wäre das definitiv eine unangenehme Fahrt gewesen.
Jemand meinte mal, das Layout von Huracan wirke, als ob Gerstlauer versucht hätte einen B&M Multilooper zu bauen. Ich finde das ziemlich treffend. Durch den eher geringen Fahrkomfort ist Huracan aber leider nicht das Highlight für Belantis, das es eigentlich sein sollte. Die mäßig gestaltete Station und die nicht vorhandene Thematisierung der eigentlichen Fahrt tun ihr Übriges.
Vom Reich der Sonnentempel lief ich dann durch die Prärie der Indianer, die Insel der Ritter und das Land das Grafen bis zur Küste der Entdecker, ohne irgendwas zu fahren. Besonders viel hätte ich dort aber auch nicht zur Auswahl gehabt.
Hier ist nichts.
Und hier ist auch nichts.
Oh, eine Frisbee.
Die beste Attraktion auf diesem Weg: der Wasserspinkler
Die Küste der Entdecker hat eine gute Thematisierung bekommen, hier beispielhaft der Imbiss Bodega:
Auch einen kleinen, kippenden Freefall Tower gibt es hier.
Capt'n Black Bird's Piratentaufe
Der Turm ist als Mast gestaltet, der auch passenderweise auf einer großen Schiffsattrappe steht. Thematisch also ein Volltreffer, was sich von der Fahrt nicht behaupten lässt. Statt runterzufallen, eiert die Gondel hier merkwürdig nach unten.
Nicht weit von der Piratentaufe entfernt im Land der Grafen befindet sich der
Gletscher-Rutscher
Diese Schlauchbootrutsche wird hier von einem Mitarbeiter bedient. Die Röhrenrutsche war leider gesperrt, die klassische Wellenrutsche war aber spaßig wie eh und je. Die Gestaltung der Anlage mit der Station als Berghüte auf einem tatsächlich aufgeschütteten Berg und passender Bepflanzung (Tannen) hat mich hier überzeugt. Nur einen Sonnenschutz habe ich auch hier vermisst.
Mittlerweile hatte ich alle Themenbereiche des Parks gesehen, mit Ausnahme des Strandes der Götter, durch den ich bisher nur durchgelaufen war. Hier fuhr ich noch zwei Attraktion. Zunächst die
Fahrt des Odysseus
Diese Bootsfahrt dauert ganze 14 Minuten und führt an den sieben Stationen der Odyssey vorbei. Eigentlich ein sehr gutes Konzept, das leider am niedrigen Niveau der Umsetzung scheitert. Dieser blaue Holzhaufen soll zum Beispiel das trojanische Pferd sein.
Auch der Rest der Gestaltung mit ollen Statuen und bemalten Wänden ist nicht überzeugender. Die Krönung ist aber, wie man die Geschichte zu hören bekommt. Es gibt nämlich keine Lautsprecher. Stattdessen scannt man als Gast im Boot einen QR-Code und hört die Geschichte dann vom Smartphone.
Nach der gemütlichen sollte eine aufregende Attraktion folgen. Das war zumindest mein Plan.
Götterflug
Der Götterflug war der erste Sky Roller überhaupt und stand zunächst im Innenhof des Deutschen Museums in München. Das erklärt auch, warum die Anlage etwas provisorisch aussieht. Überschläge sind hier möglich, eigentlich sogar einfacher als auf den heutzutage viel weiter verbreiteten Sky Flys. Vermutlich aufgrund des schwachen Windes hat aber weder ich noch sonst jemand an diesem Tag einen Überschlag geschafft.
Inzwischen näherte sich bereits der Parkschluss. Also fuhr ich nochmal den Drachenritt, das Verlies des Grauens, Huracan und als Abschuss den Fluch des Pharao.
Bevor ich zum Auto ging, kaufte ich mir noch ein paar leckere Mini-Donuts und setzte mich auf den Schlossplatz.
Nach sieben Stunden in der Sonne hatte sich die Farbe meines Nasenrückens der Schienenfarbe von Huracan angenähert. Trotzdem genoss ich die verbleibende Zeit im Park. Denn ich bin zwar glücklich, dass ich den Park besucht habe. Allzu bald werde ich aber vermutlich nicht wieder zurückkommen.
Dem Park fehlt es schlichtweg an sehr vielem und nach meiner Einschätzung steht dem Park auch keine besonders glorreiche Zukunft bevor. Dabei fing im Jahre 2003 alles noch hoffnungsvoll an. Da es im Osten damals noch keine ernstzunehmenden Freizeitparks gab, schlossen sich mehrere Radiosender zur Regiocast zusammen, um einen solchen Park zu gründen. Das Gelände am Rand von Leipzig war damals ein sehr guter Standort, denn es gab weit und breit keinen Konkurrenten. Zur Erinnerung, der Freizeitpark Plohn sah zu dieser Zeit noch so aus:
Und Karls kannte man damals nur in der Umgebung von Rostock.
Die ersten Jahre liefen gut für Belantis. Der Park wurde jedes Jahr mit neuen Attraktionen ausgebaut. Bis heute ist die Auswahl großer Flatrides womöglich das Beste am Park. Da vor 20 Jahren auch noch das Motto höher, schneller, weiter dominierte und Theming in den meisten Parks Nebensache war, war das Themingniveau von Belantis für die damalige Zeit auch gar nicht schlecht. Heute hat Theming einen viel höheren Stellenwert. Nur hat sich Belantis in dieser Hinsicht seit der Eröffnung kaum verbessert, weshalb der Park nach nur zwei Dekaden stärker in die Jahre gekommen wirkt als viele deutlich ältere Parks.
Höhepunkt der Entwicklung von Belantis war sicherlich das Jahr 2010. Damals konnte Belantis überraschend einen Eurofighter kaufen, der eigentlich für den F1-X-Park (Themenpark mit Formel 1 Thema, der nie eröffnet hat) in Dubai gebaut worden war. Somit hatte man plötzlich eine spektakuläre Achterbahn als neue Hauptattraktion.
Leider ist Huracan aufgrund des wenigen Themings (die Buschreihen im Reich der Sonnentempel erinnern mich an schlechte Planet Coaster Parks) und der schlechten Fahreigenschaften nicht das Highlight für Belantis, das es sein könnte und sollte.
