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Teutates-Tour #2: Nach Paris (Parc du Bocasse & Parc Saint Paul)

Fiorell

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Willkommen zu meiner kleinen Berichte-Serie zu unserem Coastertrip durch Belgien und Frankreich im April 2023.

Nach unserem kurzen Aufenthalt in Belgien ging es Richtung Paris, allerdings mit leichten Umwegen. Auf der Fahrt besuchten wir zwei Parks, denen wir ebenfalls schon einmal einen Besuch abgestattet hatten: Parc du Bocasse und Parc Saint Paul.

Teutates-Tour 2023:
Teutates-Tour #1: Belgien (Bobbejaanland & Walibi Belgium)
Teutates-Tour #2: Nach Paris (Parc du Bocasse & Parc Saint Paul)
Teutates-Tour #3: Spinnen die Römer? (Parc Astérix)
Teutates-Tour #4: Über die Normandie zur Bretagne (Festyland)
Teutates-Tour #5: Tief im Nordwesten (La Recré des 3 Curés & Kingoland)
Teutates-Tour #6: Ein Show-Muffel im Puy du Fou!
Teutates-Tour #7: Ein Blick in die Zukunft? (Futuroscope)
Teutates-Tour #8: Die Riesen der Auvergne (Vulcania & Parc Fenestre)
Teutates-Tour #9: Wo sich Mack & Igel Gute Nacht sagen (Nigloland)

Der Bienenpark: Parc du Bocasse

In der Nähe von Rouen findet man einen der älteren Parks von Frankreich, den Parc du Bocasse. Er existiert seit 1969 und gehört zu einem bestimmten Typ von Freizeitparks in Frankreich, den ich einmal “Ferienpark” nennen möchte. Die Familien machen Urlaub am Meer und im Hinterland findet man dort die ganze Atlantikküste hinunter Parks mittlerer Größe, die eben genau für diese Familien mit Kindern ausgelegt sind. U.a. gehören dazu auch Bagatelle, Dennlys Parc oder Festyland (dazu in einem späteren Tripreport mehr) die sich in der unmittelbaren Umgebung vom Parc du Bocasse befinden.

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Der Imkerverein Böblingen-Karlsruhe lässt schön Grüßen.

Fast alle diese Parks sind zwar eher kleiner, haben aber in den letzten 20 Jahren damit begonnen zu expandieren. Dazu gehört auch Parc du Bocasse, der 2015 begann, sich in Richtung seines ehemaligen Parkplatzes auszubreiten, der auf der anderen Seite der Anbindungsstraße liegt. Dadurch ist jetzt der Park in einen alten und einen neuen Part aufgeteilt, die beide mit einer Brücke über die Straße verbunden sind.

Der Park hat einen neuen Kiddie-Coaster (Typ ‘Der kleine Zar’ von Preston & Barbieri) und auch eine schöne neue größere Achterbahn namens ‘Orochi’ gebaut. Doch dazu später mehr, denn zuerst berichte ich mal über…

Was wir schon kannten

Fort d’Odin hieß bei unserem letzten Besuch noch Train de Mine, wurde 2019 jedoch von Universal Rocks derart aufwändig umgestaltet, dass man die Achterbahn von außen kaum mehr wiedererkennt. Dieser Soquet Coaster war damals eher von der behäbigen Art, da er hauptsächlich aus Helixen besteht und nicht einmal einen ordentlichen First Drop hat.

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Da ist der Soquet-Coaster drin. Ehrlich. Keine Bildmanipulation.

Aber durch die Neugestaltung mit etlichen Tunneln und Durchfahrten ist das jetzt ein ganz anderes Erlebnis. Die Bahn bleibt natürlich immer noch eine sehr zahme Familienachterbahn, macht aber erheblich mehr Spaß jetzt. 6/10.

Jurassic Twister ist eine Spinning Mouse von Zamperla, die gleich hinter dem Eingang steht. Man hat hier zwar versucht, mit ein wenig nachgebildeten Felsen Thematisierung zu schaffen, aber insgesamt ist das nicht die schönste Achterbahn dort. Fährt allerdings relativ ruhig mit recht wenig Drehungen. 5/10.

