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Willkommen zu meiner kleinen Berichte-Serie zu unserem Coastertrip durch Belgien und Frankreich im April 2023.
Die nächsten zwei Tage besuchten wir einen etwas anderen Freizeitpark: Hier gibt es null Achterbahnen, null Wasserbahnen und null Darkrides: Puy du Fou (und zwar das französische Original). D.h. ihr könnt eigentlich gleich aufhören zu lesen und zum nächsten Forumseintrag gehen. Es sei denn... ja, es sei denn ihr würdet damit einen Bericht über etwas wirklich Lohnenswertes verpassen.
Teutates-Tour 2023:
Teutates-Tour #1: Belgien (Bobbejaanland & Walibi Belgium)
Teutates-Tour #2: Nach Paris (Parc du Bocasse & Parc Saint Paul)
Teutates-Tour #3: Spinnen die Römer? (Parc Astérix)
Teutates-Tour #4: Über die Normandie zur Bretagne (Festyland)
Teutates-Tour #5: Tief im Nordwesten (La Recré des 3 Curés & Kingoland)
Da hatte ich dann vor diesen ganzen zwei geplanten Tagen in einem reinen Show-Park schon ein wenig Bammel. Werde ich mich zu Tode langweilen? Werden meine Mitstreiter mich schlafend auf einer der Tribünen zurücklassen?
Wir werden sehen.
Die ersten eingeschlafenen Zuschauer werden hier schon behandelt.
Was auf jeden Fall schon einmal wichtig zu wissen ist: Im Gegensatz zu einem “normalen” Freizeitpark muss man im Puy du Fou den Tag durchplanen. Das liegt daran, dass jede der Shows eben ihre Startzeiten hat. Wer einen guten Platz auf den Tribünen ergattern will, sollte auch immer mind. 30 Minuten vor Showbeginn aufkreuzen.
Zwei Anmerkungen dazu: Der ‘Pass Emotion’ verkürzt dies auf etwa 20 Minuten vorher und man kann dann in besonders guten Sitzbereichen Platz nehmen. Auf der anderen Seite habe ich beobachtet, dass auch die schlechteren Sitzpositionen in diesem Park meistens noch annehmbar sind.
Bei der Planung des Tages hilft einem die Park-App, die man auch ganz gut zum Navigieren innerhalb des Parks verwenden kann. Denn eines haben die dort ganz gut hinbekommen: Man hat die Attraktionen so gut versteckt, dass man von außen nur bei genauerem Hinschauen mal eine Gebäudewand oder Ähnliches erspähen kann. Die Immersion im Puy du Fou ist sehr hoch, ich würde sagen, locker auf dem Level von Universal.
Phantastische Bereiche gibt es dort nicht, sondern Bereiche, die verschiedenen historischen Epochen zugeordnet sind. Es gibt vier historische Dörfer bzw. Städtchen aus unterschiedlichen Zeitabschnitten und diese dienen als Hubs mit Imbissen, Restaurants und Toiletten. Um diese Hubs herum findet man die Attraktionen, von denen es, hm sagen wir mal, drei Varianten gibt:
Als letztes gibt es dann noch die Abendshow, die nach Einbruch der Dunkelheit stattfindet. Im Puy du Fou gibt es da zwei Möglichkeiten, abhängig vom Besuchstag: Die riesige Show ‘La Cinéscénie’ findet nur an ausgewählten Tagen statt. Hier treten für 1,5 Stunden 2.550 (!) Schauspieler auf einer 23 Hektar (!) großen Bühne mit 28.000 Kostümen an. Das haben wir nicht gesehen, denn wir waren nicht an einem passenden Tag im Park.
Findet das große Spektakel nicht statt, dann gibt es stattdessen ‘Les Noces de Feu’ als Abendshow. Ich frage Euch, wie toll kann eine solche Ersatz-Show schon sein?
Le Monde Imaginaire de la Fontaine ist eine Art Märchenpark. Die Attraktion ist recht neu und dient auch dazu, den Besuchern zwischen den Shows eine Beschäftigung zu geben. Die Installationen rund um die Fabeln von Oskar Lafontaine… oder hm, ich denke es war vermutlich eher Jean de La Fontaine, sind recht schön gemacht und können IMHO auch problemlos mit den Installationen im Märchenpark von Efteling mithalten. Nur schade, dass man nur sehr wenige dieser Fabeln als nicht-Franzose kennt.
Der Schilfhalm da vorne ist animiert. Das müsst ihr mir jetzt einfach glauben.