"Hier ist nicht gerade viel Szenerie."
Auch der Fluch des Pharao kann aufgrund des wenigen und schlechten Themings diese Rolle nicht erfüllen. Belantis hat somit auch nicht das eine Highlight, für das allein sich die Anreise schon lohnen würde (wie es z.B. im Holiday Park mit Expedition GeForce der Fall ist).
Bereits ein Jahr vor der Eröffnung von Huracan bekam Belantis erstmalig Konkurrenz, als der Freizeitpark Plohn überraschend El Toro eröffnete und damit die spektakulärste (und bis heute beste) Bahn im Osten präsentierte. 2011 zeige Plohn mit dem Plohni-Dorf wiederum, dass sie Theming schon damals besser konnten als Belantis. Bis 2015 hielten sich die beiden Parks aber noch ungefähr die Waage. Wobei sich bei Plohn ein schleichender Aufstieg und bei Belantis ein schleichender Niedergang abzeichnete. Belantis rutsche in finanzielle Probleme und baute immer weniger Neuheiten, wohingegen Plohn u.a. das Plohni-Dorf und den Fluch des Teutates baute.
Der große Umbruch für Belantis kam aber zwischen 2015 und 2018. In diesem Zeitraum wurden zahlreiche Projekte angekündigt (Allwetterhalle, Veranstaltungshalle, neue Fahrgeschäfte, Minigolfanlage, Fußballgolfanlage, Kletterwald, Indoor-Erlebniswelt für Kinder, Übernachtungsmöglichkeiten, Kino), die nie umgesetzt wurden. Eines der wenigen umgesetzten Projekte war 2015 die bislang letzte große Neuheit des Parks, die Cobra des Amun Ra. Eine schöne Anlage. Aber wenn man die Cobra und Miniwah vergleicht, die im selben Jahre gebaut wurden, sieht man, dass der Freizeitpark Plohn Belantis nun davongezogen war. Zwei Jahre später bekam der Park seine bis heute letzten Neuheiten, den Kinder Top Spin Anca und den Strand.
In diesem Jahr erschien auch das letzte YouTube-Video des 1. Belantis Fanforums. 2018 wurde der Park schließlich an Parques Ruiniertdas, äh ich meine natürlich Parques Reunidos verkauft. Seit dem Verkauf warten die Besucher auf Neuheiten und die Verantwortlichen vor Ort auf Geld, um welche zu bauen.
Dass der zweitgrößte Freizeitparkkonzern Europas zuschaut, wie ihr Park von seinen Konkurrenten überholt wird, ist frustrierend genug. Noch frustrierender ist aber, dass die Gruppe versprach, aus Belantis etwas Großes zu machen und dann ist nichts dergleichen passiert. „Wir haben attraktive Investitionsprojekte für BELANTIS, welche das Erlebnis der Besucher verbessern werden und den Park auf das höchste Niveau der Branche bringen werden“ ist ein Zitat von Parques Reunidos kurz nach dem Kauf. Stattdessen ist seit der Übernahme rein gar nichts passiert.
Das ist auch deshalb ungünstig für Belantis, weil Karls Erlebnis-Dorf Elstal 2018 K2 eröffnete und dadurch plötzlich zum zweiten Konkurrenten neben dem Freizeitpark Plohn wurde. Anfangs wurde Belantis als Berlins neuer Freizeitpark beworben. Seit der Eröffnung von K2 dürfte Belantis in und um Berlin erheblich an Popularität eingebüßt haben. Mittlerweile baut Karls das Erlebnis-Dorf in Elstal in hohem Tempo und auf höchstem thematischen Niveau immer weiter aus. Schon bald wird Karls Elstal vermutlich das Resort sein, das Belantis einst werden sollte. Und Plohn hat Belantis spätestens 2019 mit Dynamite überholt.
Belantis, jener ostdeutsche Park, der mit Abstand am größten geplant wurde, hängt seinen Konkurrenten immer weiter hinterher. Tatsächlich war der Park einst als ostdeutsches Äquivalent zu Phantasialand, Heide Park und Europa Park erdacht worden. Davon war und ist man weit entfernt, sowohl was die bloße Anzahl der Attraktionen betrifft (Belantis könnte bis heute fünf, eher zehn weitere Attraktionen gut vertragen) und erst recht, was thematische Niveau anbelangt. Man hat sich meiner Ansicht nach mit dem Vorhaben, einen so großen und guten Park aus dem Boden zu stampfen, schlichtweg übernommen.
Das ist schade, denn die grundsätzliche Idee von Belantis, „anhand einer historischen Europakarte alte Völker und Kulturen erlebbar werden zu lassen“ und den Park auch wirklich in Form einer Weltkarte anzulegen, finde ich großartig. Die Themenbereiche passen sogar zu den jeweiligen Orten auf der Karte.
Viele Bereiche haben aber für die heutige Zeit, auch für einen Park mittlerer Größe einfach ein zu niedriges Niveau. Die zahlreichen Spielautomaten und -buden im Park senken das ohnehin sehr geringe Immersionlevel weiter ab.
Der Park hat es gestalterisch zugegebenermaßen auf dem flachen Brachland nicht einfach, weswegen ich die Themengebiete des Parks von Beginn an näher aneinandergebaut hätte. Denn aktuell wirkt der inselartige Aufbau von Belantis nicht entschleunigend und geheimnisvoll wie etwa in Alton Towers und Efteling, sondern so, als ob überall etwas fehlen würde. Immerhin ist die Wegführung in Belantis wesentlich übersichtlicher als in diesen beiden Park, die Orientierung fällt leicht. Ich fände es sehr erfreulich, wenn es in Belantis mehr Themengebiete auf dem Niveau der Küste der Entdecker (gepflegt, nicht zu groß, nicht zu klein, Toilette und Gastro vorhanden) und dem mittelalterlichen Dorfplatz gäbe. Hätte man die Bereiche des Parks von vorneherein enger aneinandergebaut, würde der Park heutzutage meiner Ansicht nach besser funktionieren.