Speedy Gonzales ist ein L&T Systems Junior Coaster und ist einer der nun zwei Kiddie-Coaster im Park. Was das betrifft, kann man es auch schlechter treffen (z.B. mit einem Crazy Wurm oder irgendetwas anderem aus der SBF Visa Kiste). 3/10.

Colorad’eau ist eine recht einfache Spinning Raft Anlage. Wenn ihr mich fragt, gehen diese Dinger eigentlich immer und machen Spaß. Die Drehungen hielten sich hier im Rahmen.

Apiland ist ein Darkride, den man beim Durchstreifen des Parks gelegentlich übersieht, da er außen gar nicht groß angepriesen wird. Den zu verpassen wäre aber eine Schande! Denn, wenn ihr zum ersten Mal in der kleinen Station in die Wägen steigt, erahnt ihr noch nicht, was für ein Riesending der Park da hingebaut hat. Um es kurz zu beschreiben: ‘It’s a small World’ mit Bienen. Unbedingt dort machen!

Jetzt aber die Neuheiten

Bei unserem Erstbesuch war die Wildwasserbahn Splash-o-Saure von Soquet noch im Bau. Im Großen und Ganzen ähnelt die Anlage ein wenig 'Mami Wata' im Fantasiana Strasswalchen (diese ist allerdings von Hafema - sieht so aus, als wurde Soquet hier erlaubt einen Nachbau machen). Es geht erst rückwärts, dann einen Aufzug hoch und runter im großen Splash.

Erschien mir zwar immer noch nass, aber nicht ganz so heftig wie ‘Mami Wata’. Man sollte nur aufpassen beim Verlassen der Station - da gibt es eine kleine Splash Zone auf dem Weg hinaus. Insgesamt eine schöne Anlage.

Pirate’s Plunder ist ein Mini Coaster von Preston & Barbieri (auch Preston & die Barbaren genannt). Hier konnten sie jedoch nicht besonders barbarisch sein, denn die Bahn ist wirklich so mini, dass da gar nicht so viel passieren kann. Entspricht dem ‘kleinen Zar’ aus dem Hansa Park. 2/10.

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Das neue Highlight des Parks und schon eine Überraschung ist jedoch Orochi, ein Vekoma Suspended Family Coaster, der seit 2021 eröffnet ist. Das Layout dieser Bahn entspricht 'Orkanen' im Farûp Sommerland oder auch dem 'Dragon Roller Coaster' aus dem Energylandia.

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Und wer diese Bahnen kennt, der weiß das dieser Bahntyp sehr smooth fährt, einen schönen First Drop unter die Erde (bzw. unters Wasser bei Orkanen) hat, ein paar druckvolle Helices besitzt und am Ende sich schön, ganz nahe dem Terrain, in die Station zurück schlängelt. Ein klein wenig Airtime gibt es sogar auch ganz kurz.

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Was mir aber am meisten gefällt ist die Tatsache, dass der Park hier eine ganze Menge aufwändige Thematisierung beigefügt hat. Schon in der Queueline staunt man nicht schlecht, welche Qualität an Gestaltung hier geboten wird. Darum gibt es auch insgesamt 8/10 für diese schöne Familienachterbahn.

Fazit: Der Park ist top. Sehr sauber, tolle Bepflanzung, teilweise hochwertig thematisiert. Das Essensangebot haben wir dort nicht getestet, aber ihr seht schon: Mich hat der Park überzeugt. Natürlich sollte man hier keinen Thrillpark erwarten, aber für die Zielgruppe Familie ist das einer des besten, den ich in Frankreich kenne.


Der Unfall-Horror-Park: Parc Saint-Paul

Der kleine Freizeitpark in der Nähe von Paris ist vor allem durch seine Serie von Unfällen bekannt geworden.

Im Jahre 2005 prallte ein Wagen der Achterbahn ‘Looping’ gegen einen Pfosten und verursachte vier Schwerverletzte. Die Achterbahn wurde übrigens wieder renoviert und fährt seither wieder auf französischen Volksfesten.
Die restlichen Unfälle gingen dann alle auf das Konto der Achterbahn ‘Formel 1’ von Pax. Ebenfalls in 2005 stießen drei Wägen dieser Bahn zusammen, da das Bremssystem versagte. Dabei wurden 11 (!) Personen verletzt. Danach wurde das Bremssystem von Soquet ersetzt und die Bahn fuhr wieder.