Les Amoureux de Verdun ist eine Indoor-Walkthrough-Attraktion, die zumindest bei mir am wenigsten gezündet hat. Aber verstehen wir uns hier nicht falsch, da wurde eine Menge Aufwand betrieben, um einem den gemütlichen Spaziergang durch einen Schützengraben aus dem 1. Weltkrieg zu vermiesen. Wie alle Walkthroughs in diesem Park ist das sehr aufwändig und atmosphärisch gestaltet. Immer wieder trifft man auch auf Live-Actors, die irgendetwas auf französisch sagen oder brüllen. Ständig wummert die Sounduntermalung, mal mit Artillerie-Einschlägen, mal mit MG-Feuer, mal mit Geschrei und Gebrüll.
Das Problem bei diesem Walkthrough: Die Immersion ist gut, aber andere Medien wie Film oder Buch können einem diese unsäglichen Zustände in diesen nicht enden wollenden militärischen Stellungen noch näher bringen. Wer mit seinen Kindern hier reingeht, sollte auch besser wissen, was er tut.
Nicht nur Schützengraben - Häuserkämpfe gibt es auch zu sehen.
Le Secret de la Lance ist eine der großen Action-Shows, von denen es einige im Park gibt. Die haben alle das Folgende gemeinsam: Pferde, Akrobatik, jemand stribt heldenhaft, Priester kommt um den Tag zu retten und sich transformierende Riesen-Bühnenaufbauten. Dazu gesellen sich Feuer- oder Wassereffekte. Einzelne Versatzstücke hat man in den Shows der anderen Freizeitparks schon gesehen: Ja klar, Akrobatik auf Pferden, das gibts auch im Europa-Park in der spanischen Arena. Schwertkämpfe und Stunts gibt es eh überall. Bei den transformierenden Bühnen-Aufbauten wird es dann aber schon dünn - ja, in Eftelings Raveleijn transformiert auch der Drache. Aber das was im Puy du Fou in den Bühnenbildern geschieht, legt noch eine Schippe drauf. Das ist dann immer der große Aha!-Effekt in diesen Shows.
Abgesehen von der wirklich riesigen Transformation merkt man aber aber bei ‘Le Secret de la Lance’, dass die Show schon einige Jährchen auf dem Buckel hat. Dennoch kann diese Show immer noch mit den großen Shows in anderen Parks mithalten. Ich bin zumindest nicht eingeschlafen.
Um nicht zu viel zu verraten, zeige ich nur Bilder von Zeitpunkten, bevor die Shows beginnen.
Kleiner Einschub: Die Pre-Shows. Bei mehr als der Hälfte der Shows fängt die Unterhaltung bereits 10 Minuten vorher an. Und ich muss sagen, alle Pre-Shows haben Spaß gemacht. Manche waren sogar besser als die folgenden Shows selbst. Was zeigt: Geld alleine macht nicht glücklich und auch nicht eine gute Show.
Les Mousquetaire de Richelieu ist eine Indoor-Show in einem großen Theater. Hier treten eine Menge Pferde und Tänzer auf, es gibt Stunts und zum Ende hin passiert etwas mit der Bühne… aber das will ich nicht verraten. Für mich gab es hier zu viel Gerede und irgendwann hat man auch genug Pferde gesehen. Der Wow!-Effekt hielt sich in Grenzen, da gibt es Shows in Las Vegas die mehr bieten. Bei vielen anderen Leuten scheint die Show jedoch recht gut anzukommen.
...und wir sehen betroffen: Der Vorhang fällt und alle Fragen offen.
Le Signe du Triomphe ist vermutlich die pompöseste und aufwändigste Show im Puy du Fou. Man hat hier praktisch ein echtes Kolosseum nachgebildet, nicht ganz so groß wie das in Rom, aber vermutlich schon in der realen Größe von anderen Arenen aus dem Römischen Reich. Auch hier ändert sich das Bühnenbild wieder überraschend und im großen Stil. Gefallen haben mir auch die Blut-Effekte in den Stunt-Scharmützeln (auch hier wieder: Know your Kids).
Was aber eher bei mir durchfiel, war die Show selbst und deren Story. Das ganze Setup hat an die Show ‘Gaulois - Romains : Le Match’ im Parc Astérix erinnert. Die coolen bärtigen Gallier also wieder gegen die fiesen Römer. Nur ist es halt so: Hier will man Geschichte vermitteln und im Parc Astérix geht es um Komik. Bei letzteren passt der zänkische Klamauk eher. Und schon alleine das Setup ist total unglaubwürdig - bei einer Kolosseum-Show sitzt nicht den Römern gegenüber eine Schar von aufmüpfigen Galliern, sondern möglicherweise der Veranstalter und Gönner der Show. Die Story, die dann folgt, ist auch eher ein Witz.