Zwischen den Themenbereichen des Parks liegt das riesige Belantis-Meer: ein künstlicher See, der so groß ist wie alle Wasserflächen in Efteling zusammen. Anders als in Efteling fehlt es den Seen in Belantis jedoch vielerorts an Bepflanzung und kinetischen Elementen, wie z.B. der Gondoletta, der Pagode oder Joris en de Draak. Dadurch wirken die Wasserflächen in Belantis nicht magisch und idyllisch, sondern oft tot und leer. Sicher, es gibt die die Indianer-Kanus, die für einen Freizeitpark ebenso wie der Strand eine außergewöhnliche Attraktion sind, die ich auch gern ausprobiert hätte.
Auch das Wasserski-Rondell Poseidons Flotte und die Schiffsschaukel Santa Maria sind sehr schön auf dem Wasser platziert. Dennoch ist die riesige Wasserfläche eines der wenigen Alleinstellungsmerkmale von Belantis, das der Park noch mehr nutzen könnte, auch und gerade für außergewöhnliche Attraktionen. Der untere Teil des „Atlantiks“ schreit für mich aufgrund des Ortes und des Parknamens (ein Kunstwort aus Bella Italia und Atlantis) geradezu nach einem Atlantis-Themenbereich. Platz für die Kanus wäre dann immer noch mehr als genug. In seinem jetzigen Zustand fand ich das Belantis-Meer fast schon zu groß. Aber einerseits musste die Weltkarte eben einigermaßen maßstabsgerecht abgebildet werden und andererseits ist es in einem Braunkohlebrachland wahrscheinlich einfacher einen See als Landschaftsgestaltung auszuheben als mühsam Vegetation anzupflanzen.
Bessere Gestaltung, sowohl landschaftlich als auch thematisch, war etwas, das man zumindest vor dem Verkauf stärker fokussieren wollte. Thematisch lässt sich bei der Cobra des Amun Ra tatsächlich eine Verbesserung zu vorher erkennen. Landschaftlich ist das nicht der Fall. Denn das völlig leere, abschüssige Gelände der Cobra des Amun Ra (im Vergleich zum völlig leeren Flachland bei Huracan) wurde von den Parkverantwortlichen bereits als Fortschritt in Sachen Gestaltung hervorgehoben. Falls das der Versuch gewesen sein sollte, auf flachem Brachland einen künstlichen Terraincoaster zu bauen, so ist er kläglich gescheitert. Auch die arg konstruierte Hintergrundgeschichte des Tals der Pharaonen, die nur in einem alten Fan-Video (ab 7:21) jemals erwähnt wurde, lässt mich zweifeln, wie gut Belantis als echter Themenpark unter den alten Besitzer funktioniert hätte.
Während in Belantis also seit Jahren Stillstand herrscht, wird die Konkurrenz immer stärker: im Norden Karls Erlebnis-Dorf Elstal, im Süden der Freizeitpark Plohn und im Osten bald auch noch das Karls Erlebnis-Dorf in Döbeln. Das Einzugsgebiet von Belantis schrumpft dadurch immer weiter und der Park sticht zwischen seinen Konkurrenten eher negativ als positiv hervor. Denn für mich hat Belantis auch keinen besonderen Charme, keinen Charakter. Wenn ich an Belantis denke, denn kommen mir leere Flächen, mangelnder Sonnenschutz und bemalte Wände in den Kopf.
Dennoch hoffe sehr, dass der Park uns uns noch eine Weile erhalten bleibt. Denn das zur Verfügung stehende Gelände und damit das Potenzial des Parks ist riesig. Rein vom Platz her wäre die europäische Topliga überhaupt kein Problem. Auch das, was jetzt und heute da ist, ist im Gesamterlebnis besser, als es hier jetzt vielleicht klang. Einige Themengebiete und Attraktionen sind durchaus gelungen. Die Mitarbeiter schienen den Park bei meinem Besuch wirklich zu mögen. Die Verantwortlichen vor Ort versuchen innerhalb ihrer sehr begrenzten Möglichkeiten wenigstens mit Halloweenmazes und kleinen Shows etwas Neues zu bieten. Aber das reicht natürlich nicht und mit jedem verstreichenden Jahr verliert der Park immer mehr den Anschluss an die moderne Freizeitparkwelt. Ich hoffe weiterhin darauf, dass der Park bald neue Attraktionen präsentieren kann und nicht endgültig in der Bedeutungslosigkeit verschwindet.
Hiermit endeten meine Parkbesuche in Ostdeutschland. Ich hatte viel Freude daran endlich einmal wieder neue Parks zu entdecken.
Ich bedanke mich bei euch fürs Lesen. Hoffentlich geht die Offseason schnell um.
Übrigens: Jetzt im klinischen Abschnitt studiert es sich erheblich angenehmer.
2. Freizeitpark Plohn
3. Belantis
2011. Ich bin acht Jahre alt und habe vor Kurzem angefangen mich für Achterbahnen und Freizeitparks zu interessieren. Meine Eltern nehmen mir daher eine Sendung über eben dieses Thema auf Kabel eins auf. Aus heutiger Sicht ist der Bericht völliger Murks: eine Rangliste, deren Plätze wahllos belegt wurden, garniert mit falschen Fakten. Und ob es in dem Bericht um die aufregendsten Freizeitparks, die besten Erlebnisse oder die extremsten Achterbahnen geht, scheint die Sendung selbst nicht zu wissen. Dennoch habe ich nostalgische Gefühle für die Reportage, da es eben die erste Achterbahn-Doku war, die ich je gesehen habe. Platz 10 der Rangliste ist außerdem der Grund dafür, dass ich seit damals Belantis, v.a. den Fluch des Pharao, den Götterflug und ganz besonders Huracan kannte und fahren wollte. Zwölf Jahre dauerte es, aber dann konnte ich mich endlich auf dem Weg nach Belantis machen.
Von Plohn aus sind es knapp 90 Minuten nach Belantis. Also Freizeitpark-Soundtracks angemacht und los ging es. Kommt man von Norden, also aus der anderen Richtung, kann man auf der Autobahn eine skurrile Entdeckung machen: ein Hinweisschild für Belantis. In Sachsen-Anhalt. Ihr habt richtig gelesen, das Schild steht in einem anderen Bundesland als der Park. Das liegt auch nicht daran, das Belantis so nah an der Grenze der Bundesländer liegen würde. Ich bin noch ein beachtliches Stück gefahren, bevor ich überhaupt in Sachsen war, geschweige denn bei Belantis. Keine Ahnung wie dieses Schild dorthin gekommen ist.
