Und Action: Die Bedeutung des Freizeitpark im Spielfilm
Wer fiebert nicht mit, wenn der Bösewicht im Thriller „Achterbahn“ die Züge entgleisen lassen will? Wer fühlt nicht die Melancholie bei einer Nacht auf dem Lift der „Wilden Maus“ im Wiener Prater? Und wer würde die Teenager beim Einsteigen in die Achterbahn im Film „Final Destination 3“ gerne vorher warnen? Freizeitparks sind oft Handlungsort in Spielfilmen und werden dabei sehr variable und unter verschiedensten Gesichtspunkten eingesetzt. Der Artikel setzt sich mit Thema „Die Bedeutung des Freizeitpark im Film“ auseinander und wirft einen Blick auf seine Wirkung im Bezug zu Handlung, Protagonisten und Zuschauer. Der Achterbahnfreund freut sich natürlich immer, wenn er gebogene Schienen, Riesenräder oder komplette Freizeitparks auf der großen Kinoleinwand sieht. Bei einigen Filmen sind Freizeitparks wirklich nur als bunte Kulisse ohne große Verbindung zu handelnden Personen vorhanden, bei anderen Filmen sind die Parks Dreh- und Angelpunkt der Handlung oder haben eine besondere Bedeutung oder Wirkung auf das Gesamtwerk. Der folgende Artikel nennt drei Beispiele aus den verschiedensten Genres und zeigt warum ausgerechnet in den Filmen Freizeitparks zu finden sind.
Achterbahn (1977) – James Goldstone
Im Gewand eines waschechten und sehr klassischen Thrillers kommt der amerikanische Film “Achterbahn“ daher. In dieser Geschichte hat es ein Attentäter auf Achterbahnen abgesehen, welcher er manipuliert. Dies führt letztendlich zu tödlichen “Unfällen“ in Freizeitparks; Einem Horrorszenario für alle Freizeitparkfreunde. Es sollte in Freizeitparks doch Freude herrschen und der Alltag vergessen werden können.
Und genau aus diesem Kontrast bezieht der Film seine Spannung. Der Freizeitpark selbst wird im Film als fröhlicher Ort dargestellt an dem die Besucher Spaß haben. Die Kamera fängt in der Eröffnungsszene freudige Gesichter bei den Fahrgästen ein und zeigt in bunten Farben das Gewusel auf den Wegen. Die Tonspur auf der Kirmesmusik gepaart mit Freudenschreie und Achterbahnrattern zu hören sind bringen eine tolle Parkstimmung in den Kinosaal.
Das ändert sich schlagartig, als ein Achterbahnwagen plötzlich entgleist, in eine Spielbude donnert und im Park die Musik verstummt und die Lichter ausgehen. Für den Zuschauer natürlich ein doppelter Schock, denn es ist nicht nur ein Attentat passiert, sondern auch an einem Ort voller Freude. Einem Ort wo der Zuschauer so eine Tat am wenigsten erwartet. Vom Regisseur von James Goldstone natürlich ein guter Kniff, die Traumwelt in einen Ort der Angst zu verwandeln. Da der Zuschauer nicht weiß wann der Täter erneut zuschlägt oder ob seinen Gräueltaten verhindert werde können, entsteht bei dem Zuschauer in allen folgenden Parkszenen des Films trotz alltäglichem Parkgeschehen eine spannenden Atmosphäre.
Ähnlich fühlt sich übrigens auch die Überwindung zu einer Achterbahnfahrt an, welche oftmals eine Mischung aus Freude aber auch ein wenig Angst bzw. Spannung ist. Beim Finale, welches bei der Bahn Revolution in Six Flags Magic Mountain spielt überträgt sich genau dieses Gefühl auf den Zuschauer. Ob Goldstone im Film deshalb die erste Achterbahn mit Looping als Handlungsort ausgewählt hat kann man in Frage stellen, die dreifache Spannungskurve ist auf jeden Fall gegebenen.
Wilde Maus (2017) – Josef Hader
Eine der bekanntesten Achterbahntypen dient der Tragikkomödie des österreichischen Schauspielers und Regisseurs Josef Hader als Filmtitel. Die berühmte “Wilde Maus“. Dies ist in Haders Regie-Debüt kein Zufall. Sein Hauptprotagonist Georg, ebenfalls von Hader gespielt, hat schlechte Zeiten. Job weg, mit Frau läuft nicht und sein Selbstwertgefühl sinkt von Tag zu Tag. Er startet einen kleinen Rachefeldzug gegen seinen ehemaligen Chef, geht abends ins Konzert und vormittags dümpelt er auf dem Prater rum. Was Prater? Genau der, denn dieser dauerhafte Rummel mitten in Wien dient dem Film als Kulisse und Handlungsort. Während sich die Abwärtsspirale in der sich Georg befindet immer schneller dreht will er mit zeitgleich mit seinem ehemaligen Schulfreund die Achterbahn Wilde Maus wieder fit machen. Und diese ist nicht zufällig gewählt, ebenso wie der Prater, denn dieser steht im totalen Gegensatz zu Georgs Gefühlswelt und auch seinem eigenen Verfall.