Da drüben auf der Tribüne sind die bösen Römer.
Les Automates Musiciens ist eine Side-Show die in einem der Dörfer stattfindet. Aus den verschiedenen Häuserfassaden um einen Platz herum treten ein paar Animatronics auf und machen Musik. Das ist nichts allzu großartiges, aber wer es schafft zu diesem Zeitpunkt an einem Restaurant-Tisch zu sitzen hat ein wenig zusätzliche Unterhaltung.
Le Grand Carillon ist ebenfalls eine Side-Show in einem Dorf. Hier sollte man allerdings rechtzeitig aufschlagen, damit man einen Sitzplatz auf der Tribüne bekommt. Ein Glockenturm (mit sehr vielen Glocken) erwacht zum leben. Dabei klettern Akrobaten auf ihm herum und eine Künstlerin spielt auf den Glocken mit einer Art von Orgel. Ist ganz nett.
Les Chevaliers de la Table Ronde ist wieder eine dieser Action-Shows mit großer Transformation. Interessanterweise weist der Puy du Fou-Plan diese Show nicht als “große Show” aus und sie ist auch nicht im ‘Pass Emotion’ enthalten. Die gefiel mir besser als die Lanzen-Show, da ich a.) ein Fan der Arthus-Sage bin und b.) ich die Transformation einfach cooler fand. Sehr witzig war hier auch die Ein-Mann-Pre-Show.
Hm... ob da was im See versteckt ist?
Les Vikings ist eine neuere Action-Show bei der wieder jede Menge Effekte geboten werden. Im speziellen sind die Schiffe der Wikinger sehr eindrucksvoll in Szene gesetzt. Die Story ist recht kurzweilig, aber ich hatte ab und an Probleme ihr zu folgen. Am Schluss stirbt halt wieder jemand aufopferungsvoll und ein Priester kommt und bringt alles in Ordnung.
Hm... ob da was im See versteckt ist? Copy-Paste-Fehler? Nö.
Le Dernier Panache ist ein rotierendes 360-Grad Theater, das vor allem durch seine aufwändigen Bühnenbilder beeindruckt, die auch ständig wechseln. Ja, so etwas sieht man auch nicht alle Tage, auch wenn die Story etwas dröge war. Überhaupt sind alle Geschichten, die im Puy du Fou erzählt werden, Geschichten über Verluste und Rückschläge, meist mit einem bittersüßen Ende. Das unterscheidet die Shows doch stark von Disney-Shows, bei denen ja alles "happy" ist.
La Renaissance du Châteaux ist ein Walkthrough, bei dem mich vor allem die Szenen mit den Live-Actors beeindruckt haben. Das ganze Drumherum ist natürlich auch schön gestaltet. Die ganzen Walkthroughs sind meilenweit entfernt von den simplen Walkthroughs, die man in den anderen Freizeitparks so sieht.
Le Mystère de la Pérouse fand ich noch eine Ecke besser als den Chateaux-Walkthrough. Dieser Walkthrough erzählt die Geschichte einer Schiffsexpedition und es ist schon unglaublich, wie schnell man sich mitten auf einem Segelschiff wähnt. Tolle Effekte gibt es hier.
Animatronics mit Live-Darsteller gemischt.
Le Bal des Oiseaux Fantôme ist eine Vogel-Show. Kennt man ja eigentlich auch schon, aber hier gibt es sowohl Quantitativ als auch Qualitativ die beste Show dieser Art, die ich bisher sehen durfte.
Hm... da ist gar kein See.
Le Premier Royaume ist der beste Walkthrough im Park und genau genommen auch der beste Walkthrough, den ich überhaupt kenne. Sehr atmosphärisch, tolle Farbenspiele und die schaffen es sogar, dass man wirklich den Eindruck hat, man sei gerade unter Wasser.
Le Mime et l’Étoile ist die neue Show von 2023 zum Thema “Anfänge des Kinos”. Das ist ein Meisterwerk, bei dem sich unverhofft die gesamte Bühne in einen Schwarzweiß-Film verwandelt. Also, nicht einfach so mit billigen Effekten, sondern mit aufwändigster Bühnentechnik und einer gehörigen Portion Timing, welche vor allem die Darsteller abliefern müssen. Da fiel dem Show-Muffel schon mal die Kinnlade runter, so fantastisch ist die Illusion, die hier entsteht.
Dazu kommt noch, dass die Story geradezu perfekt für ein internationales Publikum ist. Es wird französisch geredet, aber es ist egal. Man versteht die starke Geschichte auch so. Für jeden, der auch nur ein bisschen Interesse an einer Bühnenshow hat, ist das ein Muss. Ich habe so etwas noch nie gesehen.
