Gotta Check ´Em All - Interview mit Evi und Marc Seiler
Manche sammeln Briefmarken, manche sammeln Münzen und Coasterfriends sammeln gern Checks. Zwei, die dabei im Parkcheckpoint besonders erfolgreich sind, sind Evi und Marc Seiler aus Freienwil in der Schweiz. Aktuelle Bilanz: Über 1600 Checks. Neun Länder, in denen sie bereits alle Achterbahnen gefahren sind.
Im CF-Interview erzählen sie von den besten und schlechtesten Achterbahnen, welche Tour besonders im Gedächtnis blieb und was sie dabei schon Skurriles erlebt haben – der ein oder andere Tipp ist natürlich auch dabei.
CF-Interview mit Evi und Marc Seiler

Ihr gehört zu den Top-Performern bei uns im Parkcheckpoint. Über 1600 Checks habt ihr schon gesammelt. Aber auch ihr habt mal bei Null angefangen. Könnt ihr euch noch an eure erste Achterbahn erinnern?
Evi: Meine erste Achterbahn war sicher im Europa-Park.
Marc: Meine auch.
Evi: Ich denke, Alpenexpress oder so. Für uns Schweizer ist es so, wir haben ja eigentlich nicht viel Freizeitparks in der Schweiz. Und von dem her, die Schweizer, die fahren halt alle in den Europa-Park.
Das stimmt, ihr habt das Conny-Land, Alpine Coaster und dann war es das fast.
Evi: Im Conny-Land, als ich klein war, gab es noch gar keine Achterbahn, eher Delfinshow und so.
Marc: Ich glaube, ich war gar nicht da. Ich kann mich nur an den Europa-Park erinnern. Früher als Kind war ich eigentlich ein Schisshase. Ich fuhr überhaupt keine Achterbahnen.
Evi: Ich auch, ich habe mal richtig geheult vor Poseidon, weil mein Papa wollte, dass ich mitfahre. Ich hatte so Angst (lacht).
Ihr wurdet also geprägt durch den Europa-Park. Und wann ging die Leidenschaft los, sodass ihr gemerkt habt, ihr möchtet auch Gleichgesinnte treffen?
Evi: Nachdem wir uns kennengelernt haben, sind wir einmal im Jahr in den Europa-Park gefahren. Irgendwann sind wir dann für mehrere Tage in den Europa-Park gefahren, mit Hotelübernachtung.
Marc: So richtig angefangen hat es eigentlich mit unserer Hochzeit.
Evi: Genau. Und als wir dann unsere Hochzeit geplant haben, kam der Marc irgendwann auf die Idee: „Lass uns doch im Europa-Park heiraten!“ Ich habe gesagt: „Bist du doof, das ist viel zu teuer.“ Und ja, mit der ganzen Planung hat sich dann rausgestellt: Ja, okay, das kann man sich doch leisten, das geht. Und eigentlich bei der ganzen Sucherei bin ich irgendwann auf Coasterfriends gestoßen. Da gab es irgendwo einen Beitrag zum Thema Hochzeit im Europa-Park. Ich weiß gar nicht, ob der von Michi oder so war.
Direkt nach unserer Hochzeit, haben wir so eine Mini-Hochzeitsreise gemacht, also noch nicht unsere richtigen Flitterwochen, die kamen dann erst später. Und da sind wir dann eigentlich das erste Mal ins Phantasialand und in den Movie Park gefahren. Da haben wir das erste Mal eigentlich wirklich bewusst gemeinsam andere Freizeitparks besucht.
Marc: Also ich habe persönlich gar nicht gewusst, dass es noch mehr Freizeitparks gibt. Für mich war das halt Europa-Park.
Evi: Also Disney habe ich natürlich noch gekannt Ich war tatsächlich mit meiner Familie auch mal im Parc Astérix, da kannte man den glaube ich noch gar nicht. Das war so ein Zufall.
Marc: Evi kam irgendwie dann mal so an, weil unsere Flitterwochen in die Malediven, die haben noch ein bisschen angedauert, nach der Hochzeit. Und da haben wir halt gesagt: „Ja komm, nach der Hochzeit im Europa-Park könnten wir ja weiterreisen.“ Dann kam die Planung mit Phantasialand und Movie Park. So hat das dann angefangen.
Evi: Mit dem Checken hat es eigentlich auch da angefangen. Da saßen wir nämlich nach dem Tag im Movie Park abends in einer Bar. Und haben das erste Mal unsere Achterbahnen eingetragen und kamen auf irgendwie knappe 20 Stück oder so.
Wie lange ist das her?
Evi: Dieses Jahr sind es zehn Jahre. Im September vor zehn Jahren haben wir unsere erste Achterbahn eingetragen.
Wie ging es dann weiter?
