CF at Home (Teil 3): Modell-Achterbahn in der Gartenhütte
Viele Coasterfriends holen sich mittlerweile das beste Hobby der Welt nach Hause. Auch in diesem Bericht möchte ich euch wieder ein spannendes Projekt vorstellen. Es ist an der Zeit für den dritten Teil der Modellbau-Reihe.
Im ersten Teil der Reihe wurden Modell-Achterbahnen aus Klemmbausteinen mit Loopings aus dem 3D-Drucker versehen. Weiter ging es mit der Miniaturausgabe der schrägsten Kirmes Europas. Und nun möchte ich euch die Modell-Achterbahn unseres Clubmembers Elias (Winjas007) vorstellen. Ich konnte ihn zudem für ein CF Quick-Interview gewinnen.
Wer unseren Thread „Für Spieler, Zocker und Bastler“ regelmäßig verfolgt, wird sicher an einem seiner Projekte nicht vorbeigekommen sein. Zum einen hat er uns seine Modell-Wildwasserbahn „Yucatan“ präsentiert. Aufwändig gestaltet, voll funktionsfähig mit zwei Liften und mehreren Förderbändern, beleuchtet und mit musikalischer Untermalung durch eine Musikanlage. Zudem mit einem eigenen Pult für den Ride-OP. Dieses Modell ist mittlerweile fertig.
Zum anderen nimmt Elias uns mit auf seinem Weg zu seiner thematisierten und ebenfalls voll funktionsfähigen Modell-Achterbahn. Angefangen hat alles mit einem Test-Modell, bevor die Arbeiten an der großen Achterbahn begannen. Im Frühjahr 2020 ging es dann richtig los, mit der Grundfläche und den ersten Schienen und Stützen. Station, Lifthill, First Drop folgten, bald auch Looping und Helix. Schienenschluss dann Anfang Oktober 2020.
Natürlich darf unter Gleichgesinnten auch gern über Holzleisten gefachsimpelt werden, der Winter stand dann aber ganz im Zeichen der Verkabelung und Programmierung.
Mittlerweile besitzt die Bahn auch eine detailliert gestaltete Station mit Reibrädern und sie hat auch einen Namen: Tegenan.
Nach erfolgreichen Testfahrten konnten nun auch die Thematisierungsarbeiten beginnen, z.B. mit Wasserläufen und einem interaktiven Vulkan.
Die Bahn steht übrigens in einer Hütte im Garten, direkt neben der Wildwasserbahn Yucatan. Da die Hütte keine Heizung besitzt, ist die Bahn auch wechselnden Temperaturen ausgesetzt.
Doch auch das Test-Modell hat seinen Platz gefunden, als Kinder-Achterbahn neben dem großen Modell. Hier fehlt übrigens noch ein Name, also wenn ihr Ideen habt: Kommentiert gern im passenden Thread.
Zudem hat Elias uns noch ein aktuelles Offride-Video mitgebracht:
Welche Auswirkungen die unbeheizte Gartenhütte auf das Modell hat, auf welche Herausforderungen er gestoßen ist und welche Materialien zum Einsatz kamen – das und vieles mehr erzählt uns Elias im CF Quick-Interview.
CF Quick-Interview mit Clubmember Elias (Winjas007)
Wie lange beschäftigst du dich schon mit Modell-Nachbauten? Gab es einen bestimmten Auslöser?
Ich habe von Kind an gerne mit diesen kleinen dänischen Bauklötzen gespielt und auch eine Slotcar-Racingbahn besessen. Als ich dann im Netz Modelle von Achterbahnen gesehen habe und das Phantasialand 2014 Chiapas eröffnet hat, wollte ich meine eigene kleine Wildwasserbahn bauen. Das hielt ich für wesentlich einfacher als eine Modellachterbahn.
Was war dein erstes Modell, das du gebaut hast?
Angefangen hat es mit meiner Modellwildwasserbahn Yucatan. Dabei lag mir vor allem am Herzen, dass das Modell wirklich mit Wasser funktioniert und man es möglichst realistisch mit einem Pult steuern kann. Einige Effekte und das Theming kamen erst nach und nach dazu und waren gar nicht von Anfang an geplant. Damals haben alle - auch ich - nicht damit gerechnet, dass ich den Bau bis zum Ende durchziehe. Der Bau hat ein Jahr gedauert.
Wann hast du mit der Planungsphase für deine Modell-Achterbahn begonnen?
Die Idee kam mir schon 2014 während dem Bau von Yucatan. Das war dann mehr der Wunsch: „Ach, nach dem Modell möchte ich gerne eine Achterbahn bauen“. Konkret wurde es aber erst 2016, als ich anfing ein Testmodell zu bauen und LSM-Module zu entwickeln. Darüber habe ich damals im Physik-Unterricht auch eine Facharbeit geschrieben. Leider ließen die Module sich nicht genau genug steuern und hatten zu wenig Kraft - ich musste die Idee verwerfen. Im April 2020 zum Lockdown wurde dann mit dem heutigen Modell begonnen. Das Testmodell von damals ist die kleine Kinderachterbahn von heute, direkt neben dem großen Modell.
Hast du Zeichnungen oder Entwürfe gemacht oder entsteht alles spontan aus dem Kopf?
Bei Yucatan stand das ganze Layout schon vorher. Das habe ich in einem Zeichenprogramm geplant und auch 1:1 so ausgeführt. Bei der Modellachterbahn stand zwar auch ein Layout, das musste aber durch die Physik immer wieder beim Bau angepasst werden. Daher entsprechen die Planungen gar nicht mehr dem Ist-Zustand.