Les Noces de Feu ist die Abendshow, die einspringt, wenn das große Spektakel ‘La Cinéscénie’ nicht stattfindet. Schon die Pre-Show um ein verrücktes Radrennen ist hervorragend. Dann ist es dunkel, es wird still und man sitzt auf einer Tribüne vor einem See. Leise Musik erklingt und eine leuchtende Figur läuft über den See. Was dann folgt, ist schwer in Worte zu fassen. Wir hatten noch vorher auf der Tribüne gescherzt, da würde gleich einer aus dem See auftauchen. Tatsächlich war dem See überhaupt nichts dergleichen anzusehen. Wir saßen schon 30 Minuten vor dem See und plötzlich taucht ein leuchtendes Klavier komplett mit einem, der darauf spielt, aus den Tiefen auf.
In der Folge taucht da dann noch einiges mehr auf: Figuren tanzen, laufen über den See, springen ins Wasser, haben Röcke an, die aus heraus strömenden Wasser gebildet werden und so weiter und so fort. Es kommt schließlich zu einem 'Musik-Battle' zwischen einer Riesenorgel und einem Feuer-Musik-Geschütz, der einfach berauschend ist. Überhaupt, die klassische Musik ist hier echt der Hammer. Und natürlich endet alles wieder in einem wehmütigen Ende.
Ich habe so etwas noch nie gesehen.
Hm... oh! Da ist ja wieder ein See!
Da bin auch ich als Show-Muffel baff. Es gibt Leute die behaupten, die besten Shows gibt es im Puy du Fou zu sehen. Und ich denke, die haben recht.
Die Toiletten im Park waren ok, allerdings könnten es an manchen Stellen im Park schon auch mehr sein - wie der Schwabe so sagt. Wie schon erwähnt, ist der Park sehr weitläufig, man sollte also gute Schuhe dabei haben.
Insgesamt macht der Park einen sehr durchdachten Eindruck. Die Thematisierung ist top, in allen Bereichen laufen auch nur Mitarbeiter herum, die entsprechend gekleidet sind. Schöne Gärten haben sie dort auch.
Da gab es umsonst ein Stück frisch gebackenes Brot. In den Dörfern konnte man viele solche Sachen anschauen oder anfassen.
Um alle großen Attraktionen anschauen zu können, benötigt man 1,5 Tage. An einem einzigen Tag kann man das nicht schaffen. Wir waren zwei Tage dort. Am ersten Tag hatten wir einen ‘Pass Emotion', was man durchaus empfehlen kann, am zweiten haben wir keinen mehr bekommen. Als Tipp kann ich jedoch sagen: Ihr könnt am zweiten Tag auf diesen Pass auch verzichten, denn jetzt wisst ihr ja bereits wie der Hase dort läuft und man kann auch ohne diesen Pass sehr gute Plätze auf den Zuschauertribünen erringen.
In einem Hotel aus dem Park haben wir nicht übernachtet. Ich vermute aber, die sind recht gut (allerdings auch teuer). Empfehlen kann man durchaus auch die Ferienhäuser im ‘Domaine Mélusine', das gleich neben dem Park liegt (allerdings nicht fußläufig vom Eingang entfernt, da muss man nämlich um den ganzen Park herumlaufen).
Parken ist im Puy du Fou gratis. Nicht nur dafür gibt es von mir beide ‘Daumen hoch’!
Die nächsten zwei Tage besuchten wir einen etwas anderen Freizeitpark: Hier gibt es null Achterbahnen, null Wasserbahnen und null Darkrides: Puy du Fou (und zwar das französische Original). D.h. ihr könnt eigentlich gleich aufhören zu lesen und zum nächsten Forumseintrag gehen. Es sei denn... ja, es sei denn ihr würdet damit einen Bericht über etwas wirklich Lohnenswertes verpassen.
Teutates-Tour 2023:
Teutates-Tour #1: Belgien (Bobbejaanland & Walibi Belgium)
Teutates-Tour #2: Nach Paris (Parc du Bocasse & Parc Saint Paul)
Teutates-Tour #3: Spinnen die Römer? (Parc Astérix)
Teutates-Tour #4: Über die Normandie zur Bretagne (Festyland)
Teutates-Tour #5: Tief im Nordwesten (La Recré des 3 Curés & Kingoland)
Eine kurze Geschichte der Erwartungshaltungen
Ich bin nicht so der große Show-Fan. Im Vergleich zu meinen drei Mitreisenden bin ich sogar ein richtiger “Show-Muffel”. Ich bin einer von denen, die mitten in den Disney-Abendshows auf die Uhr schauen. So einer bin ich, ich geb’s zu!Da hatte ich dann vor diesen ganzen zwei geplanten Tagen in einem reinen Show-Park schon ein wenig Bammel. Werde ich mich zu Tode langweilen? Werden meine Mitstreiter mich schlafend auf einer der Tribünen zurücklassen?