Evi: Wir haben uns erstmal auf die größeren Freizeitparks konzentriert, denn wir kannten ja echt noch gar nichts. Und es hat uns halt gefallen, mit Phantasialand und Movie Park auch mal andere Parks zu besuchen. Das hat uns eigentlich voll gepasst und das hat sich dann so ergeben, dass wir immer mehr Parks besucht haben. Wie das dann so ist, fängt es ja an grüne Punkte auf der Karte zu geben. Und dann fängt es an, dass einen die nicht-grünen Punkte stören…
Marc: Ich muss schon zugeben, wo ich dann mal so die Rangliste gesehen habe, was andere Leute so an Checks haben…
Evi: Ja, da haben wir uns so gedacht: „1000 Achterbahnen, das erreichen wir ja nie im Leben!“
Habt ihr dann erstmal in der näheren Umgebung angefangen, damit es mehr grüne Punkte werden?
Evi: Erst haben wir schon ein bisschen größere Parks gemacht in Deutschland, Italien, Frankreich.
Marc: Man hat halt einfach angefangen, so im Umkreis von 50 Kilometern.
Evi: Dann hat man mit der Zeit angefangen, auf dem Weg dahin noch die kleinen Checks einzubauen.
Marc: Ja, so hat sich denn das ausgebaut. Jetzt sind wir mittlerweile schon so weit, dass wir teilweise an Wochenenden über 1000 Kilometer fahren, mehr im Auto sind als was anderes.
Die Wege werden also immer weiter, um neue Checks zu finden. Welcher Check war bisher am weitesten weg?
Evi: Ich denke Australien ist am weitesten weg.
Marc: Australien waren wir sicher über 20 Stunden im Flieger. Ich hätte gesagt Australien, danach kommt Asien. Australien definitiv.
Was ist die Beste von euren über 1600 gefahrenen Bahnen?
Beide: Steel Vengeance.
Marc: Also ich muss sagen, ich habe ja zwei Achterbahnen, die bei mir die Nummer eins sind. Die eine ist Dinoconda in China und die andere ist Steel Vengeance. Das sind die zwei Bahnen, die ich richtig gut finde.
Ist euch eine Achterbahn besonders negativ in Erinnerung geblieben?
Evi: Da gab es schon die eine Bahn auf der Taiwan-Tour, die Gelbe. Meteor hieß das Ding. Das hat so richtig geschmerzt.
Marc: Ich fand die nicht mal so übel. Ich fand die eher lustig.
Evi: Oder die in Italien, in Idroscalo, die Grüne.
Marc: Die aus Griechenland.
Evi: Und dann ist sie noch eine zweite Runde gefahren.
Marc: Die war richtig übel, ja das stimmt.
Evi: Nicht schön ist halt immer das, was dir Schmerzen zufügt.
Macht ihr noch anderen Urlaub, wo es mal nicht um Checks geht?
Marc: Im Winter machen wir eigentlich auch noch Skiurlaub. Also ich habe schon ab und zu mal das Bedürfnis, wieder einfach mal so ans Meer zu fahren. Ich habe Evi vor kurzem gesagt, so Malediven wäre auch wieder mal nice.
Evi: Aber das könnte man dann mit einer kleinen Freizeitpark-Tour verbinden. Dann kannst du ein bisschen in Dubai Freizeitparks machen und dann auf die Malediven rüber fliegen.
Seid ihr ansonsten hauptsächlich mit dem Auto unterwegs? Oder wie sammelt ihr neue Checks?
Evi: Wir haben 2016 unsere erste CF-Tour gemacht und seitdem haben wir eigentlich jedes Jahr ein bis zwei Touren gemacht. Und der restliche Urlaub ist häufig mit dem Auto.
Marc: Also wir sitzen schon mehr im Auto als im Flieger, definitiv. Wenn man die Stunden zusammenzählt, wie lange man im Flieger sitzt und die Stunden im Auto. Definitiv mehr im Auto.
Was war eure erste CF-Tour?
Beide: Rom.
Marc: Dieselbe, die wir übernächste Woche starten. Nicht ganz dieselbe, aber sie startet auch in Rom.
Habt ihr eine Highlight-Tour, ob privat oder mit CF?
Evi: Also generell sind wir uns einig, die Asientouren sind eigentlich immer sehr, sehr geil. Da spricht man halt auch viel drüber und bleibt viel in Erinnerung, weil es halt so ein bisschen Abenteuer ist. Dieses Jahr waren wir mit in Japan, zum zweiten Mal, weil uns das so gut gefallen hat, beim ersten Mal schon. Es ist einfach ein Abenteuer und du bist da mit den Öffis unterwegs und du siehst mega viel vom Land.