Gibt es reale Vorbilder für dein Modell?
Es gibt kein konkretes Vorbild. Es sind Eindrücke, die man überall gesammelt hat, zusammen mit vielen eigenen Ideen. Da es so viele Achterbahnen gibt, werden einige sicher etwas finden, was auch in Wirklichkeit schon einmal so oder so ähnlich gebaut wurde. Das verschlungene Layout erinnert wohl am meisten an das Phantasialand.
Welche Materialien nutzt du? Bekommst du alles im Baumarkt oder woher beziehst du die notwendigen Teile?
Das Modell besteht im Wesentlichen aus Holz, Kunststoffteilen aus dem 3D-Drucker und einer PE-Wasserleitung als Laufschiene. Die OSB-Platten kommen von Verwandten, die einen alten Modellbautisch auseinander gebaut haben und viele andere Platten sind alte Möbelstücke.
Die Felsen bestehen aus Zement- bzw. Gipsputz und als Unterbau habe ich Metallgitter aus dem Baumarkt verwendet. Nur die Kugellager der Züge sowie das Filament für den 3D-Drucker habe ich online bestellt.
Was waren die größten Herausforderungen beim Bau?
Die Entwicklung von Zug und Schiene. Die Schiene muss in extrem engen Toleranzen liegen, sonst verliert der Zug zu schnell an Schwung. Von der Idee 2016 bis 2018 stand die Entwicklung fast komplett still. Die Toleranzen waren nicht einzuhalten. 2018 habe ich mir dann einen 3D Drucker gekauft und damit hat sich ein ganz neues Fenster an Möglichkeiten geöffnet. Ich konnte den Zug und die Schiene entwickeln und jederzeit aufeinander abstimmen.
Wie groß ist deine Modell-Achterbahn jetzt?
Grundfläche: 3,74 m x 3,65 m
Höhe: 2,40 m
Ist die Achterbahn bereits regelmäßig in Betrieb? Ist sie voll funktionsfähig?
Ja, die Bahn war bis Ende 2021 regelmäßig in Betrieb und voll funktionsfähig. Um die Felsen zu modellieren, ist die Schiene aktuell in Zeitung eingepackt, danach kann sie wieder normal genutzt werden. Die Steuerung der Bahn wurde nach und nach programmiert. Das Blocksystem entspricht dem einer echten Bahn. Es ist ausgelegt für bis zu vier Züge, aktuell besitze ich zwei und zwei weitere werden noch folgen. Möglich ist dann alles - vom Station Operating (Bügel und Gates) bis hin zu Lifthills mit zwei Geschwindigkeitsstufen, die einem flüssigeren Ablauf und der Steigerung der Kapazität dienen. Neben der Bahn selbst gibt es noch einige Effekte, die von meinen Gästen interaktiv gesteuert werden können.
Dein großes Modell heißt „Tegenan“. Wie bist du auf den Namen gekommen? Hat er eine Bedeutung?
Tegenan kommt von „Tegenungan“. Auf Tegenungan hat mich ein User einer Fanseite gebracht und den Namen habe ich abgekürzt, um ihn besser aussprechen zu können. Das ist ein Wasserfall auf der Insel Bali. Das Thema der Bahn wird aber nur am Rande mit dem Namen zu tun haben. Für die Kinderbahn fehlt mir noch ein Name.
Gab es (physikalische) Grenzen, an die du gestoßen bist?
Ja, jede Menge. Da wären noch einmal die LSM-Module zu nennen und die Toleranzen bei Zug und Schiene. Es ist auch immer wieder ein kleines Zittern, wenn ich die Bahn nach längerer Zeit wieder in Betrieb nehme, denn es ist nicht immer sicher, dass der Zug die ganze Strecke noch schafft. Das Ganze hängt auch stark von der Witterung ab – je kälter es draußen ist, desto besser läuft die Bahn. Die Hütte ist nämlich nicht beheizt. Zwei Stellen, mit denen die Bahn im ersten Jahr keine Probleme hatte, musste ich im letzten Jahr umbauen, weil der Zug zu oft hängen geblieben ist. Es bleibt immer wieder eine Überraschung und Herausforderung.
Deine Tipps für andere Modellbauer?
Wenn ihr ein Projekt umsetzen wollt, braucht ihr Geduld. Ihr müsst davon ausgehen, dass eigene Entwicklungen nicht immer sofort funktionieren oder dass es Jahre dauert, bis euch eine zündende Idee kommt. Ihr dürft nicht sofort aufgeben, müsst an Lösungen arbeiten und dann schafft man das Ganze schon. Wer sich nicht zutraut an einem Jahre dauernden Großprojekt zu arbeiten, dem empfehle ich, klein anzufangen oder Bausätze zu kaufen.
Planst du schon neue Projekte?
Ja, ich habe sehr viele Ideen. Eine Neuheit wird es noch auf der Fläche von Tegenan geben. Das wird auch wieder ein Testmodell eines größeren Projektes werden, für das mir aktuell noch der Platz fehlt. Daher kann ich nicht sagen, wann und wie es nach Tegenan und dem dann neuen Testmodell weiter geht. Vielleicht dauert es wieder 6 Jahre, vielleicht geht es auch schneller oder dauert länger. Jetzt muss Tegenan erst einmal fertig gestellt und genossen werden.
Vielen Dank für das Interview!
Habt ihr selbst ein Projekt, was ihr vorstellen möchtet? Schreibt mir gern eine Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Tags: Corona, Technik, CF Interview