Wir werden sehen.
Die ersten eingeschlafenen Zuschauer werden hier schon behandelt.
Was auf jeden Fall schon einmal wichtig zu wissen ist: Im Gegensatz zu einem “normalen” Freizeitpark muss man im Puy du Fou den Tag durchplanen. Das liegt daran, dass jede der Shows eben ihre Startzeiten hat. Wer einen guten Platz auf den Tribünen ergattern will, sollte auch immer mind. 30 Minuten vor Showbeginn aufkreuzen.
Zwei Anmerkungen dazu: Der ‘Pass Emotion’ verkürzt dies auf etwa 20 Minuten vorher und man kann dann in besonders guten Sitzbereichen Platz nehmen. Auf der anderen Seite habe ich beobachtet, dass auch die schlechteren Sitzpositionen in diesem Park meistens noch annehmbar sind.
Bei der Planung des Tages hilft einem die Park-App, die man auch ganz gut zum Navigieren innerhalb des Parks verwenden kann. Denn eines haben die dort ganz gut hinbekommen: Man hat die Attraktionen so gut versteckt, dass man von außen nur bei genauerem Hinschauen mal eine Gebäudewand oder Ähnliches erspähen kann. Die Immersion im Puy du Fou ist sehr hoch, ich würde sagen, locker auf dem Level von Universal.
Phantastische Bereiche gibt es dort nicht, sondern Bereiche, die verschiedenen historischen Epochen zugeordnet sind. Es gibt vier historische Dörfer bzw. Städtchen aus unterschiedlichen Zeitabschnitten und diese dienen als Hubs mit Imbissen, Restaurants und Toiletten. Um diese Hubs herum findet man die Attraktionen, von denen es, hm sagen wir mal, drei Varianten gibt:
- Die großen Shows mit Tribünen. Gibt es sowohl außerhalb als auch innerhalb von Gebäuden.
- Die Walkthroughs, von denen die meisten innerhalb eines Gebäudes sind.
- Kleinere Side-Shows, die teilweise auch innerhalb der Hubs stattfinden.
Als letztes gibt es dann noch die Abendshow, die nach Einbruch der Dunkelheit stattfindet. Im Puy du Fou gibt es da zwei Möglichkeiten, abhängig vom Besuchstag: Die riesige Show ‘La Cinéscénie’ findet nur an ausgewählten Tagen statt. Hier treten für 1,5 Stunden 2.550 (!) Schauspieler auf einer 23 Hektar (!) großen Bühne mit 28.000 Kostümen an. Das haben wir nicht gesehen, denn wir waren nicht an einem passenden Tag im Park.
Findet das große Spektakel nicht statt, dann gibt es stattdessen ‘Les Noces de Feu’ als Abendshow. Ich frage Euch, wie toll kann eine solche Ersatz-Show schon sein?
Nur hier, exklusiv! Der Show-Muffel berichtet!
Ich sage es gleich einmal vorne weg: Es gab zwei Shows in diesem Park, die mich aus den Socken gehauen haben - wie Obelix einen römischen Legionär. Diese stelle ich an den Schluss dieses Berichts, um mehr Aufmerksamkeit mit diesem billigen Trick zu erhalten (Hey Du! Ja, Du! Vorscrollen gilt nicht!). Tatsächlich fange ich sogar mit den weniger tollen Shows an und arbeite mich dann so langsam nach oben. Das erhöht die Spannung - denke ich zumindest.Le Monde Imaginaire de la Fontaine ist eine Art Märchenpark. Die Attraktion ist recht neu und dient auch dazu, den Besuchern zwischen den Shows eine Beschäftigung zu geben. Die Installationen rund um die Fabeln von Oskar Lafontaine… oder hm, ich denke es war vermutlich eher Jean de La Fontaine, sind recht schön gemacht und können IMHO auch problemlos mit den Installationen im Märchenpark von Efteling mithalten. Nur schade, dass man nur sehr wenige dieser Fabeln als nicht-Franzose kennt.
Der Schilfhalm da vorne ist animiert. Das müsst ihr mir jetzt einfach glauben.