Nähert man sich dann dem Park, hat man bereits von der Autobahn aus beiden Richtungen eine gute Sicht auf die Skyline von Belantis. Was mir im Gegensatz zur Aussicht gar nicht gefiel, war der Stau auf der Abbiegespur zum Parkplatz. So schlimm wie beim Phantasialand ist ein Rückstau auf die Autobahn bei Belantis zum Glück längst nicht. Trotzdem war Belantis erheblich voller als Karls Erlebnis-Dorf Elstal und der Freizeitpark Plohn, was an einem Samstag allerdings nicht allzu verwunderlich ist. Nachdem ich mein Auto abgestellt hatte, ging ich zum Schloss Belantis, dem Eingang des Parks.
Das Schloss gefällt mir sowohl in der Bauform als auch bezüglich der Bemalung gut und ist ein gelungener Eingang in den Park. Hier rate euch, bevor ihr den Park betretet, bereits euer Parkplatzticket zu ziehen. Der Automat dafür ist vor den Kassen links.
Hinter der Einlasskontrolle auf dem Schlosshof waren zur Parköffnung viele Streetactor zu sehen. Nicht mein Fall, aber sie geben sich Mühe. Da die meisten Besucher zur Parköffnung überraschenderweise nach links liefen, ging ich als erstes nach rechts ins Tal der Pharaonen zur ikonischsten Attraktion von Belantis, dem
Fluch des Pharao
Diese Attraktion wird von allen nur die Pyramide genannt. Der Grund hierfür dürfte klar sein.
Die Abfahrt der Bahn aus der größten Pyramide Europas ist ein sehr eindrücklicher Anblick. Wer allerdings glaubt, dass der Rest der Anlage ebenso beeindruckend gestaltet wäre, liegt falsch. Im Wartebereich gibt es nur bemalte, sehr glatte Wände zu sehen. Manche Wände sind auch einfach schwarz. Der Boden und die Decke sind nirgends thematisiert. Der Außenbereich bietet weder guten Sonnenschutz noch Thematisierung. Besonders schnell voran ging es auch nicht. Als ich dann in das Schlauchboot einstieg, fiel der Bedienerin erfreulicherweise mein Taron-T-Shirt auf. Die Station ist wenig überzeugend als Schiff gestaltet. Sobald man die Station verlässt, hört das Theming wieder gänzlich auf. Nun gut, es soll ja auch eine Wüste sein. Wesentlich interessanter als die Umgebung ist das Fahrgefühl. Durch die flexiblen Schlauchboote mit ihrem sehr dünnen Boden fühlt sich die Fahrt seltsam wabbelig an, man spürt jede noch so kleine Welle. Sehr ungewöhnlich und mit keiner anderen Wasserbahn vergleichbar. Nach ein paar Kurven draußen fährt man in die Pyramide hinein. Hier hatte ich wiederum auf gutes Theming gehofft und wurde wiederum enttäuscht. Es gibt eine winzige, uninteressante Darkride-Szene mit einem hämmernden Archäologen. Dessen Gesicht sieht gruseliger aus, als es ein verfluchter Pharao je sein könnte. Man fährt danach in einen Vertikalaufzug, wo es ein Schwarzlichtgemälde eines Pharaos zu sehen gibt. Oben angekommen beschuldigt der Pharao uns, dass wir seinen Schatz stehlen wollten. Entweder dieser Schatz ist unsichtbar oder er befindet sich hinter der Mauer, auf die der Archäologe einhämmert. Gesehen habe ich einen Schatz in der gesamten Attraktion jedenfalls nicht. Doch darüber denkt man wenn überhaupt erst später nach, denn es folgt die stattliche Abfahrt aus der Pyramide. Der Splashdown unten verzögert das Boot kräftig, also gut festhalten. Kurze Zeit später packt der Fluch des Pharao dann noch eine Überraschung
aus: einen Strudel, wie man ihn z.B. von River Quest kennt. Wer hier trockener bleiben will, setzt sich links hin. Hier meine beiden Hosenbeine nach der Fahrt zur Veranschaulichung:
linkes Hosenbein
rechtes Hosenbein
Nach dem Strudel dümpelt man noch durch ein paar Kurven, erneut ohne Theming, bevor man wieder in die Station hochgezogen wird.
Die imposante Pyramide mit ihrer riesigen Abfahrt, der Strudel und das weltweit einmalige Fahrsystem: All das schürt von außen hohe Erwartungen. Aufgrund des enttäuschenden Themings wird das Erlebnis den Erwartungen aber keineswegs gerecht. Zwischen den zwei Highlightmomenten (Abfahrt und Strudel) passiert einfach viel zu wenig. Zwei aufregende Momente und eine hübsche Hülle machen eben noch keine runde Attraktion. Trotzdem ist der Fluch des Pharao allein wegen des einzigartigen Fahrsystems sehr besonders und eine Fahrt wert.
Nun wollte ich wiederum den Massen entgehen und mich direkt nach ganz hinten in den Park auf die Insel der Ritter begeben. Tatsächlich war dieser Bereich vollkommen leer. Das lag allerdings daran, dass die Insel der Ritter erst um elf öffnete und ich vor verschlossenen Türen bzw. verschlossenem Balken stand.
Also habe ich mich in der Umgebung umgesehen und Fotos gemacht.
Dem mittelalterlichen Dorfplatz in der Nähe sieht man zwar an, dass er nicht aus den hochwertigsten Materialien gebaut wurde. Gelungen finde ich ihn trotzdem.
Schließlich stellte ich mich in die Schlange vor dem Balken an und wartete auf die Öffnung des Bereiches.
11 Uhr, der Bereich wird geöffnet, alle laufen zügig Richtung Drachenritt. Nur um auch dort vor verschlossener Tür zu stehen. Also wieder warten. Und hoffen, dass die Bahn überhaupt aufmacht. Das tat sie zum Glück nach weiteren zehn Minuten.
Drachenritt
Die Warteschlange beginnt mit einem Abschnitt aus mobilen Stahlzäunen, zwischen denen man auf der bloßen Erde läuft, bevor man über eine Brücke zu einem gepflasterten Weg in Richtung Station kommt. Über dem Weg hängen dünne Tücher, die gegen die Sonne jedoch reichlich wenig nützen. Abseits der Ständer für die Tücher, die als mittelalterliche Stangenwaffen gestaltet sind, gibt es hier leider nichts zu sehen.