Das ist ein Unterschied zu einer Amerika-Tour, wo du halt nur mit dem Bus mehr oder weniger von Park zu Park fährst. Es sind dort tolle Parks und es ist auch schön am Ende. Aber eigentlich sind so die Asien-Touren das, was mir persönlich mehr in Erinnerung bleibt, mehr hängen bleibt. Du hast Dinge erlebt, die einfach bleiben und die du dann wieder erzählen kannst. Mit einem Taxifahrer in China, der nicht lesen kann…
Marc: Und unser allererstes Erlebnis in China war, vom Flughafen in den Bus zum Supermarkt, um Bier zu kaufen. Da kommt eine Großmutter im Supermarkt dir entgegen, spuckt ihr vor die Füße. Welcome to China (lacht). Also das erzähle ich immer wieder, das ist halt so hängen geblieben. Das Erlebnis, spuckende Großmutter im Supermarkt.
Evi: Das ist ja auch das, was für uns das Checken ausmacht. Es geht häufig nicht um den 25. Wurm, den du dann fährst, am Wochenende in Italien.
Wir sind ja häufig in einer Gruppe unterwegs. Meistens sind wir zu viert oder manchmal zu sechst unterwegs. Und dann zusammen einfach eine coole Zeit hast, was erlebst und lecker essen gehst. Und dabei halt noch ein paar Würmer fährst und wegen diesem Wurm an einen Ort kommst, wo du sonst vielleicht nicht hingekommen wärst.
Ich finde, das macht beim Checken viel aus, an Orte zu kommen, die man sonst nicht besucht hätte.
Evi: Also zum Beispiel Italien, in Rimini, wo wir das Baumhaus hatten. Ich meine, ich hätte mir nie in Rimini ein Baumhaus gemietet, wenn ich da nicht zum Checken hingefahren wäre. Aber das war ein mega cooles Wochenende im Endeffekt.
Oder wir saßen zu fünft ganz allein am schiefen Turm vom Pisa, weil keine Touristen mehr da waren.
Marc: Wir hatten eigentlich die halbe Nacht den ganzen Turm für uns alleine, außer die Polizei, die ihn bewacht hat. Aber sonst, ich glaube, kein Tourist hat mal die Möglichkeit, den schiefen Turm von Pisa für sich alleine zu haben.
Sind eure Touren akribisch durchgeplant oder bleibt noch Luft?
Evi: Es ist schon relativ...
Marc: …durchgetaktet.
Evi: In Italien halten wir uns abends auch öfters mal gern noch was offen für Kirmes oder so. Da fährt man auch mal eine Strecke nur, um zu gucken, ob eine Kirmes da ist oder nicht. Also wo man vielleicht gar nicht weiß, steht da überhaupt was, steht da nichts. Also wir sind auch schon einen Haufen Kirmessen angefahren, wo im Endeffekt nichts stand. Aber wir sind dann auch schon eine Kirmes angefahren, wo dann sechs Checks standen.
Marc: Evi will Milchshake trinken und anstatt Milchshake gibt es dann einen Check.
Evi: Da sind wir schon drei Kirmessen angefahren und dann haben wir gesagt: „So, fertig für heute, jetzt gehen wir noch ein Eis essen. Wir sind ja in Italien.“ Und dann habe ich eine Eisdiele rausgesucht, wo es Milchshakes gibt, weil ich so gerne Milchshakes mag. Und dann fahren wir da hin und dann steht direkt hinter der Eisdiele noch ein Wurm.
Habt ihr Tipps, an Freizeitparks oder Checks? Was lohnt sich besonders?
Marc: Also ich sage es mal so, ich finde, es lohnt sich überall hinzugehen, denn du kommst an Orte, da hast du noch nie davon gehört, da würdest du sonst nie hingehen. Und es gibt immer gute Restaurants. Von daher, ich finde, es lohnt sich alles.
Evi: Es gibt dann auch immer wieder Parks, wie z.B. Nigloland, die einen dann doch sehr überraschen. Es gibt auch einen Haufen tolle kleine Parks, wie diese Osteria Ai Pioppi in Italien. Ich meine, eigentlich ist das relativ selber gebastelt, ein bisschen abgeranzt im Wald. Aber das ist so ein Abenteuer, wenn du da bist.
Marc: Eigentlich kennen wir den von Galileo. Und dann stehst du da selber vor ihm und du redest mit ihm, denkst: „Alter, den kenne ich vom TV. Und er steht vor mir und er redet einfach mit mir.“ Also wir waren jetzt schon zweimal da und ich fand das richtig spannend. Ai Pioppi kann ich empfehlen.
Es gibt dort das Restaurant und dann Attraktionen Marke Eigenbau, oder?
Evi: Das ist alles komplett Eigenbau und es ist wirklich ein bisschen verrückt, aber ja, sehr lustig und...
Marc: … abenteuerlich.