Im Jahre 2009 fiel eine Frau in einer Kurve aus dem Wagen und wurde dabei getötet. Hier wurde der Park letztendlich freigesprochen, da sich anscheinend die Frau “unangemessen verhielt”. Man installierte danach zusätzliche Sicherheitsgurte.

Am 4. Juli 2020 kam es aber noch dicker: Es wurde erneut eine Frau aus der Formel 1-Bahn geschleudert und verstarb. Sachverständige stellten fest, dass 2020 der zusätzliche Sicherheitsgurt wieder entfernt wurde und dass die Rasten der Rückhaltesysteme manipuliert wurden. Giles Campion, der Besitzer des Parks, kündigte danach die Schließung der Attraktion an und wurde auch wegen fahrlässiger Tötung angeklagt (das Verfahren läuft noch).

Das sind alles Dinge, die man nicht gerne lesen möchte. Dass Menschen durch eine Freizeitattraktion sterben, ist eine wahnsinnig traurige und vor allem auch so äußerst sinnlose Sache. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was das mit den Hinterbliebenen verursacht.

Aber am Ende besuche ich doch wieder diesen Park. Weil es mein Lieblings-Hobby ist. Und ich weiß auch, dass die ganze Auto-Fahrerei durch Belgien, Frankreich und Deutschland wahrscheinlich noch der gefährlichste Teil dieses Coastertrips ist.

Kurios bei unserem Besuch war, dass wir 2 Stunden vor Parkschließung dort am Eingang standen und die Buden zum Kauf der Tickets geschlossen waren. Da es auch keine Automaten für Tickets gab, musste uns der “längste Mann der Welt” am Eingang weiterhelfen. Die waren alle ganz freundlich dort, aber da wieder mal keiner ein Wort englisch geschweige denn deutsch sprach, dauerte es mehr als 10 Minuten bis wir endlich unsere Tickets hatten.

Bekanntes aus dem Park

Bei unserem ersten Parkbesuch sind wir tatsächlich die 'Formel 1' von Pax gefahren. Damals, in der Tat, mit dem Sicherheitsgurt. Das war eine ziemlich abgefahrene Fahrt mit viel seltsamem Banking - also im Grunde das, wofür Pax bekannt ist. Die Bahn steht immer noch dort, ist aber nicht mehr in Betrieb.

Dafür hat der Park ja gleich noch eine zweite Bahn von Pax namens Wild Train - and wild he is! Der ehemalige (?) russische Hersteller hat auch hier nicht mit schier unglaublichen Drops und Kurven gespart. Faszinierend, was man auf so kleinem Raum alles machen kann. Diese Bahn gefällt mir sogar noch ein wenig besser als der Wild Train im Fantasiana. 7/10.

Souris Verte ist eine Spinning Mouse von Zamperla. Die grüne Maus ist ein französischer Kinderreim und fährt sich ganz gut. 5/10.

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Da der L’Aerotrain nicht lief, machten wir ansonsten keine Wiederholungsfahrten. Stattdessen gingen wir noch einmal in den 3D-Parcours, einem eher seltenen Walkthrough, bei dem man eine 3D-Brille erhält und durch coole Gänge mit 3D-Effekt läuft.

Ein Holzfäller in Paris

Neu war für uns dort eine Fahrt auf dem Disk’O’Coaster Dino Disk’O, der sich ehrlich gesagt wie alle anderen fuhr. Allerdings hat den der Parc Saint Paul recht schön und auch mit einigem Aufwand thematisiert. Dasselbe kann man auch zu der Wildwasserbahn sagen, die gegenüber steht. Da geht der Park, der sonst eher Kirmes-Flair verbreitet also in die richtige Richtung.