Neben der Warteschlange befindet sich zwar die Schlussbremse der Bahn. Diese wird aber durch eine Hecke verdeckt. Die Station selbst ist ein nettes Holzhaus, aber auch nichts Herausragendes. Dagegen gefallen mir die Wagen sehr gut. Was die Fahrt selbst anbelangt, würde ich den Drachenritt als G’sengte Sau mit weniger Thematisierung und mehr Airtime beschreiben. Eine wirklich spaßige Familienachterbahn.
So hatte ich nach anderthalb Stunden ganze zwei Attraktionen geschafft. Fantastisch. Hoffentlich geht es nicht in diesem Tempo weiter. Zumindest für die nächste Attraktion musste ich glücklicherweise weder weit laufen noch lange warten.
Verlies des Grauens
Weg Richtung Eingang
Dieses Madhouse ist thematisch und atmosphärisch das Highlight des Parks.
Nach dem dunklen Wartebereich, der spiralig in die Tiefe führt, betritt man einen Pre-Show-Room. Dieser lässt mit der Mitarbeiterin in dunkler Kutte und den blubbernden, bunten Wassersäulen Erinnerungen an Mystery Castle wach werden. Die Pre-Show selbst führt einen zweckmäßig in die Geschichte ein. Die einzige Animatronic ist sehr ruckhaft, außerdem schlecht zu sehen und bewegt sich kaum. Während der Pre-Show schleicht sich die Mitarbeiterin aus dem Pre-Show-Room (der Gang ist links neben der „Bühne“). Die Türen zum nächsten Raum befinden sich im Rücken der Gäste und werden von der Mitarbeiterin mit einem Knall geöffnet. Man nimmt nun im Fahrraumplatz Platz. Dieser ist gut gestaltet.
Der Drache über dem Kamin, der zum Fahrtbeginn zum Leben erwacht, ist eine sehr gelungene Überraschung. Das gilt ebenso für die Schwarzlichteffekte und den Kristall in der Mitte, der am Ende verschwunden ist.
Nur das Fahrprogramm selbst fand ich wie die Geschichte der Attraktion unkreativ. Dennoch die einzige Attraktion im Park, die ich mit Abstrichen rundum gelungen nennen würde. Großen Anteil daran hatte sicherlich auch die Bedienerin, die mit ihrem geheimnisvollen Verhalten die Atmosphäre unterstützte.
Das Verlies des Grauens war auch eine willkommene Gelegenheit der Sonne zu entgehen. Denn es waren den ganzen Tag über kontinuierlich 30 Grad, keine Wolke war am Himmel zu sehen und wie schon angesprochen ist Sonnenschutz in Belantis größtenteils Mangelware.
Mittlerweile war es kurz vor Zwölf und ich entschied mich, früh Mittag zu essen. Dadurch entging ich knapp dem großen Ansturm und den langen Wartezeiten. Ich entschied mich für einen mobilen Langos-Stand, den ich bereits zuvor gesehen hatte.
Eine gute Wahl. Der Stand war leerer als die Stände der parkeigenen Gastronomie, das Langos lecker wie immer und vermutlich besser als das klassische Fast Food, das es auf dem mittelalterlichen Marktplatz gab. Ich machte es mir unter einigen Bäumen mit Blick auf den Drachenritt gemütlich.
Von hier aus, also aus der Ferne, und auch auf Fotos sehen die "Steine" der Burg, um die der Drachenritt fährt, gut aus. Je näher man herangeht, desto offensichtlicher wird allerdings, dass es sich nur um Plastikflächen mit Steinmuster handelt, was nicht so überzeugend aussieht. Was mir dagegen gut gefiel, war die Musik. Diese kannte ich nämlich zum Teil aus dem Computerspiel Stronghold 2.
Nachdem ich aufgegessen hatte, wollte ich nun die verbleibenden beiden Bahnen abhaken. Als erstes die
Cobra des Amun Ra
Hier wartet man zunächst unter ein paar Sonnenschirmen in einem provisorischen Wartebereich draußen, bevor man in das Gebäude gelassen wird. Dieses durchläuft man dann zum großen Teil. Keine Ahnung, warum das so geregelt ist. Drinnen ist definitiv eine Steigerung des Thematisierungsniveau gegenüber dem Fluch des Pharao erkennbar. Die Wandbemalungen sind besser, auch wenn immer noch nur die Wände thematisiert sind.
Die Beleuchtung ist deutlich stimmungsvoller, es gibt einmal Theming im Boden und mehrere Nischen mit Deko. Auch die stickige Station ist rein thematisch gut gelungen, in Sachen Gästefluss aber ein völliger Fehlschlag. Die Warteschlange mündet ohne Drehkreuz am Gate für die erste Reihe. Dadurch geht kaum jemand nach hinten durch, zumal zwischen den Toren und der Wand nur sehr wenig Platz ist. Der Ausgang liegt auf der anderen Seite am Ende der Station. Die Bedienerin, die allein arbeitet, wartet, bis alle vorigen Fahrgäste die Station verlassen haben, bevor die nächsten in den Zug gelassen werden. Dadurch dauert allein der Fahrgastwechsel bei dieser Bahn ganze zwei Minuten. Hat man es dann aber in den Zug geschafft wartet eine sehr schöne, völlig ruckelfreie und etwas zu kurze Familienachterbahn. Hinten ist die Bahn auch durchaus rasant. Nur das Theming hört, sobald man die Station verlassen hat, schlagartig vollkommen auf.
Zwei Bahnen abgehakt, fehlt noch eine. Ich lief vorbei am Schloss Belantis in Richtung Huracan. Auf dem Weg kam ich noch an einem Fahrgeschäft vorbei, für das ich nostalgische Gefühle habe.
Buddeltanz
Dieser tanzende Pavillon von Gerstlauer ist nicht nur ein seltenes Fahrgeschäft. Die Anlage stand früher im Holiday Park, wo der tanzende Pavillon 2010 eines der ersten Fahrgeschäfte war, das ich je gefahren bin. Allerdings hatte ich die Anlage erheblich aufregender in Erinnerung. Die Fahrt glich eher einem sehr sanften In-den-Schlaf-Wiegen als einem schwungvollen Walzer.