Evi: Das Essen war auch nicht schlecht.
Marc: Na ja.
Nehmt ihr euch mal Zeit für eine Show oder andere Attraktionen? Oder geht es vor allem ums Checken?
Evi: Also, wenn es die Zeit irgendwie zulässt, definitiv. Ich meine, im Europa-Park sind wir ja eh immer wieder, da gucken wir uns die Shows eigentlich immer an.
Marc: Du.
Evi: Ich, Entschuldigung.
Marc: Ich schlafe meistens.
Evi: Aber auch in Parks wo wir neu sind, also gerade in größeren Parks, plane ich nicht gerne nur so viel Zeit ein, dass es für die Checks reicht, sondern ich möchte auch noch andere Attraktionen mitnehmen können und nicht nur die Checks. Ein toller Dark Ride oder lass es nur ein Kettenkarussell sein, die fahre ich total gern.
Marc: Gehört mit dazu.
Evi: Auf einer Kirmes weniger, aber auf einer Kirmes plane ich trotzdem auch immer genug Zeit ein, weil da gibt es auch immer sehr leckeres Essen.
Gibt es noch Dinge, die auf eurer Bucket List stehen? Welcher Park, welche Achterbahn hat bisher noch nicht funktioniert?
Marc: Also für mich gibt es etwas, was mich mega reizen würde, aber ich kriege da Evi nicht hin. Nicht mal die Checks, sondern einfach das Ungewisse dieses Landes. Ich rede jetzt von Nordkorea. Das würde mich so mega reizen, einfach mal so die sechs, sieben Checks da zu holen. Und halt das Ungewisse zu sehen und kennenzulernen, aber ich kriege Evi einfach nicht dahin.
Evi: Da gibt es für mich ganz vieles, was vorher kommt. Ich meine, wir waren noch nie richtig in England.
Marc: Das stimmt. England mag mich nicht (lacht).
Evi: England ist bei uns ein bisschen ein Fluch drauf, aber das machen wir irgendwann dann schon auch noch.
Und Coaster gibt es schon noch ein paar, auf der Bucket List. Dieser Doppel-Looping von Intamin in China, wo die eine Bahn außenrum und die andere innenrum fährt. Dann dieser Wing Coaster, der Grüne. Da gibt es schon noch ein paar, die kommen jetzt aber zum Glück auch mit den Chinatouren.
Oder generell, wenn was Neues kommt. Wie jetzt Mission Bermudes im Futuroscope. Sonst bin ich nicht so der Freund von Wasserachterbahnen, aber da bin ich schon gespannt drauf.
Marc: Aber ich glaube, schlussendlich was die Bucket List betrifft, da steht halt so jedes Land ein bisschen drauf, wo noch irgendwelche Checks für uns stehen.
Evi: Was wir dieses Jahr noch machen, was ja schon lange ein Wunsch von dir war, dass wir mal in Italien ganz, ganz runter an den Stiefel fahren. Das machen wir jetzt ja dieses Jahr im Sommer noch.
Was steht sonst noch an dieses Jahr? Jetzt erstmal Italien?
Evi: Italien machen wir eben selber noch einen Teil, wo wir ganz runter an den Stiefel fahren und plus dann die CF-Tour dazu noch. Und sonst haben wir mit Japan und jetzt Italien dann gar nicht mehr so viel Urlaub über. Es wird noch die ein oder andere Wochenend-Tour geben, wo wir sicher im Prater noch die neue Achterbahn fahren werden. Ich hoffe, wir schaffen es noch nach Madrid. Das wäre auch ganz cool, weil da steht auch noch was Neues, Neueres, was wir nicht haben.
Habt ihr euch eine Zielmarke gesetzt und sagt, ab dann wird es ruhiger? 2000, 2500 Checks und dann erstmal nicht weiter oder ist nach oben alles offen?
Marc: Also ich persönlich nicht. Ich sage mal, solange die Gesundheit das lange Autofahren mitmacht oder auch das Reisen, wird es da kein Ende geben.
Evi: Es ist natürlich so, in den ersten Jahren hast du noch relativ easy 200 Checks im Jahr geschafft und ich glaube, dieses Jahr sind wir froh, wenn wir 100, 120 schaffen. Es wird halt immer schwieriger, denn die Distanzen werden immer weiter. Irgendwann reichen die zwei Tage Wochenende, die man halt so hat, gar nicht mehr aus, um groß was zu holen. Von dem her, du wirst nicht mehr die Kadenz so hochhalten können. Das ist fast nicht möglich.
Vielen Dank für das Interview.
Ihr habt Lust, über eure Erfahrungen zu erzählen? Ihr habt euer Hobby zum Beruf gemacht? Meldet euch gern bei mir unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder im Forum für ein Interview.
Tags: CF Interview, Parkcheckpoint