Les Amoureux de Verdun ist eine Indoor-Walkthrough-Attraktion, die zumindest bei mir am wenigsten gezündet hat. Aber verstehen wir uns hier nicht falsch, da wurde eine Menge Aufwand betrieben, um einem den gemütlichen Spaziergang durch einen Schützengraben aus dem 1. Weltkrieg zu vermiesen. Wie alle Walkthroughs in diesem Park ist das sehr aufwändig und atmosphärisch gestaltet. Immer wieder trifft man auch auf Live-Actors, die irgendetwas auf französisch sagen oder brüllen. Ständig wummert die Sounduntermalung, mal mit Artillerie-Einschlägen, mal mit MG-Feuer, mal mit Geschrei und Gebrüll.
Das Problem bei diesem Walkthrough: Die Immersion ist gut, aber andere Medien wie Film oder Buch können einem diese unsäglichen Zustände in diesen nicht enden wollenden militärischen Stellungen noch näher bringen. Wer mit seinen Kindern hier reingeht, sollte auch besser wissen, was er tut.
Nicht nur Schützengraben - Häuserkämpfe gibt es auch zu sehen.
Le Secret de la Lance ist eine der großen Action-Shows, von denen es einige im Park gibt. Die haben alle das Folgende gemeinsam: Pferde, Akrobatik, jemand stribt heldenhaft, Priester kommt um den Tag zu retten und sich transformierende Riesen-Bühnenaufbauten. Dazu gesellen sich Feuer- oder Wassereffekte. Einzelne Versatzstücke hat man in den Shows der anderen Freizeitparks schon gesehen: Ja klar, Akrobatik auf Pferden, das gibts auch im Europa-Park in der spanischen Arena. Schwertkämpfe und Stunts gibt es eh überall. Bei den transformierenden Bühnen-Aufbauten wird es dann aber schon dünn - ja, in Eftelings Raveleijn transformiert auch der Drache. Aber das was im Puy du Fou in den Bühnenbildern geschieht, legt noch eine Schippe drauf. Das ist dann immer der große Aha!-Effekt in diesen Shows.
Abgesehen von der wirklich riesigen Transformation merkt man aber aber bei ‘Le Secret de la Lance’, dass die Show schon einige Jährchen auf dem Buckel hat. Dennoch kann diese Show immer noch mit den großen Shows in anderen Parks mithalten. Ich bin zumindest nicht eingeschlafen.
Um nicht zu viel zu verraten, zeige ich nur Bilder von Zeitpunkten, bevor die Shows beginnen.
Kleiner Einschub: Die Pre-Shows. Bei mehr als der Hälfte der Shows fängt die Unterhaltung bereits 10 Minuten vorher an. Und ich muss sagen, alle Pre-Shows haben Spaß gemacht. Manche waren sogar besser als die folgenden Shows selbst. Was zeigt: Geld alleine macht nicht glücklich und auch nicht eine gute Show.
Les Mousquetaire de Richelieu ist eine Indoor-Show in einem großen Theater. Hier treten eine Menge Pferde und Tänzer auf, es gibt Stunts und zum Ende hin passiert etwas mit der Bühne… aber das will ich nicht verraten. Für mich gab es hier zu viel Gerede und irgendwann hat man auch genug Pferde gesehen. Der Wow!-Effekt hielt sich in Grenzen, da gibt es Shows in Las Vegas die mehr bieten. Bei vielen anderen Leuten scheint die Show jedoch recht gut anzukommen.
...und wir sehen betroffen: Der Vorhang fällt und alle Fragen offen.
Le Signe du Triomphe ist vermutlich die pompöseste und aufwändigste Show im Puy du Fou. Man hat hier praktisch ein echtes Kolosseum nachgebildet, nicht ganz so groß wie das in Rom, aber vermutlich schon in der realen Größe von anderen Arenen aus dem Römischen Reich. Auch hier ändert sich das Bühnenbild wieder überraschend und im großen Stil. Gefallen haben mir auch die Blut-Effekte in den Stunt-Scharmützeln (auch hier wieder: Know your Kids).
Was aber eher bei mir durchfiel, war die Show selbst und deren Story. Das ganze Setup hat an die Show ‘Gaulois - Romains : Le Match’ im Parc Astérix erinnert. Die coolen bärtigen Gallier also wieder gegen die fiesen Römer. Nur ist es halt so: Hier will man Geschichte vermitteln und im Parc Astérix geht es um Komik. Bei letzteren passt der zänkische Klamauk eher. Und schon alleine das Setup ist total unglaubwürdig - bei einer Kolosseum-Show sitzt nicht den Römern gegenüber eine Schar von aufmüpfigen Galliern, sondern möglicherweise der Veranstalter und Gönner der Show. Die Story, die dann folgt, ist auch eher ein Witz.