Naja, sei’s drum. Die nächste Attraktion bietet schließlich genug Intensität.
Huracan
Der Wartebereich war wie beim Drachenritt nur mit diesen Netzen bedeckt. Zum Glück musste ich hier nicht draußen warten.
Drinnen ging es allerdings nicht gerade flott voran, denn weder hier noch sonst irgendwo im Park waren die Abfertigungen schnell. Der Soundtrack, eher ein monotones Dröhnen, machte es nicht gerade besser. Schließlich konnte ich aber in einem der schön gestalteten Zügen Platz nehmen.
Die Kuppe wird zumindest bei niedrigem Andrang erst nach kurzem Zögern überfahren. Was für mich von außen unnötig aussah, stellte sich im Zug als gelungener Effekt heraus. Der First Drop ist großartig wie auf allen Eurofightern.
Das folgende Tal bietet hohe positive G-Kräfte. Die anschließende Zero-Roll fühlt sich schwerfällig an, als würde es dem Zug Mühe bereiten sie zu durchfahren.
Auch das kommende Tal bietet wieder hohe positive Kräfte, bei denen sich der Bügel leider weiter zuzieht. Spätestens in der Cobra-Roll lassen die Fahreigenschaften dann zu wünschen übrig. Der erste Korkenzieher, der nach dem guten Speed Hump und der Zwischenbremse folgt, ist am schlimmsten. Aber auch der Rest des Layouts hält einige kräftige Ruckler bereit. Für mich als große Person war es gut auszuhalten. Wäre mein Kopf aber zwischen dem Bügel gewesen, wäre das definitiv eine unangenehme Fahrt gewesen.
Jemand meinte mal, das Layout von Huracan wirke, als ob Gerstlauer versucht hätte einen B&M Multilooper zu bauen. Ich finde das ziemlich treffend. Durch den eher geringen Fahrkomfort ist Huracan aber leider nicht das Highlight für Belantis, das es eigentlich sein sollte. Die mäßig gestaltete Station und die nicht vorhandene Thematisierung der eigentlichen Fahrt tun ihr Übriges.
Vom Reich der Sonnentempel lief ich dann durch die Prärie der Indianer, die Insel der Ritter und das Land das Grafen bis zur Küste der Entdecker, ohne irgendwas zu fahren. Besonders viel hätte ich dort aber auch nicht zur Auswahl gehabt.
Hier ist nichts.
Und hier ist auch nichts.
Oh, eine Frisbee.
Die beste Attraktion auf diesem Weg: der Wasserspinkler
Die Küste der Entdecker hat eine gute Thematisierung bekommen, hier beispielhaft der Imbiss Bodega:
Auch einen kleinen, kippenden Freefall Tower gibt es hier.
Capt'n Black Bird's Piratentaufe
Der Turm ist als Mast gestaltet, der auch passenderweise auf einer großen Schiffsattrappe steht. Thematisch also ein Volltreffer, was sich von der Fahrt nicht behaupten lässt. Statt runterzufallen, eiert die Gondel hier merkwürdig nach unten.
Nicht weit von der Piratentaufe entfernt im Land der Grafen befindet sich der
Gletscher-Rutscher
Diese Schlauchbootrutsche wird hier von einem Mitarbeiter bedient. Die Röhrenrutsche war leider gesperrt, die klassische Wellenrutsche war aber spaßig wie eh und je. Die Gestaltung der Anlage mit der Station als Berghüte auf einem tatsächlich aufgeschütteten Berg und passender Bepflanzung (Tannen) hat mich hier überzeugt. Nur einen Sonnenschutz habe ich auch hier vermisst.
Mittlerweile hatte ich alle Themenbereiche des Parks gesehen, mit Ausnahme des Strandes der Götter, durch den ich bisher nur durchgelaufen war. Hier fuhr ich noch zwei Attraktion. Zunächst die
Fahrt des Odysseus
Diese Bootsfahrt dauert ganze 14 Minuten und führt an den sieben Stationen der Odyssey vorbei. Eigentlich ein sehr gutes Konzept, das leider am niedrigen Niveau der Umsetzung scheitert. Dieser blaue Holzhaufen soll zum Beispiel das trojanische Pferd sein.
Auch der Rest der Gestaltung mit ollen Statuen und bemalten Wänden ist nicht überzeugender. Die Krönung ist aber, wie man die Geschichte zu hören bekommt. Es gibt nämlich keine Lautsprecher. Stattdessen scannt man als Gast im Boot einen QR-Code und hört die Geschichte dann vom Smartphone.
Nach der gemütlichen sollte eine aufregende Attraktion folgen. Das war zumindest mein Plan.
Götterflug
Der Götterflug war der erste Sky Roller überhaupt und stand zunächst im Innenhof des Deutschen Museums in München. Das erklärt auch, warum die Anlage etwas provisorisch aussieht. Überschläge sind hier möglich, eigentlich sogar einfacher als auf den heutzutage viel weiter verbreiteten Sky Flys. Vermutlich aufgrund des schwachen Windes hat aber weder ich noch sonst jemand an diesem Tag einen Überschlag geschafft.
Inzwischen näherte sich bereits der Parkschluss. Also fuhr ich nochmal den Drachenritt, das Verlies des Grauens, Huracan und als Abschuss den Fluch des Pharao.
Bevor ich zum Auto ging, kaufte ich mir noch ein paar leckere Mini-Donuts und setzte mich auf den Schlossplatz.
Nach sieben Stunden in der Sonne hatte sich die Farbe meines Nasenrückens der Schienenfarbe von Huracan angenähert. Trotzdem genoss ich die verbleibende Zeit im Park. Denn ich bin zwar glücklich, dass ich den Park besucht habe. Allzu bald werde ich aber vermutlich nicht wieder zurückkommen.