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Ebenfalls zum ersten Mal haben wir den Horror-Walkthrough gemacht, der nichts für schwache Nerven ist, da einige Meter lang ganz offensichtlich der Strom ausgefallen war und man sich durch einen stockdunklen, engen Gang durchtasten musste, nur um dann wieder unerwartet von einem grellen lauten Jump-Scare überrascht zu werden. Die ganze Häuserzeile um den Horror-Walkthrough und den 3D-Parcours ist übrigens auch außerordentlich gut thematisiert.

Der eigentliche Grund für den Parkbesuch steht gegenüber der stillgelegten 'Formel 1' von Pax: Wood Express, eine sehr kompakte Holzachterbahn bzw. Hybrid-Achterbahn (die Stützen sind aus Stahl) von Gravitykraft.

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Er ist ein Holzfäller und ihm geht's gut...

Die Gravity Group hat ja Furore mit ihren kleinen wendigen Woodys gemacht, man denke nur an den wunderbaren Twister in Gröna Lund. Und der Parc Saint Paul hat sich hier ausnahmsweise mal ein nagelneues Gerät hingestellt (sonst stehen da ja nur gebrauchte Achterbahnen), das man sich eigentlich in jedem kleineren Freizeitpark wünscht. Von der Größe noch unterhalb der Heidi-Coaster von GCI sind das einfach nur Spaßmaschinen, bei denen die ganze Familie mitfahren kann.

Mit einem Lifthill, der gerade mal 15 Meter hoch ist, holt diese Bahn alles aus den paar Quadratmetern heraus, was man auf so einem engen Footprint so anfangen kann. Das ist ne schöne wilde Fahrt mit einer Menge von meist kurzen Airtime-Momenten. Letztendlich ist zwar der unfassbar verschlungene Twister immer noch mein Favorit unter den Mini-Woodys, aber mit anderen Ausführungen wie 'Timber' in Walibi Rhône-Alpes oder dem noch kleineren 'Wooden Warrior' im Quassy Amusement Park kann der hier locker mithalten. 8/10.

Fazit: Wer sich nicht von der fürchterlichen Geschichte des Parks abschrecken lässt und wer auch ein kleines Faible für Trash hat, wird im Parc Saint Paul seinen Spaß haben. Zumindest für ein paar Stunden. Die zuletzt hinzugekommenen Neuheiten zeigen in eine durchaus positive Richtung, die Geschehnisse um den Parkbesitzer mit den gehäuften Unfällen allerdings eher nicht.
 
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Manti

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Ach ja, der Parc du Bocasse... Das ist wirklich ein (mittlerweile gar nicht mehr so großer) Geheimtipp dort drüben im Franzosenland. Dieser Park geht definitiv in die richtige Richtung und wie du auch schreibst, kann man hier echt ein paar schöne Stunden verbringen. Mir gefällt er unheimlich gut. Bin echt gespannt, wie es dort weiter geht.

Danke für die schöne Serie von eurem Trip, freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung.
 

sven

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Das mit dem erlaubt beim Nachbau... also gefragt scheint man nicht zu haben, was ich so hörte.

Der neue Teil im Parc du Bocasse ist mir vom Layout nichts, da stehen rechts vom Weg die Großattraktionen hintereinander gestellt, aber aufhalten will man sich da nicht, da weiß ich nicht was deren langfristiger Plan ist.
 

Fiorell

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Das mit dem erlaubt beim Nachbau... also gefragt scheint man nicht zu haben, was ich so hörte.

Der neue Teil im Parc du Bocasse ist mir vom Layout nichts, da stehen rechts vom Weg die Großattraktionen hintereinander gestellt, aber aufhalten will man sich da nicht, da weiß ich nicht was deren langfristiger Plan ist.

Ich habe mir tatsächlich noch einmal die Onrides zu 'Mami Wata' angeschaut - und das ist schon sehr, sehr ähnlich. Sogar die Boote sehen von innen gleich aus. Das wäre dann natürlich frech von Soquet, wenn da nichts vereinbart wurde.

Die Wege im neuen Teil des Parks hängen tatsächlich ziemlich in der Luft... bin mal gespannt ob die tatsächlich gleich noch einmal etwas im nächsten Jahr nachliefern und diesen Teil den Hügel da runter weiter ausbauen.
 
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