Da drüben auf der Tribüne sind die bösen Römer.
Les Automates Musiciens ist eine Side-Show die in einem der Dörfer stattfindet. Aus den verschiedenen Häuserfassaden um einen Platz herum treten ein paar Animatronics auf und machen Musik. Das ist nichts allzu großartiges, aber wer es schafft zu diesem Zeitpunkt an einem Restaurant-Tisch zu sitzen hat ein wenig zusätzliche Unterhaltung.
Le Grand Carillon ist ebenfalls eine Side-Show in einem Dorf. Hier sollte man allerdings rechtzeitig aufschlagen, damit man einen Sitzplatz auf der Tribüne bekommt. Ein Glockenturm (mit sehr vielen Glocken) erwacht zum leben. Dabei klettern Akrobaten auf ihm herum und eine Künstlerin spielt auf den Glocken mit einer Art von Orgel. Ist ganz nett.
Level 2 - Jetzt wird es interessanter!
Kommen wir jetzt zu den Attraktionen, bei denen der Show-Muffel durchaus mal eine Augenbraue gehoben hat. Das wären in anderen Parks die Top-Shows.Les Chevaliers de la Table Ronde ist wieder eine dieser Action-Shows mit großer Transformation. Interessanterweise weist der Puy du Fou-Plan diese Show nicht als “große Show” aus und sie ist auch nicht im ‘Pass Emotion’ enthalten. Die gefiel mir besser als die Lanzen-Show, da ich a.) ein Fan der Arthus-Sage bin und b.) ich die Transformation einfach cooler fand. Sehr witzig war hier auch die Ein-Mann-Pre-Show.
Hm... ob da was im See versteckt ist?
Les Vikings ist eine neuere Action-Show bei der wieder jede Menge Effekte geboten werden. Im speziellen sind die Schiffe der Wikinger sehr eindrucksvoll in Szene gesetzt. Die Story ist recht kurzweilig, aber ich hatte ab und an Probleme ihr zu folgen. Am Schluss stirbt halt wieder jemand aufopferungsvoll und ein Priester kommt und bringt alles in Ordnung.
Hm... ob da was im See versteckt ist? Copy-Paste-Fehler? Nö.
Le Dernier Panache ist ein rotierendes 360-Grad Theater, das vor allem durch seine aufwändigen Bühnenbilder beeindruckt, die auch ständig wechseln. Ja, so etwas sieht man auch nicht alle Tage, auch wenn die Story etwas dröge war. Überhaupt sind alle Geschichten, die im Puy du Fou erzählt werden, Geschichten über Verluste und Rückschläge, meist mit einem bittersüßen Ende. Das unterscheidet die Shows doch stark von Disney-Shows, bei denen ja alles "happy" ist.
La Renaissance du Châteaux ist ein Walkthrough, bei dem mich vor allem die Szenen mit den Live-Actors beeindruckt haben. Das ganze Drumherum ist natürlich auch schön gestaltet. Die ganzen Walkthroughs sind meilenweit entfernt von den simplen Walkthroughs, die man in den anderen Freizeitparks so sieht.
Level 3 - Top-Attraktionen!
Kommen wir jetzt zu den Attraktionen, bei denen ein Show-Muffel auch mal anerkennend mit dem Kopf nickt. Die sind alle so gut, dass es eigentlich keinen Vergleich in anderen Freizeitparks gibt.Le Mystère de la Pérouse fand ich noch eine Ecke besser als den Chateaux-Walkthrough. Dieser Walkthrough erzählt die Geschichte einer Schiffsexpedition und es ist schon unglaublich, wie schnell man sich mitten auf einem Segelschiff wähnt. Tolle Effekte gibt es hier.
Animatronics mit Live-Darsteller gemischt.
Le Bal des Oiseaux Fantôme ist eine Vogel-Show. Kennt man ja eigentlich auch schon, aber hier gibt es sowohl Quantitativ als auch Qualitativ die beste Show dieser Art, die ich bisher sehen durfte.
Hm... da ist gar kein See.
Le Premier Royaume ist der beste Walkthrough im Park und genau genommen auch der beste Walkthrough, den ich überhaupt kenne. Sehr atmosphärisch, tolle Farbenspiele und die schaffen es sogar, dass man wirklich den Eindruck hat, man sei gerade unter Wasser.