Dem Park fehlt es schlichtweg an sehr vielem und nach meiner Einschätzung steht dem Park auch keine besonders glorreiche Zukunft bevor. Dabei fing im Jahre 2003 alles noch hoffnungsvoll an. Da es im Osten damals noch keine ernstzunehmenden Freizeitparks gab, schlossen sich mehrere Radiosender zur Regiocast zusammen, um einen solchen Park zu gründen. Das Gelände am Rand von Leipzig war damals ein sehr guter Standort, denn es gab weit und breit keinen Konkurrenten. Zur Erinnerung, der Freizeitpark Plohn sah zu dieser Zeit noch so aus:
Und Karls kannte man damals nur in der Umgebung von Rostock.
Die ersten Jahre liefen gut für Belantis. Der Park wurde jedes Jahr mit neuen Attraktionen ausgebaut. Bis heute ist die Auswahl großer Flatrides womöglich das Beste am Park. Da vor 20 Jahren auch noch das Motto höher, schneller, weiter dominierte und Theming in den meisten Parks Nebensache war, war das Themingniveau von Belantis für die damalige Zeit auch gar nicht schlecht. Heute hat Theming einen viel höheren Stellenwert. Nur hat sich Belantis in dieser Hinsicht seit der Eröffnung kaum verbessert, weshalb der Park nach nur zwei Dekaden stärker in die Jahre gekommen wirkt als viele deutlich ältere Parks.
Höhepunkt der Entwicklung von Belantis war sicherlich das Jahr 2010. Damals konnte Belantis überraschend einen Eurofighter kaufen, der eigentlich für den F1-X-Park (Themenpark mit Formel 1 Thema, der nie eröffnet hat) in Dubai gebaut worden war. Somit hatte man plötzlich eine spektakuläre Achterbahn als neue Hauptattraktion.
Leider ist Huracan aufgrund des wenigen Themings (die Buschreihen im Reich der Sonnentempel erinnern mich an schlechte Planet Coaster Parks) und der schlechten Fahreigenschaften nicht das Highlight für Belantis, das es sein könnte und sollte.
"Hier ist nicht gerade viel Szenerie."
Auch der Fluch des Pharao kann aufgrund des wenigen und schlechten Themings diese Rolle nicht erfüllen. Belantis hat somit auch nicht das eine Highlight, für das allein sich die Anreise schon lohnen würde (wie es z.B. im Holiday Park mit Expedition GeForce der Fall ist).
Bereits ein Jahr vor der Eröffnung von Huracan bekam Belantis erstmalig Konkurrenz, als der Freizeitpark Plohn überraschend El Toro eröffnete und damit die spektakulärste (und bis heute beste) Bahn im Osten präsentierte. 2011 zeige Plohn mit dem Plohni-Dorf wiederum, dass sie Theming schon damals besser konnten als Belantis. Bis 2015 hielten sich die beiden Parks aber noch ungefähr die Waage. Wobei sich bei Plohn ein schleichender Aufstieg und bei Belantis ein schleichender Niedergang abzeichnete. Belantis rutsche in finanzielle Probleme und baute immer weniger Neuheiten, wohingegen Plohn u.a. das Plohni-Dorf und den Fluch des Teutates baute.
Der große Umbruch für Belantis kam aber zwischen 2015 und 2018. In diesem Zeitraum wurden zahlreiche Projekte angekündigt (Allwetterhalle, Veranstaltungshalle, neue Fahrgeschäfte, Minigolfanlage, Fußballgolfanlage, Kletterwald, Indoor-Erlebniswelt für Kinder, Übernachtungsmöglichkeiten, Kino), die nie umgesetzt wurden. Eines der wenigen umgesetzten Projekte war 2015 die bislang letzte große Neuheit des Parks, die Cobra des Amun Ra. Eine schöne Anlage. Aber wenn man die Cobra und Miniwah vergleicht, die im selben Jahre gebaut wurden, sieht man, dass der Freizeitpark Plohn Belantis nun davongezogen war. Zwei Jahre später bekam der Park seine bis heute letzten Neuheiten, den Kinder Top Spin Anca und den Strand.
In diesem Jahr erschien auch das letzte YouTube-Video des 1. Belantis Fanforums. 2018 wurde der Park schließlich an Parques Ruiniertdas, äh ich meine natürlich Parques Reunidos verkauft. Seit dem Verkauf warten die Besucher auf Neuheiten und die Verantwortlichen vor Ort auf Geld, um welche zu bauen.
Dass der zweitgrößte Freizeitparkkonzern Europas zuschaut, wie ihr Park von seinen Konkurrenten überholt wird, ist frustrierend genug. Noch frustrierender ist aber, dass die Gruppe versprach, aus Belantis etwas Großes zu machen und dann ist nichts dergleichen passiert. „Wir haben attraktive Investitionsprojekte für BELANTIS, welche das Erlebnis der Besucher verbessern werden und den Park auf das höchste Niveau der Branche bringen werden“ ist ein Zitat von Parques Reunidos kurz nach dem Kauf. Stattdessen ist seit der Übernahme rein gar nichts passiert.
Das ist auch deshalb ungünstig für Belantis, weil Karls Erlebnis-Dorf Elstal 2018 K2 eröffnete und dadurch plötzlich zum zweiten Konkurrenten neben dem Freizeitpark Plohn wurde. Anfangs wurde Belantis als Berlins neuer Freizeitpark beworben. Seit der Eröffnung von K2 dürfte Belantis in und um Berlin erheblich an Popularität eingebüßt haben. Mittlerweile baut Karls das Erlebnis-Dorf in Elstal in hohem Tempo und auf höchstem thematischen Niveau immer weiter aus. Schon bald wird Karls Elstal vermutlich das Resort sein, das Belantis einst werden sollte. Und Plohn hat Belantis spätestens 2019 mit Dynamite überholt.
Belantis, jener ostdeutsche Park, der mit Abstand am größten geplant wurde, hängt seinen Konkurrenten immer weiter hinterher. Tatsächlich war der Park einst als ostdeutsches Äquivalent zu Phantasialand, Heide Park und Europa Park erdacht worden. Davon war und ist man weit entfernt, sowohl was die bloße Anzahl der Attraktionen betrifft (Belantis könnte bis heute fünf, eher zehn weitere Attraktionen gut vertragen) und erst recht, was thematische Niveau anbelangt. Man hat sich meiner Ansicht nach mit dem Vorhaben, einen so großen und guten Park aus dem Boden zu stampfen, schlichtweg übernommen.