Der Prater, ein Ort an dem zahlreiche Familien Freude haben trifft auf Georgs sinkendes Selbstwertgefühl. So zeigt die Kamera oft fröhliche Menschen zeitgleich mit dem verbitterten Georg im Bild, welche seine Abgeschlagenheit viel emotionaler zur Geltung kommen lässt. In einer Szene verbringt er eine Nacht traurig auf den Lift seiner Wilden Maus. Man sieht ihn da sitzend, während sich im Hintergrund zahlreiche, bunte Karussells drehen und fröhliche Freudenschreie erklingen.
Dieser Gegensatz unterstreicht wunderbar die Melancholie, welche über dieser Thematik schwebt und überträgt sich so auch auf die Zuschauer.
Des Weiteren ist die Wilde Maus gewählt, da sie bekannt für ihre zackigen Kurven ist. Ebenso wendig verläuft die Talfahrt auf der sich Georg befindet. Es gibt immer Wendungen, Überraschungen und zum Ende hin, denn Georg rast wie die Fahrer der Wilden Maus rasant auf die
Schlussbremse zu.
Final Destination 3 (2006) – James Wong
Eine der wohl berühmtesten Achterbahn-Szenen ist in James Wongs Horrorstreifen “Final Destinationen III“ zu finden. Hauptprotagonistin Wendy bekommt in einem Vergnügungspark eine Vision eines Achterbahnunfalls, welcher den Tod von ihr und den Fahrgästen mit einschließt. Aus Angst davor sieht sie von einer Fahrt ab, während der Zug indem sie hätte drin sitzen können später wirklich entgleist.
Interessant ist, dass Wendy am Anfang eh zögert in die Achterbahn einzusteigen. Und genau hier liegt der Kniff von James Wong. Eine Anspannung vor einer Achterbahnfahrt kennen die Kinozuschauer (ähnliches Stilmittel wird auch mit Flugangst beim Flugzeugabsturz in Final Destination 1 eingesetzt) und können so viel besser mit der Protagonistin mitfühlen. Im Fall von Final Destination 3 handelt es sich übrigens um die Achterbahn Corkscrew im Playland im kanadischen Vancouver.
Generell sind Freizeitparks öfter Schauplätze in Horrorfilmen. Sei es als Leuchtspektakel-Kulisse um die Irrwitzigkeit in einem “Zombieland“ zu unterstreichen, oder als verwahrloste Gruselkulisse. Denn wenn ein Park wo Licht und Freude herrscht in dunklem grau über die Leinwand flimmert, dann ist das schon gruselig genug.
Des Weiteren hängen Horror und Freizeitparks durchaus zusammen, denn einigen Filmen sind klassische Geisterbahnen zu finden. Der Grusel im Grusel sozusagen wie in Captain Spaulding "The Museum of Monsters & Madmen" aus Rob Zombies Kultfilm “Haus der tausend Leichen“, welches keinen Park, aber eine Geisterbahn präsentiert. Auch wurden Szenen für den Film „Wir“ von Jordan Peele im Boardwalk-Park am Strand von Santa Cruz gedreht.
Szenen von einem Freizeitpark sind also öfter mal in Spielfilmen zu finden und haben meistens eine ganz besondere Bedeutung. Oftmals soll sich die unbeschwerte, freudige Stimmung aus Parks auf den Zuschauer übertragen um ihn dann mit anderen oft kontrastreichen Emotionen zu konfrontieren; Angst, Trauer, Spannung.
Nun wollen wir es aber mal von euch Wissen. Welche Bedeutung hat der Freizeitpark für euch? Und vor allem was kennt ihr noch so für Spielfilme in den Freizeitparks oder Achterbahnen eine Rolle spielen?
Diskutieren könnt ihr das natürlich im Forum: Und Action -Die Bedeutung des Freizeitpark im Film
Bildquellen: CF-Parkcheckpoint, Patrick Jost
Tags: Achterbahn, Freizeitpark, Spielfilm, Bedeutung