The Final Boss Level
Und zu guter Letzt zwei Shows - so etwas habt ihr noch nicht gesehen! Ich schwör, Alder!Le Mime et l’Étoile ist die neue Show von 2023 zum Thema “Anfänge des Kinos”. Das ist ein Meisterwerk, bei dem sich unverhofft die gesamte Bühne in einen Schwarzweiß-Film verwandelt. Also, nicht einfach so mit billigen Effekten, sondern mit aufwändigster Bühnentechnik und einer gehörigen Portion Timing, welche vor allem die Darsteller abliefern müssen. Da fiel dem Show-Muffel schon mal die Kinnlade runter, so fantastisch ist die Illusion, die hier entsteht.
Dazu kommt noch, dass die Story geradezu perfekt für ein internationales Publikum ist. Es wird französisch geredet, aber es ist egal. Man versteht die starke Geschichte auch so. Für jeden, der auch nur ein bisschen Interesse an einer Bühnenshow hat, ist das ein Muss. Ich habe so etwas noch nie gesehen.
Les Noces de Feu ist die Abendshow, die einspringt, wenn das große Spektakel ‘La Cinéscénie’ nicht stattfindet. Schon die Pre-Show um ein verrücktes Radrennen ist hervorragend. Dann ist es dunkel, es wird still und man sitzt auf einer Tribüne vor einem See. Leise Musik erklingt und eine leuchtende Figur läuft über den See. Was dann folgt, ist schwer in Worte zu fassen. Wir hatten noch vorher auf der Tribüne gescherzt, da würde gleich einer aus dem See auftauchen. Tatsächlich war dem See überhaupt nichts dergleichen anzusehen. Wir saßen schon 30 Minuten vor dem See und plötzlich taucht ein leuchtendes Klavier komplett mit einem, der darauf spielt, aus den Tiefen auf.
In der Folge taucht da dann noch einiges mehr auf: Figuren tanzen, laufen über den See, springen ins Wasser, haben Röcke an, die aus heraus strömenden Wasser gebildet werden und so weiter und so fort. Es kommt schließlich zu einem 'Musik-Battle' zwischen einer Riesenorgel und einem Feuer-Musik-Geschütz, der einfach berauschend ist. Überhaupt, die klassische Musik ist hier echt der Hammer. Und natürlich endet alles wieder in einem wehmütigen Ende.
Ich habe so etwas noch nie gesehen.
Hm... oh! Da ist ja wieder ein See!
Da bin auch ich als Show-Muffel baff. Es gibt Leute die behaupten, die besten Shows gibt es im Puy du Fou zu sehen. Und ich denke, die haben recht.
Das Drumherum
Wir haben dreimal im Park gegessen, einmal im Bistro von ‘Le Bourg Berard’ (dem Städtchen aus dem 20. Jahrhundert), einmal beim Imbiss 'L'Etape' einen Gourmet-Croque-Monsieur geholt und einmal im ‘Le Café de la Madelon’. Bei letzterem gab es zum Essen eine eher klamaukhafte Bühnenshow, die nicht ganz das Niveau der restlichen Shows im Park halten kann - aber in anderen Parks wäre das auch OK gewesen. Das Essen war in allen Fällen sehr gut.Die Toiletten im Park waren ok, allerdings könnten es an manchen Stellen im Park schon auch mehr sein - wie der Schwabe so sagt. Wie schon erwähnt, ist der Park sehr weitläufig, man sollte also gute Schuhe dabei haben.
Insgesamt macht der Park einen sehr durchdachten Eindruck. Die Thematisierung ist top, in allen Bereichen laufen auch nur Mitarbeiter herum, die entsprechend gekleidet sind. Schöne Gärten haben sie dort auch.
Da gab es umsonst ein Stück frisch gebackenes Brot. In den Dörfern konnte man viele solche Sachen anschauen oder anfassen.
Um alle großen Attraktionen anschauen zu können, benötigt man 1,5 Tage. An einem einzigen Tag kann man das nicht schaffen. Wir waren zwei Tage dort. Am ersten Tag hatten wir einen ‘Pass Emotion', was man durchaus empfehlen kann, am zweiten haben wir keinen mehr bekommen. Als Tipp kann ich jedoch sagen: Ihr könnt am zweiten Tag auf diesen Pass auch verzichten, denn jetzt wisst ihr ja bereits wie der Hase dort läuft und man kann auch ohne diesen Pass sehr gute Plätze auf den Zuschauertribünen erringen.
In einem Hotel aus dem Park haben wir nicht übernachtet. Ich vermute aber, die sind recht gut (allerdings auch teuer). Empfehlen kann man durchaus auch die Ferienhäuser im ‘Domaine Mélusine', das gleich neben dem Park liegt (allerdings nicht fußläufig vom Eingang entfernt, da muss man nämlich um den ganzen Park herumlaufen).
Parken ist im Puy du Fou gratis. Nicht nur dafür gibt es von mir beide ‘Daumen hoch’!
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