Das ist schade, denn die grundsätzliche Idee von Belantis, „anhand einer historischen Europakarte alte Völker und Kulturen erlebbar werden zu lassen“ und den Park auch wirklich in Form einer Weltkarte anzulegen, finde ich großartig. Die Themenbereiche passen sogar zu den jeweiligen Orten auf der Karte.
Viele Bereiche haben aber für die heutige Zeit, auch für einen Park mittlerer Größe einfach ein zu niedriges Niveau. Die zahlreichen Spielautomaten und -buden im Park senken das ohnehin sehr geringe Immersionlevel weiter ab.
Der Park hat es gestalterisch zugegebenermaßen auf dem flachen Brachland nicht einfach, weswegen ich die Themengebiete des Parks von Beginn an näher aneinandergebaut hätte. Denn aktuell wirkt der inselartige Aufbau von Belantis nicht entschleunigend und geheimnisvoll wie etwa in Alton Towers und Efteling, sondern so, als ob überall etwas fehlen würde. Immerhin ist die Wegführung in Belantis wesentlich übersichtlicher als in diesen beiden Park, die Orientierung fällt leicht. Ich fände es sehr erfreulich, wenn es in Belantis mehr Themengebiete auf dem Niveau der Küste der Entdecker (gepflegt, nicht zu groß, nicht zu klein, Toilette und Gastro vorhanden) und dem mittelalterlichen Dorfplatz gäbe. Hätte man die Bereiche des Parks von vorneherein enger aneinandergebaut, würde der Park heutzutage meiner Ansicht nach besser funktionieren.
Zwischen den Themenbereichen des Parks liegt das riesige Belantis-Meer: ein künstlicher See, der so groß ist wie alle Wasserflächen in Efteling zusammen. Anders als in Efteling fehlt es den Seen in Belantis jedoch vielerorts an Bepflanzung und kinetischen Elementen, wie z.B. der Gondoletta, der Pagode oder Joris en de Draak. Dadurch wirken die Wasserflächen in Belantis nicht magisch und idyllisch, sondern oft tot und leer. Sicher, es gibt die die Indianer-Kanus, die für einen Freizeitpark ebenso wie der Strand eine außergewöhnliche Attraktion sind, die ich auch gern ausprobiert hätte.
Auch das Wasserski-Rondell Poseidons Flotte und die Schiffsschaukel Santa Maria sind sehr schön auf dem Wasser platziert. Dennoch ist die riesige Wasserfläche eines der wenigen Alleinstellungsmerkmale von Belantis, das der Park noch mehr nutzen könnte, auch und gerade für außergewöhnliche Attraktionen. Der untere Teil des „Atlantiks“ schreit für mich aufgrund des Ortes und des Parknamens (ein Kunstwort aus Bella Italia und Atlantis) geradezu nach einem Atlantis-Themenbereich. Platz für die Kanus wäre dann immer noch mehr als genug. In seinem jetzigen Zustand fand ich das Belantis-Meer fast schon zu groß. Aber einerseits musste die Weltkarte eben einigermaßen maßstabsgerecht abgebildet werden und andererseits ist es in einem Braunkohlebrachland wahrscheinlich einfacher einen See als Landschaftsgestaltung auszuheben als mühsam Vegetation anzupflanzen.
Bessere Gestaltung, sowohl landschaftlich als auch thematisch, war etwas, das man zumindest vor dem Verkauf stärker fokussieren wollte. Thematisch lässt sich bei der Cobra des Amun Ra tatsächlich eine Verbesserung zu vorher erkennen. Landschaftlich ist das nicht der Fall. Denn das völlig leere, abschüssige Gelände der Cobra des Amun Ra (im Vergleich zum völlig leeren Flachland bei Huracan) wurde von den Parkverantwortlichen bereits als Fortschritt in Sachen Gestaltung hervorgehoben. Falls das der Versuch gewesen sein sollte, auf flachem Brachland einen künstlichen Terraincoaster zu bauen, so ist er kläglich gescheitert. Auch die arg konstruierte Hintergrundgeschichte des Tals der Pharaonen, die nur in einem alten Fan-Video (ab 7:21) jemals erwähnt wurde, lässt mich zweifeln, wie gut Belantis als echter Themenpark unter den alten Besitzer funktioniert hätte.
Während in Belantis also seit Jahren Stillstand herrscht, wird die Konkurrenz immer stärker: im Norden Karls Erlebnis-Dorf Elstal, im Süden der Freizeitpark Plohn und im Osten bald auch noch das Karls Erlebnis-Dorf in Döbeln. Das Einzugsgebiet von Belantis schrumpft dadurch immer weiter und der Park sticht zwischen seinen Konkurrenten eher negativ als positiv hervor. Denn für mich hat Belantis auch keinen besonderen Charme, keinen Charakter. Wenn ich an Belantis denke, denn kommen mir leere Flächen, mangelnder Sonnenschutz und bemalte Wände in den Kopf.
Dennoch hoffe sehr, dass der Park uns uns noch eine Weile erhalten bleibt. Denn das zur Verfügung stehende Gelände und damit das Potenzial des Parks ist riesig. Rein vom Platz her wäre die europäische Topliga überhaupt kein Problem. Auch das, was jetzt und heute da ist, ist im Gesamterlebnis besser, als es hier jetzt vielleicht klang. Einige Themengebiete und Attraktionen sind durchaus gelungen. Die Mitarbeiter schienen den Park bei meinem Besuch wirklich zu mögen. Die Verantwortlichen vor Ort versuchen innerhalb ihrer sehr begrenzten Möglichkeiten wenigstens mit Halloweenmazes und kleinen Shows etwas Neues zu bieten. Aber das reicht natürlich nicht und mit jedem verstreichenden Jahr verliert der Park immer mehr den Anschluss an die moderne Freizeitparkwelt. Ich hoffe weiterhin darauf, dass der Park bald neue Attraktionen präsentieren kann und nicht endgültig in der Bedeutungslosigkeit verschwindet.
Hiermit endeten meine Parkbesuche in Ostdeutschland. Ich hatte viel Freude daran endlich einmal wieder neue Parks zu entdecken.
Ich bedanke mich bei euch fürs Lesen. Hoffentlich geht die Offseason schnell um.
Übrigens: Jetzt im klinischen Abschnitt studiert es sich erheblich angenehmer.
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